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Reisemedizin

Reise nach Vietnam: Impfungen, Reiseapotheke

von J. Hildenbrand , 02.10.00 15:53
Hallo Cyberdoktorteam,

wir beabsichtigen im Dezember-Januar, über Weihnachten nach Vietnam zu reisen. Was für Impfungen empfehlen Sie uns für diesen Trip und was sollte unsere Reiseapotheke für diesen Aufenthalt beinhalten?

Viele Grüße.

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Re: Reise nach Vietnam

von Cyberdoktor , 03.10.00 05:40
Liebe Hildenbrands,

ausgehend von der Unterstellung, dass Sie gesund sind und direkt aus Deutschland nach Vietnam einreisen, sind grundsätzlich die auch in Deutschland empfohlenen Schutzimpfungen (Tetanus, Diphterie) angeraten. Ebenso gilt die Empfehlung einer Hepatitis-A-Schutzimpfung.

In Vietnam ist, insbesondere bei längerem Aufenthalt (bzw. Risikoreisen, z.B. mit Rucksack), engem Kontakt zur Bevölkerung, z.B. Tätigkeit im Gesundheitswesen, eine Intensivierung des Impfschutzes gegen Hepatitis-B (auch zu empfehlen vor medizinischer / zahnmedizinischer Versorgung!), Japanische Enzephalitis, Typhus, Cholera (in der Regel nur bei Risikoarbeit, z.B. für med. Personal, v.a. Provinz Giang) und - bei der Gefahr von Tierkontaken, z.B. bei Rucksackreisen oder Langzeitaufenthalten, auch Tollwut anzuraten.

Allerdings wird bei Kurzreisen von der WHO eine Choleraimpfung, nicht zuletzt auch wegen der begrenzten Wirksamkeit, nicht angeraten.

Wenn es sich nicht um eine Risikoreise handelt, sind die letztgenannten Impfungen (Hepatitis-B, Meningokokken, Typhus, Cholera) nicht zwingend erforderlich. Auch auf eine Impfung gegen die Japanische Enzephalitis kann je nach Reiseplan verzichtet werden, da deren Erreger mit einer saisonalen Häufung insbesondere zwischen Mai und Oktober (besonders um Hanoi und in der Provinz Son Lao) -bei einer Weihnachtsreise also wenig wahrscheinlich- anzutreffen sind.

Wenn Tierkontakte unwahrscheinlich sind, muss auch nicht gegen Tollwut geimpft werden. Dann aber bitte Vorsicht, die Nähe von Tieren aller Art meiden, speziell Hunden, auch in Städten können streunende Hunde infiziert sein.


tollwütiger hund
Tollwut: infizierter Hund mit typischem Speichelfluss.
Bild: CDC


Meiden Sie Süßwassergewässer (Seen, Flüsse, Tümpel), es finden sich in einigen Landesteilen die Erreger der Bilharziose. Die Schistosomiasis (Bilharziose) ist eine durch Trematoden (Saugwürmer) der Gattung Schistosoma (Pärchenegel) verursachte Tropenkrankheit, diese Erreger benötigen bestimmte nur in den warmen Gewässern der Tropen vorkommenden Zwischenwirte (Süßwasserschnecken).


schistosoma
Schistosoma-Eier (violett, eiförmig) in Blasengewebe (mikroskopishe Aufnahme).
Bild: DPDx


Wenn Sie über ein Drittland bei dort bekanntem Gelbfieber (Gelbfieberendemiegebiet) einreisen, ist eine Gelbfieberimpfung erforderlich.

Vietnam ist Malariagebiet. Nahezu in allen Landesteilen unter 1.500m ist laut der Deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft von einem Malariarisiko auszugehen. Die Stadtzentren, das Delta des roten Flusses und die Küste nördlich von Nha Trang gelten als malariafrei.


