Start
>
Foren
>
Kinderheilkunde

Streptokokken und Scharlach

von Unbekannt , 08.11.03 01:46
Mein Sohn (4) hatte einige Wochen eine Magen-Darm-Infekt, danach einen Hautausschlag und dann Schmerzen in den Gelenken und Augen. Seit heute schuppt sich die Haut an den Handinnenflächen. Nun meint mein Arzt, daß der Scharlach gehabt haben könnte und hat ein Penicillin aufgeschrieben.

Kann ein unentdeckter Scharlach Spätfolgen haben? Muß mein Sohn noch weiter untersucht werden (z.B. Herz?)

Danke vorab.

Antwort schreiben

Re: Scharlach

von Cyberdoktor , 16.11.03 19:52
Liebe/r Cyberdoktor-Nutzer/in,

"Mein Sohn (4) hatte einige Wochen eine Magen-Darm-Infekt, danach einen Hautausschlag und dann Schmerzen in den Gelenken und Augen. Seit heute schuppt sich die Haut an den Handinnenflächen. Nun meint mein Arzt, daß der Scharlach gehabt haben könnte"
Die Beschreibung passt zu Scharlach. Scharlach ist eine durch Streptokokken-Bakterien ausgelöste akute Infektionskrankheit, die plötzlich mit hohem Fieber, Halsschmerzen und ggf. weiteren unspezifischen Krankheitssymptomen, wie Husten, Erbrechen, Herzrasen, Kopf- und Bauchschmerzen beginnt.

streptokokken
Scharlacherreger: Streptokokken. Rasterelektronenmikroskop-Aufnahme.
Bild: CDC/Richard Facklam.



streptokokken
Streptokokken: typische Kettenbildung.
Bild: CDC.

Während der ersten drei Tage ist die Zunge belegt, danach sieht sie typischerweise himbeerartig (vergrößerte Zungenpapillen) aus.

Himbeerzunge
Scharlach-Symptom: typische Himbeerzunge.
Bild: Martin Kronawitter, Creative Commons Attribution ShareAlike 2.5 License


Der typische Hautausschlag - das sog. Scharlachexanthem, beginnt am ersten oder zweiten Krankheitstag am Oberkörper und in den Leisten um sich anschließend, unter Aussparung der Handinnenflächen und Fußsohlen, über den Körper auszubreiten.


scharlach ausschlag
Scharlach: fleckiger Hautausschlag am Rücken.
Bild: Alicia Williams, Creative Commons Attribution ShareAlike 2.5 License


Zusätzlich imponiert eine Blässe um die Mund-, Kinn-Partie.


periorale Blässe
Scharlach (2 1/2 jähriges Kind): roter Ausschlag im Gesicht, das Mund-Kinn-Dreieck bleibt dabei ausgespart (periorale Blässe).
Bild: Alicia Williams, Creative Commons Attribution ShareAlike 2.5 License


Das Exanthem verschwindet nach 6-9 Tagen. Einige Tage danach kommt es zur Abschuppung der Haut, insbesondere der Handinnenflächen und Fußsohlen.


scharlach: hautschuppung hand
Scharlach: groblamellöse Schuppung an der Hand.
Bild: Martin Kronawitter, GNU Freie Dokumentationslizenz


Scharlach hinterlässt meist keinen kompletten Schutz gegen eine Neuansteckung (Immunität), wenn überhaupt kommt es nur zu einer Unempfindlichkeit gegen das durch die jeweils aktuellen Erreger produzierte Gift, es gibt aber diverse Untertypen.

"Kann ein unentdeckter Scharlach Spätfolgen haben? "
Der Krankheitsverlauf ist in der Regel gutartig.

Wird der Erkrankte frühzeitig und über eine ausreichend lange Zeit mit Antibiotika behandelt, tritt der Hautausschlag meist nur sehr kurze Zeit auf. Das Risiko von Folge-Erkrankungen sinkt damit deutlich

In seltenen Fällen kann ein Patient, der nicht ausreichend mit Antibiotika behandelt wurde, zwei bis drei Wochen nach der Krankheit schwere Folge-Erkrankungen von Herz, Nieren, Gelenken oder Gehirn entwickeln.

