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Reisemedizin

Kenia - Impfungen und Infektionsschutz

von Unbekannt , 12.02.03 07:48
Sehr geehrtes Cyberdoktor-Team,

ich sollte eine Impfung gegen Gelbfieber anlässlich einer Kenia Reise erhalten. Habe aber aufgrund einer Sarkoidose Erkrankung eine Cortison (Prednisolon) Behandlung erhalten:

Eine Woche 20mg => Eine Woche 15mg => Eine Woche 10mg ; die Behandlung begann vor drei Wochen und kann jetzt vermutlich abgesetzt werden. Meine Frage:

* ist diese Cotisonbehandlung eine absolute Gegenanzeige? Ich habe soviel Widersprüchiges darüber gelesen und mir liegt viel an einer Expertenmeinung.

Vielen Dank für Ihre Antwort. Viele Grüße Martin

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Re: Gelbfieber Impfung

von Cyberdoktor , 13.02.03 05:34
Hallo Martin,

Kenia gilt als Land mit Gelbfieber-Infektionsgebieten – allerdings ist eine Gelbfieberimpfung von den kenianischen Behörden nicht vorgeschrieben. Die WHO empfiehlt unabhängig von den Landesvorschriften nachdrücklich die Impfung für alle Reisende in Gelbfieber-Infektionsgebiete.

Beim Gelbfieberimpfstoff handelt es sich um einen Lebendimpfstoff dessen Anwendung bei akuten und chronischen Infektionskrankheiten einer immunsuppressiven Therapie – hier z.B. einer Kortisonbehandlung oder auch einer Chemo- oder Strahlentherapie – ebenso wie bei einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche kontraindiziert ist. Dies gilt ebenso im Falle einer bekannten Überempfindlichkeit gegen Hühnereiweiß. Für Kinder unter sechs Monaten und schwangere Frauen innerhalb der ersten drei Monate der Schwangerschaft wird die Impfung nicht empfohlen.

Eine Kortisoneinnahme in Verbindung mit einer Erkrankung aus dem rheumatischen/autoimmunen Formenkreis ist diesbezüglich ein relevanter Befund. Die letztendliche Entscheidung für oder gegn eine Gelbfieberimpfung kann sich nur am individuellen Befund orientieren und sollte daher in enger Abstimmung zwischen Ihnen, dem behandelnden Arzt und dem Arzt der Gelbfieberimpfstelle getroffen werden.

Übrigens besteht bei medizinischen Kontraindikation auch bei Reisen in Länder mit Gelbfieberimpfpflicht die Möglichkeit einer Impfbefreiung. Für Reisen in Gelbfiebergebiete unter einfachen Bedingungen muss eine Risikoabwägung erfolgen. Das "exemption certificate" ("No vaccination against yellow fever possible on medical reasons") muss in englisch oder französisch im internationalen Impfpass eingetragen, unterschrieben und von der zugelassenen Impfstelle gesiegelt werden. Allerdings sind die Einreisebehörden nicht verpflichtet dieses Zertifikat anzuerkennen.

Eine Gute Reise wünscht
Ihr Cyberdoktor-Team

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Kenia Malariaprophylaxe Nierenproblematik

von 1962 , 05.05.09 12:41
Wir möchten in Kürze für 3 Wochen nach Kenia. Können Sie mir für die Malariaprophylaxe ein gut verträgliches Medikament empfehlen, was nicht über die Nieren ausgeschieden wird. Eine Niere wurde 2002 bei mir entfernt. Sonst ist alles o.k.

Danke

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Re: Kenia Malariaprophylaxe (Nierenproblematik)

von Cyberdoktor , 05.05.09 13:26
Hallo,

"Wir möchten in Kürze für 3 Wochen nach Kenia."
Vorab: die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit empfiehlt für Kenia-Reisende eine Malariaprophylaxe (d.h. die Medikamente werden vor und während der Reise vorbeugend eingenommen), da im ganzen Land unter einer Höhe von 2.500 Metern ganzjährig von einem hohen Malaria-Risiko (meist durch den besonders gefährlichen Erreger P. falciparum ) auszugehen ist. Dies gilt auch für die Städte, nur in Nairobi und im Hochland über 2.500 Meter ist das Risiko gering.


