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Ernährungsberatung

Hyperinsulinämie - oder auch nicht?!

von dieschnuddel , 11.11.06 04:23
Hallo zusammen,
ich versuche mich über meine Erkrankung zu informieren, aber ich habe gar keine Idee mehr, nach welchen Stichworten ich überhaupt suchen könnte. Im Rahmen eines Glukose-Toleranztests (während einer Schwangerschaft) wurde festgestellt, dass bei mir der Blutzucker ZU SCHNELL bzw. gründlich "aufgeräumt" wird. Die Werte waren 87 nüchtern, 83 nach 1h, 102 nach 2 Stunden. Diese Störung ist höchst wahrscheinlich im Rahmen eines nicht erkannten "Pfeifferschen Drüsenfiebers" vor 12 Jahren entstanden. Seitdem habe ich mal stärker, mal schwächer mit Übergewicht zu kämpfen und häufiger Unterzuckerzustände (die aber nicht als solche erkannt wurden). Die Ernährung habe ich nach bestem Wissen (und Probieren mit einigem, aber nicht befriedigendem Erfolg) umgestellt. Im Blutbild waren und sind die einschlägigen Blutzucker- bzw. Blutfettwerte stets "traumhaft", zur Verwunderung meiner jeweiligen Ärzte. Der Diabetologe hat auf Grund eines weiteren Glukosetoleranztests mit ähnlichen Werten die Diagnose "Hyperinsulinämie" gestellt. Dieses Stichwort wird aber fast immer im Zusammenhang mit Insulinresistenz verwendet. Außerdem halte ich diese Diagnose nicht für "sauber". Könnte das Problem nicht auch möglicher Weise in übereifrigen Rezeptoren bestehen?
Wer kann mir etwas zu meinem Problem sagen? Nach welchen Stichworten könnte ich noch im Netz suchen, um mehr zu erfahren?
Meine Ernährung habe ich im Wesentlichen am GLYX ausgerichtet und versuche zudem, wenig Fett zu mir zu nehmen. Ist das richtig so?
Viele Grüße und vielen Dank (im Voraus) sagt
die Schnuddel

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Re: Hyperinsulinämie - oder auch nicht?!

von Cyberdoktor , 23.11.06 00:44
Hallo,

"Im Rahmen eines Glukose-Toleranztests (während einer Schwangerschaft) wurde festgestellt, dass bei mir der Blutzucker ZU SCHNELL bzw. gründlich "aufgeräumt" wird. Die Werte waren 87 nüchtern, 83 nach 1h, 102 nach 2 Stunden."
Wichtig bei diesem Labortest sind ausreichend viele Messpunkte, stündliche Abstände sind bei Verdacht auf eine postprandiale Hypoglykämie (Unterzuckerung nach Nahrungsaufnahme) eher unzureichend (wobei die genannten Werte längst nicht im Bereich einer Hypoglykämie liegen, da würden eher Werte von unter 40mg/dl erreicht.

Der oraler Glucose-Toleranztest (OGTT) allein reicht auch nicht, da die "Mahlzeit" nicht normal zusammengesetzt ist und die Verfügbarkeit im Magen-Darm-Trakt zu kurz ist. Der OGTT ist nur für Screening-Zwecke geeignet, dem bei fraglich positiven Befunden Testmahlzeiten folgen sollen.

Zeigt sich aber auch nach einer kohlenhydratreichen Testmahlzeit, die überwiegend rasch resorbierbare Kohlenhydrate enthält, innerhalb von 2-4 Stunden zu niedrige Zuckerwerte, so kann von einer postprandiale Hypoglykämie gesprochen werden. Es kann dann auch noch der Vergleich zu einer EIWEISSreichen Testmahlzeit gemacht werden.

Mögliche Ursachen einer gesicherten postprandialen Hypoglykämie sind z.B. Insulin-Sekretionsstörungen (evtl. durch eine verminderte Insulinsensitivität bedingt), eine verstärkte Glucoseausscheidung über die Nieren oder eine zu schnelle Magenentleerung. Der Begriff "reaktive" oder "funktionelle" Hypoglykämie ist veraltet und sollte nicht mehr verwendet werden.

Bei Ihnen könnte also neben einem OGTT auch mindestens eine weitere Testmahlzeit angesetzt werden, am besten beim Spezialisten. Was haben denn die Ärzte gesagt, sollte weiter untersucht werden, per Definition sind Ihre Werte ja noch nicht im Hypoglykämiebereich?

"Diese Störung ist höchst wahrscheinlich im Rahmen eines nicht erkannten "Pfeifferschen Drüsenfiebers" vor 12 Jahren entstanden."
hat der behandelnde Arzt diesen Zusammenhang festgestellt?

"Der Diabetologe hat auf Grund eines weiteren Glukosetoleranztests mit ähnlichen Werten die Diagnose "Hyperinsulinämie" gestellt."
wurde das Insulin denn bestimmt?

