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Kinderheilkunde

Wiederholte Harnwegsinfekte Kinder

von dmj.schneider , 17.05.08 02:49
Hallo

meine Tochter ist neun monate alt und hat die 5. harnwegsinfektion. Wir haben gerade heute wieder Antibiotika aufgeschrieben bekommen. Vorgestern waren Leukos und heute kam der Mikroskopische Befund
Hemmstoffnachweis negativ
Keimzahl im Urin 10000 - 100000 ml Signifikante Bakteriurie im Grenzbereich)
Kultureller Nachweis 1. Klebsiella spp., vereinzelt Escherichia coli, vereinzelt Staph epidermidis.

es wäre super lieb, wenn mir das jemand mal auf deutsch erklären könnte, verstehe nur bahnhof. -

letztes mal waren andere bakterien drin, ausser die escherichia coli die waren da auch schon drin. letzte antibiotikanahme war genau vor einem monat. zwischendurch war der urin mal in ordnung. Sie hat auch schon eine MCU gemacht bekommen die war ohne befund. kann mir jemand mögliche ursachen nennen??

Vielen dank, eine mittlerweile echt verzweifelte Mama

LG
Michi

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Re: Wiederholter Harnwegsinfekt ???

von Cyberdoktor , 21.05.08 21:17
Hallo,

"meine Tochter ist neun monate alt und hat die 5. harnwegsinfektion. "
Harnwegsinfektionen gehören zu den häufigen Infektionskrankheiten bei Kindern. In den ersten 6 Lebensjahren leiden bis zu 7% der Mädchen und 2% der Jungen an einer Harnwegsinfektion.


harnblase
Anatomie des weiblichen Beckens: Hohlräume von Harnröhre und Harnblase sind ist grün markiert.


Als Harnwegsinfektion gilt dabei die Besiedlung des Harntrakts mit Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, selten Viren). Sind Säuglinge betroffen, fallen diese z.B. durch unspezifische Symptome wie Fieber, Trinkschwäche, Gewichtsverlust, Unruhe oder Berührungsempfindlichkeit auf.


harnwege
Anatomie: Harnwege. Die Harnblase und der Harnleiter sind grün markiert


Die Infektion kann alle Etagen des Harntrakts betreffen, aufsteigend wären das: Harnröhre, Blase (Blasenentzündung, Zystitis), Harnleiter, Nierenbecken (Nierenbeckenentzündung, Pyelonephritis). Gelangen die Erreger über die Nieren ins das Blut, ist es eine Urosepsis.

Finden sich einfach nur Bakterien im Urin, ohne weitere Krankheitsanzeichen, spricht man von einer asymptomatischen Bakteriurie.

"Vorgestern waren Leukos ...Keimzahl im Urin 10000 - 100000 ml Signifikante Bakteriurie im Grenzbereich)"
bei einer Harnwegsinfektion finden sich typischerweise Abwehrzellen (Leukos, Leukozyten, die z.B. Bakterien "auffressen" können) und Bakterien im Urin (z.B. Escherichia coli), das nennt man dann Leukozyturie bzw. Bakteriurie.


leukozyt
Leukozyt: elektronenmikroskopische Aufnahme.
Bild: NCI


Keimzahlen im Urin von 10000 - 100000 ml sind verdächtig und weisen auf eine Infektion hin (Keimzahlen müssen übrigens stets in Relation zur Art der Uringewinnung gesetzt werden, z.B. per Katheder oder Mittelstrahl).

"letztes mal waren andere bakterien drin, ausser die escherichia coli die waren da auch schon drin. "
Es gibt diverse Bakterien, die eine Infektion der Harnwege auslösen können, ganz oft sind typische (normalerweise harmlose) Darmbewohner dabei, wie Escherichia coli, nach dem Stuhlgang wandern diese Erreger dann bei vorliegen entsprechender weiterer begünstigender Faktoren (s.u.) über die Harnröhre in die Harnblase und vermehren sich dort.


ecoli
Escherichia coli Bakterien: typische Stäbchenform, Rasterelektronenmikroskop-Aufnahme.
Bild: Janice Carr.


"Wir haben gerade heute wieder Antibiotika aufgeschrieben bekommen."
durchaus sinnvoll, die Antibiotikagabe soll die lokale Infektion bekämpfen, ausserdem will man unbedingt verhindern, dass sich eine Infektion weiter nach oben ausbreitet und die Nieren geschädigt werden.

