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Reisemedizin

Infos zur Hepatitis B

von nrw , 30.11.09 01:56
Hallo liebes Team,

ich habe eine Frage bezüglich Hepatitis B.

Bei mir wurde 1993 Hepatitis B festgestellt. Davor keine Symtome gehabt. Jahrgang 1971).

Folgende Werte wurde damals festgestellt

Hepatitis B-surface Antigen negativ
Hepatitis B-surface AK positiv
Hepatitis B-core IGG AK positiv
Hepatitis B-core IGM AK negativ
Hepatitis B-e Antigen negativ
Hepatitis B-e Antikörper positiv

Das war 1993. Fühle mich fit. Mein Arzt sagte mir damals, ich wäre immun und NICHT ansteckend. Meine Frage war ja auch, wie ich mich verhalten muss und wie es mit Kinderwunsch etc. aussieht.
Er sagte, ich wäre nicht infektiös.

Habe den letzten Bluttest vor 4 Wochen gemacht und Ultraschall der Leber auch. Laut neuem Arzt Umzug) alles ok. Die Werte waren

Gamma-GT 57 bis60)
GOT19 bis 50)
GPT 28 bis 50)

Er sagte, dass ist ok, ich soll nochmal die Antikörper bestimmen lassen.

Meine Frage Was sagen die o.a. Werte z.B. Antigennegativ, B-surface AK positiv aus?

Können Sie mir raten, wie ich mich verhalten kann, damit es nicht zu einer chronischen Erkrankung kommt? Mein Vater ist leider an einer chronischen Hep.B verstorben, da zu spät festgestellt wurde.

Die Daten meines Vaters waren aber anders als bei mir

Die Daten meines Vaters

Hbs-Antigen positiv
Anti-HBs negativ
Hbe-Antigen positiv
Anti-Hbe negativ
Anti-Hbc positiv
Anti-Hbc-IgM positiv

Ich hatte also andere Werte.

Soll ich nochmal eine Impfung machen?
Oder bin ich komplett immun? Kann ich noch an einer chronischen Hepatitis B erkranken?
Kann ich durch Ernährung, Sport, Medikamente vorbeugen?

Kann ich andere anstecken? Der Arzt hat mir gesagt, ich wäre nicht ansteckend.

Ich habe auch gehört, dass man auch wenn man schon Träger ist, eine Impfung machen sollte, als Schutz und Auffrischung. Ich ging aber davon aus, dass wenn man einmal immun ist, dies auch bleibt. Stimmt dies? Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn Sie mir meine Fragen beantworten könnten.

Herzlichen Dank und liebe Grüße
D.

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Re: Infos zur Hepatitis B

von Cyberdoktor , 30.11.09 13:32
Hallo,

"Bei mir wurde 1993 Hepatitis B festgestellt. Hepatitis B-surface Antigen negativ"
Sie nennen hier diverse Antigene (Virusbestandteile) und vom Immunsystem gebildete Antikörper, die für den Nachweis einer Infektion im Labor genutzt werden (serologischer Nachweis genannt).


hepatitis-b-antigene
Hepatitis-B-Virus: für den Labornachweis genutzte Virusantigene.
Bild: Graham Colm Commons, GNU Freie Dokumentationslizenz


Als HbsAG (Hepatitis-B-Surface-Antigen) bezeichnet man einen Bestandteil der Virushülle. Ist dieser Wert positiv, findet man also Virusbestandteile im Blut des Patienten, sollte man von einer Infektiosität ausgehen.

"Hepatitis B-surface AK positiv"
Das Immunsystem erkennt bestimmte Oberflächenmerkmale von Krankheitserregern und bildet dann Antikörper, im Falle von Hepatitis-B Viren typischerweise Antikörper gegen das oben genannte HbsAG.

Findet der Arzt Anti-Hbs Antikörper, hatte der Patient Kontakt zu Hepatitis B Viren, der Antikörpernachweis bedeutet dann aber nicht automatisch, das der Patient auch ansteckend ist, im Allgemeinen wäre das eher bei einem Nachweis von Antigenen (Virusbestandteilen) anzunehmen.

"Hepatitis B-core IGG AK positiv"
IgG Antikörper gegen das Hepatitis-B-Core-Antigen (ein Virusbestandteil innerhalb der Virushülle). Nach einer Infektion ist das zu erwarten, es werden auch Antikörper gegen Antigene aus dem Inneren der Viren gebildet. IgG-Antikörper finden sich auch noch nach Jahren, sie schützen vor einer erneuten Ansteckung.

"Hepatitis B-core IGM AK negativ"
IgM-Antikörper sind eine weitere Antikörper-Unterart gegen diese Viren.
Antikörper der Klasse Ig-M sind vor allem in der akuten Krankheitsphase und in geringeren Mengen auch noch nach erfolgreicher Abwehr der Viren zu finden.


antikörperklassen
Antikörper: Mono- und Polymere.
Bild: Martin Brändli, Creative Commons Attribution ShareAlike 2.5 License


"Hepatitis B-e Antigen negativ"
auch dieses Virusbestandteil war nicht mehr in Ihrem Blut, das ist prima.