Landkarte Kenia
Kenia: hohes Malariarisiko im ganzen Land unter 2500 Höhenmetern.
Bild: Worldfactbook


Die Chemo-Prophylaxe erfolgt mit Mefloquin, oder Atovaquon/Proguanil oder Doxycyclin (Rücksprache mit dem Reisemediziner ist stets nötig, da sich recht kurzfristig Resistenzen entwickeln können).

"Können Sie mir für die Malariaprophylaxe ein gut verträgliches Medikament empfehlen, was nicht über die Nieren ausgeschieden wird. Eine Niere wurde 2002 bei mir entfernt."
Gut, dass Sie nachfragen, bei Nierenerkrankungen oder Patienten, die nur noch eine Niere haben, muss man den Einsatz von Medikamenten aller Art gut planen.

Mefloquin dürfte auch für die meisten Patienten mit einer Nierenproblematik geeignet sein. Der Körper scheidet das Mittel bzw. dessen Abbauprodukte (Abbau über die Leber) hauptsächlich mit der Galle und den Fäzes aus. Bei Patienten mit beeinträchtigter Leberfunktion ist daher Vorsicht geboten. Die Nieren sind bei der Mefloquin-Ausscheidung dagegen kaum beteiligt, laut Hersteller sind daher sogar bei Dialysepatienten keine besonderen Dosisanpassungen angezeigt. Auch über Nebenwirkungen auf die Nieren wurde bisher nicht berichtet. Wenn der Reisemediziner also für die von Ihnen bereisten Gebiete eine Mefloquin Wirksamkeit bestätigt, sollte das Mittel keine Gefährdung für einen Menschen mit nur einer Niere darstellen.

Also: von einer Malaria-Prophylaxe mit Mefloquin geht keine Gefahr für die Niere aus, Reisende mit nur einer Niere müssen aber peinlich genau auf einen Malariaschutz achten, da eine Malariaerkrankung eine sehr grosse Bedrohung darstellt (Nierenversagen).


Malaria (Plasmodium)
Gefahr für die Nieren: Malaria Erreger im Blutausstrich (halbmondförmig, grün markiert). Mikroskopische Aufnahme.
Bild: CDC/ Steven Glenn, Laboratory & Consultation Division


Ein konsequenter Mückenschutz (Mückenschutzmittel, imprägniertes Mückennetz, bedeckende Kleidung) ist Pflicht und schützt nicht nur vor Malaria, sondern u.a. auch vor ebenfalls in Kenia auftretenden Krankheiten wie Denguefieber, Borreliose, Gelbfieber, Leismaniase, Schlafkrankheit und Filariose. Gegen das durch Kleiderläuse übertragene Fleckfieber schützen konsequente Hygienemaßnahmen (gründliche Reinigung und regelmäßiger Wäschewechsel).


mosquito
Stechmücke auf menschlicher Haut.
Bild: CDC/James Gathany.


Sonstige Kenia-Empfehlungen:

Vorausgesetzt auch Sie sind gesund und reisen aus Deutschland nach Kenia ein, werden grundsätzlich die auch in Deutschland empfohlenen Schutzimpfungen (Tetanus, Polio, Diphtherie) angeraten, ebenso gilt die Empfehlung einer Hepatitis-A/B-Schutzimpfung.

Insbesondere bei längerem Aufenthalt (besonders in ländlichen Gebieten bzw. bei Risikoreisen wie Abenteuerurlaub), intensivem Kontakt zur Bevölkerung, z.B. Tätigkeit im Gesundheitswesen, ist eine Intensivierung des Impfschutzes anzuraten: Impfungen gegen Meningokokken, Typhus und Tollwut.