Meist wird eine Scharlacherkrankung (abhängig von der Krankheitssymtomatik) mit der Gabe eines Antibiotikums behandelt. Dies um seltene, aber tiefergreifende Folgeerkrankungen - hier insbesondere eine Blutvergiftung (septischer Verlauf), ein Kreislaufversagen durch Erbrechen und Durchfälle sowie Entzündungen des Herzmuskels (toxischer Verlauf), der Hirnhäute (Meningitis), der Nasennebenhöhlen (eitrige Sinusitis) oder des Mittelohres (Otitis media) zu vermeiden.

Wie gesagt, es handelt sich dabei um sehr selten auftretende Folgeerkrankungen. Weitere ärztliche Untersuchungen sind erforderlich, wenn der Verlauf auf eine entsprechende Krankheitssymptomatik hindeuten würde.

Alles Gute wünscht Ihnen und Ihrem Sohn
Ihr Cyberdoktor-Team

Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
  • twitter
  • facebook
  • facebook


Antwort schreiben

Spätfolgen unbehandeltzer Scharlach

von BrigitteRose , 08.08.08 23:26
Hallo, meine 3,5 jährige Tochter bekam im Urlaub Scharlach. Allerdings hatte sie kein hohes Fieber. Die Symptome waren 2 Tage Ausschlag, danach Himbeerzunge die schmerzte und gerötete Lippen. Es wurde kein Abstridh gemacht. Der Arzt war ein Allgemeinarzt mit antrophosophischer ausrichtung. Er verschrieb kein Antibiotikum . Wir mussten nur 5 Tage in der Wohnung bleiben was kein Problem war. Nun habe ich von Spätfolgen gelesen, die auftreten können. Können Sie mir sagen , was hier in Betracht kommt und innerhalb welches Zeitraums?. KAnn man die Folgen evtl. absehen indem man das Blut untersucht. Meine Tochter hat ein offenes Foramen ovale von 3mm. Danke für die Antwort.

Antwort schreiben

Re: Spätfolgen unbehandeltzer Scharlach

von Cyberdoktor , 11.08.08 16:54
Hallo,

"meine 3,5 jährige Tochter bekam im Urlaub Scharlach. Allerdings hatte sie kein hohes Fieber."
dazu muss es auch nicht kommen.

" Die Symptome waren 2 Tage Ausschlag, danach Himbeerzunge die schmerzte und gerötete Lippen... Der Arzt war ein Allgemeinarzt mit antrophosophischer ausrichtung. Er verschrieb kein Antibiotikum ."
bei Scharlach wäre das ein klarer Behandlungsfehler. Wenn es zu Komplikationen kommt, könnten Sie den Arzt zur Rechenschaft ziehen.

Das Robert Koch-Institut sagt in seinem Epidemiologischen Bulletin 43/2000 zum Thema Scharlach und andere Infektionen durch Streptococcus pyogenes klipp und klar: Therapie der Wahl bei Rachen- und Hautinfektionen mit S. pyogenes ist die 10-tägige Gabe von Penicillin (oral oder parenteral).

Aute Komplikationen und Spätfolgen lassen sich durch eine Antibiotikabehandlung meist vermeiden.

"Nun habe ich von Spätfolgen gelesen, die auftreten können. "
Spätfolgen von Streptokokken-Infektionen können (nach ca. 2-3 Wochen) das akute rheumatische Fieber (ARF) und eine Nierenentzündung, die akute Glomerulonephritis (AGN) sein. Daher nach 2-3 Wochen vom Arzt kontrolliert werden.

