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Kinderheilkunde

Pavor nocturnus (Nachtschreck)

von Jonasmama , 17.09.08 16:46
Lieber Cyperdoktor,
zwischenzeitlich haben wir über eine Psychologin heraus gefunden das unser Kind unter dem Pavus Nocturnus leidet wobei wir als Eltern wohl eher leiden). Ich habe trotz intensiver Internet-Recherchen keine deutschen Artikel oder Informationsmaterialien zur diesem Thema gefunden. Ich würde mich gerne intensiver mit dem Thema beschäftigen und mehr dazu wissen. Können Sie mir einen Tipp bzgl. Literatur, Broschüren, Selbsthilfegruppen usw. geben. Es würde mich freuen, wenn Sie mir weiterhelfen können. Für Ihre Bemühungen herzlichen Dank im Voraus. Grüße
Manuela K.

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Re: Pavor Nocturnus Nachtschreck)

von Cyberdoktor , 17.09.08 18:59
Liebe Manuela,

"zwischenzeitlich haben wir über eine Psychologin heraus gefunden das unser Kind unter dem Pavus Nocturnus leidet"
Sie meinen einen Pavor nocturnus, die sogenannte Nachtangst (Pavor =Angst, nocturnus = nächtlich, ein weiterer Namen ist Nachtschreck, im Englischen durchaus passend Nachtterror).

Dies ist eine Form der Parasomnie (also eine Schlafstörung) die normalerweise kleine Kinder betrifft. Meist kommt es im ersten Drittel des nächtlichen Schlafes (oft nach ca. 90 Minuten) zu einem Hochschrecken aus dem Schlaf, lauten und sehr dramatischen Schreien, Panik. Das Kind ist sehr erregt, aber nicht ansprechbar, d.h. für einige Minuten 1 Minuten, in Extremfällen auch 15 oder 30 Minuten) scheint das Trösten nicht zu helfen (man sollte aber trotzdem weiter trösten und Ruhe ausstrahlen).

Ursächlich wird bei diesen völlig harmlosen Beschwerden eine gewisse kindliche Unreife der Regulation der Schlafphasen-Abfolge angenommen, es ist möglich, dass Stress, Fieber oder Schlafmangel am Vortag eine Attacke begünstigen.

Eine Behandlung ist nicht nötig, die Prognose hervorragend, alle Kinder werden die Beschwerden früher oder später wieder los, in der Regel vor der Pubertät.

Zeigt ein Kind erstmals die Pavor nocturnus Symptome, sollten die Eltern anschliessend auf ungewöhnliche Krankheitszeichen achten und einen Kontrolltermin beim Kinderarzt vereinbaren, dies ist aber eine reine Sicherheitsmassnahme, die nach der Routineuntersuchung dann bei allen weiteren Nachtangst-Anfällen nicht mehr nötig ist.

"wobei wir als Eltern wohl eher leiden)."
richtig, obwohl nachts höchste Schrei-Alarmstufe herrscht und das Kind den Eltern ein dramatisches Bild bietet, findet das Ganze doch mehr oder weniger im Reich des Schlafes statt, d.h. der kleine Angsthase bekommt das nicht wirklich bewusst mit und hat in der Regel die Geschichte bereits am nächsten Morgen komplett vergessen. Von leiden kann man daher in der Tat eher auf Seiten der Eltern sprechen

Man muss und sollte weder nachts nach der Angstattacke, noch später beim Frühstück den Nachtschreck ansprechen, es gibt keinen Grund nachzubohren, nach dem Motto "Was hast Du geträumt".

"Selbsthilfegruppen usw. geben."
Wir wissen nicht, ob es Selbsthilfegruppen gibt, wir halten das bei der harmlosen Natur der Beschwerden im Regelfall auch nicht unbedingt für nötig, da es keinen Therapiebedarf gibt (und auch keine Abhilfe ausser Geduld) man sollte einer harmlosen und eher normale Entwicklungsstufe nicht unnötig einen Krankheitswert zuweisen. Dem Kind gegenüber muss man den Pavor nocturnus weder ansprechen noch problematisieren. Eine psychologische Behandlung oder Untersuchung ist meist nicht nötig, der Kinderarzt dem Eltern normalerweise direkt Entwarnung geben.

