Hallo,
"Mein Sohn schwitzt nachts, besonders in der ersten Hälfte, sehr stark. "
nächtliches Schwitzen, ohne das entsprechende Zimmertemperaturen oder dicke Bettdecken als Auslöser in Frage kommen, ist stets ein Grund zur Kontrolle durch den Arzt, es können ja z.B. Infektionskrankheiten dahinterstecken.
"Hinzu kommt, dass er seit Monaten immer wieder auf Schmerzen an den Lymphdrüsen links am Hals hinwies."
über Monate anhaltende Lymphknotenschwellungen (besonders wenn auch noch Schmerzen auftreten) sind ebenfalls kontrollbedürftig.
"Ich bat den Hausarzt u.a. um eine Schilddrüsen-Diagnostik."
vermutlich dachten Sie an eine Schilddrüsenüberfunktion, bei dieser kann es ja zu vermehrtem Schwitzen kommen.
" Doch bei der Epstein-Barr-Serologie gab es Abweichungen"
Tests auf Epstein-Barr-Viren sind bei anhaltenden Halslymphknotenschwellungen eine der üblichen Untersuchungen.
Epstein-Barr-Viren lösen das Pfeifersche Drüsenfieber (infektiöse Mononukleose) aus, es zeigen sich in den meisten Fällen unspezifische Symptome wie Fieber, Halsentzündung mit geschwollenen Mandeln, Lymphknotenschwellung an Hals, Nacken, manchmal auch in den Achselhöhlen und am ganzen Körper, eine ursächliche Therapie gibt es nicht, diese ist aber auch nicht nötig.
Pfeifer-Drüsenfieber: Halsentzündung
Bild:
DermAtlas(Vorschau, Bild ist mit grösserer Ansicht verlinkt).
Die Übertragung des Epstein-Barr-Virus erfolgt meist durch Speichel.
Epstein-Barr-Viren: elektronenmikroskopische Aufnahme. Die Virus Partikel bestehen aus einem dunklen kreisrunden Capsid mit genetischem Material, umgeben von einer lockeren Membranhülle.Bild: PLoS Biology/Liza Gross
Creative Commons Attribution License.
Typisch sind ebenso Müdigkeit, Muskel- und Kopfschmerzen. Manchmal können auch Übelkeit und Oberbauchbeschwerden, die ein Zeichen für eine Milzvergrößerung sein können, sowie Lebervergrößerung und selten Gelbsucht (Ikterus) hinzukommen.
Fluoreszenz-Antikörper Färbung: Blutzellen, die das Epstein-Barr-Virus enthalten, leuchten grün.
Bild: CDC/Dr. Paul M. Feorino
Auch hier wird die Diagnose in der Regel anhand des Krankheitsbilds und der typischen Blutbildveränderungen (das Blutbild zeigt meist eine Leukozytose, also eine Vermehrung der weissen Blutzellen und nachweis von sogenannten Pfeiffer-Zellen) gestellt.
Manchmal ist auch die Durchführung eines speziellen Antikörper-Suchtest notwendig.
"Mononukleose-Agglutination=negativ;"
dies ist ein sogenannter Schnelltest, eine Art grober Filter, bei knapp 90% der Menschen mit einer früheren Mononukleose Erkrankung ist der Test positiv.
"EBV EA-IgG=negativ"
das EA ("Early-Antigen") wird kurz nach der Infektion Primärinfektion bei 80% der Patienten nachweisbar, verschwindet aber nach einigen Wochen.
"EBV VCA-IgG = 89" (leider geben Sie keine Messeinheiten an)
hier werden Antikörper gegen das sogenannte Virus-Kapsid-Antigen (VCA) nachgewiesen, unsere Norm: Werte von über 13 U/ml werden als positiv angesehen. Nach einer Infektion bleiben die EBV VCA-IgG oft zeitlebens nachweisbar. Anhaltend hohe Werte sprechen aber für eine chronische Erkrankung.
"EBNA IgG =174"
dies sind Antikörper gegen ein Kernantigen, das in latent mit dem Virus infizierten Körperzellen gebildet wird. Es kann lebenslang (schwach) erhalten bleiben, hohe Werte können auf eine chronische Infektion deuten.
Also vermutlich keine frische Infektion, evtl. eine chronische EBV-Infektion, was sagt denn der behandelnde Arzt?
Sind die Symptome in den Augen der behandelnden Ärzte nicht durch eine EBV-Infektion zu erklären gilt: Eine lokale Lymphknotenschwellung spricht oft auch für eine lokale Entzündungsursache, so sind Lymphknotenschwellungen im Bereich des Kopfes / Halses z.B. häufig mit Atemwegsinfekten oder einer Mandelentzündung verbunden, aber auch andere Ursachen, wie Zahnentzündungen, sind möglich, daher ist eine Kontrolle durch HNO-Ärzte und Zahnärzte sinnvoll.
Lymphknotenanatomie: Kieferwinkellymphknoten und tiefe Halslymphknoten sind gelb markiert.
Findet sich kein einfacher Infekte als Verursacher, ist eine sog. Basisdiagnostik durchzuführen. Hierzu gehört eine Blutuntersuchung mit den Parametern
· Blutbild mit Differentialblutbild
· C-reaktives Protein(CRP), Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG)
· Virusuntersuchung für Cytomegalie, Eppstein-Barr
· Untersuchung auf Borrelien, Hepatitiserreger, HIV und ggf. TBC-Testung
· Ultraschalluntersuchung des Lymphknotens
Je nach Ergebnis und weiterem Verlauf wird zusätzlich eine erweiterte Diagnostik durchgeführt. Hierzu gehört u.a. eine
· Röntgenuntersuchung des Brustraums, ggf. mikrobiologische Kultur des Speichels und/oder des Magensaftes
· Ultraschalluntersuchung des Bauchraums
· Bei einem Fortschreiten der Lymphknotenschwellungen eine Lymphknotenpunktion (Biopsie).
Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden
Ihr Cyberdoktor-Team
Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
Antwort schreiben