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Ernährungsberatung

sauerstoff in getränken

von Unbekannt , 13.08.03 04:14
Hallo!
Habe neulich eine Werbung im TV gesehen. Es gint jetzt Getränke in denen Sauerstoff zugeführt ist. In der Werbung sagen sie, dass es natürlich ganz toll ist. Wie sieht das in der Realität aus? Kann man es alltäglich trinkne oder ist es nur für Sportler empfehlenswert?

Vielen Dank

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Re: sauerstoff in getränken

von Cyberdoktor , 13.08.03 19:17
Hallo,

zum jetzigen Zeitpunkt ist Sauerstoffwasser für niemanden - auch nicht für Sportler – empfehlenswert. Allerdings eine gute Verkaufsidee und in diesem Rahmen bedient man sich auch der Sportler.

Wir haben Ihnen zum Thema drei Stellungnahmen herausgesucht. Zunächst ein Auszug aus dem Protokoll einer Sendung des WDR vom 13.05.2002 von Anja Dannenberg, unter dem Titel: „Umstritten: Sauerstoffwasser“

„Es zischt, sprudelt und sieht aus wie ganz normales Mineralwasser. Und obwohl es auch so schmeckt, zahlt man für 1 Liter „Oxivit“, „Active O2“ und „Mineralco“ deutlich mehr. Der Grund: Die Wässer sind mit Sauerstoff angereichert. Das Sauerstoffwasser „Active O2“ beispielsweise enthält nach Herstellerangaben (Adelholzener Alpenquellen GmbH) die 15-fache Sauerstoffkonzentration von normalem Wasser. Die PET-Einwegflaschen sind in den Größen 0,5 Liter und 0,75 Liter in Getränkefachmärkten, im Lebensmitteleinzelhandel und an Tankstellen zu haben. „Oxivit“ Sauerstoffwasser enthält 50 bis 70 Milligramm Sauerstoff pro Liter, der mittels der „neuen Husumer O2-Wirkformel“ in das Mineralwasser gelangt. Die Hersteller versprechen mehr Frische, mehr Elan, mehr Kraft und mehr Lebensfreude, wenn man etwa 1,5 Liter am Tag davon trinkt. Über 2 Euro kann man dafür hinblättern. Der Hersteller von Oxivit schreibt auf seiner Homapage: „Dieser neue Weg der Sauerstoffaufnahme kann im Magen-Darm-Trakt Stoffwechselvorgänge fördern beziehungsweise positiv beeinflussen. Auch das Immunsystem wird dabei stimuliert.“

Kritik von Verbraucherschützern

Für völlig überflüssig erklären Verbraucherschützer und Ernährungsexperten die neuen Modewässer. Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz (BgVV), Verbraucherverbände und namhafte Lungenfachärtze beurteilen die plakativen Werbeslogans als schwammig formuliert und nicht durch anerkannte Studien belegt. Klares Fazit: Das Sauerstoffwasser ist keinen Deut gesünder als herkömmlicher Sprudel. Und doch verkauft es sich millionenfach.

Da es keine Studien zu dem Thema gab, beauftragte Adelholzener das Walther-Straub-Institut in München damit, die Wirkungsweise des Sauerstoffwassers zu untersuchen. Dabei wurde lediglich festgestellt, dass der im Wasser gebundene Sauerstoff durch die Magenwand dringen kann und das venöse Blut zusätzlich mit Sauerstoff versorgt. Ob das einen entscheidenden gesundheitlichen Nutzen hat, ist nicht durch aussagekräftige Langzeitstudien belegt.

Von Seiten des Lebensmittelrechts gibt es weitere Bedenken: Sauerstoff ist nämlich kein Nährstoff und muss demnach als Zusatz mit arzneilichem Zweck gekennzeichnet werden. Und ob die Wässer dann noch im Lebensmittelhandel angeboten werden dürfen, ist fraglich.


Kein Mangel an Sauerstoff

Sauerstoff ein lebenswichtiger Energielieferant für Stoffwechselabläufe. Der Extra-Sauerstoff aus den teuren Modewässern ist aber nur ein Klacks im Vergleich zu den großen Mengen, die wir beim Atmen sowieso aufnehmen. Die stündliche Gesamtaufnahme an Sauerstoff über die Atmung liegt bei circa 20 bis 500 Gramm – abhängig von körperlicher Konstitution und Belastung. Da ist es schwer zu glauben, dass eine zusätzliche Gabe von circa 0,08 Gramm Sauerstoff aus einem Liter „Möchtegern-Powerwasser“ tatsächlich einen physiologischen Vorteil bringen soll.

Nur ein kleiner Anteil des Sauerstoffs aus der Atemluft gelangt auch tatsächlich in die Blutbahn, der größte Teil wird wieder direkt ausgeatmet. Im Blut transportiert der rote Blutfarbstoff Hämoglobin die Sauerstoffmoleküle. So gelangen sie zu den einzelnen Organen, die diese für den Energiestoffwechsel dringend benötigen. Die Sauerstoffsättigung im arteriellen Blut beträgt normalerweise 97 Prozent. Der rote Blutfarbstoff ist also fast vollständig mit Sauerstoff gesättigt. Es gibt daher normalerweise keinen Mangel an diesem lebenswichtigem Gas.


