Hallo,

"Bei 1,70 wiege ich zur Zeit leider 97 kg. "
in der Tat ein sehr deutliches Übergewicht, bei dem man mit dem Hausarzt über den Bedarf für Sport und evt. eine Gewichtsreduzierung reden sollte.

"Vor fast 5 Jahren habe ich ein Baby bekommen und"
Nach der Geburt wird in der Regel der grösste Teil der während der Schwangerschaft angelegten Fettreserven wieder abgebaut. Im Schnitt bleibt der Frau nach einer Schwangerschaft vom Extragewicht langfristig nur weniger als ein Kilo erhalten ( Greene GW et al. 1988: "Postpartum weight change: how much of the weight gained in pregnancy will be lost after delivery?" ).

"seit dem auch mit dem rauchen aufgehört (ich rauchte seit ich 13 J. alt war, aber angefangen habe ich nicht mehr). Seit dem bekomme ich meine Kilos nicht mehr in den Griff."
wenn das Rauchen aufgegeben wird, kommt es recht häufig zu einem Gewichtszuwachs. Es gibt verschiedene Erklärungsansätze, z.B. diskutiert wird z.B. ein Einfluss von Nikotin auf Hormone, die den Appetit regulieren ( Koopmann A et al. 2011: "Psychological and hormonal features of smokers at risk to gain weight after smoking cessation - Results of a multicenter study." ) und auch, dass die Betroffenen, wenn der Glimmstängel wegfällt, einfach eine orale Befriedigung über die Nahrung erreichen.

Auch, wenn dann einige Pfunde mehr auf den Rippen landen: die Gesundheitsvorteile durch das Ende der Giftstoffzufuhr überwiegen.

Übrigens nimmt nehmen die Patienten nach der Aufgabe des Rauchens im Schnitt nur 3-4 Kilo zu ( Williamson DF et al. 1991: "Smoking cessation and severity of weight gain in a national cohort." ). Es ist also nicht auszuschliessen, dass Ihr sehr starker Gewichtszuwachs weniger der Schwangerschaft und dem Rauchstopp als auch anderen Faktoren geschuldet ist, z.B. geänderten Lebensumständen (beispielsweise bleibt mit einem Baby weniger Zeit für Sport) oder einem ungünstigen Essverhalten. Ausserdem muss auch bedacht werden, dass sich das Körpergewicht je nach Lebensabschnitt ändert, mit 40 wiegt man meist mehr als mit 20.

"Jezt hatte ich mich auf 83 kg wieder runter gearbeitet mit WW und Sport, doch als meine Mutter vor 2 Jahren starb ist alles wieder drauf gekommen. "
Stress aller Art führt sehr häufig zu einer Gewichtszunahme, das ist völlig normal.

"Ich habe so eine umbändige Lust auf Süßes, seit dem, dass ist echt nicht normal. "
die Natur hat uns eine ganz grosse Lust auf Süsses einprogrammiert (bereits Säuglinge reagieren positiv auf süsse Flüssigkeiten). Auch in der Tierwelt gibt es entsprechende Leckermäuler, das Früchte schön bunt "friss mich, ich bin süss" signalisieren, ist auch kein Zufall. Das wir heutzutage allerdings unbegrenzten Zugriff auf Naschwerk haben, ist wenig natürlich, während Säugetiere früher viel Zeit und Energie in die Suche nach einem Bienennest oder wilden Früchten investieren mussten, kaufen wir heute einfach 5 Packungen Gummibärchen.

Das Sie einen süssen Zahn haben und mit Lust geniessen, ist also normal, problematisch ist, dass Sie ohne grossen Aufwand Ihren angeborenen Drang zum Süssen ständig übermässig befriedigen können.

"Manchmal esse ich ganze Packungen von Süßem ohne richtig zu kauen. Ich schmecke die Sachen manchmal garnicht richtig. Von Genießen kann da keine Rede sein. Das ist doch aber nicht normal."
dieses Konsumverhalten ist extrem, unter bestimmten Umständen greifen die natürlichen Kontrollmechanismen nicht (z.B. bei seelischen Belastungen, oder, wenn zuvor nicht andere, ein Sättigungsgefühl bewirkende Nahrungsmittel verzehrt wurden).

"Gibt es eine Erkrankung wo man nur Süßes ist"
nein.

"oder ist das wirklich nur ein Psychologisches Problem??"
Sie haben keine Charakterschwäche, vielmehr Schwierigkeiten, den angeborenen Triebe nach einem Lustgewinn durch Süssigkeiten zu kontrollieren, bzw. Ihr Sättigungsgefühl wahrzunehmen. Das kann man durchaus ein psychologisches Problem nennen.

"Was kann ich tun. In therapeutischer Behandlung bin ich schon und habe das da auch angesprochen."
setzen Sie auf jeden Fall Ihre Psychotherapie fort. Diskutieren Sie mit dem Therapeuten die Zusammenhänge Psyche - Körpergewicht.

Entfalten Sie nach Absprache mit dem Hausarzt geeignete körperliche Aktivitäten. Wichtig: die Bewegung muss Spass machen, Frust führt oft zu einem weiteren Konsum. Suchen Sie also eine Aktivität, die ein Hobby ist, dann ist z.B. regelmässiges längeres aber eher genussvolles Spazierengehen, bei dem nicht dramatisch viele Kalorien verbrannt werden, positiver als ein im Einzelfall ungeliebter Kalorienburner wie Schwimmen. Hauptsache, Sie sind bewegen sich ausreichend, dann ist ein drastischer Gewichtsabbau meist gar nicht nötig.

Sorgen Sie dafür, dass Sie vor dem Konsum von Süssigkeiten bereits ordentlich gegessen haben. Lassen Sie sich vom Hausarzt beraten.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

Ihr Cyberdoktor-Team

Antwort schreiben