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Reisemedizin

Malaysia - Borneo - Malaria

von Unbekannt , 24.04.07 16:18
Liebes Cyberdoktorteam,

ich habe kurz eine Frage, da ich doch recht unsicher bin. Wir fliegen Mitte Juni für 2 Wochen nach Borneo, erst 5 Tage Rundreise (Dschungel) anschließend 9 Tage Beach. Ich habe mich bereits bei meinem Hausarzt erkundigt, dieser sagte mir, dass ich auf alle Fälle Malarone als Prophylaxe nehmen soll. Ich habe bereits mehrfach eine Prophylaxe genommen, vertrage es aber nicht so gut. Was können Sie mir raten, soll ich Malarone als Prophylaxe vorab einnehmen oder als Standby-Präparat mitnehmen?

Vielen Dank für Ihre Antwort

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Re: Borneo - Malaria

von Cyberdoktor , 06.05.07 03:28
Hallo,

"fliegen Mitte Juni für 2 Wochen nach Borneo, erst 5 Tage Rundreise (Dschungel) anschließend 9 Tage Beach. Ich habe mich bereits bei meinem Hausarzt erkundigt, dieser sagte mir, dass ich auf alle Fälle Malarone als Prophylaxe nehmen soll."
diese Empfehlung des Hausarztes deckt sich nicht unbedingt mit den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit.


malaysia
Malaysia: ganzjähriges Malariarisiko.
Bild: Worldfactbook


Die DTG empfiehlt zur Zeit für Malaysia eine Standbytherapie mit Mefloquin oder alternativ Atovaquon/Proguanil oder Artemether/Lumefantrin. Eine Notfallmedikation (Standby) bedeutet: das Medikament würde für den Notfall mitgeführt und bei anhaltenden bzw. sich verschlimmernden Beschwerden und Verdacht auf Malaria genommen, wenn kein Arzt verfügbar ist.

Ein konsequenter Mückenschutz (Mückenschutzmittel, imprägniertes Mückennetz, bedeckende Kleidung) ist zusätzlich Pflicht und schützt u.a. vor Denguefieber, Fleckfieber und Filariose.


mosquito
Stechmücke auf menschlicher Haut.
Bild: CDC/James Gathany.


Ausgehend von der Unterstellung Sie sind gesund und reisen direkt aus Europa nach Borneo ein, ist grundsätzlich auch die Kontrolle der in Deutschland empfohlenen Schutzimpfungen (Tetanus, Diphtherie) angeraten. Ebenso gilt die Empfehlung einer Hepatitis-A-Schutzimpfung (dann am besten mit Hepatitis B).

Bei besonderer Risikoreisen (Landaufenthalt, Jagd, Jogging , Rucksacktourist u.a.), intensivem Kontakt zur Bevölkerung, oder längerem Aufenthalt kann ein Impfschutz auch gegen Tollwut, Typhus und japanische Encephalitis sinnvoll sein.

Landesweit besteht bedingt durch eingeschränkte Hygiene natürlich eine erhöhte Gefahr für Infektionskrankheiten, die durch verunreinigte Speisen oder Getränke übertragen werden (z.B. Hepatitis A, Typhus, Amöbenruhr, Lambliasis, Wurmerkrankungen). Es gilt also strikt: "Cook it, peel it, or leave it", man sollte also auf besondere Hygienemaßnahmen vor Verzehr von Obst, Gemüse und Fleisch achten und diese Nahrungsmittel nur frisch gekocht oder frisch selbst geschält verzehren. Trinkwasser sollte nur aus originalverpackten Flaschen kommen.

Meiden Sie Süßwassergewässer (Seen, Flüsse, Tümpel) in Malaysia finden sich die Erreger der Bilharziose. Die Schistosomiasis (Bilharziose) ist eine durch Trematoden (Saugwürmer) der Gattung Schistosoma (Pärchenegel) verursachte Tropenkrankheit, diese Erreger benötigen bestimmte nur in den warmen Gewässern der Tropen vorkommenden Zwischenwirte (Süßwasserschnecken).


schistosoma
Schistosoma-Eier (violett, eiförmig) in Blasengewebe (mikroskopishe Aufnahme).
Bild: DPDx


Sogenannte Zerkarien (Entwicklungsstufe des Egels), bohren sich durch Haut oder Schleimhäute und wandern dann durch die Blutgefässe in Leber, Darm oder Blase, wo sie viele Jahre prächtig leben können (Bilharziose). Eine Schutzimpfung vor parasitären Erkrankungen gibt es nicht.

