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Reisemedizin

Langstreckenflug: Verhinderung von Thrombosen

von Unbekannt , 29.05.01 00:26
Liebes Ärzteteam,

Ich hatte schon mehrere tiefe Beinvenenthrombosen, nehme Marcumar,Kompressionsstrumpfhose. Während meiner Flüge , z.B. nach USA, trinke ich pro Stunde 1/2 l Wasser, keínen Alkohol, mache ständig Gymnastik, Schlafe nicht um in Bewegung zu bleiben. Jetzt sagte man mir, der Druck im Flugzeug wäre völlig anders als am Boden ( ich dachte, da wäre Ausgleich ) und ich könnte machen was ich wollte, die Gefahr wäre schon allein durch die Höhe gegeben. Merkwürdig, daß dann Babies fliegen dürfen ? Was meinen Sie, ist ein Langstreckenflug trotz meiner Vorsichtsmaßnahmen sehr gefährlich. Ich sitze immer am Gang, und reise mit KLM, da ich meine, daß der Sitzabstand dort nicht so menschenverachtend eng ist. Danke für Ihre baldige Nachricht

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Re: Langstreckenflug-Verhinderung von Thrombosen

von Cyberdoktor , 29.05.01 21:15
Liebe/r Cyberdoktor-Nutzer/in,

tatsächlich herrschen in der Flugkabine andere Druckverhältnisse, nämlich ein Unterdruck. Bei Langstreckenflügen, also in Höhen zwischen ca. 10 000 m und 13 000 m besteht ein Luftdruck, der in etwa dem in einer Höhe von ca. 2 000 bis 2 500 m entspricht.
Der Unterdruck wird im Flugzeug von gesunden Menschen praktisch eigentlich nicht bemerkt. Wahrgenommen werden lediglich rasche Änderungen der Luftdruckverhältnisse während Start und Landung. Infolge eines erniedrigten Kabinendruckes wird dem menschlichen Organismus im Vergleich zur Erde pro Atemzug weniger Sauerstoff zugeführt. Problematisch ist dies eigentlich nur für Passagiere mit Lungen- und Herzkreislauferkrankungen, oder einer Blutarmut. Bei diesen kann sich ein Sauerstoffmangel bemerkbar machen. Unmittelbare Folge des niedrigen Luftdrucks allerdings ist eine stärkere Wirkung des an Bord genossenen Alkoholes - mit nicht selten unberechenbaren Folgen.

Grundsätzliches Problem ist nicht der Unterdruck, sondern eine von den Passagieren stundenlang eingenommene Zwangshaltung (Sitzen), die einen Rückfluss des Blutes aus den Beinen zum Herzen nicht ausreichend fördert und so zur Gefahr der Bildung von Blutgerinnseln in den Unterschenkelvenen beiträgt. Dies Gefahr besteht insbesondere bei Langstrecken-flügen in der sogenannten Touristenklasse, da die dortige Bewegungs-/Beinfreiheit deutlich eingeschränkt ist - daher auch die Bezeichnung "Economy-class-Syndrome". Blutgerinnsel können aber auch bei Reisenden in der First- und Business-class, ebenso nach langen Bus-, Bahn- oder Autoreisen entstehen.


thrombose
Thrombose bei arteriosklerotisch veränderter Gefässwand.
Bild: pixeldrive



Neben den beengten Sitzverhältnissen in der Touristenklasse hat die britische Organisation "Gesunde Luftfahrt" nach Messungen erhöhter Schadstoffkonzentrationen an Bord von Passagiermaschinen auch vor Belastungen mit organophosphatischen Chemikalien gewarnt. Betroffen davon sind Flugzeugtypen wie Boeing 737, 747, 767 und Airbusse der Serien A 320 und A 340. Eine empfohlene Vergrößerung der Sitzabstände im Bereich der Touristenklasse wurde von den meisten Fluggesellschaften - trotz bekannter Problematik - ignoriert. Selbst Warnhinweise, bzw. Aufklärungsmaßnahmen der Passagiere zu gesundheitsförderlichem Verhalten während des Fluges, unterblieben in den meisten Fällen. Als logische Konsequenz erscheint damit die Musterklage einer australischen Anwaltskanzlei, vertretend für Thromboseopfer, bzw. deren Angehörigen, zunächst gegen die drei Fluggesellschaften KLM, Qantas und British Airways. Erst unter dem Druck der öffentlichen Diskussion wurden den Passagieren vor Flugbeginn Info-Broschüren ausgehändigt, Filme mit gymnastischen Übungen gezeigt, oder sogar spezielle Übungs-Kissen überreicht.