Für Panik gibt es aber keinen Grund, diese Komplikationen sind sehr selten, auch wenn nicht mit Antibiotika behandelt wurde. In Studien wurde beobachtet, dass es auch bei unbehandelten Patienten nach Streptokokkeninfektion nur in maximal 3% der Fälle zu einer Glomerulonephritis oder einem akuten rheumatischen Fieber kommt ("Antibiotics for the primary prevention of acute rheumatic fever: a meta-analysis", BMC Cardiovascular Disorders 2005, 5:11, und Treatment of acute streptococcal pharyngitis and prevention of rheumatic fever: a statement for health professionals. Committee on Rheumatic Fever, Endocarditis, and Kawasaki Disease of the Council on Cardiovascular Disease in the Young, the American Heart Association, Pediatrics. 1995 Oct;96(4 Pt 1):758-64.), Antibiotika können diese Komplikationsrate auf unter 1% drücken (0,7% in oben genannter BMC Cardiovascular Disorders Studie).

Ausserdem heilt bei den meisten Kindern eine postinfektiöse Glomerulonephritis vollständig aus.

" KAnn man die Folgen evtl. absehen indem man das Blut untersucht. Meine Tochter hat ein offenes Foramen ovale von 3mm."
im Blut könnte man nach einem fortbestehenden Entzündungsgeschehen suchen, ausserdem kann eine Nierenbeteiligung durch einen Urintest erkannt werden (Kontrolle des Urins auf Hämaturie). Gehen Sie, nicht zuletzt angesichts der Vorbelastung mit dem Foramen ovale, auf jeden Fall zwecks Kontrolle zu einem Kinderarzt und lassen sich dort beraten, schreiben Sie uns, was der Arzt sagt, wir freuen uns immer über eine Rückmeldung.


Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

Ihr Cyberdoktor-Team

Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
  • twitter
  • facebook
  • facebook


Antwort schreiben

Blutwerte nach Scharlach

von BrigitteRose , 15.08.08 14:09
Hallo,

das Blutbild meiner Tochter weißt folgende abweichende Ergenisse auf Leukozyten 4,2, Normalwert 5,5-15,5
Hämatokrit 33, Normalwert 35-43

Differentialblutbild
Eosinophile Gr. 8, Normwert 0-5

ASL-Titer kleiner 20 Normwert unter 200.

Vorzwei Wochen bekam meine Tochter einen Ausschalag der bald wieder verging. einige Taglge später eie Himbeerzunge, aber kein hohes Fieber. War das Scharlach? Die Ärzte wsind sich nicht ganz sicher. Aber für mich ist es wichtig, weil meine kleine kein antibiotika bekam. Was bedeutet das?.

Antwort schreiben

Re: Blutwerte nach Scharlach

von Cyberdoktor , 15.08.08 15:47
Hallo,

"das Blutbild meiner Tochter weißt folgende abweichende Ergenisse auf
Leukozyten 4,2, Normalwert 5,5-15,5 "
leider haben Sie keine Altersangabe gemacht, bei Kindern sind Normwerte oft altersabhängig. Auch sollten stets die Einheiten genannte werden.

Die weissen Blutkörperchen (Leukozyten) sind Abwehrzellen und bekämpfen z.B. Bakterien.


Erythrozyt, thrombozyt, leukozyt
Blutzellen: Erythrozyt, Thrombozyt, Leukozyt.
Bild: NCI


Ein zu niedriger Leukozytenwert kommt z.B. bei viralen Infektionen (Grippe) vor. Der von Ihnen genannte Wert ist keine dramatische Abweichung, bei Scharlach würden die Werte stark ansteigen.

"Hämatokrit 33, Normalwert 35-43"
Der Hämatokrit ist ein Messwert für den Anteil der zellulären Bestandteile am gesamten Blutvolumen. Derart minimale Abweichungen von der Norm sind meist nur kontrollbedürftig, oder was sagt der Arzt?

"Differentialblutbild
Eosinophile Gr. 8, Normwert 0-5 "
Granulozyten sind eine Untergruppe der Leukozyten. Es gibt diverse Arten von Granulozyten, vermutlich sind bei Ihnen die nach ihrer Anfärbbarkeit eosinophilen gemeint.

Eosinophile Granulozyten spielen z.B. eine Rolle bei allergischen Reaktionen des Körpers, der Abwehr von Infektionen mit Würmern und anderen Parasiten, finden sich aber auch bei bestimmten Hauterkrankungen, bei beginnender Heilung von Infekten, und nach Insektenstichen. Bei Scharlach kann es während der zweiten Erkrankungswoche zu einer Eosinophilie (Anstieg der eosinophilen Granulozyten) auf 20% kommen.

