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Ernährungsberatung

Eisenzufuhr und Milchprodukte (Kinder essen kein Fleisch)

von Unbekannt , 20.03.14 09:25
Hallo Ich befinde mich gerade in einem Ernährungsdilema und hoffe, dass sie mir helfen können. Meine Kinder 14 und 11 essen seit 6 Monaten kein Fleisch mehr. Kein Problem für mich- ich bin ja selber Vegetarierin. Aber ich glaube mit der Eisenzufuhr Probleme zu bekommen und habe deshalb viele Linsengerichte u.s.w. gemacht. Nun weiß ich aber dass Milchprodukte die Eisenaufnahme hämmen. Meine Frage ist jetzt : wie sehr ?. Wenn ich z. B. Erdbeeren mit Joghurt mache, wie sehr hämmt das Joghurt das Eisen in dn Erdbeeren. Oder Linsen mit Knödel- in den Knödel ist Milch. Ich will nicht auf Milch verzichten, aber sollte ich beide Lebensmittel jetzt nie zusammen einnehmen? Das wäre sehr wichtig für mich das zu wissen. Danke im vorraus

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Re: Eisen und Milchprodukte (Kinder essen kein Fleisch)

von Cyberdoktor , 21.03.14 09:55
Hallo,

"Kinder 14 und 11 essen seit 6 Monaten kein Fleisch mehr. Kein Problem für mich- ich bin ja selber Vegetarierin... Eisenzufuhr Probleme"
prima, dass Sie sich da Gedanken machen, in der Tat muss man bei so drastischen Einschränkungen des Nahrungsmittel-Mix bei Kindern aufmerksam sein. Während erwachsene Vegetarier bei einer ausgewogenen Ernährung die Eisenvorräte in der Regel auffüllen können, kann es bei Personen mit einem erhöhten Bedarf (z.B. Kinder, die wachstumsbedingt viel "Baumaterial" brauchen) zu Problemen kommen, siehe z.B. Koletzko, Berthold 1998: "Ausgewogene Substratversorgung durch Fleischverzehr" .

Es sollte auch nicht nur an die Eisenversorgung gedacht werden, Kinder benötigen grössere Mengen anderer Spurenelemente und Vitamine, z.B. Zink, dass in dieser Altersgruppe aus rein pflanzlichen Lebensmitteln schwieriger zur Verfügung zu stellen ist ( Claudia Müller, Petra Michel, Ute Brehme, Thamar Triebel 2009, Ernährung in Prävention und Therapie, Seite 236 ).

"Nun weiß ich aber dass Milchprodukte die Eisenaufnahme hemmen."
pflanzliche Ballaststoffe und Milchprodukte (über einen hohen Kalzium-Anteil) können die Aufnahme von zeitnah konsumierten Eisen behindern. Darf aber natürlich kein Anlass sein, nun auch noch auf Milch zu verzichten, die andere wichtige Bestandteile hat.

Früchte sowie Kohlgemüse können die Eisenaufnahme übrigens unterstützen, man kann auch die Aufnahme so planen, dass Milch in grosser Menge und eisenreiche Nahrung nicht ständig zeitgleich genossen werden.

"wie sehr hemmt das Joghurt das Eisen in den Erdbeeren. "
für Fruchtjoghurt ist von einem hohen Milchanteil auszugehen, könnte durchaus hemmende Effekte haben, ist aber trotzdem ein schön ausgewogenes Gericht (Vitamine, Eiweisse, Ballaststoffe etc.). Ob das Eisen dann in maximaler Menge im Blut landet, ist aber nicht zu garantieren.

"Oder Linsen mit Knödel- in den Knödel ist Milch."
derart geringe Milchanteile sind völlig bedeutungslos, problematisch ist wie gesagt eher ein zeitgleicher Konsum grösserer Mengen, z.B. ein ganzes Glas Milch.

"Ich will nicht auf Milch verzichten"
das wäre auch falsch.

"aber sollte ich beide Lebensmittel jetzt nie zusammen einnehmen?"
eine Beimischung von geringfügigen Milch- oder Sahne-Rezeptbestandteilen z.B. in Sossen oder Knödeln ist nebensächlich. Wenn eine bestimmte Mahlzeit gezielt als Eisenlieferant geplant ist, ist allerdings evt. der begleitende Genuss von Milch als Getränk zu vermeiden. Es ist aber nicht nötig, jede einzelne Gericht in Hinblick auf seinen Substratgehalt und Wechselwirkungen der diversen Bestandteile zu durchleuchten, Kochen und Essen soll weiter Freude und Genuss bereiten. Natürlich darf auch mal ein Milch-Dessert auf das Hauptgericht folgen und ein Kakao zum Essen getrunken werden, wer für Abwechslung sorgt, riskiert keinen Mangel, dann holt sich der Körper Eisen und Zink eben bei der nächsten Mahlzeit.

Reden Sie einmal mit dem Kinderarzt, ob in seinen Augen im konkreten Einzelfall die Vitamin- und Spurenelemente-Versorgung Ihrer Kinder aktuell über die Nahrung sichergestellt ist, oder ob evt. ein zusätzlicher Bedarf besteht. Eine abwechslungsreiche vegetarische Kost mit geeigneter Zubereitungsmethode kann aber normalerweise den Zink- und Eisenbedarf von Kindern decken. Wenn die Ernährung umgestellt wird, kann der Kinderarzt auch in kürzeren Abständen als in den regulären Vorsorgeplänen vorgesehen die körperliche Entwicklung der Kinder kontrollieren.

