Liebe Cyberdoktor-Nutzerin,
"Da meine Tochter am Samstag trotz ständigen Anlegens an der Brust Hunger hatte, haben wir ihr (6Monate alt) HA1- Nahrung gegeben."
dafür gab es keinen Grund. Wenn die Kleine von Ihnen voll gestillt wird, bekommt Sie alles, was Sie braucht über die Milch (und in Zukunft über die Beikost und Muttermilch). Ein Zufüttern von Säuglingsmilch ist nicht nötig, ausser es gibt Stillhindernisse. Wenn die Tochter unruhig war, dürfte Hunger nicht der Auslöser gewesen sein.
" Sie trank aber nur ca. 20ml."
das zeigt, das ein Zufüttern nicht nötig war, evtl. wollte Ihre Tochter einfach die Nähe und Zuwendung geniessen, Stillen beruhigt.
" Am Montag will ich jetzt eigentlich mit Beikost beginnen. Muß ich jetzt wegen des einmaligen Zufütterns (momentan trinkt sie wieder nur an der Brust) erst mal abwarten"
Sie können ruhig, wie geplant mit der Beikostfütterung beginnen.
Dabei wird nach und nach systematisch abgestillt (bzw. falls nicht gestillt wurde, von den Flaschen mit Fertigmilch entwöhnt) und der Anteil diverser Breis nach und nach erhöht. Damit es bei der Umstellung zu keinen Problemen kommt, geht man nach einem Plan vor (wir geben hier einen Überblick über die Empfehlungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung):
Die Beikost (dies sind alle Nahrungsmittel in Breiform, die Säuglinge ausser Muttermilch oder Säuglingsmilch bekommen, z. B. Gemüse, Obst, Kartoffeln, Butter, Öl, Fleisch und Getreideprodukte) wird Schritt für Schritt eingeführt.
Ca. im 6 Monat kann man langsam die mittägliche Muttermilchmahlzeit (d.h. es sollte unbedingt die ersten 6 Monate gestillt werden, industrielle Säuglingsmilch hat nie die Vorteile der Muttermilch) schrittweise durch einen Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei ersetzen.
Dies erfolgt langsam über einen ganzen Monat. Zunächst gibt man dem Säugling mittags einige Babylöffel püriertes (fein) Gemüse (z.B. Kartoffeln/Möhren ). Anschließend darf es sich an Milch sattrinken. Sie können Gläschen kaufen, oder frisches bzw. tiefgekühltes Gemüse pürieren (keine Sossen!). Hat sich der Säugling an an das Gemüse gewöhnt, darf man nach einer Woche dem Gemüse-Kartoffel-Brei etwas Öl zugeben (zum Beispiel Rapsöl), nach einer weiteren Woche dann einen vollständigen Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei zubereiten.
Man steigert die Breimenge langsam auf ca. 100g ab dem siebten Monat und darf auch lange bei einem Gemüse bleiben, Babys brauchen keine Abwechslung. Am Ende des ersten Monats der Breieinführung sollte eine ganze Milchmahlzeit mittags durch diesen Brei ersetzt sein. Wenn das Baby die ganze Breimenge schafft, braucht es nach dem Mittagsbrei keine zusätzliche Milch mehr. Wasser oder ungesüsster (!) Tee ist aber bei Bedarf erlaubt.
Ca. einen Monat nach der Einführung des mittäglichen Breis (der weiter milchfrei zubereitet wird!) wird abends langsam (Zeitplan wie bei dem Mittagsbrei) eine weitere Muttermilchmahlzeit durch einen Milch-Getreide-Brei ersetzt. Diesem wird Obstsaft oder Obstpüree zugerührt.
Als dritter Brei folgt einen Monat später jeweils nachmittags ein milchfreier (!) Getreide-Obst-Brei. Vollkorngetreideflocken für Säuglinge, Obst und Butter werden mit etwas Wasser zu Brei verrührt. Zeitplan siehe oben.
Wenn Sie die Breis selbst zubereiten, lassen Sie sich bitte vom Kinderarzt bezüglich der Zusammensetzung beraten. Generell gilt für alle Breis (egal ob Mittag, Nachmittag oder Abend): Lieber ein Löffelchen Fett (Öl oder Butter) hinzufügen, auch bei Gläschen. Es sollte möglichst Vollkorngetreide gewählt werden.
Die Breis können nach und nach Nahrung in gröberer Struktur enthalten (kürzer pürieren bzw. nur noch zerdrücken), das Kind entwickelt ja langsam die Fähigkeit zu Kaubewegungen. Am Ende des 1. Lebensjahres wird dann der Säuglings langsam an (nach wie vor bitte leicht kaubare!) Familienkost gewöhnt, das bitte ebenso schrittweise wir die Breieinführung.
Auch während der Beikosteinführung wird das Kind weitergestillt bzw. erhält die Säuglingsmilch (z.B. morgens).
Wichtig: Die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin spricht sich dafür aus, Kuhmilch und Kuhmilchprodukte im ersten Lebensjahr nur in sehr begrenztem Umfang und in denaturierter (erhitzter) Form im Rahmen des oben genannten Getreide-Milch-Breis einzusetzen. Eine Einführung weiterer milchhaltiger Beikost wird nicht empfohlen. Die Vollmilch muss also bei der Breizubereitung gekocht werden, nur dann sind die Eiweisse so verändert, das das Allergierisiko minimiert ist. Noch einfacher und sicherer ist der Einsatz von spezieller Säuglingsmilch. Vollmilch in unerhitzter Form ist im gesamten ersten Lebensjahr also wegen eines gewissen Allergierisikos weder für die Nahrungszubereitung noch als Flaschenmilch zu empfehlen, ausserdem sind wichtige Nährstoffe nicht ausreichend enthalten. Als Faustregel könnte man sagen: nur ältere Kinder, die schon alleine aus einer Tasse trinken können bekommen Vollmilch. Auch andere Milchprodukte (z.B. Quark, Joghurt), sollten im ersten Lebensjahr nicht gefüttert werden. Nur der genannte abendliche Milch-Getreide-Brei sollte mit Fertigmilch für Säuglinge oder gekochter Vollmilch angerührt werden.
Das Kind wird seinen zusätzlichen Flüssigkeitsbedarf (wegfallen der Stillmahlzeiten, geringerer Flüssigkeitsgehalt der Breis im Vergleich zur Muttermilch) durch ca. 200ml Tee (ungesüsst) oder Wasser decken ("BEIKOST IM ERSTEN LEBENSJAHR", Journal für Ernährungsmedizin 2004; 6 (2) (Ausgabe für Österreich), 30-34), dass Sie zusätzlich zum Brei neben der Brustnahrung noch HA-Nahrung geben, ist nicht nötig.
Alles Gute wünscht
Ihr Cyberdoktor-Team
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