Bei dem genannten Wert würde man nur von einer kleinen Abweichung sprechen, wie sieht das der Arzt?


eosinophiler
Blutausstrich: eosinophiler Granulozyt.
Bild: Commons, GNU Freie Dokumentationslizenz


"ASL-Titer kleiner 20 "
gemeint ist hier der Antistreptolysine-Titer, also die Menge von gegen die Gifte ( Toxine,Streptolysine) der Streptokokken gerichtete Antikörpern. Werte von unter 200 (Altersgruppe 6-20 Jahre sprechen gegen eine Streptokokkeninfektion oder einer Folgeerkrankung (z. B. rheumatisches Fieber, Glomerulonephritis). Bei einer Streptokokkeninfektion beginnt der Antistreptolysin O-Titer (ASL) nach ca. einer Woche anzusteigen, erreicht nach 3-5 Wochen ein Maximum und fällt dann in knapp einem halben Jahr wieder auf den Ausgangswert zurück. Wichtiger als der absolute Wert ist bei einer Normwertüberschreitung der Verlauf (Titeranstieg) über 1-2 Wochen.

"...weil meine kleine kein antibiotika bekam."
warum nicht? Im Zweifel sollte man bei einem Scharlachverdacht lieber bereits bei einem Verdacht Antibiotika geben.

"Vorzwei Wochen bekam meine Tochter einen Ausschalag der bald wieder verging. einige Taglge später eie Himbeerzunge, aber kein hohes Fieber. War das Scharlach?"
eine rote Zunge ist nicht nur bei Scharlach zu finden, der niedrige ASL-Titer spricht gegen Scharlach. Der ASL-Test kann aber in einem kleinen Teil der Fälle die Infektion nicht anzeigen. Ein einzelner Test ist möglicherweise bei einer Diskrepanz zwischen dem klinischen Bild (Ausschlag, Himbeerzunge) nicht ausreichend ("Interpreting a single antistreptolysin O test: a comparison of the "upper limit of normal" and likelihood ratio methods.", J Clin Epidemiol. 1993 Oct;46(10):1181-5.).

Wir raten zur Testwiederholung, ausserdem kann man den ASL-Test mit einer Anti-DNAse B-Titerbesimmung (ADB, die DNAse B ist ein von Streptokokken produziertes Enzym) ergänzen, zeigen sich bei mehrmaligen Tests für beide Antigene keine Auffäligkeiten, ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Symptome durch Streptokokken ausgelöst wurden.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

Ihr Cyberdoktor-Team

Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
  • twitter
  • facebook
  • facebook


Antwort schreiben

Scharlach - späte Behandlung?

