Liebes Cyberdoktor Team,
ich bitte um Ihren fachlichen Rat, da ich letzte Woche die Diagnose „Entzündung Gleichgewichtsnerv links“ von einem Neurologen bekommen habe, mich daraufhin belesen habe (auch die ganzen Seiten zu diesem Thema) und mich irgendwie nicht wirklich darin „wiederfinden“ kann:
Alles fing am 19.04. an:
Kalte Hände (in Ruhe und bei Bewegung), Gesichtsblässe, allgemeines Unwohlsein, Kopfschmerz
Die Darauffolgenden Tage veränderte sich dieser Zustand nicht, nur die Kopfschmerzen verschwanden, meine Kollegen meinten ich sehe sehr krank aus. Zusätzlich kam nach Bewegung leichter Schwindel hinzu.
23.04.:
- Abends im Restaurant heftige Kreislaufprobleme (kalter Schweiß, weiche Knie, Schwarz werden vor Augen) nach dem Essen. Mit Bewegung an der frischen Luft ging es wieder
Da Anfang Mai ein Urlaub anstand und sich der Zustand eher verschlimmerte, der Schwindel und die Blässe nun bei jeder Bewegung leicht einsetzte, bin ich dann doch zum Arzt gegangen:
Dieser machte ein Ruhe EKG wo ein AV Block I festgestellt wurde, woraufhin ich zum Kardiologen überwiesen wurde. Der Blutdruck war für meine Verhältnisse die Tage etwas niedrig. (110⁄55 Puls 54)
Das „große“ Blutbild war ohne Befund. Schilddrüse wurde TSH Wert genommen: 2,7
Zur Info: Ich bin 31 Jahre alt, männlich, und nehme seit 5 Jahren Ramipril 2,5mg morgens
Der Kardiologe machte ein Echo und empfand alles als optimal. Ergebnis: „Beschwerden nicht organisch bedingt“ Ich fragte wegen dem AV Block nach und er meinte nur: „Naja, sie sind jung und schlank, da kann so etwas sein, machen Sie sich keine Sorgen“ (Vor 4 Jahren, beim letzten EKG hatte ich diesen jedoch noch nicht)
Dennoch entschieden wir uns die Dosis vom Ramipril zu halbieren. Mir ging es darauf die nächsten Tage etwas besser, der Schwindel wurde weniger, blieb bei leichter Bewegung und verschwand in Ruhe (Stehen, sitzen und liegen) völlig. Die Kalten Hände sowie Gesichtsblässe traten nur noch bei Bewegung auf. Der Blutdruck pendelte sich bei 120⁄70 morgens ein.
Im Urlaub ist mir aufgefallen, dass der Schwindel bei anfänglicher Bewegung zunahm (wir hatten eine Städtetour gemacht) jedoch im laufe des Tages und bei vermehrter Bewegung abnahm, teilweise sogar ganz verschwand im laufe des Nachmittags. Beim Radfahren hatte ich zum Beispiel gar keine Beschwerden.
Nach dem Urlaub wurde dies jedoch wieder schlimmer, worauf ich zum Orthopäden ging. Dieser stellte ein HWS⁄BWS⁄LWS Syndrom fest und eine Dysfunktion der Kopfgelenke und verschrieb mir manuelle Therapie. Er meinte aber, ich solle noch zum HNO Arzt gehen, weil meine Beschwerden nicht alleine von der HWS kommen können.
Dann plötzlich während dem Auto fahren: Wieder plötzlich Kreislaufbeschwerden, Ohnmachtsgefühl, etc., nach einer halben Stunde Ruhe ging es wieder. Beim HNO Arzt wurde dann ein Hörtest gemacht (alles okay) und ein Test wo mir in beiden Ohren kalte und warme Luft geblasen wurde. Auf der rechten Seite war dies alles aushaltbar, auf der linken Seite hatte ich dabei schmerzen, der Schwindel wurde links schlimmer als auf der rechten Seite und auch meine Augen zitterten deutlich mehr. Der Test sei jedoch unauffällig gewesen. Ergebnis: „das ist zentral bedingt, ich benötige ein MRT“ Mit der Frenzelbrille war nichts festzustellen.
Inzwischen wurde der Schwindel schlimmer, Anfang Juni, es war ein Samstag Nachmittag, plötzlich sehr heftig: Ich konnte mich kaum bewegen, mir war übel, ich torkelte durch die Gegend, hatte starken Brechreiz (musste aber nicht erbrechen), mir lief kalter Schweiß über den Körper, es wurde kurz schwarz vor Augen. Ich legte mich hin, behielt die Ruhe und schlief irgendwann ein. Seitdem ist der, ich nenne ihn mal Betrunkenheitsschwindel dauerhaft da.