In den ersten 6 Lebensmonaten wird sogar per Antibiotikainfusion stationär behandelt.

Je nach Krankheitsursachen im Einzelfall muss auch über eine Infektionsprophylaxe nachgedacht werden, d.h. es werden Antibiotika vorbeugend auch in symptomlosen Phasen gegeben.

"kann mir jemand mögliche ursachen nennen??"
Häufig lassen sich keine konkreten Ursachen finden, in einigen Fällen sind speziellere Auslöser zu finden, z.B. eine familiäre Veranlagung (Anfälligkeit der Blasenschleimhaut), Nierensteine, ungünstige anatomische Verhältnisse mit Fehlbildungen, Vesikoureteraler Reflux (Zurückfliessen von Harn aus der Blase nach oben in die Harnleiter und Nierenbecken), Verengungen (Stenosen) der Harnwege, Vorhautverengung (Phimose), Verengungen im Bereich der Schamlippen (Labiensynechie), Blasenentleerungsstörungen (z.B. durch Ursachen im Bereich des zentralen Nervensystems) .

"Sie hat auch schon eine MCU gemacht bekommen die war ohne befund."
Bei einem einfachen Harnwegsinfekt werden zunächst die üblichen Standarduntersuchungen durchgeführt, d.h. eine gründliche körperliche Untersuchung, hier würden z.B. Ursachen im Genitalbereich auffallen und eine Urinuntersuchung. Mikroskopisch lassen sich im Urin Abwehrzellen erkennen, Teststreifen weisen bestimmte Ausscheidungsprodukte von Bakterien nach, Urinkulturen erlauben das Züchten und erkennen verantwortlicher Bakterien.

Bei häufigen Harnwegsinfektionen wie bei Ihrer Tochter muss dann aber nach speziellen Ursachen gesucht werden, es folgt eine weiterführende Diagnostik z.B. mit Ultraschalluntersuchungen, Blasenfunktionstests und zur Erkennung eines vesikoureteralen Reflux ein Röntgen-Miktionszysturethrogramm (MCU). Das MCU ist eine Blasenentleerungs-Untersuchung mittels Röntgen nach Kontrastmittelgabe, hier wird nach Harntransportstörungen gesucht.

Auch bei rezidivierenden HWI (mehr als 5 Harnwegsinfekte pro Jahr) ist die Prognose (wenn keine Risikofaktoren vorliegen) bei entsprechender Therapie sehr gut, es sollte wie gesagt über eine antibiotische Prophylaxe für 3–6 Monate nachgedacht werden, dabei dann Urinkontrollen spätestens alle 1–4 Wochen. Auch allgemeine Maßnahmen wie reichlich Flüssigkeitszufuhr, die richtige Reinigungstechnik nach Stuhlgang die Vermeidung lokaler Unterkühlung sind sinnvoll. Die Behandlung bzw. Diagnose rezidivierender Harnwegsinfektionen bei Säuglingen sollten möglichst von den erfahrenen Ärzten einer Kinderklinik vorgenommen werden.

Welches weitere Vorgehen haben die Ärzte geplant?

Bitte berichten Sie hier über den weiteren Verlauf, Sie helfen damit auch anderen betroffenen Eltern

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Re Wiederholter Harnwegsinfekt ???

von dmj.schneider , 01.08.08 23:22
wie sie schon richtig geschrieben haben bekommt meine tochter jetzt seit anfang juni eine antibiotikaprophylaxe, seit dem ist auch nichts mehr aufgetretten, bis auf das sie jetzt seit dienstag sehr hohes fieber mit ausschlag hat und wir für kurze zeit das eine antibiotika durch ein anderes antibiotika ersetzen mußten. es wurde noch eine normale ultraschalluntersuchung durchgeführt bei der nur eine minimale nierenbeckenerweiterung festgestellt wurde. das antibiotika muß sie noch bis 22 august nehmen und dann sehen wir weiter.

vielen vielen dank nochmal

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Re: Re Wiederholter Harnwegsinfekt ???

von Cyberdoktor , 03.08.08 16:47
Hallo,

"wie sie schon richtig geschrieben haben bekommt meine tochter jetzt seit anfang juni eine antibiotikaprophylaxe, seit dem ist auch nichts mehr aufgetretten"
prima.

" bis auf das sie jetzt seit dienstag sehr hohes fieber mit ausschlag hat"
könnte in dem Alter auch eine der üblichen Kinderkrankheiten sein. Eine Kontrolle war aber richtig.

