Vorab ein Kompliment an dieses Forum, ich kenne kein vergleichbar gut diskutiertes und fachkundlich begleitetes im Netz - zum Thema Dyshydrose. Ich denke, es wird vielen Betroffenen sehr helfen, sich hier rein zu lesen und die verschiedenen Erfahrungsberichte anzusehen. Leider ist es schwer zu finden, vor allem, wenn man seine Diagnose noch nicht kennt, ich bin nur durch Zufall über hundert Hölzchen und Stöckchen hier gelandet.
Seit meinem 14. Lebensjahr habe ich verschiedene Kontakt- und Nahrungsmittel-Allergien ausgebildet, seit der Geburt meines Kindes, vor 16 Jahren, plage ich mich mit Schüben der Dyshydrose herum, die bei mir fast ausschließlich an den Handflächen auftritt, besonders strapzierte Stellen einer Krankenschwester.
Im Verlauf der Zeit, heute bin ich 46, habe ich gelernt, den Schüben besser zu begegnen. Sehr geholfen hat mir dabei das Hautschutzzentrum Leipzig, wo ich vor einigen Jahren mehrere Atopikerseminare besuchen durfte. Dort testet, berät und behandelt ein Team aus Hautärzten betroffene Patienten über einen längeren Zeitraum und stellt verschiedenste Präparate und Hilfsmittel zur Verfügung bis die individuell passenden Hilfen gefunden wurden.
So weit ich weiß, gibt es noch in anderen Ballungsgebieten solche Hautschutzzentren. Vorausgesetzt, die Erkrankung wird beruflich getriggert, kann man seinen behandelnden Hautarzt bitten, ein so genanntes Hautschutzverfahren einzuleiten, dann kommt man in dem nächst gelegenen Hautschutzzentrum unter und wird als BG-Fall behandelt. Meine Angst, eine Berufsunfähigkeit bescheinigt zu bekommen, ich liebe meinen Beruf sehr, war vollkommen unbegründet, da es hier in der Hauptsache darum geht, genau diese zu verhindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Abschließend noch ein paar Punkte, die meine Haut persönlich langfristig entlastet haben, wenn sie auch nicht immer mal wieder kehrende, leichtere Schübe ganz verhindern können:
Meine Ernährungsumstellung auf ovo-lacto-vegetarische Vollwertkost hatte mehrere positive Effekte, ich habe mein leichtes Übergewicht abgebaut, mein Hautbild ist besser und Therapien schlagen besser an, ich fühle mich fitter, das Selbstbild gewinnt auch dazu )
Ich meide Konservierungsstoffe, wo es irgend geht, vor allem Isothiazolinone, gegen die ich hochgradig allergisch bin (in vielen Pflegeprodukten und Weichspülern, Putzmitteln vorhanden aber glücklicherweise als Inhaltsstoff kennzeichnungspflichtig - habe eine ausführliche Liste isothiozolinonfreier Produkte von meinem Hautschutzzentrum bekommen) und vermeide möglichst, was Pilzwachstum begünstigt, wie z.B. Weißmehl, Zucker, Hefe. Eier kommen sehr selten auf den Tisch und mein lacto ist vorwiegend lactosefrei und besteht aus Käse. Kein Rauchen mehr und kaum Alkohol.
Sobald erste Bläschen auftreten, creme ich die Handflächen vorm Schlafen hauchdünn mit einer 0,1%igen Salbe mit dem Wirkstoff Triamcinolonacetonid (Kortisonderivat) ein, meist reicht dann eine einmalige Anwendung schon aus oder erstreckt sich nur über wenige Tage.