Die Häufigkeit der Entwicklung von Reisethrombosen ist nicht bekannt. Nach Aussagen von Dr. Günther Kaul (Medizinischer Dienst der Lufthansa München) seien etwa 1000 von 42 Millionen Flugpassagieren von dieser Problematik betroffen. Statistisch trete eine Thrombose bei 0,5 von einer Million Flugpassagiere auf, so der britische Hämatologe Dr. Paul Giangrande aus Oxford auf der Internationalen Reisemedizin-Konferenz in Innsbruck. Nach Meldungen der BBC im Mai diesen Jahres ist das Thromboserisiko bei Langstreckenflügen wesentlich höher einzuschätzen. So leide nach Einschätzung Londoner Wissenschaftler jeder zehnte Passagier an einer Reisethrombose - die Thrombosegefahr sei 40-fach größer als bisher angenommen. Das Risiko daran zu versterben ist allerdings niedriger einzustufen. Nicht selten verlaufen Thrombosen symptomlos. Erst wenn losgelöste Blutgerinnsel die Lunge erreichen, können sie dort zu tödlichen Folgen führen. Dies führt zu einem Statistikproblem - solche Lungenembolien können sich auch noch fünf Tage nach Absolvierung eines Fluges entwickeln, statistisch bleiben sie damit u.U. unentdeckt.

Gefährdet eine Reisethrombose zu entwickeln sind insbesondere Raucher, Schwangere, übergewichtige Personen, hormonsubstituierte Frauen ("Pille", Östrogenpräparate in/nach den Wechseljahren), Patienten mit Venenerkrankungen, mit Tumorerkrankungen oder Zustand nach Operationen (v.a. im Bereich der Beine). Insbesondere bei vorbekanntem persönlichem Risiko eignen sich Kompressions-strümpfe zur Verhütung einer Reisethrombose. Mittlerweile gibt es auch Reisekniestrümpfe für Venengesunde - nach dem Ergebnis einer Studie des Londoner Gefäßchirurgen Dr. John Scurr mit 231 Flugreisenden über 50 Jahre, seien die Strümpfe geeignet Thrombosen zu verhindern. (The Lancet 357, 2001, 1461). Kniestrümpfe seien in diesem Falle ausreichend, so Dr. Paul Giangrande, da Beinvenenthrombosen meist im Unterschenkel entstehen. Bei Risikopatienten, die z.B. bereits an einer Thrombose erkrankt waren, ist eine weitergehende medikamentöse Vorsorge mit sog. niedermolekularen Heparinpräparaten anzuraten. Acetylsalicylsäurepräparate (ASS/Aspirin/u.a.) sind hierzu keinesfalls geeignet.

Dem Thromboserisiko versuchen Sie richtigerweise durch eine Betätigung der Wadenmuskelpumpe, d.h. Bewegung, und ausreichende Fließeigenschaften des Blutes (Flüssigkeitsaufnahme - allerdings kein Alkohol, Tee oder Kaffee, da entwässernde Wirkung) entgegenzuwirken. Perfekterweise wählen Sie einen Sitz am Gang der Ihnen jederzeit Gelegenheit zur Bewegung bietet.

Weiterhin sinnvoll sind zur Verhinderung der Reisethrombose ausserdem bequeme, lockere Kleidung und das Vermeiden von übereinandergeschlagenen Beinen.