"Literatur, Broschüren"
Die harmlose Natur der Beschwerden wird in diversen wissenschaftlichen Artikeln in Fachmagazinen bestätigt, z.B. in "The natural history of night terrors. Clin Pediatr (Phila). Oct 1987;26(10):505-11" oder "Sleepwalking and sleep terrors in prepubertal children: what triggers them?. Pediatrics. Jan 2003;111(1):e17-25.". Patientenbroschüren zu diesem Thema gibt es bedingt durch die Harmlosigkeit der Anfälle unseres Wissens keine, die Quintessenz dessen, was zu der Krankheit zu sagen ist, haben wir in diesem Beitrag zusammengestellt.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

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Pavor Nocturnus, Tochter, 5 Jahre

von libella , 21.01.09 12:16
Hallo
Meine Tochter, jetzt 5,2, hat den Nachtschreck mehrmals in der Woche seitdem sie ca. 4 Jahre alt ist. Es fing an, nachdem sie wegen einer Gerhinerschütterung im Krankenhaus war. Die Tomographie zeigte damals keine Auffäligkeiten. Besteht hier die Hoffnung, dass sich das auch mit Eintritt in die Schule erledigt, oder sollten wir wegen der Häufigkeit und langen Dauer doch zum Kinderarzt?
Wäre für einen Tip sehr dankbar

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Re: Pavor Nocturnus, Tochter, 5 Jahre

von Cyberdoktor , 21.01.09 14:29
Hallo,

"Meine Tochter, jetzt 5,2, hat den Nachtschreck mehrmals in der Woche seitdem sie ca. 4 Jahre alt ist."
kein ungewöhnliches Alter, keine ungewöhnliche Häufigkeit für diese Beschwerden.

" Es fing an, nachdem sie wegen einer Gerhinerschütterung im Krankenhaus war. Die Tomographie zeigte damals keine Auffäligkeiten."
es ist möglich, dass der beängstigende Krankenhausaufenthalt ein Auslöser war ( die Verletzung eher nicht), es kann aber auch ein zufälliges Zusammentreffen sein.

"Besteht hier die Hoffnung, dass sich das auch mit Eintritt in die Schule erledigt"
die Chance ist gut, das der Nachtspuk bereits in absehbarer Zeit verschwindet, wie gesagt, hat kein Kind diese Beschwerden auf Dauer (in der Regel ist vor Eintritt der Pubertät Schluss mit dem Nachtterror).

" oder sollten wir wegen der Häufigkeit und langen Dauer doch zum Kinderarzt? "
die geschilderten BEschwerden klingen nicht ungewöhnlich, Sie können Ihre Sorgen aber bei der nächsten Routineuntersuchung beim Kinderarzt einmal ansprechen, die U9 ist ja im 5-51/2 Lebensjahr, ausserdem werden in diesem Alter einige Impfungen aufgefrischt, z.B. Tetanus.

Berichten Sie uns bitte bei Gelegenheit über den weiteren Verlauf, Sie helfen damit auch anderen Eltern.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

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Pavus Nocturnus Sohn 8 Jahre

von maxsi , 30.04.09 12:42
hallo. wir haben festgestelt das unser sohn 8 jahre an pavus nocturnus leidet. er hatt es seit dem er 4 jahre alt ist, lässt sich teilweise überhaupt nicht beruhigen und nach dem anfall so nennen wir es) kommt es teils vor, das er gar nicht mehr zur ruhe kommt. wir haben es jetzt schon mit bachblüten und sedinfant probiert aber wirklich geholfen hatt es nicht. in dieser zeit ist er auch recht unkonzentriert und recht launisch. was gibt es was uns und vorallem unseren sohn das ganze erleichtert?

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Re: Pavus Nocturnus Sohn 8 Jahre

von Cyberdoktor , 30.04.09 14:56
Hallo,

"wir haben festgestelt das unser sohn 8 jahre an pavus nocturnus leidet. er hatt es seit dem er 4 jahre alt ist, lässt sich teilweise überhaupt nicht beruhigen und nach dem anfall so nennen wir es)"
aber nach einiger Zeit (die Eltern vermutlich endlos lange vorkommt) hört der Anfall doch auf. Das man das Kind in den Minuten des akuten Anfalls zunächst nicht beruhigen kann, ist nicht ungewöhnlich.