Die beruflich bedingte, häufige Händedesinfektion, selbst mit aggressiven Mitteln wie Virugard ist dann kein Problem (intakte Haut vorausgesetzt), wenn die Hände vor dem Desinfizieren NICHT feucht sind. Wenn ich also mit schwitzigen Händen aus den Handschuhen komme, lasse ich die Hände abtrocknen oder benutze Zellstoff oder Papiertücher zum Abtrocknen, bevor ich sie desinfiziere. Ehe ich danach wieder in Handschuhe schlüpfe, achte ich darauf, dass das Desinfektionsmittel vollkommen eingetrocknet ist, dann machen mir auch enganliegende Handschuhe keine Probleme, im Gegenteil. In einigen Handschuhen scheint etwas, vermutlich ein nicht gekennzeichneter Weichmacher, drin zu stecken, worauf ich empfindlich reagiere, das muss man ausprobieren, momentan komme ich gut mit blauen Nitrilhandschuhen zurecht. Prinzipiell achte ich auf puder- und latexfrei.
Pflege: Ich dusche kurz und kühl (kühle Duschen kurbeln die körpereigene Kortisonproduktion an), maximal lauwarm und benutze milde ph-neutrale Waschlotionen. Die Haut lasse ich im Sommer lufttrocknen oder sonst tupfe ich sie trocken und vermeide starkes Rubbeln mit dem Handtuch auf der Haut.
Bei meinen Cremes und Lotionen schaue ich darauf, dass sie möglichst wenige Inhaltsstoffe haben, vor allem kein Isothiazolinon und nehme nur so oft und viel wie nötig. Das ist bei meinen Händen trotzdem eine Menge, ich muss sehr häufig nachcremen aber daran habe ich mich gewöhnt. Lieber einmal öfter eincremen aber dafür NICHT zu dick. Für mich ist wichtig, dass die Haut vor dem Eincremen richtig trocken ist und dass ich mir nicht kurz nach dem Eincremen die Hände desinfiziere.
Man muss sich vorstellen, wenn die Haut noch feucht ist von Schweiß oder Wasser und man darüber cremt, dann lässt die Cremeschicht das Wasser nicht mehr raus, die Haut quillt auf und die Creme kann nicht richtig einziehen. Ein lose-lose-Effekt. Frisch gecremt sind die Poren der Haut weit offen, die Creme ist also noch nicht vollständig eingezogen. Kippe ich mir dann Desinfektionsmittel auf die Hände, zieht dieses unnötig tief in die Haut ein und reizt entsprechend mehr als üblich.
Creme ich - ohne vorher die Hände zu waschen, können getrocknete Desinfektionsmittelrückstände auf der Haut gemeinsam mit der Creme tief in die Haut ziehen.
Das sind Fallstricke, die man vermeiden kann. Daraus ergeben sich drei wichtige Regeln:
-vor dem Cremen Hände waschen und gründlich trocknen
-vor dem Desinfizieren, Creme-Reste mit einem Papiertuch vollständig entfernen (meine Variante) oder waschen und gründlich trocknen
-niemals mit feuchten Händen in luftdichte Handschuhe schlüpfen
Sonnenschutz: prädisponierte Hautareale, bei mir eben die Hände, sollten nicht intensiver Sonnenbestrahlung ausgesetzt werden, ich ziehe also, vor allem beim Radfahren, Handschuhe an und⁄oder verwende LSF 50. Da ich auch keinen Fisch mehr esse und direkte Sonne ohne hohen LSF meide, nehme ich Vitamin D3 400 IE am Tag und lasse aller paar Jahre mal einen Spiegel abnehmen.
Bei 15 bis 25 Grad gehts meiner Haut am besten, entsprechend erholsam wird mein Urlaub, wenn ich das beachte. Polar- und Tropenparadiese fallen somit raus.
Psyche, wird ja oft als erheblicher Co-Factor genannt, ich habe getan, was ich konnte, eine systemische Gesprächstherapie bei einem Psychologen, meine einseitige Beziehung beendet, Arbeitsplatz gewechselt, in ein schöneres Umfeld gezogen, quasi rundum aufgeräumt.
Jetzt geht es mir gut. Ich fühle mich wohl. Die leichten Schübe habe ich im Griff. Das war ein langjähriger Prozess mit vielen Höhen und Tiefen.
Ich hoffe, ich konnte dem einen oder anderen eine kleine Inspiration liefern und wünsche allen Betroffenen viel Geduld und Erfolg
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