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Allgemeinmedizin

Leistenbruch

von Filou , 05.11.06 20:27
Hallo!

So, jetzt probier ichs hier mal. Erst die Kurzfassung der Vorgeschichte:

März 2005: Verletzung Außenband Sprunggelenk links (Pferd draufgesprungen). Aircast und weitere Stützbandage. Trotzdem sehr lange Beschwerden auch am Mittelfuß. Problem wurde jetzt nach über einem Jahr von einem Osteopathen weitgehend behoben (da war wohl unter dem Gewicht von 600kg Pferd einiges nicht mehr so angeordnet, wie es eigentlich gehört).

Oktober 2005: Seltsame Geschwulst in der rechten Leiste. Druckempfindlich. Chirurg sagt "dicker Lymphknoten".

Februar 2006: Schmerzen an der Hüfte rechts treten auf. Genauer gesagt unterhalb des Beckenkamms und zwar auf der Außenseite der Hüfte. Weichteilschmerzen.

Es hieß dann, nachdem sich das keiner so recht erklären konnte, das wäre wohl durch die Überbelastung rechts nach der Fußverletzung links. Wäre soweit auch plausibel.

ABER:
1. Der Fuß ist wieder halbwegs in Ordnung und ich habe glaub keine derartige Fehlhaltung mehr. Die Hüftbeschwerden sind dagegen unverändert. 2. Der dicke Lymphknoten wächst erstaunlicherweise immer nach körperlicher Belastung oder nach schwerem Heben. Nach Ruhephasen wird er wieder kleiner. Als ich vorgestern meine 4 Winterreifen ins Auto gehoben habe, ist er wieder explodiert und wurde deutlich schmerzhaft, v.a. beim Husten. Jetzt wird auf Leistenbruch getippt. Das stand vor einem Jahr schon mal im Raum, wurde dann aber wieder verworfen. Die Theorie mit dem LK erschien mir schon immer unplausibel. Aber ich habe mich mit Kritik zurückgehalten. Damals wurde auch abgeklärt, ob es einen gynäkologischen Grund für einen dicken LK geben könnte. Nein! Dann wurde noch eine Muskelverhärtung in die Diskussion geworfen.

Ich bin lanfsam völlig wirr - nach einem Jahr und 3 Chirurgen... Im Moment wird also von einem Leistenbruch ausgegangen und ich werde wohl in den nächsten Wochen mals ins Krankenhaus einrücken. Habe jetzt etwas in Google gesucht und einiges über Leistenbruch und seine Auswirkungen gefunden. Jetzt frage ich mich, ob meine Hüftbeschwerden denn auch vom LB kommen könnten??? Laufen denn in der Leistenregion auch Nerven, Sehnen oder sonst was, die mit der Außenseite der Hüfte in Beziehung stehen? Denn das habe ich schon öfter festgestellt: meistens werden Leiste und Hüfte gleichzeitig schlechter und besser. Besteht denn die Chance, daß nach einer LB-OP auch die Hüfte besser wird? Schön wäre es ja. Aber das scheint mir schon fast etwas sehr spekulativ.

Achso: ich bin weiblich, 29 Jahre, 160cm, 59kg.

Ich wäre für Ratschläge und Infos sehr dankbar!

Viele Grüße,

Clara

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Re: Leistenbruch

von Cyberdoktor , 10.11.06 20:12
Liebe Clara,

"Oktober 2005: Seltsame Geschwulst in der rechten Leiste. Druckempfindlich. Chirurg sagt "dicker Lymphknoten"."
wäre bei Geschwulsten im Leistenbereich eine Möglichkeit:


leistenlymphknoten
Anatomie: normale Leistenlymphknoten (grün markiert).


"Februar 2006: Schmerzen an der Hüfte rechts treten auf. Genauer gesagt unterhalb des Beckenkamms und zwar auf der Außenseite der Hüfte. Weichteilschmerzen. Es hieß dann, nachdem sich das keiner so recht erklären konnte, das wäre wohl durch die Überbelastung rechts nach der Fußverletzung links."
kommt durchaus vor.