Vietnam
Vietnam: Malariagefahr in Gebieten unter 1.500m.
Bild: Worldfactbook


Es existieren Meldungen über hochgradige Chloroquin- und Sulfadoxine-/Pyrimethaminresistenzen. Als Malariaerreger ist überwiegend das Plasmodium falciparum, der Erreger der Malaria tropica, bekannt.

Die Empfehlung der Deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft lautet für Vietnam:
Ein konsequenter Mückenschutz (Mückenschutzmittel, imprägniertes Mückennetz, bedeckende Kleidung) ist Pflicht und schützt nicht nur vor Malaria sondern u.a. auch vor dem ebenfalls in Vietnam auftretenden Denguefieber (wichtig!).


mosquito
Stechmücke auf menschlicher Haut.
Bild: CDC/James Gathany.


Eine Notfallmedikation (Standby) ist aber sinnvoll, ausser man bleibt in den als Malariafrei benannten GEbieten. Das Medikanent würde für den Notfall mitgeführt und bei anhaltenden bzw. sich verschlimmernden Beschwerden und Verdacht auf Malaria genommen, wenn kein Arzt verfügbar ist.

Landesweit besteht bedingt durch eingeschränkte Hygiene natürlich eine erhöhte Gefahr für Infektionskrankheiten, die durch verunreinigte Speisen oder Getränke übertragen werden (z.B. Hepatitis A, Typhus, Bakterienruhr, Amöbenruhr, Lambliasis, Wurmerkrankungen). Es gilt also strikt: "Cook it, peel it, or leave it", man sollte also auf besondere Hygienemaßnahmen vor Verzehr von Obst, Gemüse und Fleisch achten und diese Nahrungsmittel nur frisch gekocht oder frisch selbst geschält verzehren. Trinkwasser sollte nur aus industriell abgefüllten Marken-Wasserflaschen mit intaktem Original-Verschluss (Verschluss prüfen, ab und zu werden bei kleinen Händlern Flaschen mit Leitungswasser aufgefüllt) entnommen werden.

Sowohl Vietnam als auch Kambodscha sind Länder mit Vogelgrippefällen, es sollte der Kontakt mit lebendem oder totem Geflügel unbedingt vermieden werden.

Fazit: Vorstellung beim Reisemediziner zur Verordnung der nötigen Medikation erforderlich. Dabei bedenken Sie bitte, dass in der Regel spätesten vier Wochen vor Reisebeginn mit der Duchführung der Schutzimpfungen, eine Woche vorher auch mit der Einnahme der Malariamedikamente begonnen werden muss. Die Fortführung der Malariamedikation muss über vier weitere Wochen nach Reiseende fortgeführt werden.

Überprüfen Sie Ihren Impfpass bitte auf Gültigkeit und Vollständigkeit der angegebenen Schutzimpfungen, bzw. wenden Sie sich zur Durchführung derselben an Ihren Hausarzt und einen Reisemediziner (Malaria s.o.), bei einer Geschäftsreise ggf. auch an Ihren zuständigen Betriebsarzt.

Und hier geht´s zur Reiseapotheke.


Eine gute Reise wünscht
Ihr Cyberdoktorteam

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Re: Reise nach Vietnam

von Unbekannt , 03.11.00 04:35
Hallo cyberdoktorteam,
für unsere Vietnamreise müssen wir uns natürlich Gedanken darüber machen ob und mit welchem Medikament wir eine Malariaprophylaxe durchführen.

Können Sie uns eine Malariapropyhlaxe mit dem Antibiotikum Doxycyclin empfehlen und ist eine solche Prophylaxe auch bei einer Schwangerschaft ratsam?

