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Dermatologie

Windpocken/ Gürtelrose mit 50 ?

von Rolf , 24.03.02 23:40
Seit paar Tagen verstärken sich bei mir im Gesicht (zuerst rechte Wange, jetzt beide Wangen) rote Flecken mit kleinen Pusteln. Zum Entsetzen meiner Lebensgefährtin fängt es bei ihr auch im Gesicht an. Wir haben eine Tante im Haus, die Gürtelrose vor 2 Jahren hatte. Ist das ansteckend, denn ein Begrüssungskuss mit der Tante kommt ja gelegentlich vor. Oder sind es Windpocken, kann man die noch mit 50 bekommen? Natürlich ist das jetzt meine Amateurdiagnose.

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Re: Windpocken/ Gürtelrose mit 50 ?

von Cyberdoktor , 25.03.02 02:50
Lieber Rolf,

bei der Gürtelrose (Herpes zoster) handelt es sich um eine Viruskrankheit, bei der in Nervenzellen verbliebene Windpockenerreger (Varicella-Zoster-Virus) im Rahmen einer Abwehrschwäche des Organismus reaktiviert werden (Altersgipfel zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr). Dies bedeutet, dass Patienten mit einer Gürtelrose in jedem Falle sicherheitshalber auf eine Ursache der Abwehrschwäche untersucht werden sollten.

Wenn Sie als Kind bzw. bisher nicht an Windpocken erkrankt sind, kann es sich bei Ihnen tatsächlich um eine Windpockenerkrankung handeln.Grundsätzlich hinterlässt eine durchgemachte Windpockenerkrankung eine lebenslängliche Immunität (Ausnahmen s.o.). Die Übertragung des Varizella-Zoster-Virus kann im Rahmen einer akuten Gürtelrose durch die Betroffenen erfolgen (Tröpfchen- und/oder Schmierinfektion). Eine zwei Jahre zurückliegende Gürtelrose ist ursächlich nicht wahrscheinlich.

Die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten der Windpocken beträgt 12-21 Tage. Dann bleibt nur „Augen zu und durch“ - die Therapie erfolgt auf die Beschwerden abgestellt, z.B. Juckreizlinderung, bei Über-Infektion der Windpocken ggf. lokale Antibiotikaanwendung.

Die Therapie einer akuten Gürtelrose (Herpes zoster) ist u.a. abhängig von der Ausdehnung des Befundes, der Beschwerdesymptomatik und Medikamentenverträglichkeit. Zunächst versucht man frühzeitig (im Stadium der Hautveränderungen) an die in den Nervenendingungen sitzenden Viren durch eine sog. virostatische Behandlung heranzukommen. Hierzu gibt es die Empfehlung eines Einsatzes des Wirkstoffes Aciclovir, in intravenöser Verabreichung (z.B. täglich 3 x 10 mg/kg), bei nur geringerer Ausprägung genügt meist eine oral Anwendung (5 x 800 mg über sieben Tage). Ergänzend besteht die Möglichkeit lokaler Anwendungen z.B. mit Idoxuridinlösung oder Vidarabinsalbe. Zu anderweitigen Therapiemöglichkeiten und Untersuchungserfordernissen lesen Sie bitte auch weitere Diskussionsbeiträge zum Thema. Diese finden Sie, wenn Sie in unserer Suchmaschine den Begriff „Gürtelrose“ eingeben (Suche in: Cyberdoktor-Frageforen).

Die von Ihnen beschriebene Verteilung der Hautveränderungen spricht zunächst nicht für eine Gürtelrose – wie gesagt, diese setzt ohnehin eine durchgemachte Windpockeninfektion voraus. Dagegen könnte sich hinter den roten Flecken (Exanthem), falls ein leichtes Fieber, Juckreiz und eine Verbreitung des Exanthems in/an Gesicht, Kopfhaut, Körperstamm und Schleimhäuten, eine Windpockeninfektion verbergen. Aber es kommen auch vielfältige andere Exanthemursachen in Betracht – in jedem Falle ein Grund den Haus- oder Hautarzt zu konsultieren.

Alles Gute wünscht Ihr
Cyberdoktor-Team

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Re: Windpocken/ Gürtelrose mit 50 ?

von Unbekannt , 25.03.02 08:09
Liebe Cyberärztinnen- und Ärzte,

vielen Dank für die schnelle Antwort. Morgen werde ich den Dermatologen aufsuchen. Sicherheitshalber werde ich nicht auf meine Infos hier im Internet hinweisen um den Arzt nicht auf den falschen Weg zu locken, schliesslich muss er selbst eine Diagnose treffen. Aber von Vorteil ist es allemal hier darüber vorab diskutieren zu können.

Ein Vorschlag von mir. Das Internet würde es auch möglich machen, gerade bei dermatologische Fragestellungen, dass "Internet-Patienten" Ihrer Frage ein selbstgefertigtes Digitalbild vom Hautareal anhängen. Denkt mal über die Idee nach.

Schöne Grüsse von
Rolf

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Re: Windpocken/ Gürtelrose mit 50 ?

von Cyberdoktor , 27.03.02 04:02
Trotzdem fehlt die Dreidimensionalität und die ist gerade bei Hautbefunden von erheblichem Belang (Sind die Hautveränderungen erhaben oder nicht?). Klar haben wir darüber nachgedacht. Diagnosenstellungen im Internet sind aber ohnehin rechtlich nicht zulässig.

Vielen Dank für für freundliche Antwort.

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Re: Windpocken/ Gürtelrose mit 50 ?

von Rolf , 28.03.02 06:03
Liebe Cyberdoktoren,

also ich war Montag bei einem Derma-Professor und er hat mich beruhigt, keine Gürtelrose, sondern es ist eine Seborrhoe (wenn ich es korrekt schreibe). Falls es andere interessiert, ich habe eine Spezialpaste bekommen: Kimmig Gesichtsliniment. Das Zeug besteht aus:
100g entält = Ichthyol 4g, Zinkoxid 15g, Schwefel 5g, Talkum 14g, Lanette N 8g,Olivenöl 28g, dickfl. Paraffin 26 g. Aufgetragen als Maske für die Nacht, es stinkt und ich sehe aus wie ein Kasper. Nach 2 Nächten habe ich schon den Eindruck, dass die Rötungen zurückgehen. Ich werde an dieser Stelle nach einigen Tagen wieder berichten, ob es hilft. Der Prof. hat mir noch einen nachdenkenswerten Spruch zur Vorbeugung gegen Hautkrebs mitgegeben: "Gesunde Bräune sei ungesund!"

Frohe Ostern allen Patienten und Ärzten hier im Forum.

Rolf

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