Liebe Claudia,
"Ich habe 10 Jahre mit Unterbrechungen Sulpirid eingenommen...ein Prolaktinspiegel lag bei 196 bei einem Referenzbereich von 10-20. "
Strukturformel von Sulpirid.
Bild: P.-R. Schulz
Sulpirid wird in der Psychiatrie eingesetzt. Es ist ein Dopaminantagonist, wirkt also dem Gehirnbotenstoff Dopamin entgegen. Hier ergibt sich der Zusammenhang mit dem Hormon Prolaktin: Dopamin hemmt normalerweise die Prolaktinproduktion, Sulpirid reduziert diesen hemmenden Effekt, die Prolaktinausschüttung steigt.
Prolaktin wird in der Hirnanhangsdrüse produziert, besonders viel in Schwangerschaft und Stillzeit, da es die Milchbildung und die Brustdrüsenentwicklung fördert. Eine Erhöhung (Hyperprolaktinämie) kann aber auch bei Brustwarzenreizung, Stress, Hunger, körperlichen Belastungen oder einer Überproduktion in der Hirnanhangsdrüse auftreten.
Gehirnschnitt: Die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) ist grün markiert.
Auch können diverse Medikamente zu einer Hyperprolaktinämie führen, z.B. blutdrucksenkende Mittel (Antihypertensiva) oder Sulpirid. Die uns vorliegende Obergrenze für Prolaktin im Blut von Frauen liegt bei knapp 24 µg/l. Wenn Sie einen Wert von 196µg/l haben, ist das stark erhöht.
" Bei mir stellte sich immer sehr schnell nach der Einnahme Sekretionen der Brust ein und Zyklus-Störungen sowie das Ausbleiben der Regel hatte ich auch."
kein Wunder, der Hirnanhangsdrüse wird über eine Rückkopplung mitgeteilt, dass zuviel Prolaktin im Blut ist, und die Drüse schüttet dann bei dem Versuch, die Prolaktinproduktion zu bremsen, als Nebeneffekt weniger Gonadotropine (=die Eierstöcke stimulierende Hormone) aus, zu denen z.B. das luteinisierendes Hormon (LH) gehört. LH löst den Eisprung aus und stimuliert nach dem Eisprung die Gelbkörperreifung und die Produktion von Geschlechtshormonen.
Bei LH-Störungen ist schnell auch der Zyklus gestört. Der natürliche Zyklus zeigt eine Vielzahl von exakt aufeinander abgestimmten, zu bestimmten Zeitpunkten ablaufenden Vorgängen und zyklischen Änderungen der Hormonproduktion, da sind Störungen leicht möglich.
"Meine Frage ist, ob Sulpirid tatsächlich solche Werte verursachen kann?"
selbstverständlich, das wäre eine typische Nebenwirkung.
"Wie lange dauert es bis sich so etwas normalisiert nach so langer einnahme?"
das wird vermutlich nicht von heute auf morgen gehen, auch nach jahrelanger Einnahme der Antibabypille kann es nach Absetzen über einige Monate (teils bis zu einem Jahr) zu gestörten Zyklen kommen, es dauert nach Absetzten von Medikamenten dieser Art einfach eine gewisse Zeit, bis sich wieder alles eingespielt hat.
"dass mir durch das Sulpirid ein Prolakinom gewachsen ist oder ich auf Dauer unfruchtbar geworden sein könnte."
das ist nicht zu erwarten, wahrscheinlich ist zunächst ein direkter Sulpirideffekt.
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