von Unbekannt , 23.02.09 18:01
Am Samstag den 7. Februar 2009 bekam unser Sohn - 3 Jahre 2 Monate alt - Fieber. Leider haben wir nicht gemessen wie hoch. Er war heiß, aber den ganzen Tag auf den Beinen. Am Sonntag, den 8. Februar hatten wir auftrund der Stimme den Verdacht, dass die Mandeln entzündet sind . Am Mo 09.02 waren wir dann beim Arzt. Der diagnostizierte eine akute Mandelentzündung und verschrieb Antibiotika. Meine Vermutung auf Scharlach - unser Kleiner hatte auch einen leichten Ausschlag- wurde nicht bestätigt. Der Arzt meinte, man könnte auf einen Abstrich verzichten, da sowieso Antibiotika gegeben werden müsste. Unser Kleiner verweigerte aber an diesem Abend Antibiotika vollständig. Am nächsten Morgen -Dienstag 10.02.2009- ging es unserem Kleinen sehr viel besser. Daher ging ich noch mal zum Kinderarzt um den Rachenabstrich machen zu lassen. - ich wollte Antibiotika nur im absoluten Notfall geben, da ich vor eineinhalb Jahren mit unserem Sohn schon ein Riesendrama mit einer Antibiotika Gabe erlebt hatte, er hat bei der Einnahme wild um sich geschlagen, einer musste ihn festhalten, ein anderer mit der Spritze einflößen, danach landete immer noch die Hälfte wieder am Boden, Tricks waren zwecklos, da er es in jeder Art von Speise merkte - und keine Besserung erwartete. Am Mittwoch, den 11.02.2009 erfuhren wir dann, dass sich im Rachenabstrich Streptokokken Bakterien befanden. Allerdings ging es unserem Kleinen schon wieder sehr gut - auch kein Fieber mehr - und der Arzt meinte, dass die Antibiotika Gabe dann nicht mehr notwendig ist. Nun hat unser Kleiner seit Samstag, den 20.02.2009 eine sich großflächig abschälende Haut an den Fingerkuppen und damit war für mich klar, dass er Scharlach hatte. Nun habe ich heute -23.Februar- den Kinderarzt angerufen um zu fragen ob noch eine Handlung notwendig ist. Zuerst wurde mir die Auskunft gegeben, dass der Arzt nun keine Handlung mehr empfehlen würde. Auf meine Befürchtung bezüglich der Spätfolgen wurde mir dann gesagt, dass ich das Antibiotika jetzt auch noch geben könnte, um ganz sicher zu gehen. Nun meine Frage Macht es Sinn das Antibiotika jetzt noch zu geben -einem an sich gesunden Kind-? Wie lange können sich Spätfolgen auswirken -nur ca. ein paar Wochen, von denen immer geschrieben wird oder auch noch Jahre danach-? Gibt es andere Kontrollmöglichkeiten, um Spätfolgen auszuschließen?

Ich muß noch dazu sagen, dass unser Kleiner ab Dienstag, den 10.02.2009 auch homöopathisch behandelt wurde.

Antwort schreiben

Re: Scharlach - späte Behandlung?

von Cyberdoktor , 23.02.09 20:14
Hallo,

"Am Samstag den 7. Februar 2009 bekam unser Sohn - 3 Jahre 2 Monate alt - Fieber. Leider haben wir nicht gemessen wie hoch. Er war heiß, aber den ganzen Tag auf den Beinen. Am Sonntag, den 8. Februar hatten wir auftrund der Stimme den Verdacht, dass die Mandeln entzündet sind . Am Mo 09.02 waren wir dann beim Arzt."
nach drei Tagen ohne Besserungstendenz darf man durchaus zum Arzt gehen.

"Der diagnostizierte eine akute Mandelentzündung und verschrieb Antibiotika. Meine Vermutung auf Scharlach - unser Kleiner hatte auch einen leichten Ausschlag- wurde nicht bestätigt. Der Arzt meinte, man könnte auf einen Abstrich verzichten, da sowieso Antibiotika gegeben werden müsste."
das ist im Einzelfall OK (wenn die Antibiotika dann auch genommen werden!) normalerweise würde man aber, um unnötige Antibiotikagaben zu vermeiden, zuvor einen Schnelltest machen.

" Unser Kleiner verweigerte aber an diesem Abend Antibiotika vollständig."
der Arzt sollte das Mittel (vorzugsweise eine Suspension mit Geschmack) nicht nur verschreiben, sondern den Eltern auch klare Anweisungen geben, wie das Antibiotikum auch einem widerspenstigen Knirps gegeben werden kann.

"Am nächsten Morgen -Dienstag 10.02.2009- ging es unserem Kleinen sehr viel besser. Daher ging ich noch mal zum Kinderarzt um den Rachenabstrich machen zu lassen."
das war sinnvoll, das Sie das Medikament nicht gegeben haben.

"...festhalten, ein anderer mit der Spritze einflößen, danach landete immer noch die Hälfte wieder am Boden, Tricks waren zwecklos, da er es in jeder Art von Speise merkte - und keine Besserung erwartete."
ab und zu muss man da eisern sein, auch wenn es schwer fällt, der Arzt kann zeigen, wie man Kopf und Wangen festhalten muss.

