Hallo,
"mein Sohn, 18 Monate wurde 8 Monate vollgestillt"
das war sehr sinnvoll, bei allergiegefährdeten Kindern sollte möglichst mindestens 6 Monate lang gestillt werden.
"und dann bis kurz nach seinem 1. Geburtstag ohne Milchprodukte ernährt "
war dieses Vorgehen mit dem Kinderarzt abgesprochen? Derartig weitreichende Ernährungsumstellungen sollten erst nach Abschluss der gründlichen Untersuchungen durch Allergologen oder entsprechend geschulter Kinderärzte vorgenommen werden, man darf auf Milchprodukte nicht einfach vorbeugend verzichten.
"Ab dem 11 Monat habe ich jedoch morgens eine Flasche HA-Milch gegeben, die Kinderärztin sagte, dass sei auch bei Allergieverdeacht ok."
selbstverständlich, diese Hypoallergene (HA) Milch wird genau in diesem Fall verwendet, wenn ein Baby allergiegefährdet ist. Die Eiweiße in dieser Milch sind so verändert, dass Sie normalerweise keine Allergie auslösen können.
"Er bekam davon mäßig) Durchfall"
wurde die Stuhlkonsistenz durch den Kinderarzt überprüft, hat der Kinderarzt eine volle Windel gesehen und die Diagnose Durchfall gestellt? Sie schreiben ja von "mässig" Durchfall. Laien halten oft (sehr) weichen Stuhl für Durchfall, auch wenn der Stuhlgang noch altersgemäss und eben kein Durchfall ist. Eine veränderte Stuhlkonsistenz ist nach Nahrungsumstellung nicht ungewöhnlich.
" ein ausprobieren anderer Pulver-Sorten zeigte, dass er nur SOM soja-produkt) verträgt. "
siehe oben, es gibt noch andere Milchlieferanten, es muss aber erst die Diagnose gesichert werden.
"Ab dem 14. Monat habe ich löffelweise Joghurt probiert - nichts passierte. Quark und Buttermilch gehen auch.auf normale Kuhmilch reagiert er mit heftigem Durchfall. "
Ein Milchallergiker ist meist nicht gegen alle der typischerweise Kuhmilchallergien auslösenden Eiweisse allergisch (für die Allergien sind v.a. fünf Eiweisse verantwortlich). Damit ist auch zu erklären, das einige Patienten bestimmte Milchprodukte vertragen (z.B. Sauermilchprodukte wie Joghurt oder Käse, bei denen im Produktionsprozess die Eiweisse verändert werden, andere Eiweisse sind hitzeempfindlich.
"Das Laktosehaltige Durchfallmittel verträgt er gut."
wenn der Patient einen Laktosebelastungstest gut übersteht, spricht das gegen eine Milchzuckerunverträglichkeit.
"Kann er von meinem Bruder die Milcheiweißallergie geerbt haben? "
ja.
"Und bei meinem Bruder sind die Symptome viel viel schlimmer Erbrechen, Schlimme Kopfschmerzen, Krämpfe), und schon bei geringsten Milch- oder Sahnemengen."
durchaus nicht ungewöhnlich. Die Allergie kann ganz unterschiedlich ausgeprägt sein.
"Ich hoffe, ihr könnt mich beruhigen "
Bei Säuglingen und kleinen Kindern dagegen ist die Chance groß, dass die Überreaktion des Immunsystems mit der Zeit schwächer wird. 85-90% der Kinder sind das Leiden nach ca. 3 Jahren wieder los ("Cow's milk protein allergy and intolerance in infancy. Some clinical, epidemiological and immunological aspects.", Pediatr Allergy Immunol. 1994;5(5 Suppl):1-36.). Sie vertragen Milch dann wieder.
Eine Laktoseintoleranz wäre kein Drama, hier ist die Reaktion auf Milchprodukte ja weniger drastisch als bei einer Allergie.
"nicht nur an meinem Baby rumritzt"
für die Diagnosestellung ist kein ständiges "rumritzen" erforderlich, einige Standardtests sind aber nötig, um die Diagnose zu sichern, z.B. Bluttests:
Der IgE-Test, hier wird im Blut des Kindes eine Erhöhung von Antikörpern (IgE) nachgewiesen, die häufig bei Allergien auftreten, dieser Test allein beweist aber noch keine Allergie.
Hauttests: hier ist als wichtige Test der Prick-Test zu nennen, den Sie vermutlich mit "ritzen" meinten: Der Arzt kann beim Pricktest auf viele Allergene gleichzeitig testen.
Allergietest: Allergene werden auf die Haut aufgetragen.
Bild: NIAID
Der Test ist schnell und einfach durchzuführen, z.B. so: Mit einem Stift auf dem Unterarm 10 - 20 Zahlen aufgemalt. Verschiedene verdächtige Substanzen (z.B. Kuhmilcheiweiss) werden dann in gelöster Form neben die Zahlen auf die Haut getropft. In jeder Lösung ist ein anderes Allergen enthalten. Durch die Tropfen hindurch wird mit einer kleinen Lanzette in die Hautoberfläche "gepiekst", so dass die Flüssigkeit in die Haut eindringen kann. Das Ergebnis kann schon nach 15 bis 20 Minuten und später noch einmal nach 6 Stunden Wartezeit abgelesen werden.
Es wird geschaut, ob an den mit den möglichen Allergenen versehenen Hautstellen kleine Rötungen (Erythem) und Quaddeln entstanden sind. Dies steht für eine positive, also allergische Reaktion.
Vor der Untersuchung dürfen keine Antihistaminika oder Kortikosteroide eingenommen werden.
Es wird stets auch eine Positiv- (0,1%ige Histaminlösung) und eine Negativkontrolle (Kochsalzlösung) gemacht, wenn die Histaminkontrolle auch keine Reaktion zeigt, wurde der Test falsch durchgeführt.
Patch-Test: es werden Pflaster mit verschiedenen Allergenen auf den Rücken geklebt, wie beim Pricktest wird die Reaktionen der Haut nach einigen Stunden abgelesen.
Die genannten Tests zusammen mit einem Symptom-Nahrungsmittel-Protokoll, einem testweisen Verzicht auf die verdächtige Milch und ein ärztlich kontrollierter Belastungstest sichern dann die Diagnose.
Ist die Diagnose gesichert, kann nach einer Verzichtsperiode (keine Kuhmilch für z.B. 12 Monate) die Verträglichkeit von Kuhmilch unter ärztlicher Aufsicht wieder überprüft werden, die meisten Kinder verlieren ja ihre Unverträglichkeit.
Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden
Ihr Cyberdoktor-Team
Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
Antwort schreiben