Hallo,
"Wir möchten in Kürze für 3 Wochen nach Kenia."
Vorab: die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit empfiehlt für Kenia-Reisende eine Malariaprophylaxe (d.h. die Medikamente werden vor und während der Reise vorbeugend eingenommen), da im ganzen Land unter einer Höhe von 2.500 Metern ganzjährig von einem hohen Malaria-Risiko (meist durch den besonders gefährlichen Erreger P. falciparum ) auszugehen ist. Dies gilt auch für die Städte, nur in Nairobi und im Hochland über 2.500 Meter ist das Risiko gering.

Kenia: hohes Malariarisiko im ganzen Land unter 2500 Höhenmetern.
Bild: Worldfactbook
Die Chemo-Prophylaxe erfolgt mit Mefloquin, oder Atovaquon/Proguanil oder Doxycyclin (Rücksprache mit dem Reisemediziner ist stets nötig, da sich recht kurzfristig Resistenzen entwickeln können).
"Können Sie mir für die Malariaprophylaxe ein gut verträgliches Medikament empfehlen, was nicht über die Nieren ausgeschieden wird. Eine Niere wurde 2002 bei mir entfernt."
Gut, dass Sie nachfragen, bei Nierenerkrankungen oder Patienten, die nur noch eine Niere haben, muss man den Einsatz von Medikamenten aller Art gut planen.
Mefloquin dürfte auch für die meisten Patienten mit einer Nierenproblematik geeignet sein. Der Körper scheidet das Mittel bzw. dessen Abbauprodukte (Abbau über die Leber) hauptsächlich mit der Galle und den Fäzes aus. Bei Patienten mit beeinträchtigter Leberfunktion ist daher Vorsicht geboten. Die Nieren sind bei der Mefloquin-Ausscheidung dagegen kaum beteiligt, laut Hersteller sind daher sogar bei Dialysepatienten keine besonderen Dosisanpassungen angezeigt. Auch über Nebenwirkungen auf die Nieren wurde bisher nicht berichtet. Wenn der Reisemediziner also für die von Ihnen bereisten Gebiete eine Mefloquin Wirksamkeit bestätigt, sollte das Mittel keine Gefährdung für einen Menschen mit nur einer Niere darstellen.
Also: von einer Malaria-Prophylaxe mit Mefloquin geht keine Gefahr für die Niere aus, Reisende mit nur einer Niere müssen aber peinlich genau auf einen Malariaschutz achten, da eine Malariaerkrankung eine sehr grosse Bedrohung darstellt (Nierenversagen).

Gefahr für die Nieren: Malaria Erreger im Blutausstrich (halbmondförmig, grün markiert). Mikroskopische Aufnahme.
Bild: CDC/ Steven Glenn, Laboratory & Consultation Division
Ein konsequenter Mückenschutz (Mückenschutzmittel, imprägniertes Mückennetz, bedeckende Kleidung) ist Pflicht und schützt nicht nur vor Malaria, sondern u.a. auch vor ebenfalls in Kenia auftretenden Krankheiten wie Denguefieber, Borreliose, Gelbfieber, Leismaniase, Schlafkrankheit und Filariose. Gegen das durch Kleiderläuse übertragene Fleckfieber schützen konsequente Hygienemaßnahmen (gründliche Reinigung und regelmäßiger Wäschewechsel).

Stechmücke auf menschlicher Haut.
Bild: CDC/James Gathany.
Sonstige Kenia-Empfehlungen:
Vorausgesetzt auch Sie sind gesund und reisen aus Deutschland nach Kenia ein, werden grundsätzlich die auch in Deutschland empfohlenen Schutzimpfungen (Tetanus, Polio, Diphtherie) angeraten, ebenso gilt die Empfehlung einer Hepatitis-A/B-Schutzimpfung.
Insbesondere bei längerem Aufenthalt (besonders in ländlichen Gebieten bzw. bei Risikoreisen wie Abenteuerurlaub), intensivem Kontakt zur Bevölkerung, z.B. Tätigkeit im Gesundheitswesen, ist eine Intensivierung des Impfschutzes anzuraten: Impfungen gegen Meningokokken, Typhus und Tollwut.
Die Notwendigkeit einer Gelbfieberimpfung wurde bereits in unserem Beitrag oben diskutiert.
Landesweit besteht bedingt durch eingeschränkte Hygiene natürlich eine erhöhte Gefahr für Infektionskrankheiten, die durch verunreinigte Speisen oder Getränke übertragen werden (z.B. Hepatitis A, Typhus, Amöbenruhr, Lambliasis, Wurmerkrankungen). Es gilt also strikt: "Cook it, peel it, or leave it", man sollte also auf besondere Hygienemaßnahmen vor Verzehr von Obst, Gemüse und Fleisch achten und diese Nahrungsmittel nur frisch gekocht oder frisch selbst geschält verzehren. Trinkwasser sollte nur aus original verpackten Flaschen kommen.
Meiden Sie unbedingt Süßwassergewässer (Seen, Flüsse, Tümpel) in Kenia finden sich die Erreger der Bilharziose. Die Schistosomiasis (Bilharziose) ist eine durch Trematoden (Saugwürmer) der Gattung Schistosoma (Pärchenegel) verursachte Tropenkrankheit, diese Erreger benötigen bestimmte nur in den warmen Gewässern der Tropen vorkommenden Zwischenwirte (Süßwasserschnecken).

Schistosoma-Eier (violett, eiförmig) in Blasengewebe (mikroskopishe Aufnahme).
Bild: DPDx
Sogenannte Zerkarien (Entwicklungsstufe des Egels), bohren sich durch Haut oder Schleimhäute und wandern dann durch die Blutgefässe in Leber, Darm oder Blase, wo sie viele Jahre prächtig leben können (Bilharziose). Eine Schutzimpfung vor parasitären Erkrankungen gibt es nicht. Diese Erkrankung kann ebenfalls die Nieren schädigen!
Bitte Vorsicht beim Kontakt mit Tieren (Tollwutrisiko), speziell Hunden, auch in Städten können streunende Hunde infiziert sein.
Denken Sie auch an ein sehr hohes HIV / Aids Risiko.
Angesichts der vielfältigen Gesundheitsgefahren, Ihrer speziellen Nierenproblematik und wegen der schnell wechselnden Malariaresistenzenlage sollten Sie sich in jedem Falle an eine reisemedizinische Ambulanz, bzw. einen Reisemediziner, zum Zwecke einer individuellen Reiseberatung wenden.
Bedenken Sie bitte, dass in der Regel möglichst früh (spätestens vier Wochen) vor Reisebeginn die Schutzimpfungen stattfinden sollten, eine Woche vorher auch die Einnahme der Malariaprophylaxe begonnen und diese über weitere vier Wochen nach Reiseende fortgeführt werden muß.
Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden
Ihr Cyberdoktor-Team
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