"Am Mittwoch, den 11.02.2009 erfuhren wir dann, dass sich im Rachenabstrich Streptokokken Bakterien befanden. Allerdings ging es unserem Kleinen schon wieder sehr gut - auch kein Fieber mehr - und der Arzt meinte, dass die Antibiotika Gabe dann nicht mehr notwendig ist."
das sehen wir angesichts des positiven Tests bei einer lokalen eitrigen Infektionen des Rachens anders. Auch das Robert Koch-Institut sagt klipp und klar: "Bei positivem Testergebnis kann von einer Infektion mit Streptokokken der Serogruppe A ausgegangen werden und Patienten sollten behandelt werden.". Dies gilt wohlgemerkt nur für Patienten, die wie Ihr Sohn Krankheitssymptome haben / hatten, nicht für symptomlose Träger.

" Nun hat unser Kleiner seit Samstag, den 20.02.2009 eine sich großflächig abschälende Haut an den Fingerkuppen und damit war für mich klar, dass er Scharlach hatte."
Verlauf und Symptome würden in der Tat zu Scharlach passen, siehe oben.

" Nun habe ich heute -23.Februar- den Kinderarzt angerufen um zu fragen ob noch eine Handlung notwendig ist. ... Auf meine Befürchtung bezüglich der Spätfolgen wurde mir dann gesagt, dass ich das Antibiotika jetzt auch noch geben könnte, um ganz sicher zu gehen."
genauso ist es.

" Nun meine Frage Macht es Sinn das Antibiotika jetzt noch zu geben -einem an sich gesunden Kind-?"
eine frühe Behandlung wäre besser, wir würden aber sicherheitshalber auch jetzt noch Antibiotika geben. Die Erklärung: man geht davon aus, dass Scharlach unbehandelt drei Wochen lang ansteckend ist, für eine Ansteckungsfähigkeit müssen aber Bakterien im Körper sein, diese wären einer Antibiotikatherapie zugänglich.
Gemäss der Literatur kann ausserdem auch eine verspätete Therapie (z.B. nach Tagen) noch einen Schutzeffekt gegen die Scharlach Komplikation rheumatisches Fieber haben ("Treatment of Acute Streptococcal Pharyngitis and Prevention of Rheumatic Fever", Pediatrics 1995;96:758-764).

Nach Abschluss der Behandlung sollte man kontrollieren, ob Spätkomplikationen vorliegen. Berichten Sie uns bitte hier rüber den weiteren Verlauf.

" Wie lange können sich Spätfolgen auswirken -nur ca. ein paar Wochen, von denen immer geschrieben wird oder auch noch Jahre danach-?"
Sie müssen unterscheiden zwischen Auftreten und Auswirkungen. Die Spätkomplikationen treten nach 2-3 Wochen auf, je nach Schweregrad der Komplikation (z.B. Herzbefall mit Herzmuskelschaden) können die Auswirkungen aber wesentlich länger sein.

" Gibt es andere Kontrollmöglichkeiten, um Spätfolgen auszuschließen? "
nach Therapieende werden z.B. Nieren und Herz untersucht.

"Ich muß noch dazu sagen, dass unser Kleiner ab Dienstag, den 10.02.2009 auch homöopathisch behandelt wurde."
bei nachweislich ernsten Erkrankungen sinnlos und potentiell gefährlich (verschleppen der nötigen Behandlung, am Ende muss dann doch unter erschwerten Bedingungen per konventioneller Medizin behandelt werden).

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

Ihr Cyberdoktor-Team

Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
  • twitter
  • facebook
  • facebook


Antwort schreiben

Re Scharlach - späte Behandlung?

