Hallo,
"auch mein Sohn hatte vor 7 Wochen einen Zeckenbiss. Die Zecke hatte sich ca. 4, höchstens 5 Stunden angesaugt kann nicht länger gewesen sein).
Die Zecke wurde von uns entfernt und eingeschickt und auf Borrelien untersucht, das Ergebnis war positiv. "
das Borrelien-Übertragungsrisiko ist angesichts der geringen Verweildauer der Zecke äusserst gering.
"Eine Ansteckung sei eher unwahrscheinlich, da laut seiner Aussage die Zecke ca. 12 Stunden angesaugt sein müsste um Borrelien zu übertragen."
man sollte sich auf keine ganz exakte 12 Stunden Grenze festlegen, aber in der Tat ist eine längere Saugdauer gefährlicher. Der Grund ist ein ausgeklügelter Reife-Mechanismus der Borrelien-Bakterien. Die Borrelien haften normalerweise mithilfe von bestimmten Oberflächeneiweissen (OspA) im Zeckendarm. Sitzt die Zecke auf einem warmblütigen Wirt, steigt die Temperatur, dies ist ein Signal an die Borrelie, andere Oberflächeneiweisse zu produzieren, die sog. OspC. Erst dann sind die Zecken bereit, auszuwandern und den Menschen zu infizieren. Nach nur 4-5 Stunden hatten im Falle Ihres Sohnes die Borrelien noch keine Zeit, die OspC zu bilden.
"Als ich Rücksprache mit meinem Kinderarzt hielt, meinte der man sollte in ca. 8 Wochen eine Blutuntersuchung durchführen, wenn vorher keine Wanderröte auftritt. "
nicht bei jeder Borreliose kommt es zur typischen Wanderröte, man muss daher auch auf weitere Krankheitszeichen achten, ein kurzer Kontrolltermin beim Kinderarzt kann nicht schaden, bei dem Termin wird der Arzt den Patienten untersuchen, hat der Patient aber keine Symptome, wird gemäss den aktuellen Leitlinien (
Hans-Christoph Diener 2012, Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie: Herausgegeben von der Kommission "Leitlinien" der DGN
) bei der Kontrolle nicht routinemäßige nach Borrelien gesucht (also keine Borrelienserologie gemacht).
" letzte Woche aber eine Sommergrippe"
bei einer Borreliose treten grippeähnliche Symptome normalerweise recht schnell, d.h. bereits einige Tage nach dem Zeckenbiss auf, nicht erst nach nach 6 Wochen.
"Ich bin nun sehr in Angst, dass es keine normale Sommergrippe war sondern von einer Borrelieninfektion kommen könnte."
unwahrscheinlich, aber bitte dem Kinderarzt davon berichten.
"Nun meine Frage Wie sicher ist das Ergebnis einer Blutentnahme auf Borrelien ich werde diese auf alle Fälle diese Woche durchführen lassen)"
da diese Art Suchtests nicht sehr aussagekräftig sind, wird in den Leitlinien wie gesagt von einer Routinetestung (Borrelienserologie) bei sichtlich gesunden (asymptomatischen) Zeckenbissopfern abgeraten.
" und sollte man vorsichtshalber auch bei negativem Befund Antibiotika geben,"
fällt der Borreliose-Tests nach 8 Wochen negativ aus, wird man bei einem beschwerdefreien Patienten normalerweise keine Antibiotika geben.
Auch wird in Deutschland von einer pauschalen vorbeugenden Behandlung mit Antibiotika unmittelbar nach jedem Zeckenbiss abgeraten (siehe oben zitierte Leitlinien).
Wird dagegen direkt nach einem Zeckenbiss die Zecke untersucht und werden dann in der Zecke Borrelien nachgewiesen, gibt es uneinheitliche Empfehlungen in der Literatur, einige Veröffentlichungen raten dann je nach Einzelfall zu einer vorbeugenden Antibiotika-Behandlung (z.B. Pädiatrie, Karl-Heinz Niessen, Edition: 6, Georg Thieme Verlag, 2001).
Bei einer kurzen Verweildauer von nur 4 Stunden ist eine Antibiotikagabe aber auch nach einem positiven Borreliennachweis in der Zecke normalerweise eher nicht sinnvoll (Die oben genannte Leitlinie sagt zum Übetragungsrisiko: "Nach tierexperimentellen Daten muss die Blutmahlzeit der Zecke in der Regel 16-24 Stunden andauern, um Spirochäten [=Borrelien]zu übertragen"), das muss aber der behandelnde Kinderarzt entscheiden.
Beste Grüsse
Ihr Cyberdoktor-Team
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