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Reisemedizin

Zentralafrika

von Kletus , 04.07.02 00:23
Hallo,

die nächsten zwei Jahre verbringe ich als Entwicklungshelfer in Zentralafrika. Jetzt höre ich, daß jeder Europäer in Afrika erst Durchfall bekommt, dann die Schlafkrankheit und Malaria und kurz vor der Rückreise noch Beri Beri. Was ist das denn alles? Kriegrt man das wirklich? Wie kann man sich davor schützen?

Danke für ernstgemeinte Beiträge.

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Re: Zentralafrika

von Cyberdoktor , 04.07.02 05:42
Hallo,

die nächsten zwei Jahre verbringe ich als Entwicklungshelfer in Zentralafrika. Jetzt höre ich, daß jeder Europäer in Afrika erst Durchfall bekommt, dann die Schlafkrankheit und Malaria und kurz vor der Rückreise noch Beri Beri. Was ist das denn alles? Kriegrt man das wirklich? Wie kann man sich davor schützen?

Ja, ja echte Legendenbildung (haben Sie Käpt´n Blaubär getroffen?) – was Sie vergessen haben ist, dass Sie nach der Krankheitsgeschichte eher im Frachtraum (Holzkiste) zurückkehren. Aber:

Bezüglich der allgemeinen Hygienemaßnahmen – insbesondere zur Verhinderung von Durchfallerkrankung, gelten die bekannten Regeln: Wasser abkochen, Früchte/Gemüse schälen ("cook it, peel it, or forget it").

Von der Beri-Beri-Krankheit werden Sie kaum betroffen sein. Es handelt sich nämlich um eine Vitamin-B-(Thiamin)-Mangelkrankheit, die insbesondere infolge nahezu ausschließlicher Ernährung mit geschältem und poliertem Reis entsteht. Eine Erkrankung, die früher überwiegend in Plantagen, Minen und Gefängnissen Asiens auftrat.

Schlafkrankheit = Trypanosomiasis, unterteilt in eine ostafrikanische und eine westafrikanische Form. Für Sie interessanter ist die letztere. Erreger ist Trypanosoma brucei gambiense (v.a. in Zentral- und Westafrika).
Auftreten südlich der Sahara. Vermutet werden etwa 10000 Neuerkrankungen pro Jahr. Eine Übertragung des Erregers erfolgt durch den Stich einer infizierten Tse-tse-Fliege. Eine Übertragung ist auch durch Blut-Blut-Kontakt möglich.

Die westafrikanische Form ist im ersten Stadium (zwei bis drei Wochen nach Infektion) bei 5-20% der Betroffenen durch eine entzündliche Schwellung mit zentralen, nicht eiternden Bläschen an der Einsstichstelle gekennzeichnet. Danach folgt eine akute Allgemeininfektion mit Fieber, Schüttelfrost, und einer Lymphknotenschwellung. Die Erkrankung kann sich über Jahre mit gelegentlichem Kopfschmerz, Fieber, Ödemen, Sensibilitäts- und Herzrhythmusstörungen hinziehen. Im zweiten Stadium kommt es langsam zu einer fortschreitenden Hirnentzündung (Enzephalitis) bis hin zum Koma. Therapiert wird medikamentös (antibiotisch).

Zur Vermeidung des Fliegenstichs ebenso wie von Mückenstichen empfiehlt sich das Tragen langer, heller Baumwollkleidung, die Anwendung sog. Repellentien (Insektenabwehrstifte), Aufbau von Moskitonetzen und eine Fliegen-/Mückenbekämpfung.

Malaria: In der zentralafrikanischen Republik besteht ganzjährig in allen Landesteilen inklusive der Städte ein Malariaerkrankungsrisiko (vorwiegend Plasmodium falciparum = Malaria tropica). Eine medikamentöse Prophylaxe (Mefloquin oder Atovaquon/Proguanil) und die o.a. Schutzmaßnahmen sind unabdingbar.
Eine Übertragung der Malariaerreger erfolgt durch die Anopheles-Mücke.

Für die Malaria tropica gilt: Nach einer Inkubationszeit von ein bis zwei Wochen uncharakteristischer Beginn, häufig mit plötzlichem hohen Fieber und Schüttelfrost, zusätzlich Erbrechen, Benommenheit, Blutarmut, Gelbverfärbung von Haut und Augen, Leber- und Milzschwellung. Unbehandelt kann die Erkrankung zum Tode führen. Schwerste Form der Malaria mit akuter Lebensgefahr.

Es gibt weitere wirklich bedrohliche Erkrankungen, zu denen Sie sich rechtzeitig vor Abreise ausreichend bei einem Reisemediziner (Gelbfieber-Impfstelle) informieren und impfen lassen müssen. Zu nennen sind insbesondere:

Gelbfieber - eine Gelbfieberimpfung ist für alle Reisende in die zentralafrikanische Republik vorgeschrieben – sonst keine Einreise. Zentralafrika gilt als Region mit Gelbfieber-Infektionsgebieten.

Grundsätzlich anzuraten sind die auch in Deutschland empfohlenen Schutzimpfungen (insbes. Tetanus, Polio, Diphterie), ebenso gilt die Empfehlung einer Hepatitis-A-Schutzimpfung. In Zentralafrika weit verbreitet ist auch die Hepatitis-B. Im Falle intensiver Bevölkerungskontakte (was bei Entwicklungshelfern anzunehmen ist) und / oder absehbar vor Ort erforderlicher medizinischer / zahnmedizinischer Versorgung, ist eine Intensivierung des Impfschutzes gegen Hepatitis-B, z.B. in Form einer Hepatitis-A- und -B-Kombinationsimpfung anzuraten. Ergänzend wird zu einer Schutzimpfung gegen Typhus, Tollwut und die Meningokokken-Meningitis geraten. Letztere tritt insbesondere von Dezember bis Mai, besonders im Norden des Landes auf. Auch hier besteht ein erhöhtes Risiko bei engem Kontakt zur einheimischen Bevölkerung.


Bitte überprüfen Sie Ihren Impfpass auf Gültigkeit und Vollständigkeit der angegebenen Schutzimpfungen, bzw. wenden Sie sich zur Durchführung derselben an Ihren Hausarzt und in jedem Falle einen Reisemediziner (z.B. an einer Gelbfieberimpfstelle). Falls Sie nicht auf eigene Faust reisen, ist anzunehmen, dass Ihre Hilfsorganisation Sie entsprechend aufklären wird.


Eine guten und erfolgreichen Aufenthalt wünscht
Ihr Cyberdoktor-Team

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