" und wir für kurze zeit das eine antibiotika durch ein anderes antibiotika ersetzen mußten."
warum? Gibt es einen konkreten Krankheitsverdacht bzw. wird eine Antibiotikaallergie befürchtet?

"es wurde noch eine normale ultraschalluntersuchung durchgeführt bei der nur eine minimale nierenbeckenerweiterung festgestellt wurde."
das klingt gut.


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Re Re Wiederholter Harnwegsinfekt ???

von dmj.schneider , 03.08.08 20:43
das andere antibiotika haben wir bekommen weil der doc vertrettungsarzt) meinte sie hätte nen roten hals und solle eine woche lang ein anderes antibiotika nehmen, bin aber nicht so ganz damit einverstanden, mein kinderarzt ist morgen wieder aus dem urlaub zurück und da werde ich ihn erstmal fragen ob das sein muß, hab jetzt zwar schon 3 tage das andere geben.

sie hatte bzw hat einen viralen infekt mit ausschlag. CRP war etwas zu hoch bei 17 und trombozyten zu niedrig. ist das schlimm?? sie hat 4 tage fast nichts getrunken. waren aber zur abklärung im krankenhaus

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Re: Re Re Wiederholter Harnwegsinfekt ???

von Cyberdoktor , 04.08.08 18:36
Hallo,

"das andere antibiotika haben wir bekommen weil der doc vertrettungsarzt) meinte sie hätte nen roten hals und solle eine woche lang ein anderes antibiotika nehmen,"
für den Wechsel sollte man einen guten Grund haben, aus der Ferne können wir das nicht beurteilen. Wenn der Arzt einen konkreten Verdacht hatte, wäre ein Wechsel gerechtfertigt.

"bin aber nicht so ganz damit einverstanden, mein kinderarzt ist morgen wieder aus dem urlaub zurück und da werde ich ihn erstmal fragen ob das sein muß, hab jetzt zwar schon 3 tage das andere geben."
Auf jeden Fall das neue Mittel bitte so lange einnehmen, wie der Arzt vorschreibt, sonst züchtet man Bakterien, die Antibiotika resistent sind.

"sie hatte bzw hat einen viralen infekt mit ausschlag."
Fieber und Hautzeichen sind bei kleinen Kindern dann typische Folgen.

"CRP war etwas zu hoch bei 17 und trombozyten zu niedrig. ist das schlimm??"
nein, das kann man so nicht sagen, normalerweise nur ein Grund zur Kontrolle bzw. Beurteilung durch den behandelnden Arzt, wir hatten Ihnen ja bereits ausführlich in Ihrem anderen Beitrag geantwortet, da Sie dort Fragen gestellt haben, die viele Eltern interessieren:

Dringende Frage zu Blutwerten

Wir sahen weder das leicht erhöhte CRP (das kann bei einer ernsten Infektion wesentlich höher sein) noch die leicht erniedrigten Thrombos als besonders ungewöhnlich an und rieten dazu, den Arzt nach seiner Einschätzung (seine Laborreferenzwerte) zu fragen.

" sie hat 4 tage fast nichts getrunken. waren aber zur abklärung im krankenhaus"
das abzuklären war völlig richtig, wenn man beobachtet, dass ein kleines Kind mit Fieber nicht genug trinkt, sollte man auch bereits nach einem Tag stark verminderter Flüssigkeitsaufnahme zum Arzt, sicher ist sicher, vier Tage wäre schon zu lang. Die Kleinen können sich bei einer Infektion (auch bei eigentlich harmlosen Infektionen) in eine Trinkschwäche steigern, die dann gefährlich werden könnte, in der Klinik kann man dann mit Infusionen helfen, bis die harmlose Infektion vorbei ist.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

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Re Wiederholter Harnwegsinfekt ? Säugling)

von dmj.schneider , 24.08.08 22:30
sie ist wieder komplett gesund. und unser kinderarzt war bei der U6 sehr zufrieden mit ihr

danke sie haben mir sehr geholfen

Beste Grüße

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Harnwegsinfekt, Sohn 5 Monate

