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Kinderheilkunde

Fluorbehandlung bei Säuglingen

von Unbekannt , 01.11.00 18:23
Sehr geehrter Cyberdoktor,
in einem Vortrag habe ich gehört, dass die Fluorprophylaxe bei Säuglingen schädlich sein soll. Es wurde gesagt, dass das Natriumfluorid im Magen mit der Salzsäure zu Flusssäure reagiert und den Magen verätzen wurde. Stimmt das ?

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Re: Fluorbehandlung bei Säuglingen

von Cyberdoktor , 02.11.00 02:26
Liebe/r Cyberdoktor-Nutzer/in,

Fluoride dienen insbesondere im Kleinkindesalter , richtig dosiert und angewendet, als eine äußerst wirkungsvolle Maßnahme zur Verhütung der Zahnkaries. Fluor vermindert täglich auftretende, durch Säurebildung der im Zahnbelag beheimateten Bakterien verursachte Mikroentkalkungen, durch eine Remineralisation der Entkalkungsherde,

Immer wieder kolportierte Meldungen, wie z.B. Fluor begünstige die Entstehung von Tumoren, verursache Allergien, Arteriosklerose und Verdauungsstörungen, gelten als wissenschaftlich weltweit widerlegt. Als Nebenwirkung dokumentiert wurden im Falle einer Überdosierung das mögliche Auftreten einer Zahnfluorose = Farb- und Strukturveränderungen des Zahnschmelzes bei einer langfristigen Fluoridzuführung in einer täglichen Dosierung über 2 mg während der Zahnmineralisationsphase (von Geburt bis zum 15. Lebensjahr).

Von der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung haben werden die folgenden Empfehlungen für eine Fluorprophylaxe im Kindesalter herausgegeben:

Bei einer Fluoridkonzentration des Trinkwassers unter 0,3 mg/l sollte im Alter von 0-3 Jahren eine tägliche Fluorgabe von 0,25 mg, im Alter von 3-6 Jahren eine tägliche Fluorgabe von 0,5 mg, ab dem 6. Lebensjahr von 1,0 mg erfolgen.

Bei einer Fluoridkonzentration des Trinkwassers zwischen 0,3 und 0,7 mg/l ist im Alter von 0-3 Jahren eine tägliche Fluorgabe nicht erforderlich. Im Alter von 3-6 Jahren sollte eine tägliche Fluorgabe von 0,25 mg, ab dem 6. Lebensjahr von 0,5 mg erfolgen.

Sollte die Trinkwasserfluoridkonzentration über 0,7 mg/l liegen ist eine Fluorprophylaxe grundsätzlich nicht erforderlich.

Auskunft zur Trinkwasserfluoridkonzentration erhalten Sie bei Ihren örtlichen Stadtwerken.

Die Fluorprophylaxe im Kindesalter ist weltweit untersucht. Es besteht ein langjähriger Erfahrungsschatz in deren Anwendung.

Die Implizierung einer Gefährdung der Kinder, durch Enstehung von Flußsäure (Fluorwasserstoff) im kindlichen Magen, mit vermeintlicher Folge einer Verätzung ist schlichtweg unseriös. Es handelt sich hierbei um eine vorsätzlich fehlsteuernde Schilderung, die in unlauterer Art und Weise an die emotionale Ebene, fernab von jeder Vernunft, appelliert. Konsequent erscheinen würde auch die Empfehlung Kindern kein Salz zuzuführen, denn in ihrem Magen, übrigens auch in Ihrem, bildet sich Salzsäure.......... Wer hat denn den Vortrag gehalten?

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Cyberdoktorteam

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