Hinzugekommen ist außerdem das Problem, dass ich mich nicht mehr konzentrieren kann und mir auch nicht mehr Gesprächen aktiv folgen sowie das ich bewegende Gegenstände nicht mehr fixieren kann. Das heisst die Schrift auf einen vorbeifahrenden LKW ist nicht lesbar, da verschwommen, oder im TV „laufende“ Schrift ist nicht lesbar, es verschwimmt alles. Ein Fussballspiel schauen geht gar nicht, der Ball ist kein Ball mehr, er ist total verschwommen. Kamerabewegungen lösen Schwindel aus oder Personen die mir gegenüber stehen und sich wild bewegen. Stehende Gegenstände machen mir aber keine Probleme, oder „ruhige“ Filme. Doppelbilder o.ä. ist nicht vorhanden
An dem Montag nach dem Vorfall war ich also wieder beim Hausarzt, da es mir sehr schlecht ging. Der Weg dorthin war eine Qual, ich habe es kaum geschafft den Weg zu laufen, Übelkeit, Brechreiz, alles schwankte um mich herum. Jedes Straßenschild schwankte nach oben und unten (als wenn meine Augen die Körperbewegung nicht mehr ausgleichen), es fühlte sich wie starke Kreislaufbeschwerden an, ich konnte mich kaum auf den Stuhl halten, nur liegen war auszuhalten.
Mein Hausarzt schickte mich sofort in die Notfallambulanz, wo ich nach den Untersuchungen (EKG und Blutdruck ohne Befund, außer AV Block I) von einem Neurologen untersucht wurde: Dieser machte einen Test ob ich stehen kann, diesen Finger zu Nase Test und meinte: „Kein Schlaganfall, alles andere muss ich beim Hausarzt abklären lassen, er übernimmt hier nicht die Hausarztfunktion“
Wieder zum Hausarzt, welcher mich an einen Neurologen überwies: „Frühstmöglicher Termin in 6 Wochen“. Ich blieb die Tage darauf weitestgehend im Bett, da es nur so aushaltbar war.
Zwei Tage später kam wieder so ein heftiger fast Ohnmachtsanfall wie an dem Samstag zuvor, diesmal rief ich den Krankenwagen und wurde in einem anderen Krankenhaus einem Neurologen vorgestellt: Ergebnis nach einem Stehtest, Reflextest und einmal über das Gesicht streichen: „Kein Schlaganfall, sie bilden sich das doch nur ein. Wir Krankenhäuser müssen sparen und haben weder Zeit noch Geld für genaue Untersuchungen wenn kein lebensbedrohlicher Zustand vorliegt.“ (Ich weiss nicht warum die Herren immer von einem Schlaganfall ausgehen? Es gibt doch noch andere Diagnosen?)
Mein Hausarzt wollte nun das MRT haben und besorgte mir einen schnelleren Termin. Ergebnis: Ohne Befund. Er schrieb mich krank und ich sollte mal die Physio (wegen HWS) abwarten.
Inzwischen war nun Mitte Juni und es wurde von Tag zu Tag besser. Früh heftiger Schwindel, im laufe des Tages besser. An Dinge wie einkaufen gehen usw war alleine nicht denken, bei jeder Bewegung, vor allem bei unebenen Untergrund wurde dies schlimmer (weil dann die Umgebung mehr schwankte)
Mit dem MRT bin ich wieder zum HNO, welcher aber im Urlaub war und etwas zentrales vermutete, die Vertretung konnte aber nichts damit anfangen und meinte da im MRT nichts ist, haben Sie auch nichts.
Tja, seitdem geht es von Tag zu Tag minimal aufwärts. Inzwischen ist es früh morgens sogar aushaltbar und und gegen Nachmittags kann ich mal einkaufen gehen, der Schwindel begleitet mich zwar, aber es geht. Auch die Umgebung schwankt nicht mehr allzu sehr, aber die Sehstörungen sind geblieben. Längere Strecken gehen ist noch unmöglich, dann überkommt mich der heftige Schwindel, die Übelkeit, dass Schwarzwerden vor Augen, die Blässe wieder.
Letzte Woche hatte ich dann endlich den Termin beim Neurologen, welcher auch Psychiater ist. Dieser untersuchte mich gründlich und stellte mit körperlichen Untersuchungen einige Dinge fest (und das nach 10 Minuten, warum schaffen die Neurologen im Krankenhaus dies nicht?)