"Der dicke Lymphknoten wächst erstaunlicherweise immer nach körperlicher Belastung oder nach schwerem Heben. Nach Ruhephasen wird er wieder kleiner. Als ich vorgestern meine 4 Winterreifen ins Auto gehoben habe, ist er wieder explodiert und wurde deutlich schmerzhaft, v.a. beim Husten. Jetzt wird auf Leistenbruch getippt."
Ein Leistenbruch kommt uns bei plötzlich auftretenden Schwellungen in diesem Bereich sehr plausibel vor, es drängen dabei Eingeweideteile durch bestimmte Bauchwandschwachstellen (Bruchpforten) in einen Bruchsack. Dies kann vom Spezialisten aber per Untersuchung eindeutig erkannt werden, in unklaren Fällen kann eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung sinnvoll sein, wurde das gemacht? Wir sind der Meinung, dass man einen Lymphknoten und einen Leistenbruch im Ultraschall recht gut unterscheiden kann.


leiste
Leistenanatomie: mögliche Bruchpforten für einen Leistenbruch sind grün markiert.


"Jetzt frage ich mich, ob meine Hüftbeschwerden denn auch vom LB kommen könnten"
bei Schmerzen aller Art können über eine Schonhaltung auch Folgeschmerzen in ganz anderen Körperbereichen entstehen.

Bitte schreiben Sie uns, wenn Sie neue Untersuchungsergebnisse haben.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

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Re: Leistenbruch

von Unbekannt , 20.11.06 01:14
Hallo,

danke für die Antworten! Hatte jetzt einige Zeit gar nicht mehr hier reingeschaut, weil anfangs keine Antwort kam. Bin jetzt ganz positiv überrascht:)

Ultraschall wurde etliche Male gemacht. Sogar von 2 verschiedenen Chirurgen. Es war immer ein recht klar abgegrenztes schwarzes etwas, bzw. auch mal 2 oder 3 davon. Fazit war immer etwas nachdenkliches Schauen und "das muß ein Lymphknoten sein". Dazu muß ich sagen, daß die Geschwulst nicht da liegt, wo auch auf der Zeichnung die LKs sind, sondern weiter zum Schambein rüber und nicht so richtig im Schritt, sondern etwas drüber. Ich hatte vor einer guten Woche nochmal einen Arzttermin und habe mal Klartext mit ihm geredet. Denn ich renne jetzt seit 1,5 Jahren zu Ärzten und es kommt nix sinnvolles raus. Schön langsam bin ich echt gefrustet:( Zumal ich ja mit unter 30 in nem Alter bin, wo ich auch einfach mal wieder schmerzfrei Sport treiben möchte! Er hat mir das nicht übel genommen und ich komme auch recht gut mit ihm klar (treibt den selben Sport und kann das schon auch verstehen). Auf alle Fälle hat er mich - nach einem erneuten Ultraschall - zum Kernspin überwiesen. Er meinte, Leistenbrüche wären eben bei Frauen schwer zu diagnostizieren. Habe ihm dann freundlich (und natürlich mit nem Grinsen) mitgeteilt, daß ich mein Geschlecht jetzt leider schlecht auswechseln kann;)
Die Radiologin war sich auch nicht so ganz sicher, was das sein soll. Nur eines konnte sie sagen: es ist KEIN Lymphknoten! Und die Sache sollte auf alle Fälle operativ abgeklärt werden. Nachmittags hatte ich aber dann nochmal ein Gespräch mit ihr. Und da meinte sie, das wahrscheinlichste wäre doch ein Leistenbruch. Inzwischen überlege ich schon, ob diese schwarzen Gebilde nicht vielleicht auch Dünndarm-Bereiche gewesen sein könnten?

Der offizielle Befund vom Kernspin (erst NaCl-Lösung, dann 15mlm Magnevist) lautet:
Liquide imonierende Läsion im Bereich der rechten Leiste mit Verbindung nach intraabdominal und geringe Binnenstrukturen sowie geringer Kontrastaufnahme nach KM-Gabe. Kein infiltrativer Charakter.
(An dieser Stelle wäre auch eine kleine Übersetzung nicht schlecht: imponierende Läsion? infiltrativer Charakter?)
Anteflektierender, sinistroponierter Uterus mit glatten Außenkonturen ohne infiltrative Veränderungen. Unauffällige Adnexen und Ovarien. Kein Aszites. Keine Lymphome. Kein Lipom.

