Liebe Ela,
"bei mir wurde leider ein massiver Spulwurmbefall fetgestellt. Helmex und Vermox haben nicht geholfen, zur Zeit nehme ich Albendazol, das aber nach 2 Behandlungszyklen auch noch nicht angeschlagen hat. "
ganz wichtig: früher oder später müssen die Medikamente wirken. Die Würmer können das Mittel nicht auf Dauer überleben. Wenn sich nach mehreren Behandlungen trotzdem noch Würmer zeigen, sind dies normalerweise nicht Überlebende aus dem Wirtskörper, sondern es fand eine erneute Besiedlung von aussen statt.
Der Spulwurm (Ascaris lumbricoides) gehört zu den Askariden, er ist weltweit verbreitet, inbesondere in Gemüseanbaugebieten. In ländlichen Gebieten von Afrika gehört er fast zum täglichen Leben. Eine Askarideninfektion erfolgt durch die orale Aufnahme - sehr widerstandsfähiger - Wurmeier. Die Übertragung erfolgt dabei z.B. über mit Gartenerde verschmutzte Hände, verunreinigtes Trinkwasser, Gemüse (s.o.). Auch Fliegen übertragen Eier vom Kot erkrankter Lebewesen auf Lebensmittel. Sind die Eier erst mal verschluckt, entschlüpfen ihnen im warmen Dünndarm die Larven.
"können Sie mir sagen, wie lange sich die Larven des Spulwurms außerhalb des Dünndarms aufhalten "
Die Larven durchbohren die Darmwand und wandern auf dem Blutweg durch die Leber und 4-7 Tage nach der Infektion in die Lunge, wo sie heranreifen und anschließend über die Luftröhre in den Rachen wandern (Lungenreifung und weitere Wanderschaft: ca. 10-14 Tage), dort verschluckt werden und damit erneut in den Dünndarm gelangen. (Med. Mikrobiologie, F.H. Kayser et al., 7. Auflage, Thieme Verlag). Die Wanderschaft dauert also insgesamt ca. 2-3 Wochen, daher auch die Empfehlung die Behandlung nach ca. 3 Wochen zu wiederholen, um auch diese Wanderer zu erwischen.
"Wie lange dauert es dann, bis dass die im Dünndarm geschlüpften Spulwürmer geschlechtsreif werden"
Wieder im Darm, reifen die Larven ca. 4-6 Wochen und können anschliessend Eier produzieren. Die Präpatenz, der Zeitraum zwischen Eiaufnahme und der Nachweisbarkeit von frischen, im Körper des Patienten entstandenen Eiern im Stuhl liegt daher bei 7-9 Wochen.
" also wiederum Eier in den Blutkreislauf abgeben können?"
das haben Sie falsch verstanden, die nach der Wanderung in den Darm gelangten Larven legen zwar Eier, diese müssen aber mit dem Stuhl ausgeschieden werden, dann
ausserhalb des Körpers ca. 3 Wochen reifen, dann über Nahrung wieder von (anderen) Menschen aufgenommen werden. Ihre persönlichen Spulwürmer können also direkt keine Eier oder Larven mehr in Ihr Blut schicken. Ohne Neuinfektion von aussen würden Ihre Würmer früher oder später an Altersschwäche sterben.
Die Lebensdauer der Wurmes beträgt mindestens ein Jahr. Der ausgewachsene Spulwurm ist 15-17 cm (männliche Form), bzw. 20-30 cm lang (weibliche Form). Er ist etwa bleistiftdick und an den Enden zugespitzt, hier nochmal ein "Fahndungsphoto":

Ausgewachsener Spulwurm (Länge 15-20 cm).
Bild: DPDx
Vereinzelte Askariden machen sind meist symptomlos (die Würmer wollen es sich als gut angepasste Parasiten im Darm des Wirtes möglichst gut gehen lassen, ohne dass dieser schwer erkrankt oder gar stirbt), gelegentlich kann ein Spulwurm aus Mund, Nase oder Anus "schlüpfen". Bei einem ausgedehnten Askaridenbefall kann es zur Ausbildung einer Beschwerdesymptomatik kommen - z.B. Magen-Darm-Störungen bis hin zu einer Verstopfung der Gallen- bzw. Bauchspeicheldrüsengänge und /oder des Dünndarms.

Spulwürmer: Übetragungszyklus. 1) ausgewachsene Würmer im Darm. 2) unreife Eier 3) reife Eier (infektiös). 4) Eier werden geschluckt. 5) Larven schlüfen. 6) Transport im Blut zur Lunge, dort Reifung. 7) Durchbruch in den Rachen, Verschlucken, Darmbesiedlung.
Bild: DPDx.
Nur gelegentlich kommt es zum Auftreten von Fieber, Lungenentzündungen und Husten. Es können uncharakteristische Beschwerden, wie Übelkeit und Bauchschmerzen auftreten.
Die Wurmeier - und manchmal eben auch die Würmer - werden mit dem Stuhl ausgeschieden und gelangen so ins Abwasser (in Deutschland: 1-10 Wurmeier/l). Eine Infektion durch "frische Wurmeier" ist nicht möglich, da die Askariseier eine Reifungszeit von 3 bis 6 Wochen benötigen, bis sich in ihnen eine infektionsfähige zweite Larve entwickelt hat. Insofern helfen die normalen Hygieneregeln, wie z.B. nach jedem Stuhlgang und vor dem Essen die Hände sorgfältig mit Seife zu waschen. Die Therapie der Erkrankung erfolgt, wie in Ihrem Fall mit einem Antiwurmmittel.
Eine einzelne Behandlung reicht nicht aus, wegen der Nachschübe durch die Wanderstadien ist die Behandlung nach 2-3 Wochen zu wiederholen.
Und danach ist in aller Regel alles in Ordnung. Und noch eine kleine Anekdote: in Amerika soll man in den sechziger Jahren ein erfolgreiches Diätpräparat verkauft haben. Warum erfolgreich? Weil (verbotenerweise) in diesem Mittel die Köpfe von Bandwürmern ("Mitesser") enthalten waren.
"Können Sie mir noch weitere Behandlungsformen, außer schulmedizinisch-chemischen Mitteln, empfehlen?"
nein, klare Sache: diese perfekt angepassten hartnäckigen Parasiten werden Sie nur mit der chemischen Keule los.
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