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Re: Eisen und Milchprodukte (Kinder essen kein Fleisch)

von Unbekannt , 22.03.14 21:24
Danke für die rasche Antwort Dieses Forum ist wirklich eimalig
Aber ich möchte noch eine Frage stellen. Ich habe mir die Links durchgelesen und obwohl meine Kinder Obst und Gemüse essen,ist es doch sehr schwer auf alle Mineralien und vor allem Vitamin B12 zu kommen. Ich habe mir deßhalb heute aus der Apotheke einen Vitaminsaft mit Mineralstoffen und Spurenelemente geholt. Für´s Eisen hat man mir dort Schüsslersalze gegeben.Sie sind zwar für diese Säfte schon etwas groß, aber falls es zu wenig dosiert ist für ihr Alter,ist 50% ja auch schon was. Kommt man mit gesunder Mischkost und diesen Präperaten wohl halbwegs über die Runden? oder war das sinnlos?
Noch eine Frage :Zu jeder Mahlzeit gibt es bei uns Gemüse ein Kind hat es lieber gekocht das andere isst lieber Salate. Macht das einen Unterschied?
und sie essen sehr gerne Erdbeeren und das beginnt bereits jetzt mit den ersten die gerade im Supermarkt angeboten werden. Mein Kind hat in der Schule gehört zuviele von diesen unreif gepflückten Erdbeeren sie giftig.Also die künstlich gereiften. Was ist ihre Meinung dazu?
Ich danke ihnen herzlichst

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Re: Eisen und Milchprodukte (Kinder essen kein Fleisch)

von Cyberdoktor , 25.03.14 09:38
Hallo,

"obwohl meine Kinder Obst und Gemüse essen,ist es doch sehr schwer auf alle Mineralien und vor allem Vitamin B12 zu kommen."
bei einer ausgewogenen lakto-ovo-vegetarischen Ernährung (also nicht nur über Obst und Gemüse, auch Milchprodukte sind wichtig) können normalerweise durchaus alle Mineralien und Vitamine in ausreichenden Mengen zugeführt werden. Die von uns oben genannte Literaturquelle von C. Müller 2009 sieht das auch als machbar an und erwartet eher bei einer streng veganen Ernährung Defizite. Der zitierte Ärzteblattartikel räumt dem Fleischkonsum einen sehr hohen Stellenwert ein und wird durchaus kontrovers diskutiert ( Diskussion: Ausgewogene Substratversorgung durch Fleischverzehr: Eltern in Sorge ), wir wollten einfach mehrere Standpunkte darstellen, und klarmachen, dass es unter bestimmten Bedingungen zu einer Unterversorgung kommen kann.

"aus der Apotheke einen Vitaminsaft mit Mineralstoffen und Spurenelemente geholt."
unser Beitrag sollte nicht als Plädoyer für Ergänzungsmittel verstanden werden. Wir hatten vielmehr angeregt, zunächst mit dem Kinderarzt über die Ernährung zu sprechen, wenn Sie eine abwechslungsreiche vegetarische Kost bieten, ist es durchaus möglich, dass der Vitamin- und Spurenelementebedarf der Kinder ohne Mittel aus der Apotheke gedeckt werden kann. Das Gespräch mit dem Arzt soll nur sicherstellen, dass im Einzelfall keine einseitige Ernährung vorliegt (bei der dann Ergänzungsprodukte nötig sind). Vitaminsaft kann man ab und zu in vernünftigen Mengen begleitend zu einem ausgewogenen Frühstück trinken, schmeckt vielen Kindern ja auch gut, muss übrigens nicht aus der Apotheke sein, in einem Test erhielt auch ein Discounter Produkt gute Noten ( Multivitaminsäfte: Saftiger Flop (Stiftung Warentest, 02.03.2012) ).

"Gemüse ein Kind hat es lieber gekocht das andere isst lieber Salate. Macht das einen Unterschied?"
Kochen kann zu Verlusten führen (z.B. Übertritt Mineralstoffe, Vitamine ins Kochwasser, Zerfall durch Hitze), kann aber auch einige wichtige Substanzen, die sonst unverwertbar in unverdauliche Strukturen eingebettet sind, erst für den Menschen verfügbar machen. Nach Absprache mit dem Kinderarzt kann man ja Kochzeiten bei dafür geeigneten Gemüsen möglichst kurz halten, gekochtes Gemüse ist auf jeden Fall besser als nichts, ausserdem bekommen die Kinder zusätzlich frisches Obst.

"essen sehr gerne Erdbeeren... zuviele von diesen unreif gepflückten Erdbeeren sie giftig."
eine nette moderne Sage. Nein, giftig sind die weniger reifen Erdbeeren nicht, die grünen oder weisslichen Teile haben aber kein schönes Aroma und sind hart.

Wer grössere Mengen (d.h. nicht nur einige Erdbeeren mit grünen oder weissen Enden) unreifes Obst isst, kann (harmlose) Verdauungsbeschwerden bekommen, verantwortlich sind dann z.B. höhere Fruchtsäureanteile und schwerer verdauliche unreife Faserstrukturen.

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