Fazit: Zwecks einer individuellen Reiseberatung und Durchführung erforderlicher Schutzimpfungen - nicht zuletzt unter dem Aspekt einer möglicherweise schnell wechselnden Resistenzlage, von der wir hier möglicherweise noch nicht wissen - und Ihrer Unverträglichkeit bzgl. Malarone müssen Sie zu einer reisemedizinischen Ambulanz, bzw. einem Reisemediziner, der wird Ihnen das genau passende Medikament verschreiben.

Eine Liste aller Tropeninstitute in Deutschland finden Sie auf der Homepage der Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und eine Liste reisemedizinisch fortgebildeter Ärzte in Ihrer Nähe beim Forum Reisen und Medizin.

Schreiben Sie uns, was die Reisemediziner für Borneo empfehlen, wir freuen uns immer über eine Rückmeldung.


Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

Ihr Cyberdoktor-Team

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Borneo mit Kindern

von Unbekannt , 16.12.08 11:08
Hallo Ärzte
Wir möchten im Aug 2009 mit unseren Kindern dann 6 u. 9 J. alt) Singapur und Borneo besuchen. Was müssen wir impfen? Ist generell von einer Reise mit Kindern nach Borneo abzuraten?
Danke für Eure Antwort im Voraus

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Re: Borneo mit Kindern

von Cyberdoktor , 16.12.08 13:22
Hallo,

"Wir möchten im Aug 2009 mit unseren Kindern dann 6 u. 9 J. alt) Singapur und Borneo besuchen."
prima, dass Sie bereits jetzt recherchieren, um die Kinder zu schützen, das ist vorbildlich.

"Was müssen wir impfen?"
siehe oben, die auch für Deutschland empfohlenen Schutzimpfungen (Tetanus, Diphtherie) sind angeraten. Ebenso gilt die Empfehlung für alle Reisende, eine Hepatitis-A-Schutzimpfung (dann am besten mit Hepatitis B) zu haben.

"Ist generell von einer Reise mit Kindern nach Borneo abzuraten?"
Sie wissen bestimmt, dass Borneo zu drei Staaten gehört: Im Norden ein Teil, der zu Malaysia gehört, sowie das Sultanat Brunei im Süden der indonesische Teil.


borneo
Borneo. Malariarisiko in Malaysia und Indonesien.
Bild: Commons, GNU Freie Dokumentationslizenz


Wir gehen davon aus, das Sie in entweder in den malaysischen oder indonesischen Teil reisen.

Wir würden generell von einer Reise mit Kindern in ein Gebiet mit Malariarisiko abraten, und nur in Ländern bzw. Regionen Urlaub machen, als malariafrei gelten. Leider spricht die Deutsche Tropenmedizinische Gesellschaft für das zu Malaysia und Indonesien gehörende Gebiet von Borneo von einem ganzjährigen Malariarisiko, Ausnahmen sind Brunei sowie die Küste von Malaysia und grosse Städte.

Sie müssen sich also unbedingt von einem Reisemediziner beraten lassen, ob ein Aufenthalt an der Nordküste möglich ist.

Die DTG empfiehlt zur Zeit für die von Malaria betroffenen Gebiete von Borneo Malaysia eine Standbytherapie, siehe oben.

Übrigens: Sogar, wenn Erwachsene in einem Gebiet mit nur geringerem Malariarisiko lediglich eine Notfallmalariamediaktion mitführen müssen, ist es möglich, das ein Kind bereits eine medikamentöse Malariaprophylaxe nehmen muss, also die Tabletten vor und während der Reise einnehmen sollte (da Malaria wie gesagt bei Kindern oft einen schwereren Verlauf nimmt). Dies muss aber der Reisemediziner im Einzelfall entscheiden.

Unabhängig von der Malariagefahr verweisen wir aber auf ein Infektionsrisiko mit Dengue-Fieber, das sogar in Brunei existiert, in Borneo erkrankten letztes Jahr einige zehntausend Menschen an dieser Krankheit.

Generell erfordern Fernreisen mit Kindern in tropische Länder eine gute Planung, da die Kinder leichter an Infektionskrankheiten aller Art erkranken und die Symptome dann deutlich schwerer als bei Erwachsenen verlaufen können (z.B. bei Durchfall oder Malaria). Auch Flüssigkeitsverlusten durch Schwitzen bei sehr hohen Temperaturen können leicht auftreten. Rundreisen im Land können für Kinder besonders belastend sein.

