Liebe Manuela,
"zwischenzeitlich haben wir über eine Psychologin heraus gefunden das unser Kind unter dem Pavus Nocturnus leidet"
Sie meinen einen Pavor nocturnus, die sogenannte Nachtangst (Pavor =Angst, nocturnus = nächtlich, ein weiterer Namen ist Nachtschreck, im Englischen durchaus passend Nachtterror).
Dies ist eine Form der Parasomnie (also eine Schlafstörung) die normalerweise kleine Kinder betrifft. Meist kommt es im ersten Drittel des nächtlichen Schlafes (oft nach ca. 90 Minuten) zu einem Hochschrecken aus dem Schlaf, lauten und sehr dramatischen Schreien, Panik. Das Kind ist sehr erregt, aber nicht ansprechbar, d.h. für einige Minuten 1 Minuten, in Extremfällen auch 15 oder 30 Minuten) scheint das Trösten nicht zu helfen (man sollte aber trotzdem weiter trösten und Ruhe ausstrahlen).
Ursächlich wird bei diesen völlig harmlosen Beschwerden eine gewisse kindliche Unreife der Regulation der Schlafphasen-Abfolge angenommen, es ist möglich, dass Stress, Fieber oder Schlafmangel am Vortag eine Attacke begünstigen.
Eine Behandlung ist nicht nötig, die Prognose hervorragend, alle Kinder werden die Beschwerden früher oder später wieder los, in der Regel vor der Pubertät.
Zeigt ein Kind
erstmals die Pavor nocturnus Symptome, sollten die Eltern anschliessend auf ungewöhnliche Krankheitszeichen achten und einen Kontrolltermin beim Kinderarzt vereinbaren, dies ist aber eine reine Sicherheitsmassnahme, die nach der Routineuntersuchung dann bei allen weiteren Nachtangst-Anfällen nicht mehr nötig ist.
"wobei wir als Eltern wohl eher leiden)."
richtig, obwohl nachts höchste Schrei-Alarmstufe herrscht und das Kind den Eltern ein dramatisches Bild bietet, findet das Ganze doch mehr oder weniger im Reich des Schlafes statt, d.h. der kleine Angsthase bekommt das nicht wirklich bewusst mit und hat in der Regel die Geschichte bereits am nächsten Morgen komplett vergessen. Von leiden kann man daher in der Tat eher auf Seiten der Eltern sprechen
Man muss und sollte weder nachts nach der Angstattacke, noch später beim Frühstück den Nachtschreck ansprechen, es gibt keinen Grund nachzubohren, nach dem Motto "Was hast Du geträumt".
"Selbsthilfegruppen usw. geben."
Wir wissen nicht, ob es Selbsthilfegruppen gibt, wir halten das bei der harmlosen Natur der Beschwerden im Regelfall auch nicht unbedingt für nötig, da es keinen Therapiebedarf gibt (und auch keine Abhilfe ausser Geduld) man sollte einer harmlosen und eher normale Entwicklungsstufe nicht unnötig einen Krankheitswert zuweisen. Dem Kind gegenüber muss man den Pavor nocturnus weder ansprechen noch problematisieren. Eine psychologische Behandlung oder Untersuchung ist meist nicht nötig, der Kinderarzt dem Eltern normalerweise direkt Entwarnung geben.
"Literatur, Broschüren"
Die harmlose Natur der Beschwerden wird in diversen wissenschaftlichen Artikeln in Fachmagazinen bestätigt, z.B. in "The natural history of night terrors. Clin Pediatr (Phila). Oct 1987;26(10):505-11" oder "Sleepwalking and sleep terrors in prepubertal children: what triggers them?. Pediatrics. Jan 2003;111(1):e17-25.". Patientenbroschüren zu diesem Thema gibt es bedingt durch die Harmlosigkeit der Anfälle unseres Wissens keine, die Quintessenz dessen, was zu der Krankheit zu sagen ist, haben wir in diesem Beitrag zusammengestellt.
Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden
Ihr Cyberdoktor-Team
Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
Antwort schreiben