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Kinderheilkunde

Allergien bei Kleinkind

von sunny33 , 03.05.08 21:43
Mein Sohn 18 Monate) leidet seit mehren Monaten unter einem Hautauschlag um den Mund herum. Hautarzt diagnostizierte endogenes Ekzem. Da mein Sohn in letzter Zeit ab und zu erbrochen hat sowie Durchfall hatte, habe ich zusätzlich bei einer Heilpraktikerin einen Blut-Allergietest machen lassen. Ergebnis Unverträglichkeit von Kuhmilch, Eiklar, Soja, Fisch, Birne, Erdbeere, Karotte, sowie diverse Pollen.

Was heißt das für die tägliche Ernährung?

Die Heilpraktikerin sagte, ich könne Joghurt geben, Säuglingsmilch, aber keine Milche oder Quark. Wie ist es mit Lebensmitteln wie Butter, Frischkäse, Kuchen, Kekse,Eis? Muss ich außer Joghurt Säuglingsmilch alles weglassen, wo Milchprodukte drin sind??

Sollte man einen Test regelmäßig wiederholen? Im ersten Lebensjahr zeigte mein Sohn nämlich noch keinerlei Allergieanzeichen.

Ich bin etwas hilflos, wie es weitergehen soll mit der Ernährung.

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Re: Allergien bei Kleinkind

von Cyberdoktor , 03.05.08 22:23
Hallo,

"Mein Sohn 18 Monate) leidet seit mehren Monaten unter einem Hautauschlag um den Mund herum. Hautarzt diagnostizierte endogenes Ekzem."
das endogene Ekzem (Atopisches Ekzem, Neurodermitis)) kann an diversen Körperstellen auftreten und wird vermutlich durch Störungen in der Immunabwehr (Allergien) im Zusammenspiel mit weiteren Faktoren (z.B. Fettstoffwechselstörungen der Haut) ausgelöst. Es kommt (Beginn meist im Kleinkindesalter) zu diversen Hautsymptomen, z.B. Juckreiz, Rötung, Schuppung, Nässen und Krustenbildung. Die Diagnosesicherung dürfte durch Kinderärzte und Allergologen erfolgen.


endogenes Ekzem
Endogenes Ekzem bei einem Kleinkind.

Bild: Bernd Untiedt. Commons, GNU Freie Dokumentationslizenz


"Da mein Sohn in letzter Zeit ab und zu erbrochen hat sowie Durchfall hatte, habe ich zusätzlich bei einer Heilpraktikerin einen Blut-Allergietest machen lassen."
Es ist gut, dass Sie das Auftreten dieser zusätzlichen Symptome als Warnsignal betrachtet haben, allerdings reicht bei einem Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie ein Besuch beim Heilpraktiker ebensowenig wie ein isolierter Blut-Allergietest.

"Ergebnis Unverträglichkeit von Kuhmilch, Eiklar, Soja, Fisch, Birne, Erdbeere, Karotte"
Vermutlich wurde ein Test durchgeführt, bei dem im Blut nach Antikörpern gegen diverse Nahrungsmittel und Pollen gesucht wird. Das Testergebnis muss aber unbedingt von einem entsprechend qualifizierten Arzt interpretiert werden, es wäre völlig übereilt, nach einem isolierten Test bereits so weitreichende Empfehlungen zu geben. Das blosse Vorliegen von Antikörpern muss nicht zu Symptomen führen, umgekehrt können auch Allergien gegen Produkte vorliegen, für die der Test keine Antikörper nachgewiesen hat.

Ein einzelner Test reicht also nicht, das korrekte diagnostisches Vorgehen bei Verdacht auf Nahrungsmittel-Allergie wäre wie folgt (laut Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAI) und des Ärzteverbandes deutscher Allergologen (ÄDA), "In-vitro-Diagnostik von Nahrungsmittel-Allergien", Allergologie 2002; 25: 341-349): Anamnese (Arzt versucht im Gespräch Zusammenhänge zu erkennen, evtl. mit Symptom- und Nahrungsmittel-Protokoll bzw. Karenzversuch), Hauttests, erst dann: Bestimmung von spezifischem IgE-Antikörpern im Blut, dann - ganz wichtig - überprüfen der tatsächlichen Bedeutung der Tests für die Symptome des Patienten (klinischen Relevanz).

