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Kinderheilkunde

Thrombozytenwerte erhöht, Kawasaki Syndrom?

von Unbekannt , 18.02.10 20:45
Guten Tag

Mein Sohn, 3,5 Jahre wurde vor 8 Tagen ins Kinderspital eingewiesen. Er hatte davor 13 Tage immer wieder leichtes Fieber. Am 2. Tag stieg es auf 39 Grad und sank bereits am Abend auf bis max 38,5, was es nicht mehr überstieg. Die Augen waren die ersten 4 Tage stark gerötet, auch die Lippen und die Zunge waren etwas gerötet. Der Hals schien mir irgendwie rot gefleckt aber ohne weissen Belag. Am 5. Tag zeigte sich ein leichter Ausschlag am Bauch. Dieser verschwand aber zusammen mit dem Fieber und allen anderen Symptomen am folgenden Tag. Er blieb 2 Tage ohne Beschwerden.
Danach hatte er immer wieder leichtes Fieber bis 38,3, vorwiegend abends. Er klagte nicht über Schmerzen und fühlte sich nicht besonders krank. Er war aber sehr blass und er schien mir etwas kaftlos.

Die Unterbrüche von 1-2 Tagen liessen mich immer wieder glauben, die Grippe sei überstanden. Am 13. Tag stieg das Fieber, tags zuvor war er fieberfrei, auf 39,3. Der Bluttest zeigte erhöhte Blutplättchenwerte von 600000. Die KiA wies ihn mit Verdacht auf das Kawasaki Syndrom ins Spital ein. Dort wurde das Herz und erneut das Blut untersucht. Gefunden wurde nichts neues. Eine übereifrige Ärztin hat ihm da noch eine Mantoux Impfung verpasst.

Am 14. Tag wurde eine Therapie mit Immuglobulin das heisst hier anders, etas mit Gamma...)durchgeführt und er bekommt seit dem Tag Aspirin verabreicht. Nach 3 Tagen sind die Thrombozyten weiter angestiegen auf 800000. Seit gestern bekommt er Antibiotika wegen gefundener Streptokokken im Hals. Da es ihn am After stark juckte, bekam er noch ein Wurmmittel, ohne aber seinen Stuhlgang auf Würmer zu testen. Sein Stuhl war übrigens die ganze Zeit über normal. Gestern am 20. Tag war er zum 1.x wieder ganz fieberfrei. Er war die ganze Zeit über topfit und stellt allerhand Unsinn an im Spital. Heute Morgen, die Koffer waren schon fast gepackt um wieder heim zu fahren, waren die Blutwerte noch schlechter. Die Thrombozyten sind weiter angestiegen.
Die Ärzte entschieden aber die Immuglobulin-Therapie nicht zu wiederholen. Ihm wurde nochmals Blut abgenommen, ich weiss aber nicht was getestet wird. Es würde aber bis Montag dauern. Weiter wurde ein Ultraschall am Bauch durchgeführt, aber nichts gefunden. Alles sei in bester Ordnung.

Wir wohnen in Griechenland und das Kinderspital ist 500km von uns entfernt. Mein Mann ist mit im Spital, während ich mit den anderen beiden kleinen Kindern zu Hause geblieben bin. Daher sind mir einige Ausdrücke und Werte nicht genau bekannt.
Im Internet finde ich alle möglichen gefährlich Krankheiten im Zusammenhang mit erhöhten Thrombozyten. Die Ärzte scheinen im Dunkeln zu tappen. Mit was muss ich rechnen? Entzündungen und Infektionen können die Blutplättchenwerte erhöhen. Was ist damit gemeint, reicht eine einfache Halsentzündung? Besteht die Möglichkeit, dass er nichts ernsthaftes hat?
Haben Sie eine Idee, an was Leonardo leidet?

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Re: Thrombozytenwerte erhöht, Kawasaki Syndrom?

von Cyberdoktor , 19.02.10 01:11
Hallo,

"immer wieder leichtes Fieber... Die Augen waren die ersten 4 Tage stark gerötet, auch die Lippen und die Zunge waren etwas gerötet. Der Hals schien mir irgendwie rot gefleckt aber ohne weissen Belag. Am 5. Tag zeigte sich ein leichter Ausschlag am Bauch...Verdacht auf das Kawasaki Syndrom"
die Symptome würden zu einem Kawasaki-Syndrom passen, die Diagnose sollten Kinderärzte in einer Kinderklinik stellen.

" Dort wurde das Herz und erneut das Blut untersucht. Gefunden wurde nichts neues...Weiter wurde ein Ultraschall am Bauch durchgeführt, aber nichts gefunden. Alles sei in bester Ordnung... Er war die ganze Zeit über topfit und stellt allerhand Unsinn an im Spital. "
prima, viele unauffällige Untersuchungsergebnisse und ein sichtlich fittes Kind, dann sind elterliche Ängste zunächst unnötig.

"Eine übereifrige Ärztin hat ihm da noch eine Mantoux Impfung verpasst."
gewiss ein Missverständnis, es gibt keine Mantoux-Impfung, sehr wohl aber einen harmlosen Mantoux-Test, dabei wird nach einer Tuberkulose-Infektion gesucht..


Mendel-Mantoux-Test
Mendel-Mantoux-Test: keine Impfung, sondern Tuberkulose-Suchtest.
Bild: Greg Knobloch, CDC


Angesichts der Symptome Ihres Sohnes war das in Ordnung.