Vielen Dank schon vorab

Die Hildenbrand's

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Re: Reise nach Vietnam

von Cyberdoktor , 04.11.00 05:17
Liebe Hildenbrand´s,

nein, Doxycyclin ist während der gesamten Schwangerschaft und der Stillzeit kontraindiziert. Grundsätzlich wird Schwangeren von einer Reise in Malariagebiete abgeraten, denn eine Malariainfektion während der Schwangerschaft stellt eine erhebliche Bedrohung für Mutter und Kind dar. Von einer in Vietnam empfohlenen Mefloquin-Prophylaxe wird in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten abgeraten. Nach wie vor ist eineVorstellung beim Reisemediziner zur individuellen Beratung und ggf. Verordnung einer erforderlichen Medikation dringend anzuraten. Nordsee ist doch auch schön.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Cyberdoktorteam

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Keine Malaria bei Thalassämie?

von flicflac , 14.10.09 22:21
Liebes Ärzteteam,
ich werde ganz bald meine Vietnamreise starten. Das Thema Malaria beschäftigt mich daher zurzeit sehr. In diesem Zusammenhang habe ich im Internet gelesen, dass man bei der Blutkrankheit Thalassämie nicht malariaanfällig ist. Ich bin betroffen von der Form Beta-Thalassämie minor. Können Sie mir sagen, ob ich dadurch vor eventueller Malariaerkrankung verschont bleiben könnte? Und mir dadurch sogar eine Malariaprophylaxe sparen könnte?

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Re: Keine Malaria bei Thalassämie?

von Cyberdoktor , 15.10.09 11:36
Hallo,

wir haben Ihre Frage verschoben:
ist jetzt im Themenblock Thalassämie einsortiert und wird dort beantwortet.

Beste Grüsse

Ihr Cyberdoktor-Team



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Reise nach Vietnam

von Corinna S. , 10.08.10 14:31
Hallo,

meine Freundinnen und ich fahren in 2 Wochen nach Vietnam. Leider haben wir uns nur bei unserem Hausarzt informiert und auch etwas zu spät, was die Impfungen betrifft. Ich schaffe es nur rechtzeitig 2 Impfungen für Hepatitis A und B, sowie Tollwut und eine Impfung gegen Tetanus zu machen. Außerdem bekommen wir Malaria-Prophylaxe Tabletten. Bei der Tollwut-Impfung sagte mir die Ärztin, dass ich evtl. die Zeit einfach verkürzen könnte und statt 21 Tage ca. 16 Tage) später die dritte Impfung machen könnte. Ist dies anzuraten?
Generell wollte ich fragen, ob überhaupt schon ein Impfschutz nach 2 Spritzen Hepatitis AB sowie Tollwut gegeben ist?

Fehlen denn noch grundlegenden Impfungen?

Vielen Dank für Ihre Hilfe. Viele Grüße
Corinna S.

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Re: Reise nach Vietnam

von Cyberdoktor , 10.08.10 16:45
Liebe Corinna,

"meine Freundinnen und ich fahren in 2 Wochen nach Vietnam. Leider haben wir uns nur bei unserem Hausarzt informiert und auch etwas zu spät, was die Impfungen betrifft."
Fernreisende sollten vorzugsweise spätestens ein halbes Jahr vor Reiseantritt
zum Reisemediziner. Einige Impfungen benötigen für die Grundimmunisierung mehrere Impfdosen in grösseren Zeitabständen.

Wir haben unseren allgemeinen Vietnam-Beitrag oben übrigens aktualisiert, siehe auch dort.

"Ich schaffe es nur rechtzeitig 2 Impfungen für Hepatitis A und B, "
wenn es sich um eine Grundimmunsierung handelt: besser als nichts. Die letzte Dosis dann nach der Reise.

"sowie Tollwut "
normalerweise drei Dosen (erste Dosis, dann Folgedosen nach 7 und 21 Tagen).
Die Frage ist: brauchen Sie überhaupt einen Tollwutschutz? Bei einer Pauschalreise im Hotel mit Bustransfers eher nicht, bei einer Abenteuerrucksacktour mit der Möglichkeit von Tierkontakten wäre die Impfung allerdings sinnvoll. Dann letzte Dosis nicht vergessen.

Wenn Sie nur zwei Impfdosen schaffen: auch hier gilt die Devise, besser als nichts...

