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Kinderheilkunde

gentianviolett 0,5% für Kind

von Unbekannt , 26.02.10 12:05
Hallo,
auch uns wurde gestern von der Kinderärztin eine 0,5% Lösung gentianaviolett verschrieben. Unser Sohn leidet an entzündeter Haut am bzw. um den Hoden herum. Insgesamt wurden im Vorfeld 4 Salben ausprobiert,leider ohne Erfolg. Gemäß Ihrem Posting würden Sie die Lösung in dieser Konzentration nicht empfehlen? Zum Ratschlag Lüften, lüften, lüften... Wie soll das in der Praxis im Winter bei einem 15 Monate alten Kind umgesetzt werden, welches sich permanent laufend fortbewegt?

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Re: gentianviolett 0,5% für Kind

von Cyberdoktor , 26.02.10 14:18
Hallo,

"auch uns wurde gestern von der Kinderärztin eine 0,5% Lösung gentianaviolett verschrieben."
gemäss der Literatur eine falsche Dosierung, Quellenangaben siehe unsere ausführlichen Beiträge oben in diesem Themenblock. Hier ein Zitat "bei Kindern eher 0,1 - 0,3 % in Halbschleimhäuten bzw. der freien Haut; cave [=Vorsicht]: Pyoktanin Nekrosen bei zu hohen Konzentrationen". Der Einsatz scheint aber generell nicht mehr zeitgemäss.

" Unser Sohn leidet an entzündeter Haut am bzw. um den Hoden herum. Insgesamt wurden im Vorfeld 4 Salben ausprobiert,leider ohne Erfolg."
Entzündungen sind in diesem Bereich, wie gesagt, leider recht hartnäckig.

" Gemäß Ihrem Posting würden Sie die Lösung in dieser Konzentration nicht empfehlen?"
gemäss der Fachliteratur: nein, nicht für Kinder, die genannte Konzentration ist zu hoch. Aber auch in niedriger Konzentration drohen Hautschäden. Dazu ein Artikel der Medical Tribune: "Bei einem elf Monate alten Mädchen, das wegen einer Windeldermatitis mit 0,3%iger wässriger Pyoktanin-Lösung behandelt wurde, löste die Therapie tiefe Erosionen und Nekrosen im Bereich der Vulva und beidseits inguinal aus", also schlimme Hautverletzungen ("Farbstoff auf Babyhaut Pyoktanin ist brandgefährlich", MEDICAL TRIBUNE 36. Jahrgang Nr. 12 23. März 2001).

Wenn überhaupt, sollte der Arzt die Behandlung ständig überwachen und keinesfalls die Anwendung und Kontrolle den Eltern überlassen.

" Zum Ratschlag Lüften, lüften, lüften... Wie soll das in der Praxis im Winter bei einem 15 Monate alten Kind umgesetzt werden, welches sich permanent laufend fortbewegt?"
ist der kleine Racker zu Hause: Buchse aus, nackter Popo, in geheizten Räumen kein Problem. Je nach Alter des Kindes besteht dann natürlich die Möglichkeit, dass die Eltern öfter eine Ladung Pipi aufwischen müssen, bei hartnäckig wunden Kindern ist das aber das kleinere Übel.


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gentianviolett 0,5% für Kind

von Unbekannt , 26.10.10 21:01
Meine 9 Monate alte Tochter hat seit 1,5 Wochen Durchfall und seit Samstag kam auch noch ein Cox Sackie Virus. Sie hat einen extrem Wunden Po gehabt. Am Anfang half die Zinkpaste auch, aber es wurde dann wieder schlechter. Daraufhin hat uns der Kinderarzt Methylviolett verschrieben Vorher hatte er das selbst bei meiner Tochter aufgetragen). Das Zeug wirkt zwar wirklich super, aber aufgrund der vorherigen Beiträge zweifle ich, ob das ok ist. Auf dem Gläschen, dass mir in der Apotheke abgefüllt wurde steht Methyl-violett 0,05g Aqua purificata ad 10g. Soll ich es lieber absetzen?

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Re: gentianviolett 0,5% für Kind

von Cyberdoktor , 26.10.10 23:15
Hallo,


"Meine 9 Monate alte Tochter hat seit 1,5 Wochen Durchfall und seit Samstag kam auch noch ein Cox Sackie Virus. Sie hat einen extrem Wunden Po gehabt."
in einer solchen Situation tritt ein wunder Po häufig auf.

"Anfang half die Zinkpaste auch, aber es wurde dann wieder schlechter."
wir haben in unseren Beiträgen oben bereits geschildert, wie Eltern den Hautzustand verbessern können.