Mittlerweile war ich auch im Buchhandel unterwegs und habe mich durch die Medizinabteilung gearbeitet. Dabei habe ich herausgefunden (meine ich zumindest zu glauben), was mir im Bereich der Hüfte weh tut. Entweder könnte es der N. cutaneus femoris lateralis oder der Ansatz des M. glutaeus medius sein. Habe schon gelesen, daß dieser Nerv irgendwie beim Leistenbruch mit eingeklemmt sein kann. Hat dieser Muskel auch einen Zusammenhang zum Leistenbruch?
Würde mich über eine baldige Antwort sehr freuen. Am besten in den nächsten Tagen. Denn am Donnerstag ist vorstationäre Untersuchung und Besprechung beim Anästhesisten und am Freitag früh bin ich fällig...

Viele Grüße,

Clara

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Re: Leistenbruch

von Cyberdoktor , 25.11.06 02:14
Liebe Clara,

"Der offizielle Befund vom Kernspin (erst NaCl-Lösung, dann 15mlm Magnevist) lautet: Liquide imponierende Läsion"
die Veränderung sieht nicht dicht und fest aus, sondern eher in Richtung Flüssig(-keitsgefüllt).

"geringe Binnenstrukturen"
hat im Inneren kaum Struktur.

"Kein infiltrativer Charakter."
wächst nicht in das umgebende Gewebe ein.

"Dabei habe ich herausgefunden (meine ich zumindest zu glauben), was mir im Bereich der Hüfte weh tut. Entweder könnte es der N. cutaneus femoris lateralis oder der Ansatz des M. glutaeus medius sein."
da gibt es schon noch eine Menge anderer Möglichkeiten.

"Denn am Donnerstag ist vorstationäre Untersuchung und Besprechung beim Anästhesisten und am Freitag früh bin ich fällig."
Berichten Sie uns bitte über den weiteren Verlauf.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

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Re: Leistenbruch

von Unbekannt , 27.11.06 19:07
Hallo!

So, bin wieder da :)

Es ging alles recht reibungslos. War aber wohl wirklich an der Zeit, der Sache mal - im wahrsten Sinne des Wortes - auf den Grund zu gehen. Sie haben rund ne Stunde an mir rumgebastelt. Denn es war nicht nur der Leistenbruch. Zusätzlich fanden sich Zysten am Mutterband. Und das alles war wohl schon etwas entzündlich und gereizt. (Zitat Anästhesist: "An der Sache haste aber schon länger gearbeitet..." Wie wahr - ein Jahr!
Wahrscheinlich war sich deshalb auch immer keiner so recht sicher, was es denn nun ist. Weil es 2 Sachen ganz nah beieinander waren. Naja, jetzt ist alles soweit klar. Und ich hoffe, daß sich damit auch die Hüft-Geschichte gibt. Narkose war richitg gut und angenehm (nicht so wie in der Vergangenheit schon mal erlebt). Schmerzen waren auch nicht sonderlich groß. Einzige Schmerzmittelgabe nach der OP fand im Aufwachraum statt und ab da nix mehr (sehr zur Verwunderung aller). Daß es immer mal zieht und zwickt, ist ja klar - aber absolut im Rahmen. Die Wunde ist so ca. 7 cm lang und sieht auch gut aus. Was etwas unangenehm war/ist, ist diese Bauchbinde. Mann, haben die mich am Freitag eingeschnürt... Samstag habe ich dann fast keine Luft mehr damit bekommen, weil es nach oben gerutscht war. Die Schwestern hat dann fast der Schlag getroffen, daß ich das überhaupt so lange ausgehalten habe, so fest wie das war *g* Jetzt darf ich es dann aber eh abmachen :)

Im Arztbrief steht: Herniotomie nach Bassini rechts. Bei Google hört sich diese Methode wie etwas veraltet an. Aber es wird wohl jede Methode ihre Vor- und Nachteile haben.

Danke für die Infos!

Mit besten Grüßen,

Clara

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Re: Leistenbruch

von Cyberdoktor , 02.12.06 00:16
Liebe Clara,

"Herniotomie nach Bassini rechts...hört sich diese Methode wie etwas veraltet an."
der Vorteil ist bei einer etablierten Methode eine lange und umfangreiche klinische Erfahrung, ausserdem wird kein Fremdmaterial (Netz) eingesetzt. Die Überlegenheit anderer Methoden wird aber tatsächlich diskutiert.

