Liebe Doreen,
"Tochter stellten wir im Alter von sechs Wochen das erste Mal Blut im Stuhl sehr kleine Mengen) fest... Mit Einführung der Beikost 6 Monate alt) war kein Blut im Stuhl mehr, keine abdominellen Beschwerden."
Eltern von Säuglingen beobachten häufig kleine Blutmengen auf dem Stuhlgang, oft finden stecken völlig harmlose Ursachen dahinter, z.b. Analrisse (Analfissuren), diese können z.B. bei länger andauerndem Durchfall oder einer Verstopfung auftreten. Evt. sind in einigen Fällen bei sehr junge Säuglingen auch Anpassungsvorgänge im Bereich der Darmschleimhaut verantwortlich, die nach und nach lernt, die volle Verdauungstätigkeit aufzunehmen.
Wichtig ist, dass man dem Kinderarzt auf jeden Fall von dem Blut berichtet und dieser das Kind untersucht. Finden sich dabei keine pathologischen Befunde, ist die Verdauung regelmässig und das Kind gedeiht, gibt es für elterliche Sorgen in der Regel keinen Grund.
" Der Provokationstest auf Kuhmilcheiweißallergie mit zehn Monaten) war unauffällig."
prima.
" nach vorausgegangenen Magen-Darm-Infekt der war vierzehn Tage vorher und aufgrund eines parallel ablaufenden Erkältungsinfekts erhielt sie Acithromycin) wieder akut Blut im Stuhl eher hellnormalrotes Blut)."
Rotes Blut im/auf dem Stuhl nennt man Hämatochezie. Oft ist eine (meist bakterielle) Darminfektion der Verursacher, es zeigen sich nach den typischen Symptomen eine Magen-Darm-Infekts (Bauchschmerzen, Durchfall, etc.) auch Stühle mit Blutanteil. Der Arzt muss auch dann kontrollieren.
"Nahrungsaufnahme in der Regel gut, guter Appetit, normale Ernährung mit Kuchen, Brötchen, Nudeln, Obst, Gemüse, Joghurt, Keks. "
das hört sich gut an.
"Stuhl in der Regel einmal täglich, intermittierend knollig, manchmal etwas schleimiger Stuhl. "
klingt normal.
"Mutter ich) Allergie auf Propolis Kittharz der Bienen), Toxoplasmose positiv, Borreliose in der 38. SSW Behandlung mit 2 g Rocephin intravenös 7 Tage) "
gewiss kein Zusammenhang mit den geschilderten Beschwerden des Töchterchens.
"Kind bisherige Entwicklung regelrecht"
das spricht stets gegen ernste Krankheiten im Bereich des Verdauungstrakts.
" ei-großes Hämangiom am Hinterkopf wurde im Alter von drei Monaten mit Lasertherapie behandelt hat sich vollständig zurück gebildet)"
kein Drama, kommt oft vor.
" unproblematische Untersuchung bis zum Kolon transversum distale lymphonoduläre Hyperplasie kein Hinweis auf Polyposis ...kein Hinweis auf eine Dys- oder Hypoganglionose"
bei einer lymphonodulären Hyperplasie wölben Lymphknoten die Darmschleimhaut vor, mit distal ist gemeint, dass die letzten Darmabschnitte in Richtung Anus betroffen sind. Man findet derart angeschwollene Lymphknoten bei vielen (gesunden) Kleinkindern. Das kindliche Immunsystem muss sich im Darmbereich ständig mit neuen Krankheitserregern auseinandersetzen, das Lymphknoten dabei anschwellen, ist zu erwarten. Also eher unauffällige Befunde, das ist doch durchaus positiv, oder was sagen die Ärzte?
"Diagnostik BSR 1030"
vermutlich 10/30? Als Normalwerte gelten in vielen Labors für Kinder Werte von 2-35 mm pro Stunde, also eine recht grosse Schwankungsbreite. Für eine Messwerte-Analyse benötigt man um neben den jeweiligen Einheiten auch den Normbereich des messenden Labors, denn es gibt teils erhebliche Abweichungen z.B. abhängig von den eingesetzten Geräten und Methoden.
Die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) ist ein unspezifischer Labortest, der Hinweise auf mögliche Erkrankungen liefert (Man kann die Blutsenkungsgeschwindigkeit auch mit BSR, d.h. Blutkörperchensenkungsreaktion abkürzen). Eine
deutliche Erhöhung der Blutsenkungsgeschwindigkeit kann für ein Vorliegen entzündlicher (infektiöser oder nichtinfektiöser) oder diverser sonstiger Erkrankungen sprechen. Normalerweise sind isolierte leichte Abweichungen von der Norm kein Grund zur Sorge.
Diese Messmethode ist sehr einfach: das Blut wir mit einem Gerinnungshemmer versetzt, dann in ein senkrecht stehendes Röhrchen gefüllt. Die Blutzellen sinken dann zu Boden, und man liest die Strecke ab. Es wird nach einer Stunde und nach zwei Stunden abgelesen.