Die Notwendigkeit einer Gelbfieberimpfung wurde bereits in unserem Beitrag oben diskutiert.

Landesweit besteht bedingt durch eingeschränkte Hygiene natürlich eine erhöhte Gefahr für Infektionskrankheiten, die durch verunreinigte Speisen oder Getränke übertragen werden (z.B. Hepatitis A, Typhus, Amöbenruhr, Lambliasis, Wurmerkrankungen). Es gilt also strikt: "Cook it, peel it, or leave it", man sollte also auf besondere Hygienemaßnahmen vor Verzehr von Obst, Gemüse und Fleisch achten und diese Nahrungsmittel nur frisch gekocht oder frisch selbst geschält verzehren. Trinkwasser sollte nur aus original verpackten Flaschen kommen.

Meiden Sie unbedingt Süßwassergewässer (Seen, Flüsse, Tümpel) in Kenia finden sich die Erreger der Bilharziose. Die Schistosomiasis (Bilharziose) ist eine durch Trematoden (Saugwürmer) der Gattung Schistosoma (Pärchenegel) verursachte Tropenkrankheit, diese Erreger benötigen bestimmte nur in den warmen Gewässern der Tropen vorkommenden Zwischenwirte (Süßwasserschnecken).


schistosoma
Schistosoma-Eier (violett, eiförmig) in Blasengewebe (mikroskopishe Aufnahme).
Bild: DPDx


Sogenannte Zerkarien (Entwicklungsstufe des Egels), bohren sich durch Haut oder Schleimhäute und wandern dann durch die Blutgefässe in Leber, Darm oder Blase, wo sie viele Jahre prächtig leben können (Bilharziose). Eine Schutzimpfung vor parasitären Erkrankungen gibt es nicht. Diese Erkrankung kann ebenfalls die Nieren schädigen!

Bitte Vorsicht beim Kontakt mit Tieren (Tollwutrisiko), speziell Hunden, auch in Städten können streunende Hunde infiziert sein.

Denken Sie auch an ein sehr hohes HIV / Aids Risiko.

Angesichts der vielfältigen Gesundheitsgefahren, Ihrer speziellen Nierenproblematik und wegen der schnell wechselnden Malariaresistenzenlage sollten Sie sich in jedem Falle an eine reisemedizinische Ambulanz, bzw. einen Reisemediziner, zum Zwecke einer individuellen Reiseberatung wenden.

Bedenken Sie bitte, dass in der Regel möglichst früh (spätestens vier Wochen) vor Reisebeginn die Schutzimpfungen stattfinden sollten, eine Woche vorher auch die Einnahme der Malariaprophylaxe begonnen und diese über weitere vier Wochen nach Reiseende fortgeführt werden muß.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

Ihr Cyberdoktor-Team

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Kenia - Impfungen und Infektionsschutz, Gelbfieber?

von Unbekannt , 22.01.11 14:19
Hallo liebes Ärzteteam,

vielen herzlichen Dank für die vielen ausfühlichen Antworten, die ich bisher schon hier lesen konnte. Die meisten Fragen konnten mir schon beantwortet werden.

Im JuniJuli 2011 mit zwei Erwachsenen und einem Kind 9 Jahre) nach Kenis fliegen. Dort werden wir drei Tage in der Masai Mara verbringen und ansonsten in einem Standard-Hotel an der Küste verweilen.

Die normalen Impfungen sind uns ganz klar und sind bereits vorhanden. Malaria-Prophylaxe Malarone) und HepAB ebenso. Auch die Schutzmaßnahmen vor ORt.

Unsicher sind wir nur noch bei der Entscheidung, ob die Gelbfieber-Impfung wirklich notwendig ist. Hinzu kommt, dass bei mir eine medikamentös eingestellte Epilepsie Keppra und Topamax)vorliegt.

