Hallo,
"unser Sohn 14 Monate) hat nun schon zum wiederholten Male Probleme mit hohem Fieber und starkem Erbrechen."
Säuglinge und junge Kleinkinder reagieren auf diverse Krankheiten mit Erbrechen, z.B. auch bei Infektionen, die gar nicht den Magen-Darm-Trakt betreffen, wie einem grippalen Infekt, also einer Atemwegsinfektion. Kommen den Eltern aber die Häufigkeit des Erbrechens oder sonstige Umstände ungewöhnlich vor, sollte der Kinderarzt kurz kontrollieren.
" Gestern beispielsweise war er zuerst nur etwas müde und schlapp, dann fing er plötzlich an zu erbrechen.
zunächst wäre das ein normaler Verlauf, z.B. im Rahmen von Infektionen.
"Er erbricht dann auch schon bei den vorherigen Vorfällen) sehr oft 10-30 mal in kürzester Zeit) und wirklich jeden Teelöffel Wasser, den wir ihm geben."
20-30 mal ist allerdings ungewöhnlich und man muss umgehend den Arzt aufsuchen.
" er wird schlapp und schläfrig"
das sind weitere Warnsignale, die stets einen Arztbesuch nahe legen.
" und kann schlicht keine Flüssigkeit bei sich behalten. Vor einigen Wochen sind wir damit wegen starker Dehydratation in der Kinderklinik gelandet,"
kann man die Flüssigkeitszufuhr nicht aufrechterhalten, muss der Arzt helfen, sonst droht besonders bei kleinen Kindern eine gefährliche Austrocknung.
" er hatte zusätzlich eine Lungenentzündung und die Ärzte sprachen von einem Infekterbrechen."
siehe oben, Kinder erbrechen sich in der Tat oft als Nebeneffekt auch bei Infektionen.
" Dazu haben wir ihm ein Vomex-Zäpfchen auf telefonischen Rat des Arztes gegeben"
sinnvoll, man möchte ja Flüssigkeit zuführen, bei anhaltender Übelkeit ist das aber schwierig.
"Nun habe ich gelesen, dass es bei Kleinkindern ein azetonämisches Erbrechen gibt. Die Symptome passen wie die Faust aufs Auge - plötzliches sehr starkes und häufiges Erbrechen, bei Infekten, vor Beginn des Erbrechens hat er auffallend wenig gegessen und getrunken -,"
in der Tat ist das eine mögliche Erklärung, insbesondere angesichts der geschilderten Häufigkeit. Kinder reagieren häufiger als Erwachsene auf Infektionen mit einer überschiessenden Bildung von sogenannten Ketonkörpern (bestimmte organische Verbindungen). Die entsprechenden Stoffwechselabläufe sind bei Kindern noch nicht so stabil wie bei Erwachsenen, Kinder haben bei Infektionen häufig weniger Appetit, können dieses Fasten aber nicht so gut wie Erwachsene verkraften und haben Probleme, die Blutzuckerwerte konstant zu halten. Der Körper versucht Energie zu mobilisieren, Ketonkörper werden freigesetzt. Werden plötzlich sehr viele Ketonkörper in das Blut abgegeben (Ketonämie), kommt es als Symptom zum ketonämischen (azetonämischen) Erbrechen.
Man kann übrigens darauf achten, ob ein Kind stark nach Obst riecht, auch das wäre ein Hinweis auf den Ketonkörper Azeton.
Wenn von einer Neigung zu ketonämischen Erbrechen weiss, kann eine derartige Krise meist mit einer ausreichenden vorbeugenden Flüssigkeits- (und Traubenzuckerzufuhr) vermeiden werden (bei den ersten Krankheitsanzeichen). Treten Symptome am Morgen nach der Nachtruhe auf, gibt man vorbeugend einen Abendsnack.
Hier das Vorgehen bei acetonämischen Erbrechen:
1. Sehr wichtig: Keine Hektik, die Eltern müssen Ruhe und Sicherheit ausstrahlen, bei einem acetonämischen Erbrechen trägt Stress zu einer Zustandsverschlechterung bei.