"Daraufhin hat uns der Kinderarzt Methylviolett verschrieben Vorher hatte er das selbst bei meiner Tochter aufgetragen). Das Zeug wirkt zwar wirklich super, aber aufgrund der vorherigen Beiträge zweifle ich, ob das ok ist."
die Zweifel sind berechtigt.

"steht Methyl-violett 0,05g Aqua purificata ad 10g."
d.h. diese wässrige Lösung hat eine Konzentration von 0,5%. Es werden ja 0,05g Methyl-Violett mit gereinigtem Wasser zu 10g aufgefüllt.

"Soll ich es lieber absetzen?"
diese Konzentration widerspricht klar der aktuellen Literatur, siehe oben. Allenfalls eine Anwendung von 0,1% einmal täglich wäre je nach Einzelfall möglich. Eine Lösung von 0,5% ist zu gefährlich. Eine zweite ärztliche Meinung (vorzugsweise der Experten einer Kinderklinik) ist vor einer Methylviolett-Anwendung stets sinnvoll, hohe Dosierungen sind generell abzulehnen.

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pyoktanin (Methylrosaniliniumchloridlösung im Mund)

von Jali , 29.04.12 14:05
Hallo,
meine 2jährige Tochter hat aufgrund einer Infektion im Mund Methylrosaniliniumchloridlösung 0,5% vom Kinderarzt verordnet bekommen.
Da es keine Packungsbeilage dazu gab und mein Mann mit ihr beim Arzt war, rief ich diesen nochmals im Nachhinein an und erkundigte mich über die Dosierung. Er sagte ich solle die Lösung 3mal täglich überall im Mund aufpinseln. Ich habe auch nach möglichen Nebenwirkungen und Dosierungsrisiken gefragt-mir wurden keine genannt.
Nun gebe ich die Lösung ihr schon den vierten Tag... ich dachte eigentlich, ich könnte dem Kinderarzt ohne weiteres auf seinem Gebiet vertrauen, bin nun aber auf die Gefahren dieses Mittels in diesem Forum gestoßen. Bei äußerer Anwendung Anwendung haben Sie dies schon als gefährlich eingestuft, wobei wir fast jedes Mal bei der Anwendung überall Farbklekse auf den Händen hatten... Welche Risiken birgt die orale Anwendung? Wie soll ich nun vorgehen und wie kann ich in Erfahrung bringen, ob es bereits zu Schädigungen kam??

Ich wäre sehr dankbar für eine schnelle Antwort... MfG, Jana

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Re: pyoktanin (Methylrosaniliniumchloridlösung im Mund)

von Cyberdoktor , 30.04.12 11:17
Liebe Jana,

"meine 2jährige Tochter hat aufgrund einer Infektion im Mund Methylrosaniliniumchloridlösung 0,5% vom Kinderarzt verordnet bekommen."
Kristallviolett wird in der Tat im Einzelfall bei Infektionen im Mundbereich (z.B. Candida-Pilze) eingesetzt.

"Da es keine Packungsbeilage dazu gab und mein Mann mit ihr beim Arzt war, rief ich diesen nochmals im Nachhinein an und erkundigte mich über die Dosierung... Ich habe auch nach möglichen Nebenwirkungen und Dosierungsrisiken gefragt-mir wurden keine genannt."
schade, das war keine gründliche Aufklärung. Es gibt durchaus auch bei einer Konzentration von 0,5% im Mundbereich die Möglichkeit von Schleimhautschäden durch dieses Mittel (siehe z.B. Horsfield P et al. 1976: "Letter: Oral irritation with gentian violet." und John RW 1968: "Necrosis of oral mucosa after local application of crystal violet." ). Wenn eine Anwendung erwogen wird, müssen die Eltern also entsprechend geschult werden.

"Er sagte ich solle die Lösung 3mal täglich überall im Mund aufpinseln... Nun gebe ich die Lösung ihr schon den vierten Tag..."
angesichts der oben genannten Gefahren wird häufig zu einer Beschränkung der Anwendungsdauer (z.B. 3 Tage) und eine maximale Anwendungshäufigkeit von 2x/proTag geraten ( Verbov J 1976: "Oral irritation with gentian violet." ).

"Welche Risiken birgt die orale Anwendung? "
die Mundschleimhaut kann geschädigt werden, es kommt zu sog. Schleimhauterosionen, es gehen stellenweise die oberen Zellschichten unter, vergleichbar einer Schürfwunde.

"und wie kann ich in Erfahrung bringen, ob es bereits zu Schädigungen kam??"
wenn es zu wunden Stellen an der Mundschleimhaut kommt, wird das Kind vermutlich über Schmerzen klagen. Der Arzt kann die Schleimhautdefekte auch sehen.

"Wie soll ich nun vorgehen "
über maximale Anwendungsdauer und Risiken mit dem Arzt sprechen.

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