Liebe Carla,
Sie kennen die innere Sehnsucht des Menschen nach der einfachen Wahrheit, nach Gut und Böse, schwarz und weiss. Im Alltag müssen wir oftmals schmerzhaft und mühselig feststellen, es gibt viele Zwischentöne, das Leben ist komplex und eben nicht einfach. In diese Lücke stossen viele Anbieter von deratigen Produkten. Mit aggressiven und vor allem massivst suggestiblen Werbemethoden präsentieren sieden vermeintlichen Schlüssel des Lebens, ohne zu vergessen die Geißel der Menschheit zu präsentieren: "die" Pharmaindustrie. Unterstrichen wird der Anschein der Weltverschwörung durch Begriffe wie "Mafia", "Völkermord", "Mord" oder "Körperverletzung".
Behauptungen, wie z.B., bereits tausenden von Patienten hätten die Präparate schon das Leben gerettet, können keinesfalls belegt werden. Ebenso bleibt man den wissenschaftlichen Nachweis die Behauptung eine hochdosierte Vitamineinahme, könne den Herzinfarkt in zukünftigen Generationen praktisch machen, schuldig. Keine wissenschaftliche Studie konnte dies belegen. Zu diesem Thema den wissenschaftliche Studien bleiben die Ausführungen merkwürdig leer. Unter der Überschrift " Wissenschaftliche Studien" wird von dem Anbieter nicht eine wissenschaftliche Studie angeführt, dafür eine Ansammlung erbärmlich zusammengeklitterter Halbwahrheiten. Nur - er macht das sehr geschickt. Er erfüllt nicht nur den menschlichen Wunsch nach Allheilmitteln, er dreht den an ihn gerichteten Vorwurf der Scharlatanerie gegen alle die ihn krititisieren. Und davon gibt es nicht zuwenige:
Das Landgericht Berlin urteilte über die Broschüren des Abiters, dass es sich um ein Sammelsurium von Tatsachenverdrehungen, Anschwärzungen und schlichten Unwahrheiten, angelegt auf Manipulation und Täuschung handele. Der Verkauf einiger der Präparate wurde vor zwei Jahren vom Landgericht Berlin verboten. Auch aktuell ermittelt die Staatsanwaltschaft. Hat er doch in Deutschland seine Präparate evt. ohne erforderliche Arzneimittelzulassung vertrieben. Diese ist wegen Dosierung (manche Vitamine wirken in hoher Dosierung gesundheitsschädlich) und herstellerseitig versprochener medizinischen Wirkung der Präparate jedoch erforderlich. Dazu äussert sich der Anbieter nach Angaben der Zeitschrift Ökotest: "Das Präparat ist in Deutschland nicht erhältlich, wird dort auch nicht vertrieben, so dass Ihr Hinweis Direktvertrieb nicht zutreffend ist". Dumm nur, dass Ökotest die Präparate in Deutschland bestellt und erhalten hat.
Die Hersteller von "Nahrungsergänzungsmitteln" gewinnen ihre Vitamine nicht etwa durch auspressen, der nach der vom Anbieter verbreiteten Weltverschwörungstheorie nahezu aller Vitamine (galt bisher nur für die holländische Wassertomate) beraubten Gewächse. Sie werden künstlich hergestellt und können ihre Aufgaben, genau im Gegensatz zu den Verkaufsthesen, nicht, oder nur unzureichend erfüllen. Denn, wie schon im ersten Beitrag angeführt, benötigen Vitamine häufig Pflanzenbegleitstoffe um ihre Wirkung entfalten zu können. Darüber hinaus werden diese, in Nahrungsergänzungsmitteln nicht vorhandenen, Begleitstoffe für eine Vielzahl gesundheitsfördernder Wirkungen verantwortlich gemacht:
z.B. Äpfel - Vitamin-C-reich (antioxidative Wirkung), in der Schale befinden Phenole und Flavonoide, die das Wachstum von Tumorzellen vermutlich deutlich stärker hemmen, als Vitamin C allein.
Zitronen - Vitamin-C-reich, enthalten Limonine mit vermutet tumorhemmender Wirkung.
Tomaten - mit natürlichem Farbstoff Lykopin, vermutet tumorhemmender Wirkung (Prostatakrebs).
Die im wesentlich wissenschaftlich nicht belegte positive Wirkung von Nahrungsmitten auf einen gesunden Organismus, hält, Dank suggestibler Effekte (s.a. Placebowirkung), auch sonst vernünftige Menschen nicht von einem Glauben an die Zellular-"medizin" ab.
In der (Un-)Logik der Rath´schen Weltverschwörungstheorie gelingt es erfahrungsgemäß nicht mit ihren Anhängern eine auf Vernunft basierende Diskussionsgrundlage zu entwickeln. Gilt es doch im Umkehrschluss die Endlichkeit des Seins anzuerkennen.
Viel Erfolg wünscht
Ihr Cyberdoktor-Team
Literatur zum Thema:
Meyer, MR Prof. Dr. med. Frank P. Multivitaminpräparate: Große Hoffnungen – keine Beweise Deutsches Ärzteblatt 97, Heft 37 vom 15.09.00, Seite A-2360 Ökotest 02/2001: Zu viel drin, zu wenig dran
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