Bei Einhalten der beschriebenen Vorsorgemaßnahmen - wegen deren thrombosefördernden Wirkung sollten Sie auch auf die Pille (orale Kontrazeption) verzichten - haben Sie das Risiko während einer Flugreise eine Thrombose zu erleiden sehr stark minimiert.

Weiterhin guten Flug wünscht
Ihr Cyberdoktor-Team

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Fliegen bei Thrombose

von vossi , 02.06.08 04:33
Hallo,
habe seit dem 9. Mai 2008 eine Beinvenenthrombose und will am Dienstag nach Mallorca fliegen. Die Ärzte im Krankenhaus hatten schon am 9.5. gesagt, dass ich am 3. Juni fliegen könnte. Ich nehme seitdem 0,8 mg Heprain Clexane Therapie und trage Kompressionsstrümpfe. Auch mein Gefässarzt bestätigte, dass ich einen 2-stündigen Flug machen könnte, natürlich mit og. Therapie. Leider hört und sieht man immer wieder andere Meinungen. Was soll ich tun?

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Re: Fliegen bei Thrombose

von Cyberdoktor , 02.06.08 06:47
Hallo,

"habe seit dem 9. Mai 2008 eine Beinvenenthrombose und will am Dienstag nach Mallorca fliegen. Die Ärzte im Krankenhaus hatten schon am 9.5. gesagt, dass ich am 3. Juni fliegen könnte."
direkt am Tag der Thrombose zu sagen "Sie können in einem Monat fliegen" ist gewagt, es gibt ja durchaus Fälle mit Komplikationen.

"Auch mein Gefässarzt bestätigte, dass ich einen 2-stündigen Flug machen könnte"
wenn Ihre Blutgerinnungswerte unter Therapie stabil eingestellt sind (Stichwort INR Wert, "International Normalized Ratio" Gerinnungswert), dann ist in der Tat der Flug möglich. Nur wenn in den ersten Tagen einer Thrombose im Einzelfall der Patient zur Linderung der Beschwerden bei stark schmerzhafter Beinschwellung immobilisiert wird oder bei noch nicht optimalen Gerinnungswerten wäre eine Reise problematisch. Eine konkrete Standardwartezeit zwischen Thrombosebeginn und Flug gibt es also nicht, es kommt auf den Einzelfall an, insbesondere ob die Gerinnungswerte unter Therapie gut sind.

" natürlich mit og. Therapie."
richtig, natürlich muss die Therapie fortgesetzt werden, ausserdem sind die üblichen Vorsichtsmassnahmen für Flugreisende (siehe oben) zu beachten.

Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team

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Warnung: Dieser Nutzer-Beitrag wurde vom Ärzteteam in die Kategorie "Subjektiv / Gesundheitsrisiken" eingestuft. Es wird postiv über persönliche, nicht ärztlich angeordnete Behandlungskonzepte berichtet, für die es aber keine Wirksamkeitsbelege in wissenschaftlichen Studien gibt und von denen aus ärztlicher Sicht sogar Gesundheitsgefahren ausgehen können.

Langstreckenflug-Verhinderung von Thrombosen

von Andreas Kramer , 11.04.10 17:36
[der folgende Nutzer Beitrag wurde vom Ärzteteam gekürzt, da er eine 1:1 Kopie von Beiträgen ist, die bereits in andern Internet-Foren zu finden sind]

Aus Sicht der Chinesischen Kaiser-Medizin ist ein wirklicher Erfolg von Stützstrümpfen höchst fragwürdig. Denn auch hier wird rein symptomatisch behandelt. ... [Beitrag gekürzt durch das Ärzteteam] dürften kaum auf die Ursachen einwirken. Und diese liegen hier eindeutig im LEBER-Bereich

Da die Milz als Erde-Organ als eine der Hauptaufgaben die Blut-Produktion hat, wird sie durch das Milz-Organ angegriffen - die Leber Die Leber kontrolliert daher den Blut- und den Qi Energie)-Fluß.