Unter anderem habe ich beim UnterbergerTretversuch völlig versagt. Nach ca. 20 Sekunden hatte ich mich um ca. 100 Grad nach links gedreht. Auch bei anderen Tests mit geschlossenen Augen hatte ich immer das Gefühl es zieht mich nach links.
Seine Diagnose lautete nun: Entzündung linker Gleichgewichtsnerv. Auch die Sehstörungen sollen daher kommen. Der Neurologe möchte aber noch andere Tests machen, wegen Urlaubszeit und vollen Terminkalendern ist die Untersuchung erst am 20.08. (AEP, VEP, US)
Aber irgendwie, sind meine Symptome doch andere, wie von meinen Vorrednern beschrieben. Kein Drehschwindel. Aber aber eine Straße gehen und nach links und rechts schauen ist der Horror. Dann weiss ich gar nicht mehr wo ich stehe. Die Therapie besteht aus Gleichgewichtsübungen, Medikamente habe ich keine und ich soll viel Geduld mitbringen. (und geduldig war ich noch nie, zumal ich endlich wieder arbeiten möchte, wovon ich noch weit entfernt bin) 1. Wie beurteilen Sie die Gesamtsituation? MRT und HNO war ohne Befund. Wie kann dann so etwas sein?
2. Der Schwindel trat nicht wie bei dem Krankheitsbild typisch ist plötzlich auf, sondern steigerte sich langsam bis zu den heftigen (Kreislauf-)Anfällen, reduziert sich nun wieder langsam. Wenn dann ist auch nur ein leichter Drehschwindel vorhanden, eher mehr ein heftiger Schwankschwindel der nur durch Bewegung ausgelöst wird, morgens am schlimmsten ist und sich im laufe des Tages bessert. Auslösen kann ich diesen übrigens auch beim Autofahren durch schnelle Kurven, Beschleunigung und Bremsen. Im allgemeinen ist aber Autofahren (da sitzen) problemlos möglich, nur längeres gehen ist unmöglich. 3. Es gibt gute Tage, wo ich denke, jetzt gehts aufwärts, manchmal sogar Stunden wo ich komplett beschwerdefrei bin und dann aber wieder Tage, wo es sehr schlecht ist. An diesen Tagen begleitet mich eine innere Unruhe. Vor allem wenn ich mich zwinge mich viel zu bewegen ist es abends besser. Die Gesamttendenz ist nur leicht positiv, aber ich bin froh das ich inzwischen zu Hause Beschwerdefrei leben und alles machen kann, bis auf morgens nach dem aufstehen, da benötige ich ca. 1 Stunde bis ich mich gut bewegen kann. 4. Essen fällt mir schwer, ich habe keinen Appetit und wenn ich mich zwinge kann ich nur wenig essen, da sonst die Übelkeit mit Schweißausbrüchen folgt. Gewicht verliere ich dadurch natürlich auch. Trinken tue ich aber viel. 5. Durch die Sehstörungen finde ich mich eher beim Thema Bilaterale Vestibulopathie wieder. Wie sehen Sie das?
6. Oder sind das alles doch Kreislaufbeschwerden oder gar andere Ursachen (Schilddrüse?) ? Der Neurologe meinte, dass Nervensystem wirkt sich auch auf den Kreislauf aus, ich soll mir daher keine Gedanken machen. Der AV Block beunruhigt mich eben sehr. Ich habe aber keine Angst irgend etwas schlimmes zu haben, nur diese regelmäßigen Fast Ohnmachten sind sehr leidvoll, mit „nur“ Schwindel könnte ich ja leben. 7. Im Februar hatte ich eine heftige Mandelentzündung, die mit Penicillin nicht verschwand, erst ein stärkeres Breitbandantibiotikum (Name weiss ich leider nicht mehr) verschaffte nach Wochen Abhilfe. Besteht da ein Zusammenhang?
8. Die letzten Tage habe ich eine Art innere Unruhe entwickelt. Ich denke, weil mich die Gesamtsituation belastet und mir auch die Decke auf den Kopf fällt. Was kann ich dagegen tun?
9. Noch eine Info: Das ganze trat letztes Jahr, während eines 3 Montagen Aufenthaltes in Zentralafrika auf (ich habe alle empfohlenen Impfungen eingeholt), verschwand aber nach 1 Woche wieder. Beim Augenarzt war ich auch, da war alles i.O. und er meinte: „ist was neurologisches“
Danke für Ihren Rat und sorry für den langen Text.
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