Hallo,
"Sohn (3) wurde vor 14 Tagen von einer Zecke gebissen."das bleibt angesichts der weiten Verbreitung dieser Insekten bei Kindern, die auch mal nach draussen in die Natur dürfen, nicht aus, da das Infektionsrisiko aber recht gering ist, gibt es für Eltern keinen Anlass zur Panik. Man achtet einfach aufmerksam auf Infektionsanzeichen.
"in einem Landkreis, in dem sowohl für FSME, als auch für Borreliose ein erhöhtes Risiko gegeben ist, weswegen er gegen FSME auch geimpft ist."vorbildlich, so ist der Sohnemann gegen die recht gefährlichen Viren gut geschützt.
"Die Zecke war noch nicht sehr groß, als wir sie entfernten, die Bißstelle jedoch gerötet und erhaben."eine erste Rötung und Schwellung kann sich unmittelbar nach dem Biss zeigen, das Immunsystem reagiert dann einfach auf Fremdstoffe wie Schmutz oder Sekrete der Zecke. Danke einer gesteigerten Durchblutung (Rötung) wandern schnell viele Abwehrzellen ein, Botenstoffe werden ausgeschüttet, die Schwellung soll eine Ausbreitung von Erregern verhindern.
"Nun, 14 Tage später, ist jedoch an genau dieser Stelle plötzlich eine merkwürdige Rötung aufgetreten, die seit gestern größer wurde, jedoch nicht charakteristische Abblassungen zeigt und auch nur 1-2 cm groß war"eindeutiges Warnsignal, bei einer von der Zecke übertragenen Borreliose kann sich nach 7-14 Tagen (selten bereits nach 3 Tagen oder bis zu 5 Wochen später) das Erythema migrans, die Wanderröte zeigen (
Borreliose
). Die Rötung muss dabei nicht lehrbuchmässig typisch aussehen (
Heiko Traupe, Henning Hamm 2006, Pädiatrische Dermatologie, Seite 257
) und kann auch ausbleiben. Die Kontrolle durch den Arzt ist daher Pflicht.
"beim Kinderarzt... die Kinder hatten Madenwürmer und er kannte sich damit überhaupt nicht aus und hat uns ausgelacht"kuriose Geschichte...
Ein Madenwurmbefall kommt sehr häufig vor, siehe
Würmer bei Kindern (häufige Fragen)
.
"man könne nach 2 Wochen noch keine Reaktionen sehen, das sei viel zu früh und wenn es Borreliose wäre, dann würde sich IMMER die charakteristische Wanderröte zeigen."das ist ein eindeutiger Widerspruch zu dem Konsens in der aktuellen med. Fachliteratur, das Erythema migrans tritt evt. nur bei 60% der Infizierten auf (
Norbert Suttorp 2004, Infektionskrankheiten, Seite 464
) bzw. ist so schwach und unspezifisch, dass es in vielen Fällen übersehen wird. Eine zweite Meinung ist in solchen Fällen dringend angeraten.
"Kann ich also davon ausgehen, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit keine Borreliose ist, solange kein Fieber auftritt oder die Rötung sich großflächiger ausbreitet oder Abblassungen zeigt?"nein, eine Infektion mit Borrelien ist so leider normalerweise nicht ausgeschlossen. Es kann sich zwar auch um eine harmlose Reaktion handeln, z.B. wenn der Körper langsam nach längerer Zeit noch in der Haut verbliebenes Fremdmaterial beseitigt, darauf darf man sich aber nicht verlassen, lassen Sie das von einem Arzt, der über Erfahrung bei der Diagnose von derartigen Infektionen verfügt (z.B. Kinderklinik), untersuchen.
"Oder wäre alleine die Rötung nach dem zeitlichen Abstand ein Zeichen, dass es Borreliose sein könnte, selbst dann, wenn sie sich nicht großflächig ausbreitet?"ja, das ist ein Warnsignal. Berichten Sie hier bitte über den weiteren Verlauf und was die zur Zweitmeinung hinzugezogenen Ärzte sagen, Sie helfen damit auch anderen Eltern (oft melden sich die Fragesteller bei einer Besserung leider nicht mehr).
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