"und eine Impfung gegen Tetanus zu machen. "
das reicht doch für eine Auffrischung. Sie wurden doch gewiss bereits in der Kindheit gegen Tetanus geimpft.

"Außerdem bekommen wir Malaria-Prophylaxe Tabletten."
je nach Reiseziel in Vietnam sinnvoll, siehe oben.

"Bei der Tollwut-Impfung sagte mir die Ärztin, dass ich evtl. die Zeit einfach verkürzen könnte und statt 21 Tage ca. 16 Tage) später die dritte Impfung machen könnte. Ist dies anzuraten?"
nein, ein Unterschreiten der vom Hersteller genannten Impfabstände ist normalerweise nicht sinnvoll. Das Immunsystem ist dann noch mit der ersten Dosis beschäftigt, die erneute Impfung hat dann keinen Effekt. Im Zweifel beim Hersteller nachfragen.

"Generell wollte ich fragen, ob überhaupt schon ein Impfschutz nach 2 Spritzen Hepatitis AB sowie Tollwut gegeben ist?"
davon kann man ausgehen, perfekt ist der Schutz allerdings erst nach Abschluss des Impfprogramms.

"Fehlen denn noch grundlegenden Impfungen?"
Generell sollte eine Immunität gegen Diphtherie bestehen.

Man muss ausserdem mit dem Reisemediziner besprechen, ob eine Impfung gegen die Japanische Enzephalitis angesagt ist: diese durch Mücken übertragene Viruserkrankung kommt in ländlichen und vorstädtischen Gebieten vor, bevorzugte Übertragungsmonate sind Mai-Oktober (dann fühlen sich die Mücken besonders wohl...). Das Infektionsrisiko steigt bei Langzeitaufenthalten. Leider wären Sie auch hier etwa spät dran (zweite Dosis nach einem Monat).

Bei Abenteuerreisen kann eine Thyphusimpfung Sinn machen.

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Eine schöne Reise wünscht

Ihr Cyberdoktor-Team

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Re Reise nach Vietnam

von Unbekannt , 20.08.10 20:44
Vielen lieben Dank für Ihre schnelle und informative Antwort
Ich werde Sie gerne weiterempfehlen
Viele Grüße
Corinna S.

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Reise nach Vietnam: Impfungen, Malaria

von besorgtemutter , 09.09.12 11:36
Liebes Cyberdoktor Ärzteteam,

mein Sohn fliegt am 25.09.12 für 16 Tage nach Vietnam (davon 8-10 Tage Backpacking Urlaub). Am 13.08. hatte er einen ersten Impftermin, gegen Japan. Enzephalitis (Xiaro). Am 04.09. bekam er die zweite Dosis Xiaro sowie die erste Dosis gegen Tollwut (Impfstoff leider nicht bekannt, Impfbuch ist noch bei der Ärztin). Am 07.09. hat er schon die zweite Tollwut Impfung bekommen, zusammen mit Polio (als Auffrischung, er hatte die letzte von vier Grundimmunisierungen 09⁄2002 erhalten). Am 10.09. (also morgen) wird er die dritte Tollwut Impfung bekommen, zusammen mit Impfung gegen Typhus.
Weiterhin soll er sich selber Dukoral gegen Diphterie besorgen und einnehmen. Und gegen Malaria hat sie ihm Malarone aufgeschrieben und gemeint, wenn er Fieber bekäme, sollte er es einnehmen.

Hat das alles seine Richtigkeit?
Ich bin ziemlich verunsichert, auch weil ich jetzt von mehreren Seiten gehört habe, dass Tollwut mit dem Impfschema 0-7-21 gegeben werden sollte. Und Xiaro mit 0-28. Und sollte er bei auftretendem Fieber nicht lieber schnellstmöglich (natürlich innerhalb der nächsten Stunden) zum nächsten Arzt gehen anstatt Selbstmedikation zu betreiben, ohne zu wissen, was das Fieber ausgelöst hat??

Vielen Dank im voraus für Ihre Antwort
Angela

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