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Kinderheilkunde

Aufreißen der Labien-Synechie

von Unbekannt , 26.09.14 20:05
Unsere Tochter ist nun 4 1⁄2 und wir haben nun auch schon den dritten Rückfall. Nun salben wir wieder seit zwei Monaten und es ist noch nicht sonderlich besser geworden (das Urinlöchlein ist lediglich etwas größer geworden)- aber wir hätten nun von uns aus nichts anderes unternommen.
Allerdings wurde bei ihr nun auch ein Leistenbruch entdeckt - der natürlich operiert werden muss.
Gestern haben wir sie im Krankenhaus beim Kinderchirurgen vorgestellt und alles bezüglich der Leistenbruch-OP besprochen - daher habe ich die Verklebung angesprochen und gefragt, ob es Sinn macht, wenn unsere Tochter eh eine Vollnarkose erhält, die auch dabei zu öffnen.
Der Arzt meinte nur:zeigen sie mal und kaum draufgeschaut, hat er ausgiebig alles aufgerissen und noch nachgedehnt - was mir als erwachsenen Frau schon wehgetan hätte. Meine Tochter hat geweint und gewimmert. Als er dann noch eine Schere holte - habe ich ihn gefragt, dass das doch nicht sein Ernst sei und dann hat er abgelassen.
Weil meine Tochter noch geweint hat, hat er NACH der Behandlung eine betäubende Salbe auf die Stellen gegeben. Zuhause hat sie beim Wasserlassen und im Bett bitterlich geweint und konnte erst nach einem Schmerzmittel einschlafen.
Heute hat sie nicht mehr geweint, aber spricht immer noch davon, dass es weh tut.

Muss man das so hinnehmen? Ich hätte dem nie eingewilligt. Ich war sehr überrumpelt und es tut mir sehr leid, dass ich das Thema überhaupt angesprochen habe und meiner Tochter letztendlich nicht richtig beistehen konnte und das ganze nicht gleich unterbrochen habe. Muss es jetzt noch nachversorgt werden?
Wenn ich daran denke, dass ich meine Tochter, dem Arzt, der ihr wehgetan hat, in zwei Wochen übergeben soll...wird mir ganz schlecht. Unser Hausarzt war mit der Behandlung der Labiensynechie immer extrem vorsichtig.

Vielleicht haben Sie ja einen Rat für mich - vielen Dank

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Re: Aufreißen der Labien-Synechie

von Cyberdoktor , 28.09.14 14:26
Hallo,

"Unsere Tochter ist nun 4 1⁄2 und wir haben nun auch schon den dritten Rückfall."
wenn man davon ausgeht, dass in vielen Fällen die in diesem Alter vorliegende Hormonsituation (niedrige Östrogenspiegel) für eine Labiensynechie verantwortlich ist, sind Rückfälle zu erwarten, die Behandlung beseitigt die Ursachen ja nicht. Da eine Synechie aber in der Regel harmlos ist, ist ein wiederholtes Auftreten nach Absprache mit dem Kinderarzt normalerweise kein Problem.

"Nun salben wir wieder seit zwei Monaten und es ist noch nicht sonderlich besser geworden...aber wir hätten nun von uns aus nichts anderes unternommen."
wenn der Kinderarzt zufrieden ist (komplikationslose Labiensynechie), muss man im Allgemeinen auch nicht unternehmen.

"(das Urinlöchlein ist lediglich etwas größer geworden)- "
positiv, es ist günstig, wenn der Harnabfluss möglichst ungestört ist und keine Komplikationen wie häufige Harnwegsinfekte auftreten.

"beim Kinderchirurgen vorgestellt...Leistenbruch-OP besprochen... hat er ausgiebig alles aufgerissen und noch nachgedehnt - was mir als erwachsenen Frau schon wehgetan hätte. Meine Tochter hat geweint und gewimmert."
das ist eine wirklich erschreckende Geschichte. Eine Labiensynechie sollte, wenn in Ausnahmefällen eine Therapie nötig ist, durch Spezialisten behandelt werden, d.h. den Kindergynäkologen. Wird im Einzelfall eine Lösung durch den Arzt nötig, erfolgt diese bei örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie) oder Vollnarkose ( Irene Schmid 2012, Ambulanzmanual Pädiatrie von A-Z, Seite 293 ). Der Arzt geht bei der Untersuchung behutsam vor und drückt nur sehr sanft ( Alfred S. Wolf 2002, Kinder- und Jugendgynäkologie, Seite 168 ), keinesfalls soll ein Kind unter Schmerzen leiden.

