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Reisemedizin

Brasilien Impfempfehlungen, Malaria

von Unbekannt , 29.11.02 03:20
hallo

brazilien - ca 6-8 wochen quer durchs land - auch amazonas

was gibt es zu beachten?

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Re: Brasilien Impfempfehlungen, Malaria

von Cyberdoktor , 30.11.02 05:19
Liebe/r Reisende/r

vorausgesetzt Sie sind gesund, werden grundsätzlich die auch in Deutschland empfohlenen Schutzimpfungen (Tetanus, Polio, Diphterie) angeraten, ergänzt durch eine Hepatitis-A-Schutzimpfung. Bei Risikoreisen („Rucksackreisen“, enger Bevölkerungskontakt, ggf. Erfordernis medizinischer oder zahnmedizinischer Versorgung) wird zusätzlich eine Impfung gegen Hepatitis-B, Tollwut, Typhus, ggf. gegen Cholera empfohlen.

Brasilien gilt als Land mit Gelbfieber-Infektionsgebieten ( Acre, Amapá, Amazonas, Goiás, Maranhao, Mato Grosso, Mato Grosso do Sul, Pará, Rôndonia, Roraima, und Tocantins, sowie bestimmte Regionen von Minas Gerais, Parana und Sao Paulo).
Sollten Sie in bzw. durch die genannten Regionen reisen wollen, gilt die von der WHO unabhängig von der Landesvorschriften ausgesprochene Empfehlung der o.a. Gelbfieberimpfung.

"6-8 wochen quer durchs land - auch amazonas"
Malaria: ein ganzjähriges Malariarisiko besteht in den meisten Waldregionen unter 900m Höhe in den neun Staaten von "Legal Amazonia": Acre (v.a. die Siedlungsgebiete in den Tälern von Acre, Aburia, Taranacá und entlang des Highways Tarauacá-Cruzeiro duo Sul), Amapá (v.a. im Norden und im Tal des Jar), im Bundesstaat Amazonas (v.a. die Region Manaus und benachbarte Bezirke, Unterläufe von Negro, Madeira, Rorús und Solimôes), Maranhao (v.a. zentraler und westlicher Teil), Mato Grosso (v.a. nördlicher und westlicher Teil), Pará (ausser in der Stadt Belém), Rondônia (v.a. Ariquemes, Machadinho, Costa Marques und Cardeias), Roraima (bes. die Gebiete der Yanomanú- und Macuxi-Indios) und Tocantins (v.a. im Norden und in der zentralen Araguaia-Region, sowie in einigen isolierten Bezirken im Süden).

Ein besonders hohes Risiko besteht in den Regenwald- und Urwaldgebieten - insbesondere in dort gelegenen (neueren) Siedlungsgebieten. Hier finden sich häufig multi-resistente Malaria tropica-Erreger. Ein reduziertes Risiko besteht in den Stadtbereichen, einschließlich Pôrto Velho, Boa Vista, Macapá, Manaus, Santarém und Maraba. Als gering bis vernachlässigbar eingeschätztes Risiko besteht in den übrigen Landesteilen außerhalb der Amazonasregion und den Stadtzentren. Als malariafrei gelten die Ostküste und die Iguacu-Fälle

Wenn Sie also quer durchs Land reisen und Gebiete mit hohem Risiko bereisen, müssen Sie evtl. sogar vorbeugend Medikamente gegen Malaria einnehmen (eine Malariaprophylaxe ist dann laut der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin nötig), andernfalls ist zumindest das Mitführen einer Notfalltherapie angeraten (für die Gebiete mit einem geringen bis mittleren Risiko) lassen Sie sich von einem Reisemediziner beraten.


mosquito
Stechmücke auf menschlicher Haut.
Bild: CDC/James Gathany.


Ein konsequenter Mückenschutz ist Pflicht und schützt nicht nur vor Malaria, sondern u.a. auch vor anderen über Insekten übertragene Krankheiten wie Denguefieber, Kala Azar, Gelbfieber, Leismaniase und Filariose.