Insulin ist ein in den Inselzellen des Pankreas gebildetes wichtiges Hormon, das u.a. Zucker verwertende Enzyme in der Leber und die Aufnahme von Zucker z.B. in die Muskelzellen aktiviert, und somit für die Aufrechterhaltung einer normalen Blutzuckerkonzentration verantwortlich ist.


insulin
Struktur von Insulin (Sekundärstruktur kombiniert mit SES-Oberfläche).
Bild: Anmoll, Wikipedia, Creative Commons Attribution ShareAlike 2.0 License


""Könnte das Problem nicht auch möglicher Weise in übereifrigen Rezeptoren bestehen?"
Eine Ursache für eine Hyperinsulinämie ("Hyper" = über , oberhalb; "ämie" =: Wortteil mit der Bedeutung Blut; also gesteigerte Insulinwerte im Blut) kann in einer Insulinresistenz der o.g.Körperzellen liegen. Die Muskelzellen sind also unempfindlich (also nicht etwa wie von Ihnen vermutet, die Rezeptoren übereifrig) gegen Insulin (z.B. durch einen Defekt des Insulinrezeptors auf der Zelloberfläche), um weiterhin eine Aufnahme von Zucker in die Zellen zu ermöglichen, muss mehr Insulin ausgeschüttet werden. Bei hohen Insulinwerten kann die Blutzuckerkonzentration aber dennoch normal sein.

Hyperinsulinämie kann im Sinne eines sog. metabolischen Syndroms gemeinsam mit Übergewicht, gesteigerten Blutfetten und Bluthochdruck auftreten. Hyperinsulinämie ist ausserdem ein Risikofaktor für die Entstehung der Arteriosklerose ("Arterienverkalkung").

"Meine Ernährung habe ich im Wesentlichen am GLYX ausgerichtet und versuche zudem, wenig Fett zu mir zu nehmen. Ist das richtig so"
Die wichtige Frage einer für Sie passenden Diät kann eigentlich nur der behandelnde (möglichst auf Erkrankungen des diabetischen Formenkreises spezialisierte) Arzt mit Ihnen persönlich klären. Sollten Sie eine durch Insulinresistenz ausgelöste Hyperinsulinämie haben, so ist es einleuchtend, die gestörte Zuckerverwertung Ihres Körpers nicht durch Zuckerbomben wie grössere Mengen Cola, Schokolade etc. zu belasten, eine Verbesserung der Zuckeraufnahme (und damit ein Absinken der Insulinspiegel) ist auch durch die Aufnahme von regelmässigen Sportaktivitäten zu erwarten.


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Hyperinsulie, Pankreas?

von Cobra , 26.09.07 01:19
Moin Moin!
Ich habe mal eine Frage, die mich schon seit längerem beschäftigt.

Nach dem Essen habe ich sehr häufig Unterzuckerungen. Gelegentlich leide ich unter Anfällen, wo ich einfach ohnmächtig werde.

Auf Grund dessen machte mein Hausarzt ein Test der besagte das mein Insulinspiegel nach der Nahrungsaufnahme zu niedrig sei.

Darauf hin besuchte ich in meinem Heimaturlaub nach einen "Anfall" meinen ehemaligen Hausarzt der Internist ist, dieser machte ein Blutzuckertagesprofil, mit dem Resultat das der Insulinhaushalt zu sehr am schwanken ist und nach der Nahrungsaufnahme noch geringer als vorher war.

Der Verdacht lautete Hyperinsulinämie.

Kann dies wirklich eine Hyperinsulinämie sein?

Momentan habe ich auch schwere übelkeit mit Erbrechen und Durchfall, hängt dieses zusammen?

Ich litt bis vor zwei Jahren an einer schweren Pankreasinsuffiziens, kann dies ebenfalls ein Ausschlagspunkt sein, vielleicht ein Rückfall?

Und was wird in der Klinik, bei einem Endokrienologen gemacht?

Herzlichen Dank!

und Entschuldigung für die verwirrenden Fragen

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Re: Hyperinsulie, Pankreas?

von Cyberdoktor , 26.09.07 03:32
Hallo,

"Ich habe mal eine Frage, die mich schon seit längerem beschäftigt. Nach dem Essen habe ich sehr häufig Unterzuckerungen."
diese sogenannte postprandialen Hypoglykämie ist gar nicht so selten, siehe unsere ausführlichen Beiträge oben in diesem Themenblock.

"Gelegentlich leide ich unter Anfällen, wo ich einfach ohnmächtig werde."
in der Tat kann es bei der Unterzuckerung sogar zu einem Bewusstseinsverlust kommen.

"Auf Grund dessen machte mein Hausarzt ein Test der besagte das mein Insulinspiegel nach der Nahrungsaufnahme zu niedrig sei. Darauf hin besuchte ich in meinem Heimaturlaub nach einen "Anfall" meinen ehemaligen Hausarzt der Internist ist, dieser machte ein Blutzuckertagesprofil, mit dem Resultat das der Insulinhaushalt zu sehr am schwanken ist "
Sie meinen vermutlich eher den Zuckerhaushalt, Sie sprechen ja auch von einem Blutzuckertagesprofil, der Arzt hat wohl kein Insulintagesprofil gemacht.

"Der Verdacht lautete Hyperinsulinämie. Kann dies wirklich eine Hyperinsulinämie sein?"
durchaus. Dieser Verdacht muss nun in der Klinik abgeklärt werden.

"Momentan habe ich auch schwere übelkeit mit Erbrechen und Durchfall, hängt dieses zusammen?"
möglich.

"Ich litt bis vor zwei Jahren an einer schweren Pankreasinsuffiziens, kann dies ebenfalls ein Ausschlagspunkt sein"
in der Pankreas wird zwar auch das Insulin produziert, als Folge einer Pankreasinsuffizienz (Ausfall der Produktion der Verdauungsenzyme) würde aber normalerweise nicht vermehrt Insulin abgegeben.

"Und was wird in der Klinik, bei einem Endokrienologen gemacht?"
man wird z.B. Ihre Insulinwerte bestimmen und evt. auch einen Zucker-Belastungstest durchführen.

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