Hallo,
"ich bin 18 Jahre alt, 1,71m groß und wiege derzeit 92 kg."vermutlich unabhängig vom Körperbautyp (Sie betreiben ja kein Bodybuilding) ein hohes Körpergewicht mit einem hohen Fettspeicheranteil. Wichtig ist dann zunächst körperliche Aktivität, Abnehmpläne sollten aber mit dem Arzt abgesprochen werden und nicht zu ehrgeizig sein. Abnehmen ist nicht automatisch gesund, in einigen Studien zeigten sich für Personen, die Diäten hinter sich hatten, erhöhte Risiken für diverse Erkrankungen, z.B. Herzinfarkte (
French SA et al. 1995: "
Relation of weight variability and intentionality of weight loss to disease history and health-related variables in a population-based sample of women aged 55-69 years."
).
"Noch vor ca. 1 Jahr wog ich 75 kg. Damals fuhr ich jeden Tag 1,5h mit dem Rad und aß überhaupt nicht viel, morgens Apfel, Mittags normal und abends mal eine Suppe. Da es mir in dieser Zeit gar nicht gut ging, wollte und konnte ich nicht mehr essen. Verbunden mit dem täglichen Sport brachte dies natürlich Gewichtsreduktion."richtig, über einen längeren Zeitraum wird mit diesen Aktivitäten und der begrenzten Nahrungszufuhr das Gewicht gehalten bzw. abgebaut.
"Im März diesen Jahres änderte ich meine Situation. Seitdem geht es mir zwar seelisch gut, jedoch begann ich auch wieder zuzunehmen. Ich wog im März 82 kg."ein bekanntes Phänomen, je nach Lebensphase und seelischer Befindlichkeit nimmt man zu oder ab.
"Da ich auf mein altes Gewicht zurückwollte, jedoch ohne Zwang, verbannte ich meine Waage,"sinnvoll.
"fing an Kalorien zu zählen"das allerdings ist eine Art Zwang. Wer Kalorien zählt, macht eine Grundfunktion des Körpers, die Nahrungsaufnahme, kompliziert, das kann grossen Stress bedeuten.
"und radelte jeden Tag zur Uni ca. 1h am Tag)."prima, ein gutes Training. 2x eine halbe Stunde führt aber nicht automatisch zu einem Gewichtsverlust.
"Dazu ging ich oft inlinen, ab und zu walken."bestens. Wichtig ist aber, das diese Sportarten Ihnen Spass machen.
"Ich versuchte, nie über 1500 kcal zu mir zu nehmen Grundumsatz liegt lt. Rechner bei mir so um die 1700-1900 kcal)."es ist äusserst unseriös, den Kalorienbedarf für alle Menschen mit einem Rechner festzulegen. auf derartige Zahlen aufbauende Ernährungsumstellungen sind meist wenig effektiv bzw. arten in Quälerei aus. Sprechen Sie mit einem Ernährungsberater bzw. dem Hausarzt eine sanfte Ernährungsumstellung ab, und peilen Sie einen ganz langsamen Gewichtsabbau an. Diverse Langzeitstudien berichten über eine erhöhte langfristige Sterblichkeit von Studienteilnehmern, die per Diät viel Gewicht abgebaut hatten (
Yaari S et al. 1998: "
Voluntary and involuntary weight loss: associations with long term mortality in 9,228 middle-aged and elderly men."
).
"Dann kam vor 3 Wochen der Schock.Ich stieg zum 1. Mal wieder auf die Waage und die zeigte mir 92 kg an"eine deutliche Zunahme, kein Anlass nun in Panik oder hektische Aktivität zu verfallen, einfach in Ruhe mit dem Arzt reden. Man darf auch nicht vergessen, dass Sie kurz nach der Pubertät sind, da ist es gut möglich, dass der Körper hormonbedingt nun Fett einlagert, das Gewicht kann von dem der Jugend deutlich abweichen.
"Körperfett 34,9%, Wasser 47,5 % und Muskeln 33,3 %."diese Waagen liefern nur gröbste Näherungswerte über den tatsächlichen Zustand des Körpers, über Elektroden wird Strom in den Körper geschickt und wieder abgeleitet, je nach gemessenem Widerstand kann ein integrierter Mikrochip dann den Körperfettanteil abschätzen, man sollte die Messungen nicht zu ernst nehmen.
"Leider weiß ich nicht, welchen Muskelanteil ich vorher hatte, deshalb kann ich nicht sagen ob ein Teil der Zunahme auf Muskelmasse zurückzuführen ist."das ein nennenswerter Teil auf einen Muskelaufbau zurückzuführen ist, scheint unwahrscheinlich.
"Jetzt bin ich seit 2 Wochen im Fitnesstudio. War bisher fast jeden Tag dort, ich walke auf dem Laufband 45min und manchmal gehe ich auf den Stepper 45min. Bei meiner Herzfrequenz bin ich da immer im perfekten Abnehmbereich."eine drastische Aktivitätssteigerung, sinnvoller ist eine langsame Umstellung, meist kann man ein Powerprogramm nicht auf Dauer durchhalten, ausserdem belastet man den Körper zu plötzlich.
"Außerdem habe ich meine Ernährung drastisch umgestellt, also viieell mehr Obst und Gemüse, abends keien KH, etc etc etc"drastisch ist selten gut. Und man kann mit Obst und Gemüse ebenfalls viel Kalorien liefern. Abendliche Kohlenhydratverzichte haben keinen Erfolgsbeleg in seriösen Studien.
"Außerdem trinke ich am Tag ca. 3-3,5 l Wasser."man sollte nach Durst trinken, eine erhöhte Wasserzufuhr hat keinen nennenswerten Abnehmeffekt, kann sogar schädlich sein.
"Heute morgen bin ich dann wieder auf die Waage, in freudiger Erwartung...und was zeigt mir diese an? Unverändert 92kg."das Gewicht zu halten, ist bereits ein Erfolg. Sport und Co. steigern den Appetit, zusätzlich werden bei einer Beschränkung der Zufuhr der Restnahrung auch noch besonders gründlich die Kalorien entzogen, körperliche Aktivität ist also keine Garantie für Turbo-Abnehmerfolge.
"Ich habe keine Ahnung, was ich noch machen soll. Kann es sein, dass irgendwelche Krankheiten dahinterstecken können?"diese unbegründete Angst haben viele frustrierte Abnehmwillige, in der Regel stecken aber die einfachen ernährungsphysiologischen Gesetzmässigkeiten dahinter: der Körper verbraucht weniger Kalorien, als ihm über die Nahrung angeboten werden, es besteht trotz Sport und Diät noch ein Überangebot.
Reden Sie mit Ihrem Arzt, machen Sie weiter Sport, der Ihnen Freude bereitet, setzen Sie keine zu ehrgeizigen Ziele.
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Ihr Cyberdoktor-Team
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