"eine Schere holte - habe ich ihn gefragt, dass das doch nicht sein Ernst sei und dann hat er abgelassen."
gut, dass Sie nachgefragt haben, dass klingt abenteuerlich. Eine Schere gehört nicht zu den üblicherweise bei dieser Diagnose eingesetzten Instrumenten, schon gar nicht beim nicht betäubten Kind. Oben im Themenblock zitieren wir Fachliteratur, die klipp und klar sagt: "In keinem Fall darf die Synechie chirurgisch geöffnet werden. Die entstehenden Narben führen zu weiteren Verklebungen und dauerhaften Problemen."

"Weil meine Tochter noch geweint hat, hat er NACH der Behandlung eine betäubende Salbe auf die Stellen gegeben."
vor der Behandlung wird betäubt, das Gebiet ist sehr gut mit Nerven versorgt ohne Anästhesie sind heftige Schmerzen vorprogrammiert.

"Zuhause hat sie beim Wasserlassen und im Bett bitterlich geweint und konnte erst nach einem Schmerzmittel einschlafen...spricht immer noch davon, dass es weh tut."
das soll so nicht sein, spricht dafür, dass bei der Aktion Verletzungen (z.B. Abschürfungen, Gewebedehnung oder Quetschung, Schleimhautreizungen) aufgetreten sind. Das wären dann zwar in der Regel keine schweren Wunden und die Beschwerden lassen nach einigen Tagen nach, aber die grosse Frage ist, ob es sich um vermeidbare Schäden handelt.

"Muss man das so hinnehmen? Ich hätte dem nie eingewilligt."
keine Einwilligung, keine Aufklärung. Eine manuelle Lösung kann man aber als Eingriff bezeichnen, für den aufgeklärt werden muss, siehe Nebenwirkung anhaltende Schmerzen.

Patienten müssen Behandlungen, bei denen Zweifel an der korrekten Durchführung nicht hinnehmen. Im geschilderten Fall fallen folgende Punkte auf: keine Aufklärung, keine örtliche Betäubung, Lösungsversuch mit viel Krafteinsatz, Methode evt. im Widerspruch zur Literatur, Bedarf für eine manuelle Lösung unklar.

Bei Problemfällen haben Patienten mehrere Reaktionsmöglichkeiten: Gespräch mit dem Arzt, der den Eingriff durchführte. Gespräch mit dem Vorgesetzten. Einschalten der Schlichtungsstelle der zuständigen Ärztekammer ( Behandlungsfehler - Kunstfehler ).

"Muss es jetzt noch nachversorgt werden?"
der Kinderarzt bzw. Kindergynäkologe kann sich den Befund ansehen und prüfen, ob nennenswerte Verletzungen entstanden sind und den Zustand dokumentieren (falls Ansprüche gegen den Arzt geltend gemacht werden sollen).

"Wenn ich daran denke, dass ich meine Tochter, dem Arzt, der ihr wehgetan hat, in zwei Wochen übergeben soll...wird mir ganz schlecht."
Abhängig von den Ergebnissen der oben genannten Reaktionsmöglichkeiten können Sie natürlich bei Bedarf den Arzt wechseln.

"Unser Hausarzt war mit der Behandlung der Labiensynechie immer extrem vorsichtig."
und das war auch richtig so.

Eine haarsträubende Geschichte, berichten Sie hier bitte über den weiteren Verlauf.

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Labien-Synechie seit Geburt meiner Tochter

von Unbekannt , 28.01.15 15:34
Hallo,

Seit der Geburt meiner Tochter bzw bei der eigentlichen Abschluss Untersuchung beim Gynäkologen wurde bei mir eine partielle Labien-Synechie festgestellt. Auch bei mir versuchte die Ärztin die Verklebung mit der Hand auseinander zu ziehen- aber stoppte sofort als es mir weh tat.

Wie allgemein bekannt wurde auch mir die Hormonsalbe empfohlen die ich jedoch nur 1x statt 2x täglich cremen soll da ich noch voll stille. Da mir Hormonpräparate suspekt sind verschob ich die Behandlung auf einen späteren Zeitpunkt wenn meine Tochter Beikost erhält.

Fast 8 Monate nach der Geburt besteht die Verklebung bei mir immernoch, da Ich nicht behandelt habe. Die Sorge war bisher zu groß, dass ich meiner Tochter durch das stillen unter der Hormonbehandlung schade.

Aber wenn doch die selbe Creme ( Ovestin) auch Kindern bzw schon Säuglingen mit einer Labien-Synechie verschrieben werden, wieso dürfen laut Beipackzettel stillende Mütter die Creme nicht anwenden ?

Wir führen weiter und in langsamen Schritten die Beikost ein und ich mache mir die Hoffnung, dass ich durch baldiges auftragen der Creme und durch die wiederaufnahme eines geregelten Zyklus körpereigenes Östrogen bilden kann ( durch das langsame abstillen) und sich dann die Verklebung öffnet und offen bleibt.