Konsequent heisst: man trägt vom Arzt empfohlene Mückenschutzmittel auf die Haut auf (Füsse nicht vergessen, im Knöchelbereich kommt es zu den meisten Stichen!), trägt stets bedeckende (Arme, BEine, Knöchel) helle (viele Mücken werden von dunkler Bekleidung angelockt!) Kleidung. Kein Parfüm, keine Duftstoffe, diese können Mücken anlocken. Da Mücken durch dünne Kleidung stechen können, sollte die Kleidung mit Insektiziden behandelt sein. Im Zimmer nutzen neben einem imprägnierten Netz auch weitere Mittel, die Insekten töten oder vertreiben, sinnvoll sein, z.B. Verdampfer, Kerzen, Räucherspiralen, Sprays. Zimmer abdichten (Räume mit Klimaanlage sind meist gut geschützt). In der Dämmerung und am Abend sollte man sich in Ländern mit Mücken, die besonders gefährliche Krankheiten wie Malaria übertragen, besser in sicheren Räumen aufhalten.

In der Regenzeit wächst meist das Mückenrisiko, ebenso an Gewässern.

Brazilien gilt als Land mit Cholera-Infektionsgebieten (Bundesstaaten Acre, Alagonas, Amapá, Amazonas, Bahia, Ceará, Distrito federal, Espirito Santo, Maranhao, Mato Grosso, Minas Gerais, Pará, Paraiba, Paraná, Pernambuco, Piauri, Riode Janeiro, Rio Grande do Norte, Rondonia, Sao Paulo, Sergipe).

Eine Cholera-Impfung wird wegen der nur begrenzten Wirksamkeit der injizierbaren Impfstoffe von der WHO nicht empfohlen und von den brasilianischen Behörden offiziell nicht gefordert. Bei individuell erhöhtem Risiko stehen als Alternative wirksamere Schluckimpfstoffe zur Verfügung. Grundsätzlich sind eingehende Hygienemaßnahmen erforderlich. Wegen der nur begrenzten Wirksamkeit der Impfstoffe, wird eine Cholera-Impfung von der WHO nicht empfohlen und vom Einreiseland nicht gefordert.

Zu guter Letzt gibt es auch Berichte über gelegentlich Meningokokken-Meningitis-Epidemien. Eine generelle Impfung wird jedoch nicht empfohlen.

Landesweit besteht bedingt durch eingeschränkte Hygiene natürlich eine erhöhte Gefahr für Infektionskrankheiten, die durch verunreinigte Speisen oder Getränke übertragen werden (z.B. Hepatitis A, Typhus, Amöbenruhr, Lambliasis, Wurmerkrankungen). Es gilt also strikt: "Cook it, peel it, or leave it", man sollte also auf besondere Hygienemaßnahmen vor Verzehr von Obst, Gemüse und Fleisch achten und diese Nahrungsmittel nur frisch gekocht oder frisch selbst geschält verzehren. Trinkwasser sollte nur aus original verpackten Flaschen kommen.

Meiden Sie unbedingt Süßwassergewässer (Seen, Flüsse, Tümpel) in Brasilien finden sich in einigen Gebieten die Erreger der Bilharziose. Die Schistosomiasis (Bilharziose) ist eine durch Trematoden (Saugwürmer) der Gattung Schistosoma (Pärchenegel) verursachte Tropenkrankheit, diese Erreger benötigen bestimmte nur in den warmen Gewässern der Tropen vorkommenden Zwischenwirte (Süßwasserschnecken).


schistosoma
Schistosoma-Eier (violett, eiförmig) in Blasengewebe (mikroskopishe Aufnahme).
Bild: DPDx


Sogenannte Zerkarien (Entwicklungsstufe des Egels), bohren sich durch Haut oder Schleimhäute und wandern dann durch die Blutgefässe in Leber, Darm oder Blase, wo sie viele Jahre prächtig leben können (Bilharziose). Eine Schutzimpfung vor parasitären Erkrankungen gibt es nicht. Diese Erkrankung kann ebenfalls die Nieren schädigen!

Bitte Vorsicht beim Kontakt mit Tieren (Tollwutrisiko), speziell Hunden, auch in Städten können streunende Hunde infiziert sein. Bei Fledermausbissen bitte den Arzt aufsuchen.