Da es enorm schwierig und aufwendig sein kann, bestimmte Nahrungsmittel zu meiden und eine ausgewogene Ernährung beibehalten werden muss, ist es sehr wichtig, dass die Allergie und ihre Bedeutung für die Symptome des Patienten sicher bewiesen wird. Dies geschieht nicht durch einen einzelnen Bluttest, sondern durch Nahrungsmittelprovokationtests, siehe Positionspapier der Arbeitsgruppe Nahrungsmittel-Allergie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI), "Therapiemöglichkeiten bei der IgE-vermittelten Nahrungsmittel-Allergie", Allergo J 2002; 11:156-162.

Ihre Heilpraktikerin hat also diverse Schritte übersprungen bzw. ausgelassen. Dann bereits konkrete Ernährungsempfehlungen zu geben, ist sehr unseriös.

"sowie diverse Pollen."
Es ist übrigens wichtig zu wissen, das die baumpollenassoziierte Nahrungsmittel-Allergie die häufigste Variante ist, hierbei ist der Patient zunächst gegen Baumpollen allergisch, das Immunsystem "verwechselt" dann aber bestimmte Nahrungsmittel mit den Pollen (ähnliche Strukturen, auf denen die Antikörper andocken können). Entsprechend kann sich nach Hyposensibilisierungstherapie gegen Baumpollen auch die Nahrungsallergie bessern.

"Was heißt das für die tägliche Ernährung?"
ohne das oben geschilderte korrekte diagnostische Vorgehen zunächst nichts, reden Sie mit einem Kinderarzt, dieser wird Sie dann vermutlich an einen Allergologen verweisen.

"Die Heilpraktikerin sagte, ich könne Joghurt geben, Säuglingsmilch, aber keine Milche oder Quark."
für Diätempfehlungen bei Nahrungsmittelallergien ist die Heilpraktikerin in keinster weise qualifiziert. Derartig weitreichende Empfehlungen (die ja für die Betroffenen drastische lebenslange Einschränkungen in der Lebensqualität bedeuten) können nur nach äusserst gründlichen Untersuchungen und Tests durch qualifizierte Ärzte (vorzugsweise Allergologen) gegeben werden. Im übrigen kann man, wenn eine Allergie gegen Kuhmilch vorliegt, nicht pauschal sagen, dass Joghurt erlaubt ist.

"Wie ist es mit Lebensmitteln wie Butter, Frischkäse, Kuchen, Kekse,Eis? Muss ich außer Joghurt Säuglingsmilch alles weglassen, wo Milchprodukte drin sind??"
Das Sie Fragen dieser Art haben, zeigt, wie unseriös es ist, einfach zwischen Tür und Angel einen Test zu machen und dann den Patienten voller Fragen nach Hause zu schicken.

Machen Sie sich bitte zunächst noch keine Gedanken, warten Sie gründliche Untersuchungen von entsprechend qualifizierten Spezialisten (Kinderarzt, Allergieabteilung einer Kinderklinik) ab.

"Sollte man einen Test regelmäßig wiederholen? Im ersten Lebensjahr zeigte mein Sohn nämlich noch keinerlei Allergieanzeichen. "
Bei einer bestätigten Allergie muss im Kindesalter nach ein bis zwei Jahren erneut untersucht werden ob Diätempfehlungen sinnvoll sind. Zunächst ist bei Ihrem Sohn aber wie gesagt eine gründliche Diagnostik sinnvoll, gehen Sie bitte zu einem Kinderarzt und besprechen die weiteren Schritte. Schreiben Sie uns, was der Arzt sagt, wir freuen uns immer über eine Rückmeldung!

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

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