" kommt es teils vor, das er gar nicht mehr zur ruhe kommt."
Sie meinen, das er dann in dieser Nacht keine Schlaf mehr findet? Testen Sie verschiedene Möglichkeiten, wieder Schlaf zu finden, z.B. das er nach dem Anfall bei den Eltern schläft, oder ein Elternteil bei ihm, auch eine zweite gute Nacht-Geschichte wäre einen Versuch wert.

"wir haben es jetzt schon mit bachblüten und sedinfant probiert aber wirklich geholfen hatt es nicht."
das ist auch nicht zu erwarten, es gibt wie gesagt keine medikamentöse Behandlungsmöglichkeit.

"in dieser zeit ist er auch recht unkonzentriert und recht launisch."
reden Sie mit den Lehrern, ob es wirklich einen ungewöhnlichen Abfall der schulischen Leistungen gibt. Normalerweise wäre dies keine Auswirkung eines Pavus Nocturnus. Wenn es allerdings zu einem deutlichen Schlafmangel kommt, kann dies die genannten Probleme auslösen.

"was gibt es was uns und vorallem unseren sohn das ganze erleichtert?"
Erleichterung für die Eltern: gibt es nicht (ausser der Gewissheit, dass, wenn der Kinderarzt einen Nachtschreck bestätigt hat, der Sohn keine ernste Erkrankung hat).

Erleichterung für den Sohn: Ein ganz ruhiges und sicheres Auftreten der Eltern in der Nacht hilft dem Kind während und nach dem Anfall.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

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Sohn ( 3 1/2) Pavus Nocturnus oder Roando-Anfälle?

von Papa vom Sohn , 16.10.09 00:35
Nach Nachtschreck-Symptomen aller 2 Monate nun zum dritten Mal) hat der Kinderarzt ein EEG durchgeführt im Wachzustand), wo Rolando-Spikes gut erkennbar waren. Ein Schlaf-EEG wurde empfohlen. Wir sollen uns aber keine Sorgen machen, sagt der Arzt, denn 18% der Bevölkerung zeigt diese EEG-Ausschläge im Kindesalter und es verliert sich dann in der Regel.

Was bedeutet das für uns, muss da etwas therapiert werden? Wie sollen wir uns verhalten, wie können wir positiv beeinflussen, oder kann man nur abwarten? Ist er jetzt in einer Epilepsie-Risikogruppe?

P.S. Ansonsten ist unser Sohn 3 12 Jahre) recht wild, sturköpfig, impulsiv aber auch sehr lieb, wissbegierig und kuschelt gern. Testet eben ständig sehr beharrlich seine Macht. -) Nachts schläft er dem äußerlichen Anschein nach eher ruhig und ausgeglichen.

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Re: Sohn ( 3 1/2) Pavus Nocturnus oder Roando-Anfälle?

von Cyberdoktor , 16.10.09 02:48
Hallo,

"Nach Nachtschreck-Symptomen aller 2 Monate nun zum dritten Mal)"
das wäre in diesem Alter keine besondere Häufigkeit.

" hat der Kinderarzt ein EEG durchgeführt im Wachzustand"
Da war der Arzt aber sehr gründlich, denn normalerweise macht man bei einem kleinen Patienten mit Nachtscheck-Symptomen kein EEG.

"wo Rolando-Spikes gut erkennbar waren. Ein Schlaf-EEG wurde empfohlen. "
im Allgemeinen würde man nur bei einem Verdacht auf ein Anfallsleiden ein Schlaf-EEG anfertigen (d.h., wenn es bereits zu Anfällen gekommen ist), evt. sollten sie einfach einmal mit den Neurologen in einer Klinik über den Sinn weiterer EEGs reden. Ein Schlaf-EEG wäre angesagt, wenn die Ärzte konkret befürchten, dass es sich nicht um einen Pavor nocturnus, sondern um Rolando-Anfälle handelt, die ja typischerweise nachts auftreten.