Überprüfen Sie bitte Ihren Impfpass auf Gültigkeit und Vollständigkeit der angegebenen Schutzimpfungen, bzw. wenden Sie sich zur Durchführung derselben an Ihren Hausarzt bzw. an einen Reisemediziner und ggf. eine Gelbfieberimpfstelle, im Falle einer Dienstreise an Ihren zuständigen Betriebsarzt.

Eine gute Reise wünscht
Ihr Cyberdoktor-Team

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BRA - Espirito Santo

von Alexander K , 11.10.07 22:57
Hallo. Ich bin von Mitte Dez07 4 wochen in Espirito Santo und bin auch eine Woche in Recife. Ich wohne südlich von Vitoria auf dem Land (an ein katholisches Kinderheim angeschlossen). Bei der Recife-Reise wohne ich im Hotel. Ich denke, gegen Typhus, Thetanus und Hepatitis A werde ich mich impfen.

Frage: Ist eine Impfung von Gelbfieber, Dengue und Tollwut nötig?

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Re: BRA - Espirito Santo

von Cyberdoktor , 12.10.07 01:10
Hallo,

"Ich bin von Mitte Dez07 4 wochen in Espirito Santo und bin auch eine Woche in Recife. Ich wohne südlich von Vitoria auf dem Land (an ein katholisches Kinderheim angeschlossen)...Ich denke, gegen Typhus, Thetanus und Hepatitis A werde ich mich impfen."
sinnvoll, Sie schreiben, dass Sie auf dem Land wohnen, auch ein engerer Bevölkerungskontakt ist bei einem angeschlossenen Kinderheim ja wohl wahrscheinlich, dann gilt das oben gesagte: alle in Deutschland empfohlenen Schutzimpfungen (Tetanus, Polio, Diphterie) sollte sie haben, ausserdem eine Hepatitis-B, Typhus, sowie bei sehr schlechten hygienischen Verhältnissen auch ggf. gegen Cholera.

"Ist eine Impfung von Gelbfieber .. nötig"
Espirito Santo dürfte zu Gelbfieber-Infektionsgebieten in Brasilien gehören, es gilt daher die von der WHO ausgesprochene Empfehlung der Gelbfieberimpfung.

"Dengue"
Auch das Dengue-Fieber tritt in Espirito Santo auf. Es gibt zur Zeit noch keinen Impfstoff. Achten Sie daher äusserst genau auf die Einhaltung der oben genannten Mückenschutz-Massnahmen

"und Tollwut"
normalerweise nur, wenn Sie Tierkontakte befürchten müssen.

Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team

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Malaria Amazonas

von Unbekannt , 11.12.07 09:46
Ich werde einige Tage im Amazonasgebiet sein. Ist Malarone als Prohylaxe geeignet?
Danke

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Re: Malaria Amazonas

von Cyberdoktor , 11.12.07 11:59
Hallo,

"Ich werde einige Tage im Amazonasgebiet sein."
der Amazonas Fluss hat eine Länge von über 6000 Kilometern, wenn Sie also den Fluss meinen, ist diese Angabe zu ungenau, um eine Malaria-Empfehlung zu geben, wir verweisen dann auf unseren ausführlichen Beitrag oben, in dem die einzelnen Landesteile mit Risiken genannte werden.

Wenn Sie aber den Bundesstaat Amazonas meinen: es ist laut der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin von einem ganzjährigen Risiko auszugehen, das das Mitführen einer Notfall-Medikation nötig macht,

"Ist Malarone als Prohylaxe geeignet?"
wie gesagt wird im Bundesstaat Amazonas keine Prophylaxe vorbeugend eingenommen, sondern eine für Gebiete mit mittlerem oder geringem Malariarisiko typische Notfalltherapie mit Mefloquin (Lariam®) oder Atovaquon/Proguanil (Malarone®) oder alternativ Artemether/Lumefantrin (Riamet®) mitgeführt.

Reden ´Sie unbedingt mit einem Reisemediziner.

Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team

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Peru, Bolivien, Brasilien

von Unbekannt , 29.12.07 05:55
Hallo, plane eine Trekkingtour und möchte wissen welche Impfungen / Vorsichtsmaßnahmen ich machen muß/sollte. Die Tour geht durch Peru (Lima,Arequipa, Puerto Maldonado), Bolivien (Pando)und Brasilien (Porto Velho, Manaos). Danke

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Re: Peru, Bolivien, Brasilien

von Cyberdoktor , 29.12.07 08:08
Hallo,

"Die Tour geht durch Peru (Lima,Arequipa, Puerto Maldonado), Bolivien (Pando)und Brasilien (Porto Velho, Manaos)."
es gelten, sowohl für Peru, als auch für Bolivien und Brasilien, die in unserem Ausführlichen Beitrag oben genannten allgemeinen Brasilien Empfehlungen.

"plane eine Trekkingtour"
bei einer Tracking- bzw. Abenteuer-Tour ist man in einem Land wie Brasilien den mangelhaften Hygienbedingungen besonders stark ausgesetzt, daher gelten dann erweiterte Schutzmassnahmen, d.h. man sollte mit dem Reisemediziner zusätzlich eine Impfung gegen Hepatitis-B, Tollwut und Typhus diskutieren.

Ausserdem verweisen wir bei Tracking Reisen erneut auf die Notwendigkeit einer konsequenten Mücken- bzw. Insektenabwehr (gegen Wanzen, Mücken, Flöhe, andernfalls drohen diverse Erkrankungen wie Dengue-Fieber, Leishmaniasis, Kala Azar, Filariose und die Chagas-Krankheit). Man sollte stets sichere Schlafplätze wählen, in Brasilien gibt es sogar noch die Pest, rattenverseuchte Lagerplätze sind zu meiden. Für Peru und Bolivien gelten die gleichen Vorsichtsmassnahmen. Achten Sie peinlich genau auf eine hygienische Nahrungszubereitung und sauberes Trinkwasser.

Bezüglich des Malaria-Risikos muss der Reisemediziner Ihre genaue Route kennen, denn in einigen Teilen Brasiliens (unter anderem im Bundesstaat Rondônia, dort liegt das von Ihnen genannte Porto Velho) muss man sogar vorbeugend ein Malaria-Mittel einnehmen, siehe unsere ausführlichen Beiträge oben in diesem Themenblock. In Peru und Bolivien reicht normalerweise das Mitführen eines Stand-by Malariamittels.

Sie reisen offensichtlich auch in ländliche Gebiete, nehmen Sie daher diese Warnungen ernst.

Eine schöne Reise wünscht

Ihr Cyberdoktor-Team

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Brasilien Schutz gegen Moskitos mit Vitaminen?

von Ute45 , 30.03.08 20:57
Wir reisen demnächst nach Brasilien. Uns wurde das Medikament Neuro-ratiopharm N gegen Moskitos empfohlen. Von anderer Stelle wurde uns davon abgeraten. Wie ist Ihre Meinung dazu ? Vielen dank für Ihre Rückantwort.

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Re: Brasilien Schutz gegen Moskitos mit Vitaminen?

von Cyberdoktor , 30.03.08 23:10
Hallo,

"Uns wurde das Medikament Neuro-ratiopharm N gegen Moskitos empfohlen."
das Mittel enthält Thiaminchloridhydrochlorid (Vitamin B1) und Pyridoxinhydrochlorid (Vitamin B6) und wird bei neurologischen Erkrankungen bei einem nachgewiesenen Mangel der Vitamine B1 und B6 eingesetzt, einen Mückenschutz bewirken Vitamine aller Art gewiss nicht! Es gibt keinerlei seriöse Studien, die eine Wirksamkeit belegen, Sie sind einem Märchen aufgesessen.

Wer auch immer Ihnen derart absurde Empfehlungen gibt, handelt unverantwortlich, mit Malaria ist nicht zu spassen, alle Hausmittel sind tabu. Es hilft nur ein konsequenter Mückenschutz (Mückenschutzmittel, imprägniertes Mückennetz, bedeckende Kleidung) und eine ordentliche Malariaprophylxe oder Notfalltherapie mit den entsprechenden Medikamenten.

Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team

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