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Re: Labien-Synechie seit Geburt meiner Tochter

von Cyberdoktor , 28.01.15 16:41
Hallo,

"Auch bei mir versuchte die Ärztin die Verklebung mit der Hand auseinander zu ziehen- aber stoppte sofort als es mir weh tat."
es ist bei einer manuellen Lösung in der Tat Vorsicht geboten.

"Wie allgemein bekannt wurde auch mir die Hormonsalbe empfohlen die ich jedoch nur 1x statt 2x täglich cremen soll da ich noch voll stille. "
dann reichte evt. die Hormondosis nicht.

"Da mir Hormonpräparate suspekt sind verschob ich die Behandlung auf einen späteren Zeitpunkt wenn meine Tochter Beikost erhält."
kann man so machen, ist ja bei einer leichten Verklebung kein Notfall.

"Die Sorge war bisher zu groß, dass ich meiner Tochter durch das stillen unter der Hormonbehandlung schade."
bei einer örtlichen Salbenanwendung ist es sehr unwahrscheinlich, dass nennenswerte Hormondosen im Blut landen.

"Aber wenn doch die selbe Creme ( Ovestin) auch Kindern bzw schon Säuglingen mit einer Labien-Synechie verschrieben werden, wieso dürfen laut Beipackzettel stillende Mütter die Creme nicht anwenden ?"
für eine Freigabe müsste der Hersteller das erst noch auswendig in Studien testen.
Die Anwendung ist angesichts der Verwendung bei Kindern nach Absprache mit dem Arzt im Allgemeinen kein Problem.

"durch die wiederaufnahme eines geregelten Zyklus körpereigenes Östrogen bilden kann... und sich dann die Verklebung öffnet"
wenn sich wieder ein natürlicher Zyklus mit entsprechenden Hormonwerten einstellt, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Synechie sich lösen lässt. Berichten Sie hier bitte über den weiteren Verlauf, Sie helfen damit auch anderen Betroffenen (oft melden sich die Fragesteller bei einer Besserung leider nicht mehr).

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Re: Labien-Synechie seit Geburt meiner Tochter

von Unbekannt , 25.02.15 15:43
Hallo,
Ich berichte mal den aktuellen Zwischenstand:
Seit etwa 12 Tagen creme ich mich mit der Xaprocreme einmal täglich. Leider hat sich bis heute die Verklebung bei mir nicht gelöst. Wie lange muss ich die Hormonbehandlung fortführen ? Was mache ich wenn es sich nicht durch die Creme öffnen lässt ? Operative Öffnungen machen das Problem erst Recht zu einem Problem- ein Teufelskreis. Was also tun ?

Falls es von Interesse ist: meine Tochter hat ebenfalls eine Labiensynechie die vorerst unbehandelt bleibt da Urin ungehindert abfließen kann. Bemerkenswert ist jedoch, dass sich ihre Verklebung verändert hat seitdem es vor ein 3 Monaten bei einer Untersuchung entdeckt worden ist. Also die Verklebung hat sich von alleine an einer Stelle gelöst und hat sich woanders wieder zusammen gefügt.

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Re: Labien-Synechie seit Geburt meiner Tochter

von Cyberdoktor , 25.02.15 18:56
Hallo,

"Seit etwa 12 Tagen creme ich mich mit der Xaprocreme einmal täglich. Leider hat sich bis heute die Verklebung bei mir nicht gelöst."
evt. muss man später zweimal täglich eincremen (plus vorsichtige Massage mit den Fingern, sodass der Bereich bewegt wird, ohne schmerzhaftes Dehnen oder Ziehen).

"Wie lange muss ich die Hormonbehandlung fortführen?"
entscheidet der Arzt, oft löst sich eine Synechie binnen eines Monats. Bei einer nach der Geburt auftretenden Synechie kann das aber hartnäckiger sein (wenn die Schleimhäute geburtsbedingt verletzt wurden).

"Was mache ich wenn es sich nicht durch die Creme öffnen lässt?"
der Arzt kann die Dosis auf 2x täglich steigern. Wenn es sich um eine Synechie mit robusten Bestandteilen handelt, muss evt. doch operativ gelöst werden, für Erwachsene ist das durchaus eine Option und in der Regel ist dann die Sache erledigt, so das Fazit der Studie Seehusen DA et al. 2007: "Postpartum labial adhesions." .

"Falls es von Interesse ist: meine Tochter hat ebenfalls eine Labiensynechie die vorerst unbehandelt bleibt da Urin ungehindert abfließen kann."
das ist überhaupt nicht ungewöhnlich, siehe oben.

"dass sich ihre Verklebung verändert hat seitdem es vor ein 3 Monaten bei einer Untersuchung entdeckt worden ist. Also die Verklebung hat sich von alleine an einer Stelle gelöst und hat sich woanders wieder zusammen gefügt."
kommt vor, macht nichts.

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