"Hepatitis B-e Antikörper positiv"
auch das ist nach einer überwundenen Hepatitis-B zu erwarten, diese Antikörper treten erst nach der akuten Krankheitsphase auf.

"Mein Arzt sagte mir damals, ich wäre immun und NICHT ansteckend."
die genannten Antikörper- und Antigen-Werte sprechen in der Tat dafür, dass in Ihrem Blut keine Viren mehr zu finden und Sie nicht mehr ansteckend sind. Wer auch letzte Zweifel ausräumen will, kann einen PCR-Test (Polymerase-Kettenreaktion) machen, der auch kleinste Mengen von Virus-Erbgut nachweist.

" Meine Frage war ja auch, wie ich mich verhalten muss und wie es mit Kinderwunsch etc. aussieht. Er sagte, ich wäre nicht infektiös."
davon kann man ausgehen. Es spricht dann nach den Tests und einer Beratung durch den Frauenarzt nichts gegen den Kinderwunsch.

"Habe den letzten Bluttest vor 4 Wochen gemacht und Ultraschall der Leber auch.
Laut neuem Arzt Umzug) alles ok."
prima!

"Gamma-GT 57 bis60)
Die Gammaglutamyltransferase (GGT, oder g-GT, Gammaglutamyltranspeptidase) ist insbesondere in Leber (hier v.a. in den in der Leber verlaufenden Gallenwegen), Niere, Bauchspeicheldrüse, Milz und Dünndarm nachweisbar. Im wesentlichen ist die GGT jedoch ein Leber- und Gallengang-spezifisches Enzym.


leber, gallenblase und gallenwege
Anatomie: Leber, Gallenwege und Gallenblase.


Die GGT ist das am häufigsten isoliert erhöhte Enzym bei Erkrankungen der Leber und Gallenwege. Nicht selten liegt bei Patienten mit einer isolierten Erhöhung der GGT aber klinisch KEINE Erkrankung der Leber und Gallenwege vor. Statistisch ist nur etwa jeder vierte Patient mit einer alleinigen GGT-Erhöhung von einer eigenständigen Lebererkrankung betroffen.

Die Normwerte variieren von Labor zu Labor, oft sind ca. 45U/L (Frauen) bzw. 70 U/L die obere Grenze, eine leichte Abweichung ist aber normalerweise kein Grund zur Sorge.

GOT19 bis 50)
GPT 28 bis 50)"
Zeichen einer direkten Leberzellschädigung ist insbesondere eine Erhöhung der GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase) und GPT (Glutamat-Pyruvat-Transaminase). Eine GGT-Erhöhung in Verbindung mit erhöhten Leberwerten (GOT, GPT) wäre daher ein Warnsignal. Bei Ihnen sind die Werte aber normal.


leberzellen
Schnitt durch Leberläppchen, 300fache Vergrösserung.


Die Alaninaminotransferase (ALT, neue Bezeichnung für GPT) ist ein Enzym, das v. a. in der Leber zu finden ist, erhöhte Werte (je nach Labor ca. 50 U/l) zeigen sich bei Lebererkrankung und Gallenstau.

Die Aspartataminotransferase (AST, neue Bezeichnung für GOT) kommt vor in Leber, Herz, Skelettmuskel, Niere und Gehirn. Erhöhte Werte (je nach Labor ca. 50 U/l) können auch hier auf eine Lebererkrankung deuten.

Ihre Werte wären also in unserer Norm. Bitte beachten Sie bei Laborwerten stets, dass sich die Normbereiche von Labor zu Labor teils deutlich unterscheiden können, unsere Normwerte können von denen Ihres Labors abweichen und eine absolut sichere Beurteilung ist daher nicht gegeben, Sie müssen also auf jeden Fall mit Ihrem Arzt die Werte diskutieren. Da Ihr Arzt keine Kontrolle der Leberwerte angeordnet hat, ist er offensichtlich zufrieden und man kann davon ausgehen, dass die gemessenen Werte auch in seiner Norm liegen.

"Er sagte, dass ist ok, ich soll nochmal die Antikörper bestimmen lassen."
eine erneute Kontrolle des Immunstatus kann nicht schaden.

"Können Sie mir raten, wie ich mich verhalten kann, damit es nicht zu einer chronischen Erkrankung kommt?"
wir sehen keinen Grund für die Annahme, dass es bei Ihnen zu einer chronischen Erkrankung kommen würde, Ihr Immunsystem hat die Viren offensichtlich erfolgreich abgewehrt.