Sauerstofftherapie bei Kranken

Eine zusätzliche Versorgung mit Sauerstoff oder sogar eine längerfristige Therapie wird nur in Ausnahmefällen empfohlen. Ein andauernder Sauerstoffmangel im arteriellen Blut kann bei folgenden Erkrankungen und Umständen auftreten: zu niedriger Sauerstoffgehalt in der Umgebungsluft, wie zum Beispiel im Hochgebirge, Asthma, starke Kreislaufstörungen (Schock), Niereninsuffizienz oder Herzfehler.


Besser gut durchatmen

Den Sauerstoffstatus des Organismus über angereichertes Wasser zu verbessern, ist nicht nur teuer, sondern nach derzeitiger Kenntnis auch weder machbar noch notwendig. Leute mit gesunder Atmung und intaktem Herz-Kreislaufsystem sollten daher die preiswertere Alternative wählen: Statt den Sauerstoff aus der Pulle zu trinken, kräftig durchatmen und auch mal eine Runde um den Block laufen......“


Dann ein Auszug aus einer Erläuterung der Deutschen Gesellschaft für gesundes Wasser e.V.:

.....“Gewarnt wird vor der künstlichen Überdosierung mit reinem medizinisch-technischen Sauerstoff aus der physikalischen Chemiegasflasche. Sauerstoff ist ein zweischneidiges Schwert und kommt in der Natur nie in zu hoher Dosis oder allein vor. Die Natur "funktioniert" innerhalb natürlicher Grenzen. Zuwenig Sauerstoff ist für uns genauso ungesund wie zuviel. Bei der künstlichen Überdosierung kommt man daher unweigerlich in schwierige Diskussionen über oxidativen Stress, freie Radikale und deren Krebsgefahr. Bekanntlich wirkt einseitig überdosiertes medizinisch-technisches Sauerstoffwasser wie ein Medikament. Als Hauptlebensmittel ist es daher nicht mehr geeignet. Ein Radikal ist ein Teilchen, wie z.B. ein Atom oder Molekül, mit einem (oder mehreren) ungepaarten Elektron(en). Diese sehr reaktionsfreudigen, aggressiven Elektronen sind in der organischen Chemie bedeutsam, da sie mit ihrer Umgebung in Wechselwirkung treten. Ein Radikal reagiert mit fast allem, was man sich vorstellen kann: mit Kohlehydraten, mit Proteinen, mit Fetten und auch mit Nukleinsäuren, die unser Erbmaterial (DNA) enthalten. Wenn auch noch nicht alle Zusammenhänge bei den freien Radikalen im einzelnen geklärt sind, so ist zumindest gesichert, dass freie Radikale die Ursachen vieler Krankheiten sind oder zumindest dabei eine maßgebliche Rolle spielen. Radikale erzeugen oxidativen Stress und haben ein beachtliches Schädigungs-potential das unsere Zellstrukturen, Gewebe und Organe nachweislich bis hin zum Krebs gefährden kann. Das besonders sensible Gleichgewicht in unserem Körper zwischen Oxidantien und Anti-Oxidantien sollte nicht über einen oxidativen Schock durch massiv einseitig überdosiertes Sauerstoffwasser gestört werden. Die gleichzeitige Einnahme von Anti-Oxidantien, wie z.B. die Vitamine A, C und E quasi als „Gegengift“ ist sehr umstritten. Allein die Frage der Dosierungsverhältnisse von medizinisch-technisch, einseitig überdosiertem Sauerstoffwasser und der entsprechenden A,C,E-Produkte ist völlig ungeklärt. Der praktische medizinische Stand der Wissenschaft ist derzeit so, dass die Komplexität des antioxidativen Systems in unserem Körper bisher auch in Großstudien nicht erfolgreich manipuliert werden konnte. Vielmehr wiesen diese Studien zum Teil katastrophale Ergebnisse auf, wie sie z.B. von Prof. Biesalski ausführlich beschrieben werden. Als Ergebnis wird festgestellt, dass allein unser Körper zur gesundheitlich erfolgreichen Regulierung des sehr dynamischen antioxidativen Systems in der Lage ist. Prinzipiell ist festzustellen, dass derartige Überlegungen oder Diskussionen im Bereich eines Lebensmittels, und Trinkwasser ist unser Hauptlebensmittel schlechthin, nichts verloren haben.“

Zum Dritten ein Artikel aus der Rheinischen Post Online:

„Nur wenige Versprechen der Hersteller sind belegbar
Sauerstoffwasser im Zwielicht“

Diesen Artikel finden Sie unter:

http://www.rp-online.de/news/wissenschaft/medizin/2003-0217/sauerstoffwasser.html

Alles Gute wünscht
Ihr Cyberdoktor-Team

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