Hallo,
"mein Vater hat bei einer Routineuntersuchung im Jänner 2010 herausgefunden, dass er eine chronische Hepatitis B hat."wir hatten in unseren Beiträgen oben ja bereits angesprochen, dass es sich bei der Hepatitis B um eine sehr häufige Virusinfektion handelt, weltweit sind 350 Millionen, in Deutschland ca. 500.000 Menschen infiziert. Auch Infektionen ausserhalb der typischen Risikogruppen kommen immer wieder vor, das Impfprogramm für alle Kinder ist daher sehr wichtig.
"Damals waren die Transminasen auf das dreifache erhöht."Die Viren schädigen die Leber, ein Ansteig der Leberenzyme (Transaminasen) ist in Phasen mit grösserer Virusaktivität nicht überraschend. Man muss aber auch sonstige Ursachen, wie z.B. Alkohol ausschliessen.
"Man hat daraufhin die Viruslast gemessen. Die Viruslast hat den Grenzbereich etwas überschritten und lag bei 2089 IU."Bei der Viruslast-Bestimmung wird die Menge von Viruserbgut im Blut gemessen. In der aktiven Krankheitsphase ist die Viruslast höher (die Viren vermehren sich stärker). Bei der Befund-Interpretation bitte aufpassen, die Einheiten-Angabe ist wichtig, denn das Testergebnis wird in IU (international unit) oder Viruskopien/ml Blut angegeben. Umrechnung variiert je nach Labor, oft: 5,8 Kopien/ml entsprechen 1 IU.
Allgemein kann man sagen, dass eine HB-Viruslast von mehr als 10.000 Kopien/ml (entspricht umgerechnet ca. 2.000 IU/ml) die Grenze ist, ab der eine antivirale Therapie angesagt ist (Dtsch Arztebl 2007; 104(31-32): A-2177 / B-1926 / C-1861., "Hepatitis B: Viruslast ist entscheidender Parameter für Verlaufsbeurteilung", Arnheim, Katharina). Bei niedrigerer Viruslast werden die Patienten in der Regel nur alle sechs bis zwölf Monate kontrolliert. Ist der Grenzwert nur knapp überschritten, können die Fachärzte sich ebenfalls zu einer abwartenden Haltung entschliessen. Zeigt sich in der Biopsie allerdings mehr als nur leichte Auffälligkeiten und zusätzlich Leberenzymerhöhungen, muss eine Therapie erwogen werden (Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen zum Thema "Prophylaxe, Diagnostik und Verlauf der Hepatitis-B-Virus-(HBV)-Infektion" (Z Gastroenterol 2007; 45: 525-574).
"Außerdem Hbe-Antigen negativ und Anti-Hbe pos. "Siehe unsere ausführlichen Beiträge oben in diesem Themenblock. Das Hbe-Antigen ist ein Teil des Virusinnenkörpers, in aktiven Krankheitsphasen daher erhöht.
Anti-Hbe sind Antikörper gegen diesen Virusbestandteil. Meist zu finden, wenn der Körper die Viren überwindet, treten erst nach der akuten Krankheitsphase auf. In der Regel also ein Zeichen für eine Zustandsverbesserung und verringerte Ansteckungsfähigkeit.
"Ich habe gehört, dass eine Hepatitis B bei Hbe-neg-Patienten schlechter verläuft. Stimmt das?"Findet sich kein Hbe-Virusbestandteil im Blut (Hbe-negativ), ist die Virusvermehrung zurückgegangen, das ist eigentlich ein gutes Zeichen (insbesondere, wenn der Körper auch noch Antikörper gegen Hbe bildet). Evt. haben Sie gelesen, dass es schlecht ist, wenn keine Anti-Hbe zu finden sind (diese Antikörper sind ja ein Heilungsanzeichen). Also:
Anti-Hbe (Antikörper) und Hbe (Virusbestandteil) nicht verwechseln.
"Es wurde daraufhin eine Leberbiospsie durchgeführt. Ergebnis geringgradige entzündliche Aktivität Grad 2 nach Desmet)"angesichts der erhöhten Leberenzyme war eine Entzündungsnachweis zu erwarten.
"mittelgradige Fibrose Stadium 2 nach Desmet)"bei einer Leberfibrose wird in der Leber im Rahmen anhaltender Schadeinflüsse vermehrt Bindegwebe aufgebaut.
"Ist die Fibrose in diesem Stadium sehr bedrohlich für Patienten?"wenn die Ursachen, die zur Fibrose führten, abgestellt werden, können viele Patienten mit einer mittelgradigen Fibrose gut leben.
"Und die Diagnose daraufhin leichter exogen-toxischer Leberparenchymschaden. "d.h. die Ärzte vermuten nicht, dass die Hepatitis-Infektion, sondern Alkohol oder Arzneimittel zu der in der Biopsie sichtbaren leichten Schädigung der Leber geführt haben.
"Außerdem hat er den Genotyp D. "nichts Besonderes, es gibt weltweit nicht nur eine einzige Hepatis-B Virus Art, sondern diverse Untergruppen, die sich minimal im Erbgut unterscheiden. Die Genotypen A und D sind in Europa häufig zu finden.
"Wie kann man bereits eine Fibrose im 2. Stadium haben"sehr häufig auch als Zufallsbefund bei ansonsten Gesunden zu finden, z.B. durch Alkoholkonsum, zu grosse Kalorienzufuhr (Fettkonsum).
"und jahrelang nichts über eine chron. Hepatitis wissen,"eine Hepatitis läuft je nach Einzelfall ohne Symptome ab, der Patient bemerkt die Infektion nicht.
"obwohl man regelmäßige Blutkontrollen hatte?"wenn nicht nach einer Hepatitis gesucht wird, helfen sonstige Routine Blutwerte nicht weiter. Eine leichte Fibrose macht sich im Blut ohnehin meist nicht bemerkbar.
"Im den nächsten Monaten wurden regelmäßig die Leberwerte untersucht. Diese immer im Normbereich. Und im Oktober dann wieder ein PCR Test. Ergebnis 3.0E 02 Wie würden Sie den Verlauf und die Prognose dieser chron. Hepatitis einschätzen?"sehr niedrige Viruslast, Anti-Hbe, normalerweise sind das günstige Befunde, die eine optimistische Prognose erlauben, seriöse Aussagen können aber nur die behandelnden Ärzte machen, die alle Laborbefunde (z.B. auch den wichtigen HbsAg Wert) und die Patientenakte kennen.
"E entspricht 10 hoch, also zB 6E 05 entspricht 6 mal 10 hoch 5) Ich verstehe diese Viruslastangabe nicht. Stimmt meine Berechnung, wenn ich 300 IU herausbekomme?"ja.
"Die behandelnde Ärztin meinte man könnte therapieren, aber auch abwarten,"die oben zitierte Leitlinie zählt zu den Patienten, die in der Regel nicht behandelt werden sollten, sogenannte inaktive HbsAg-Träger mit anhaltend niedrige Virämie (weniger als 10.000 Kopien/ml, entsprechend weniger als 2.000 IU/ml), anhaltend normalen Leberenzymen und höchstens minimale entzündliche Aktivität/geringe Fibrose in der Leberbiopsie. Die Ärztin kann sich also je nach Einzelfall zu einer abwartenden Haltung entschliessen.
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