"Die Daten meines Vaters
Hbs-Antigen positiv
Anti-Hbs negativ
Hbe-Antigen positiv
Anti-Hbe negativ
Anti-Hbc positiv
Anti-Hbc-IgM positiv"
es ist zu beachten, dass Virusbestandteile im Blut gefunden wurden (Antigene). Das Immunsystem hat die Viren also nicht besiegt, eine chronische (anhaltende) Infektion war die Folge, dann kann es zu ernsten Komplikationen kommen.


"Kann ich durch Ernährung, Sport, Medikamente vorbeugen?"
es sind keine speziellen Empfehlungen nötig, Sie sollten einfach - ganz unabhängig von der überstandenen Hepatitis - wie alle Menschen auf eine gesunde Ernährung und etwas Bewegung achten.

"Kann ich andere anstecken? Der Arzt hat mir gesagt, ich wäre nicht ansteckend."
der Arzt hat recht.

"bin ich komplett immun?"
gemäss der aktuellen Fachliteratur hat man nach einer Hepatitis B Infektion eine anhaltende Immunität, das Robert Koch-Institut sagt: "Nach durchgemachter Hepatitisinfektion gibt es bisher keine Hinweise auf die Möglichkeit einer Zweiterkrankung, so dass bei vorliegendem Anti-Hbc-Titer von einer vorliegenden Immunität ausgegangen werden kann".

"Soll ich nochmal eine Impfung machen? "
normalerweise ist das nicht nötig.

" Kann ich noch an einer chronischen Hepatitis B erkranken?"
Sie meinen, als Folge der damaligen Infektion? Das dürfte angesichts der wiederholten Tests kaum möglich sein.

"Ich ging aber davon aus, dass wenn man einmal immun ist, dies auch bleibt. Stimmt dies?"
laut RKI ist das richtig.

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Hepatitis Ansteckung wenn Blut auf Verpackung?

von Unbekannt , 10.01.15 23:23
Hallo. Ich weiß nicht ob ich meine Frage hier beantwortet bekomme. Ich habe letzte Woche eine Packung Kaugummi aufgemacht und ein paar Tage später gesehen das da etwas Blut an der Packung war. Kann man sich so mit Hepatitis oder HIV infizieren wenn man das Kaugummi kaut? Hoffe sehr auf eine Einschätzung, weil ich im Internet nichts finde. Danke

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Re: Hepatitis Ansteckung wenn Blut auf Verpackung?

von Cyberdoktor , 11.01.15 14:01
Hallo,

"habe letzte Woche eine Packung Kaugummi aufgemacht und ein paar Tage später gesehen das da etwas Blut an der Packung war. Kann man sich so mit Hepatitis oder HIV infizieren wenn man das Kaugummi kaut?"
nein. Ein völlig absurdes Ansteckungsszenario. Siehe auch Hepatitis C Übertragungswege Gegenstände und Hepatitis und HIV wie lange können Viren im Blut an der Luft überleben? .

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Hepatitis Bs Ak positiv

von anja valeria , 15.06.15 19:13
Hallo liebes Team,
Laborwerte von 06.15:
GOT 64
GPT 61
Gamma GT 95
AP 113
Hepatitis Bs Antigen. Negativ
Hepatitis Bc Ak. Positiv
Hepatitis Bs Ak. 419
Wie ist dieser hohe Wert zu bewerten? Was wuerden Sie empfehlen?

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Re: Hepatitis Bs Ak positiv

von Cyberdoktor , 16.06.15 12:52
Hallo,

"GOT 64 GPT 61 Gamma GT 95 AP 113"
für eine Beurteilung bitte neben den jeweiligen Einheiten auch den Normbereich des messenden Labors angeben, denn es gibt teils erhebliche Abweichungen z.B. abhängig von den eingesetzten Geräten und Methoden.

Die genannten Leberwerte entsprechen eher leichtgradigen Normabweichungen, diese sind häufig Ausdruck harmloser individueller Schwankungen und ohne klinische Bedeutung ( erhöhte Leberwerte (Häufige Fragen) ). Das es aber auch bei Erkrankungen der Leber zu einem Anstieg kommen kann, muss der Arzt stets den Einzelfall prüfen.

"Hepatitis Bs Antigen. Negativ Hepatitis Bc Ak. Positiv Hepatitis Bs Ak. 419 Wie ist dieser hohe Wert zu bewerten?"
wenn Sie in der Vergangenheit gegen Hepatitis B geimpft wurden, kann dieser Wert einfach darauf hinweisen, dass Ihr Immunsystem schützende Antikörper bereits hält. Wurde bisher noch nie geimpft, spricht ein Antikörperfund dafür, dass Sie eine Infektion durchgemacht haben. Die Werte bitte mit dem Hausarzt diskutieren, schreiben Sie uns, was der Arzt sagt, wir freuen uns immer über eine Rückmeldung.

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