Im Folgenden gehen wir kurz auf Laborwerte ein, die evt. von unseren Normen abweichen, teilen Sie uns bitte mit, welche Werte die behandelnden Ärzte als auffällig markiert haben.
"Hb 7,0"
niedrig. Vermutlich auch unter der Norm Ihres Labors? Was sagt der Arzt?
Hämoglobin (Hb) ist der rote Blutfarbstoff der roten Blutkörperchen, verantwortlich für den Sauerstofftransport.

Hämoglobin: Der Hämanteil ist in der Lage über ein im Zentrum gelegenes Eisenatom Sauerstoff (grün) zu transportieren.
Bild: David S. Goodsell of The Scripps Research Institute. PDB ID:2HHB - Fermi, G., Perutz, M. F., Shaanan, B., Fourme, R.: The crystal structure of human deoxyhaemoglobin at 1.74 A resolution. J Mol Biol 175 pp. 159 (1984)
PDB ID:1HHO - Shaanan, B.: Structure of human oxyhaemoglobin at 2.1 A resolution. J Mol Biol 171 pp. 31 (1983)
Unser Normwert für den Altersbereich 1-5 Jahre: 10-14 g/dL. Niedrige Werte finden sich z.B. bei einem Eisenmangel.
"Thrombo 50"
niedrig. Unsere Norm: 1-14 Jahre: 140-440 G/l.
Thrombozyten (Blutplättchen) sind scheibenförmige, zellähnliche Blutbestandteile und spielen eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung.
Nach Kontakt mit verschiedener Substanzen (z.B. defekten Blutgefässwänden), können die Thrombozyten Plättchenfaktoren freisetzen,die Blutgerinnung aktivieren und einen Thrombus bilden.

Thrombozyten (violett gefärbt): Beginnende Zusammenballung (Thrombozytenaggregation) und Bindung an Blutgefässwand.
Bild: Bader / pixeldrive
Z.B. nach bakteriellen Infektionen oder typbedingt können sich niedrige Thromboyztenwerte zeigen, auch hier die Frage: was sagt der Kinderarzt?
"IgE gesamt 217,0"
mit welchen Einheiten wurde gemessen? Wie ist die Norm Ihres Labors?
Immunglobuline der Klasse E werden auch als hautsensibilisierende Antikörper bezeichnet. Ein Nachweis eines erhöhten IgE Wertes kann ein Hinweis auf eine allergische Sensibilisierung (der Körper reagiert auf einen allergieauslösenden Stoff mit der Produktion von IgE Antikörpern), eine Wurminfektion, aber auch einfach eine typbedingte Normabweichung ohne klinische Bedeutung sein, der IgE-Test allein beweist also weder eine Allergie, noch einen Wurmbefall.
"Nach der Entlassung sollten wir unsere Tochter sechs Wochen kuhmilcheiweißfrei ernähren. Das haben wir auch konsquent getan....Er hat uns gesagt, es liegt keine Kuhmilcheiweißallergie vor. Wir sollen sie wieder normal ernähren."
geht in Ordnung, drastischen Ernährungsumstellungen, wie z.B. einen kompletten Milchverzicht sollten ohnehin nur vorgenommen werden, wenn die Experten in einer Klinik einen eindeutigen Zusammenhang zu bestehenden Beschwerden festgestellt haben, oder zumindest mit guter Sicherheit vermuten.
" Er hat uns Lactulose gegeben gegen die intermittierende Obstipation wir sollen einmal täglich 5 ml verabreichen)."
eine intermittierende Obstipation, d.h. eine ab und zu auftretende Verstopfung würde durchaus gelegentliche Blutauflagerungen erklären, der Behandlungsversuch ist vertretbar.
"Wiedervorstellung beim Gastroenterologen in vier bis sechs Wochen geplant. "
sinnvoll.
"Kann es möglich sein, dass noch eine Allergie gegen irgendein anderes Nahrungsmittel vorliegt?"
dann würden sich in der Regel deutliche Verdauungsbeschwerden sowie weitere Symptome (Haut) zeigen.
" Sollten wir bei ihr das Blut auf Antikörper gegen Borrelien untersuchen lassen?"
in der Regel sinnlos.
"Ich muss sagen, es sind wirklich nur sehr kleine Mengen und wenn unsere Tochter nicht auf´s Töpfchen gehen würde, dann würden wir es wahrscheinlich gar nicht sehen."
ab und zu ziehen in der Tat harmlose Zufallsfunde eine (zu) umfangreiche Diagnostik nach sich, es ist da auch die Aufgabe des Kinderarztes, zu entscheiden, wie viele Untersuchungen man bei einem sichtlich gesunden und gut gedeihenden Kind benötigt, um elterliche Sorgen zu zerstreuen.
"Sollten wir noch andere Werte im Blut bestimmen lassen? "
Wenn der HB tatsächlich nur bei 7 g/dL liegt, muss man das kontrollieren und über Ursachen bzw. eine Eisengabe nachdenken.
Es wäre schön, wenn Sie uns bei Gelegenheit hier über den weiteren Verlauf berichten würden, wir wissen gern, wie es mit den kleinen Patienten weiter geht.
Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden
Ihr Cyberdoktor-Team
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