von Unbekannt , 27.02.09 01:48
Liebes Cyberdoktor Team,
vielen Dank für die schnelle Antwort
Der Kinderarzt hat Zithromax Trockensaft verschrieben - ursprünglich Infectocef 250 Saft, nach Bericht der Verabreichungsproblematik allerdings dann Zithromax, dieses Medikament muß nur 3 Tage mit einer Dosis pro Tag gegeben werden - mit dem wir jetzt behandeln. Was mich allerdings etwas nachdenklich macht ist die Tatsache daß im Beipackzettel steht - Azithromycin ist nicht das Mittel der ersten Wahl bei Infektionen der Gaumenmandeln oder Rachenentzündungen, die durch Streptokokken verursacht werden. Dies gilt auch für die Prophylaxe des Rheumatischen Fiebers. Es gibt bisher keine epidemiologischen Langzeituntersuchungen zur Wirksamkeit einer solchen Prophylaxe bzw. zur Häufigkeit von eventuellen Spätschäden nach einer fünftägigen Therapie-. Auf Nachfrage meinte der Kinderarzt dies wäre schon das richtige Mittel. Wie stehen Sie dazu? Wir haben am Fr. 23.02. nochmal einen Termin zur Abstrichkontrolle - dieser ist notwendig, daß unser Kleiner wieder in den Kindergarten gehen kann. Vom Kinderarzt wurden bisher keine weiteren Maßnahmen vorgeschlagen. Gibt es von Ihrer Seite einen Vorschlag was gegebenenfalls noch abgeklärt bzw. weiter untersucht werden soll bzw muß?.

Antwort schreiben

Re: Re Scharlach - späte Behandlung?

von Cyberdoktor , 27.02.09 17:18
Hallo,

" ursprünglich Infectocef 250 Saft, nach Bericht der Verabreichungsproblematik allerdings dann Zithromax, dieses Medikament muß nur 3 Tage mit einer Dosis pro Tag gegeben werden"
es wird diskutiert, ob dieses Mittel in diesem Einsatzgebiet gegeben werden sollte, eigentlich wäre das praktisch, bei einer Kurztherapie nehmen Patienten das Mittel konsequenter und es sinkt möglicherweise die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Therapieversagern kommt.

" im Beipackzettel steht - Azithromycin ist nicht das Mittel der ersten Wahl bei Infektionen der Gaumenmandeln oder Rachenentzündungen, die durch Streptokokken verursacht werden."
das stimmt. Vermutlich, weil die Studienlage noch etwas dürftig ist.

" Dies gilt auch für die Prophylaxe des Rheumatischen Fiebers."
richtig.

Für übergrosse Sorgen gibt es aber keinen Grund, einige Studien liegen bereits vor, dort sieht es durchaus so aus, als wäre auch die Kurztherapie wirksam ("Short versus standard duration antibiotic therapy for acute streptococcal pharyngitis in children.", Cochrane Database Syst Rev. 2009 Jan 21;(1):CD004872.).

Schöner wäre es gewiss, noch mehr Studien zu haben, daher würden wir stets versuchen, die Mittel der ersten Wahl zu geben (Penicillin), bisher sind in Deutschland keine Resistenzen von S. pyogenes gegen Penicillin bekannt. Therapie der Wahl ist laut RKI "bei Rachen- und Hautinfektionen mit S. pyogenes ... daher die 10-tägige Gabe von Penicillin (oral oder parenteral)".

Wenn es aber nicht anders geht, dürfte auch Azithromycin nach Ermessen des Arztes bereits jetzt möglich sein, es ist ja besser, als gar nichts zu geben. Bei Makrolidantibiotika (zu denen auch Azithromycin gezählt wird) soll es zu Resistenzen kommen, dies ist bei Penicillin in Deutschland bisher nicht der Fall.

"Wir haben am Fr. 23.02. nochmal einen Termin zur Abstrichkontrolle... Gibt es von Ihrer Seite einen Vorschlag was gegebenenfalls noch abgeklärt bzw. weiter untersucht werden soll bzw muß?"
2-3 Wochen nach der Erkrankung sollte der Kinderarzt untersuchen, ob es zu Auffälligkeiten an Herz, Nieren oder Gelenken gekommen ist, d.h. es sollte der Harn kontrolliert, die Gelenke untersucht und das Herz abgehorcht werden.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden

Ihr Cyberdoktor-Team

Haben wir Ihnen geholfen? Dann empfehlen Sie uns bitte weiter:
  • twitter
  • facebook
  • facebook


Antwort schreiben