"Am 14. Tag wurde eine Therapie mit Immuglobulin das heisst hier anders, etas mit Gamma...)durchgeführt und er bekommt seit dem Tag Aspirin verabreicht."
das ist bei einem Kawasaki-Syndrom die richtige Vorgehensweise. Die Therapie mit Acetylsalicylsäure wird über einige Wochen fortgesetzt.

"Am 13. Tag ... Der Bluttest zeigte erhöhte Blutplättchenwerte von 600000. ... Nach 3 Tagen sind die Thrombozyten weiter angestiegen auf 800000."
klar über der Norm (siehe unsere ausführlichen Beiträge oben in diesem Themenblock), bei einem Kawasaki-Syndrom steigen die Thrombozyten im Laufe der Erkrankung (z.B. nach der 2. oder 3. Woche) häufig an, es werden auch noch höhere Werte erreicht, man nennt das dann Thrombozytose.

Eine Thrombozytose ist eine vorübergehende Vermehrung der Thrombozytenzahl im Blut, grob gesagt kann eine Thrombozytose entweder durch eine Störung der Knochenmarksfunktion selbst (primäre Thrombozytose) oder als Reaktion auf andere Ursachen (sekundäre oder reaktive Thrombozytose, z.B. bei einem Kawasaki-Syndrom) vorliegen.

Für die häufige Variante einer reaktiven Thrombozytose kommen als Ursachen z.B. in Frage:

- Eisenmangel bei chronischem Blutverlust (z. B. Magengeschwür)

- chronische entzündlichen Erkrankungen (z. B. des Darmes oder bei „Rheuma“)

- chronische Infekte

- Stoffwechselerkrankungen (z.B. Morbus Cushing)

- Z.n. Milzentfernung

- Schwangerschaft

Selten ist eine sog. essentiellen Thrombozythämie (ET) – ebenfalls eine Erkrankung der blutbildenden Zellen, bei der insbesondere vermehrt Thrombozyten gebildet werden. Von einer Thrombozythämie wird gesprochen, wenn eine dauernde Erhöhung der Thrombozytenkonzentration über 600000/ml bei Blutbildungsstörungen vorliegt. Betroffene Menschen sind meist über Jahre symptomlos. Allerdings besteht ein erhöhtes Risiko für thrombembolische Komplikationen und/oder Blutungen. Es spricht aber alles dafür, das Ihr Sohnemann nur eine reaktive Thrombozytose hat, die früher oder später wieder zurückgeht.

" Seit gestern bekommt er Antibiotika wegen gefundener Streptokokken im Hals."
kann man machen, allerdings werden auch bei vielen Gesunden Streptokokken gefunden.

" Da es ihn am After stark juckte, bekam er noch ein Wurmmittel, ohne aber seinen Stuhlgang auf Würmer zu testen."
Donnerwetter, das war aber ein Schuss ins Blaue, man würde einfach einen Klebestreifentest machen, das geht ruck zuck...
Die wahrscheinlichste Ursache für so einen Juckreiz ist, dass Pilze die Schwächung der Immunabwehr durch die Grunderkrankung ausnutzen und sich im Analbereich über Gebühr vermehren.

"Heute Morgen, die Koffer waren schon fast gepackt um wieder heim zu fahren, waren die Blutwerte noch schlechter. Die Thrombozyten sind weiter angestiegen."
kommt, wie gesagt durchaus vor, z.B. auf Werte bei 1 Mio/ml, normalerweise kein Drama.

"Die Ärzte entschieden aber die Immuglobulin-Therapie nicht zu wiederholen."
macht man in der Regel auch nicht.

"Wir wohnen in Griechenland und das Kinderspital ist 500km von uns entfernt."
es gibt an dem bisherigen Vorgehen der Ärzte wenige auszusetzen, die Wurmkur war evt. etwas voreilig, ist aber ungefährlich. Wir sind sicher, dass die griechischen Kinderärzte eine Ausbildung haben, die der eines deutschen Mediziners ebenbürtig ist.

"Im Internet finde ich alle möglichen gefährlich Krankheiten im Zusammenhang mit erhöhten Thrombozyten."
vergessen Sie das, es ist ein bekanntes und häufiges Phänomen, dass dann nach einer Internet-"Recherche" z.B. für häufigen banalen Schnupfen oder Halsentzündungen AIDS oder eine Immunkrankheit, für Thromboyztenerhöhungen der Blutkrebs und für Kopfschmerzen der Gehirntumor befürchtet wird. Im Netz lässt sich zu jedem Symptom schnell eine passende richtig üble Krankheit als Auslöser finden, mittlerweile wurde für übersteigerte Ängste nach Webnutzung bereits der Begriff der Cyberchondrie geprägt. Machen Sie sich also nicht verrückt, vertrauen Sie den griechischen Kinderärzten.

" Die Ärzte scheinen im Dunkeln zu tappen."
bisher passt die Verdachtsdiagnose Kawasaki.

"Besteht die Möglichkeit, dass er nichts ernsthaftes hat?"
Sie sollten davon ausgehen, Leonardo bald wieder gesund wird, die Prognose eines Kawasaki-Syndroms ist sehr gut, d.h. nach rechtzeitiger Behandlung ist eine vollständige Heilung die Regel.

"Haben Sie eine Idee, an was Leonardo leidet?"
kann man aus der Ferne nicht sicher sagen, die Erklärung der griechischen Ärzte passt aber zunächst. Es wäre schön, wenn Sie uns bei Gelegenheit hier über den weiteren Verlauf berichten würden, wir wissen gern, wie es mit den kleinen Patienten weiter geht.

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