Bei der Herniotomie nach Bassini wird der Bruchsack freigelegt und eröffnet, evtl. ausgetretene Darmschlingen in die Bauchhöhle zurückgeschoben, das überschüssiges Sackgewebe wird entfernt und schliesslich das Bauchfell wieder zugenäht.

Die Bruchforte in der Bauchwand wird verschlossen und verstärkt, dazu werden die Bauchmuskeln zum Leistenband herabgezogen und dort vernäht, die Hinterwand des Leistenkanals wird durch die Muskeln verstärkt.

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Re: Leistenbruch

von Unbekannt , 10.12.06 08:31
Hallo nochmal,

ja, daß da Muskeln irgendwo hingezogen und festgenäht werden habe ich gemerkt. Da war ordentlich Zug drauf die ersten Tage... ;-/

Eine Frage habe ich jetzt noch. Habe seit gestern den OP-Bericht. Da steht im Bericht: ..."Desweiteren liegt nun nach Präparation eine etwa 4cm lange laterale Leistenhernie vor."... Unter Diagnose steht: "Mediale Leistenhernie rechts"
Mediale und laterale Hernie sind doch aber gerade "unterschiedlich" und nicht identisch dachte ich nach Google. Sie werden zumindest immer als 2 unterschiedliche Varianten dargestellt. Kann eine Hernie gleichzeitig lateral und medial sein?

Grüße, Clara

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Re: Leistenbruch

von Cyberdoktor , 18.12.06 22:26
Liebe Clara,

"Da steht im Bericht: ..."Desweiteren liegt nun nach Präparation eine etwa 4cm lange laterale Leistenhernie vor...Unter Diagnose steht: "Mediale Leistenhernie rechts"
Das wären in der Tat verschiedene Befunde. Wir würden dem OP Bericht Glauben schenken, evtl. war letzteres nur eine Verdachtsdiagnose. Fragen Sie doch einfach mal nach.

Der direkte (mediale = mittlere) Leistenbruch geht direkt durch Schwachstellen (Bruchpforten) in der Bauchdecke.


bruchpforten bauchdecke
Anatomie der Bauchmuskeln: häufig treten Hernien im Bereich der Linia alba (grün markiert) auf.


Die laterale (indirekte) Hernie folgt dem Verlauf des Leistenkanals, siehe die Abbildung in unserem ersten Beitrag.

Beste Grüsse, halten Sie uns auf dem Laufenden

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Re Leistenbruch

von Unbekannt , 16.12.08 20:38
Hallo Klara,
ich glaube dein Fehler war den Chirurg dreimal zu wechseln. Wenn du beim ersten geblieben wärst und Ihn an dem Verlauf deiner Erkrankung hättest teilhaben lassen wäre dein Prolem wahrscheinlich längst gelöst.

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Leistenbruch kontrollieren oder operieren?

von Unbekannt , 31.03.13 23:42
Liebes cyberdoktor-Team,

im Rahmen einer laparoskopischen Appendektomie wurden bei mir (weiblich) beidseitig Leistenbrüche festgestellt

1. mediale hernia inzipiens rechts (wurde zuvor schon im Ultraschall als Bruch und weiche Leiste erkannt)
2. subklinische mediale, asymptomatische Inguinalhernie links

Diese wurden allerdings während der Laparoskopie nicht operiert, da der Blinddarm entfernt wurde und so die Infektionsrate im Bauchraum zu hoch gewesen wäre.

Der Arzt meinte, man müsse die Brüche erst einmal nicht behandeln, es kann noch Jahre dauern, bis sie sich bemerkbar machen. Und bei mir kann sich der Darm nicht einklemmen. Kann man das von vorn herein schon sagen??

Wenn ich nun im Internet ein bisschen nach Hernien suche, werde ich doch etwas verunsichert und es stellen sich mir ein paar weitere Fragen, für die ein Arztbesuch aber wahrscheinlich nicht von nöten ist. Deswegen möchte ich es hier versuchen:
Sollten die Leistenbrüche regelmäßig kontrolliert werden? Ich lese, dass man bei Leistenbrüchen generell sofort operieren sollte. Trifft dies nur zu, wenn sich schon ein Bruchsack gebildet hat?
Ist es auch aus Ihrer Sicht okay, abzuwarten?
Kann man wirklich ausschließen, dass der Darm sich einklemmen kann?
Was passiert bei einer Schwangerschaft?

Vielen Dank für Ihre Hilfe

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