von jaqui , 23.01.09 18:02
hallo, ich hätte eine frage
als mein sohn 5 monate alt war waren wir im spital eil er fieber hatte. es wurde ein harnwegsinfekt festgestellt. wir waren 1 woche stationär er bekam infusionen und antibiotika. als wir entlassen wurden musste er ungefähr sechs wochen weiter ab schlucken. heute waren wir zr geplanten mcu wieder im spital die konte jedoch nicht gemacht werden da sowohl im mittelstrahlharn als auch im katheterharn leukos positiv waren 500). jetzt muss er erneut ab schlucken 4 wochen lang bis zum nächsten termin der mcu. ich würde gern wissen ob sie mir sagen können wieso er jetzt wieder einen hwi hat. ich weis es ist wichtig das er trinkt ab er will nichts anderes als muttermilch. er ist jetzt 6 monate alt und er isst schon gläschen), jedoch will er kaum wasser trinken. tee und fruchtsäfte hab ich auch versuch, will er nicht. verschiedene flaschen hab ich ausprobiert, ohne großen erfolg. hätten sie diesbezüglich einen tipp für mich?
vielen vielen dank

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Re: Harnwegsinfekt, Sohn 5 Monate

von Cyberdoktor , 23.01.09 20:16
Hallo,

"als mein sohn 5 monate alt war waren wir im spital eil er fieber hatte. es wurde ein harnwegsinfekt festgestellt...wir waren 1 woche stationär er bekam infusionen und antibiotika."
bei Säuglingen ist das richtig.

" als wir entlassen wurden musste er ungefähr sechs wochen weiter ab schlucken."
nach der stationären Therapie einer ersten Harnwegsinfektion bei einem Säugling wird mindestens bis zum Abschluss der weiteren Diagnostik (z.B. ein MCU, Miktionszysturethrogramm) vorbeugend mit Antibiotika behandelt (antibakterielle Infektionsprophylaxe).

"zur geplanten mcu"
ein Miktionszysturethrogramm wird nicht bei jedem Kind mit HArnwegsinfektion durchgeführt, im Säuglingsalter ist ein MCU aber häufig durchaus indiziert, insbesondere nach einer Pyelonephritis (Harnwegsinfekt mit Nierenbeteiligung).

" ich würde gern wissen ob sie mir sagen können wieso er jetzt wieder einen hwi hat."
leider kommt es auch bei Säuglingen zu wiederholten Harnwegsinfektionen. Häufig kann man einfach keinen konkreten Grund finden, bei einigen kleinen Patienten finden sich im Laufe der Untersuchungen aber z.B. Harnbabflussstörungen als Auslöser.

"ich weis es ist wichtig das er trinkt ab er will nichts anderes als muttermilch. er ist jetzt 6 monate alt"
das ist nicht verwunderlich, der Kleine ist mit 6 Monaten ein Säugling und möchte natürlich am liebsten nuckeln. Bis 6 Monaten sollte ohnehin mindestens voll gestillt werden, ist er grade an dieser Altersgrenze, muss also eigentlich keine Lust auf andere Getränke.

"und er isst schon gläschen),"
ein Beikostbeginn ist jetzt möglich, siehe auch Beikost.

" jedoch will er kaum wasser trinken."
aber er trinkt bereits etwas Wasser? Das ist prima und gewiss besser als Saft.

" tee und fruchtsäfte hab ich auch versuch, will er nicht"
Allgemein wären Wasser und Tee das Beste was man bei einem Kind, das langsam Beikost bekommt, in ein Babyfläschchen füllen kann, Saft gehört nur ab und zu in einen Trinkbecher, wenn ein älteres Kind daraus trinken kann.

" verschiedene flaschen hab ich ausprobiert, ohne großen erfolg."
der Sohn ist noch klein, er wird schon noch nach und nach Gefallen an anderen Getränken finden. Zur Zeit deckt vermutlich die Muttermilch einfach noch seinen Flüssigkeitsbedarf.

Wenn Sie aber demnächst mehr Stillmahlzeiten durch Brei ersetzen, muss man beobachten, ob sein Flüssigkeitskonsum (Wasser, Tee) zunimmt. Wenn er auch dann nur Muttermilch mag, sollte man verschiedene Tees versuchen ruhig auch anfangs mit Süssstoff süssen), klappt das auch nicht, könnte man Säuglings- oder Muttermilch so mit Wasser verdünnen, dass er sie grade noch mag, und dann in der Folgezeit immer mehr Wasser einmischen, so das man nach einigen Wochen früher oder später doch bei Wasser landet. Man muss Geduld haben, Säuglinge mögen keine plötzlichen Veränderungen.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

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Re Harnwegsinfekt, Sohn 5 Monate

von jaqui , 29.01.09 21:42
vielen dank für ihre antwort. ende februar ist die mcu hoffentlich hat er keine abflussstörung. danke noch mal

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