Auch bei einem Schlaganfall ist von der Hauptursache einer Leber-Disharmonie auszugehen. Daher ist die Thrombose eigentlich nur die folgende Ausweitung des Ungleichgewichtes in dem Leber-Bereich, da ja die Ursache für den Schlaganfall bislang auch nicht behoben wurde. Ein Schlaganfall kann auch zu halbseitigen Lähmungen, Sprachstörungen usw. führen - typischen Symptomen von bereits kräftigem Leber-Wind.

Wie wäre der Gefahr von Thrombosen nun aber aus Sicht der Chinesischen Kaiser-Medizin zu begegnen?

... [Beitrag gekürzt durch das Ärzteteam] Stagnation des Blutes wieder zu lösen, also das Blut zum Fließen zu bringen. Dies erreicht man beispielsweise mit dem Mittel [Gesundheitsrisiken, gelöscht durch das Ärzteteam] ... der das Blut wieder kühlt, belebt und somit deutlich bewegt. Unterstützt wird die Wirkung erheblich durch das [Gesundheitsrisiken, gelöscht durch das Ärzteteam], das zusätzlich die Leber stark entgiftet und den Blut- und Qi-Fluß deutlich verstärkter anregt, ... [Beitrag gekürzt durch das Ärzteteam]

Dies wäre bei vorliegendem Krankheitsmuster in jedem Fall die dringlichst anzuratende Therapie.

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Re: Langstreckenflug-Verhinderung von Thrombosen

von Cyberdoktor , 11.04.10 19:50
Hallo,

angesichts der im Einzelfall sehr bedrohlichen Konsequenzen einer Thrombose (Möglichkeit einer Embolie, d.h. das thrombotische Material reisst sich los und wandert in den Blutgefässen, im schlimmsten Fall droht der Tod des Patienten, eine Lungenembolie ist die zweithäufigste Ursache für Todesfälle, die in zeitlichem Zusammenhang mit Flügen auftreten (Stefen, DuPont, Wilder-Smith: "Manual of Travel Medicine and Health", 2003, 2nd edition, BC Decker) raten wir allen Betroffenen dringend dazu, vor Flugreisen einen Reisemediziner aufzusuchen bzw. die Reisepläne mit den behandelnden Arzt zu besprechen. Keinesfalls sollte man bei so lebenswichtigen Fragestellungen auf alternativmedizinische Konzepte setzen, für deren Wirksamkeit keine ausreichenden wissenschaftlichen Daten vorliegen, die aber unerwünschte Nebenwirkungen mit sich bringen können.

Generell sollten alle Reisende die in unseren Beiträgen oben angesprochenen allgemeinen Vorbeugungsmaßnahmen gegen Reise-Thrombosen beachten.

"Erfolg von Stützstrümpfen höchst fragwürdig."
das stimmt nicht. Studien zeigen einen positiven Effekt für Betroffene, siehe
"Air travel and venous thromboembolism: a systematic review.", Philbrick et al., J Gen Intern Med. 2007 Jan;22(1):107-14.

" Denn auch hier wird rein symptomatisch behandelt. ..."
je nach Einzelfall wird durchaus mit Gerinnungshemmern gearbeitet, also direkt eine gestörte Blutgerinnung therapiert.

"Auch bei einem Schlaganfall ist von der Hauptursache einer Leber-Disharmonie auszugehen."
ein Behauptung, die sämtlichen Standardwerken der Medizin widerspricht. Die Cyberdoktor Foren sind der konventionellen Medizin verpflichtet, alternative Konzepte werden also stets kritisch hinterfragt. Wer alternative Verfahren propagiert, muss die positiven Effekte in mehreren ordentlichen, bei PubMed nachzuschlagenden Studien belegen können (systematischer Nachweis der Wirksamkeit, Stichwort Doppel-Blind-Studien.

"Dies wäre bei vorliegendem Krankheitsmuster in jedem Fall die dringlichst anzuratende Therapie."
keinesfalls, wir können alle Patienten und Reisewillige nur dringend auffordern,
diesen Empfehlungen nicht zu folgen, bei Thrombosen hört der Spass auf.

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Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team

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