2. Lassen Sie das Kind keinesfalls nicht unkontrolliert trinken. Die Flüssigkeitszufuhr muss mit Bedacht und nicht plötzlich erfolgen, sonst kann auch das Trinken Erbrechen auslösen.
3. Besteht bereits Übelkeit? Dann sollte man, um die Voraussetzungen für die Zucker- und Flüssigkeitszufuhr zu verbessern, ein Mittel gegen Übelkeit geben (Antiemetika, gibt es z.B. als Saft, Kaugummi oder Zäpfchen). Einige dieser Mittel haben auch eine leicht beruhigende Wirkung.
4. Dann wird versucht, den Blutzucker zu steigern, entweder mit Traubenzucker in Blockform, oder, meist ist das noch besser, als zuckerreiche Flüssigkeit (Förderung der Ausscheidung der Ketonkörper mit dem Urin, der Körper braucht nicht nur Zucker, sondern auch Flüssigkeit).
Die Flüssigkeit sollte keine oder sehr wenig Kohlensäure enthalten und nicht sauer sein (zur Not geht übrigens Cola, der man mittels kräftigem Schütteln die meiste Kohlensäure entzogen hat). In der Apotheke kann man für diesen Zweck Fertigpräparate (Pulver) kaufen, die man einfach mit Tee oder einem anderen (säurearmen) Lieblingsgetränk mischt.
Diese Zuckerlösung gibt man zunächst mit einem Löffel (Lösung im Mund behalten, erst nach einiger Zeit langsam schlucken), dann folgt eine Pause von einigen Minuten, dann werden wieder ein oder zwei Löffel gegeben, Mengen langsam steigern.
Gibt man zu schnell zu viel Flüssigkeit, wird erbrochen, der Flüssigkeitsverlust nimmt zu, damit auch die Ketonkörperkonzentration und die Übelkeit, es folgt erneutes Erbrechen, diesen Teufelskreis muss man durchbrechen.
"Wir haben gestern nach dem Motto kann nicht schaden dann auch angefangen, statt Wasser teelöffelweise Elektrolytlösung mit zusätzlichem Traubenzucker zu geben."
angesichts der von Ihnen geschilderten Probleme sinnvoll (lange anhaltendes Erbrechen, schwierige Flüssigkeitszufuhr).
" Ob das nun am Traubenzucker oder an den 4 Minuten Zäpfchen, das laut Arzt vermutlich gar nicht richtig aufgenommen wurde, lag, weiss wohl keiner."
evt. auch die Kombination.
" Im Nachhinein hat er auch bei den letzten beiden Vorfällen jeweils nach Gabe von gesüßter FlüssigkeitElektrolytlösung eigentlich nur, weil wir dachten, er braucht irgendwie Energiezufuhr) nach 1-2 Stunden mit dem Brechen aufgehört"
dann befolgen Sie nach Absprache mit dem Arzt die Regeln für anhaltendes Erbrechen (und beugen bereits bei geringen Krankheitsanzeichen entsprechend vor, sodass der Sohnemann gar nicht erst in einen Erbrechens-Teufelskreis gerät).
" das teilweise schon über 24 Stunden dauerte."
bei Säuglingen darf man früh zum Arzt, man sollte nicht zusehen, wie ein Säugling über einen so langen Zeitraum erbricht.
"Ist es denn in diesem Fall sinnvoll, den Kinderarzt auf die Möglichkeit des azetonämischen Erbrechens anzusprechen?"
ja.
"Können wir auch auf Verdacht bei solchen Brechanfällen gleich wieder Traubenzucker geben, bzw. vorbeugend bei Infekten?"
nach Absprache mit dem Arzt: ja.
" Von meiner Mutter habe ich übrigens erfahren, dass mein Bruder bis ins Jugendalter auf jeden fiebrigen Infekt genau so reagiert hat. "
interessant, ein Zusammenhang ist denkbar.
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