Können Sie uns bei der Entscheidung weiterhelfen?
Vielen herzlichen Dank und liebe Grüße

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Re: Kenia - Impfungen und Infektionsschutz, Gelbfieber?

von Cyberdoktor , 22.01.11 17:49
Hallo,

"Im Juni/Juli 2011 mit zwei Erwachsenen und einem Kind 9 Jahre) nach Kenia fliegen. Dort werden wir drei Tage in der Masai Mara verbringen und ansonsten in einem Standard-Hotel an der Küste verweilen."
einem gesunden Kind in diesem Alter ist unter Beachtung der Impf-, Hygiene und Sicherheitsempfehlungen eine derartige Fernreise in der Regel zuzumuten.

"Die normalen Impfungen sind uns ganz klar und sind bereits vorhanden."
prima, es sollte bei mitreisenden Kindern ein Schutz gegen die üblichen Kinderkrankheiten bestehen, z.B. gegen Masern (in Entwicklungsländern eine weit verbreitete Krankheit), auch die sonstigen Standard-Impfungen sind Pflicht (Tetanus).

"Malaria-Prophylaxe Malarone"
in der Tat wird von der Deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft eine vorbeugende Einnahme von Malariamitteln empfohlen.

"Unsicher sind wir nur noch bei der Entscheidung, ob die Gelbfieber-Impfung wirklich notwendig ist. "
Kenia wird nach wie vor zu den Ländern mit Gelbfieber-Infektionsrisiko gezählt (das Land erfüllt die Kriterien der Weltgesundheitsorganisation für Gelbfieber-Risikoländer, d.h. Erkrankungsausbrüche in der Vergangenheit und Vorkommen von Insekten, die eine Übertragung ermöglichen), eine Impfung ist daher empfohlen. Die amerikanische Regierungsbehörde CDC sagt dementsprechend in ihren offiziellen Leitlinien "CDC Health Information for International Travel 2010": Impfung für alle Kenia-Reisenden älter als 9 Monate. Diese Empfehlung sollte man befolgen.


gelbfieberverbreitung afrika
Gelbfieber in Afrika: Länder mit Übertragungsrisiko (gelb markiert).
Bild: CDC


"Hinzu kommt, dass bei mir eine medikamentös eingestellte Epilepsie Keppra und Topamax)vorliegt."
Malariamittel mit dem Wirkstoff Atovaquon (wie das von Ihnen genannte Medikament) sind auch für Epilepsiepatienten geeignet, bei anderen Mitteln gibt es Berichte über eine Anfallsauslösung (VADEMECUM, ANTIEPILEPTICUM, Pharmakotherapie der Epilepsien, 2009/2010, Deutsche Gesellschaft für Epileptologie e. V.). Schonen Sie sich aber mit einer derartigen Grunderkrankung vor Ort, es gibt ja auf Fernreisen in tropische Länder einige Belastungen, z.B. Hitze, Sonneneinstrahlung, Jetlag. Reisende mit Grunderkrankungen sollten im Allgemeinen besonders auf einen Schutz vor schweren Infektionskrankheiten wie Gelbfieber oder Malaria achten, da im Falle einer Infektion sonst schwere Verläufe bzw. eine Aktivierung der bereits bestehenden Erkrankung auftreten können.

Wenn Sie ein Kind mitnehmen, sollten Sie bei Transfers besonders auf Sicherheit achten, schwere Unfälle sind in Ländern wie Kenia an der Tagesordnung, prüfen Sie den Zustand des Fahrzeugs und die Fahrweise des Fahrers. Wenn Fahrten in normalen PKWs geplant sind, sind ein Kindersitz und Gurte Pflicht.

"Können Sie uns bei der Entscheidung weiterhelfen?"
mit dem entsprechenden Impfschutz und Beachtung der Massnahmen vor Ort sollte die Reise ohne Probleme möglich sein, vor einer Fernreise sollten Patienten mit schweren Grunderkrankungen aber stets einen Termin mit dem Reisemediziner vereinbaren.

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Eine schöne Reise wünscht

Ihr Cyberdoktor-Team

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