Allgemein sind sehr kurze Reisen (z.B. 2 Wochen) in Länder mit extrem anderen Klimaverhältnissen sind eher ungünstig und für viele Kinder eine Belastung, da sie dann keine Zeit haben, sich auf die neuen Bedingungen einzustellen (Langstreckenflug, Zeitumstellung, Klima), wenn dann eine typische Durchfallserkrankung dazu kommt, ist ein Grossteil des Kurzurlaubs mit der Umstellung und Erkrankung belastet und die Eltern sitzen tagelang am Bett eines kranken Kindes. Wenn man also mit Kindern in ein fernes tropisches Land reist, dann besten nicht nur für eine Kurzreise.

Kleinkinder(unter fünf Jahren, im Einzelfall den Kinderarzt fragen) sollten sogar nur bei unvermeidbaren Reisen (beruflich) in die Tropen mitgenommen werden.

Weitere wichtige Infos speziell für Eltern:

Jeder Tierkontakt ist zu vermeiden, kein bei Kindern beleibtes Streicheln oder Füttern.

Erneut der Hinweis auf die Gefährlichkeit von Binnengewässern: lassen Sie Kinder niemals in einem See planschen, dort können gefährliche Parasiten warten.

Kinder müssen stets Schuhe tragen, barfusslaufen ist in tropischen Ländern zu gefährlich.

Schützen Sie Ihre Kinder vor der Sonne, ihre Haut ist sehr empfindlich und jeder Sonnenbrand erhöht das Hautkrebsrisiko, ausserdem droht eine Überhitzung. Lassen Sie Ihr Kind viel trinken. Schützen Sie den Kopf mit einer Kopfbedeckung und die Augen mit einer guten Sonnenbrille.

Lassen Sie den Impfschutz Ihres Kindes vom Kinderarzt überprüfen, möglicht bereits jetzt, falls doch noch nachgeimpft werden muss, denn viele Impfungen sollten optimalerweise einige Wochen vor Reiseantritt stattfinden.

Bei einem längeren Aufenthalt in ländlichen Gebiete gelten spezielle Empfehlungen, diese Reisen sind aber mit Kinder komplett zu unterlassen.

Kommt es nach einer Fernreise bei Kindern zu fieberhaften Erkrankungen, sollten Sie dem Kinderarzt mitteilen, dass Sie in einem exotischen Land waren, dies gilt auch, wenn die Erkrankung nach langer Zeit auftritt, z.B. nach 10 Monaten).

Bitte gehen Sie unbedingt zu einem Reisemediziner, schreiben Sie uns, was er zu dem geplanten Reiseziel sagt, auf jeden Fall müssen Abstecher mit Kind in die Landesteile mit Malariarisiko von hier aus ablehnen.


Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team

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Malaysia, Borneo Stand-By oder Prophylaxe?

von MAKRU , 22.06.09 21:46
Hallo,

ich werde vom 10.07. bis 09.08. zum Backpacking in Malaysia unterwegs sein. Vom 15.07. bis 29.07. auf Borneo, wo ja ein hohes Malaria Risiko besteht. Mein Hausarzt hat mir empfohlen jeden Tag Malarone zu nehmen. Ich bräuchte ja dann 4 Packungen mit je 12 Tabletten. Ist dies wirklich notwendig oder könnte ich auch Malarone als Stand-By einnehmen, falls ich Symptome bekomme?

Danke

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Re: Malaysia, Borneo Stand-By oder Prophylaxe?

von Cyberdoktor , 23.06.09 00:00
Hallo,

"ich werde vom 10.07. bis 09.08. zum Backpacking in Malaysia unterwegs sein. Vom 15.07. bis 29.07. auf Borneo, wo ja ein hohes Malaria Risiko besteht."
Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit e.V. (DTG) sieht das Malaria-Risiko als eher gering an, siehe oben.

" Mein Hausarzt hat mir empfohlen jeden Tag Malarone zu nehmen."
das entspricht nicht der Empfehlung der DTG, diese sieht nach wie vor nur eine Stand-By-Therapie vor, siehe oben. Sie können den Hausarzt bei Gelegenheit fragen, aus welchen Quellen er seine Empfehlung für eine Prophylaxe ableitet.

"könnte ich auch Malarone als Stand-By einnehmen, falls ich Symptome bekomme?"
wenn Sie Symptome bekommen, suchen Sie sofort den Arzt auf, nur wenn kein Arzt verfügbar ist, nehmen Sie die Stand-By Therapie ein.

"zum Backpacking"
dann könnte, wenn Sie keinen sicheren Zugriff auf sauberes Wasser und auch sonst eingeschränkte hygienische Verhältnisse erwarten, eine Typhus-Impfung Sinn machen, reden Sie diesbezüglich mit einem Reisemediziner.

Eine schöne Reise wünscht

Ihr Cyberdoktor-Team

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