Der Arzt sollte Ihnen gut erklären, wie man einen Pavor nocturnus (Symptome siehe oben) von einer Rolando-Epilepsie unterscheidet. Letztere zeichnet sich durch Krampfsymptome im Gesichtsbereich (z.b. Lippen, Gesichtsmuskeln) aus, das Kind kommt dann oft hilfesuchend zu den Eltern, ist wach, kann aber meist nicht sprechen, evt. läuft Speichel aus dem Mund). Normalerweise kann man eine Rolando-Epilepsie nicht mit einem Pavor nocturnus verwechseln.

"EEG-Ausschläge im Kindesalter und es verliert sich dann in der Regel."
stimmt.

"Was bedeutet das für uns, muss da etwas therapiert werden?"
man macht keine EEG Therapie, d.h. ein Patient ohne Anfallsleiden wird wegen Auffälligkeiten im EEG nicht vorbeugend behandelt.

" Wie sollen wir uns verhalten, wie können wir positiv beeinflussen, oder kann man nur abwarten?"
es gelten die oben genannten Tipps für Eltern: bei Nachtschreck-Attacken bitte die Ruhe bewahren und einfach abwarten.

" Ist er jetzt in einer Epilepsie-Risikogruppe?"
davon kann man zunächst nicht reden.

"Ansonsten ist unser Sohn 3 12 Jahre) recht wild, sturköpfig, impulsiv aber auch sehr lieb, wissbegierig und kuschelt gern. Testet eben ständig sehr beharrlich seine Macht. -) Nachts schläft er dem äußerlichen Anschein nach eher ruhig und ausgeglichen."
das klingt doch prima, Sie sollten davon ausgehen, dass Sie einen gesunden kleinen Racker haben, reden Sie auch einmal mit dem Kinderarzt (bzw. den Neurologen) über Ihre Ängste.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

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Sohn 3 12) Pavus Nocturnus oder Roando-Anfälle?

von Papa vom Sohn , 17.12.09 22:29
Ihre Symptom-Unterscheidung zwischen Nachtschreck und Rolando-Epilepsie hat uns sehr geholfen. Keins der Rolando-Epilepsie-Symptome ist erkennbar, das ist danach der Nachtschreck. Der Kinderarzt ist gleichzeitig Epilepsie-Experte und hat wohl deshalb etwas mehr Untersuchung aufgewendet als wohl üblicherweise nach unseren Erlebnissen gemacht werden würde. Wir lassen die Sache nun auf sich beruhen. Vor wenigen Tagen hatte unser Kleiner wieder solch einen Nachtschreck, doch durch unser neues Wissen konnten wir diesmal mit der Situation wesentlich besser umgehen, waren selber gefasster und nicht mehr so hilflos, und konnten unserem Kleinen so viel besser helfen und ihn schnell trösten und beruhigen.
Es hilft übrigens gut, sich mit dem Kind in ein helles Zimmer zu setzen, es während des Aufwachens in den Arm zu nehmen und sich beide mit einer Kuscheldecke zuzudecken. Damit scheint man ihm besser wieder in die wirkliche Welt zurück zu helfen. Danke für ihre Hilfe

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Re: Sohn 3 12) Pavus Nocturnus oder Roando-Anfälle?

von Cyberdoktor , 17.12.09 22:52
Hallo,

Danke für die nette Rückmeldung.

"Wir lassen die Sache nun auf sich beruhen."
gemäss Ihrer Schilderung und nach den gründlichen Kontrollen spricht nichts dagegen.

" waren selber gefasster und nicht mehr so hilflos, und konnten unserem Kleinen so viel besser helfen und ihn schnell trösten und beruhigen."
genau, die Ruhe der Eltern strahlt auf das Kind aus, für Kinder ist es in Stress- oder Krankheits-Situationen schrecklich, wenn Mama und Papa aufgeschreckt zusätzliche Unruhe verbreiten.

"es während des Aufwachens in den Arm zu nehmen und sich beide mit einer Kuscheldecke zuzudecken. Damit scheint man ihm besser wieder in die wirkliche Welt zurück zu helfen."
richtig, auch wenn das Kind zunächst nicht reagiert, Körperkontakt und Trost ist wichtig.

Wir wünschen weiterhin möglichst ruhige Nächte.

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