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Frauenheilkunde

Erbschaden

von kkk , 29.11.00 04:34
Ich bin Jahrgang 63 und habe zwei Kinder geboren. Das erste verstarb zwei Tage nach der Geburt an Linksherzdysplasie, das zweite wurde wegen einer Fehldrehung des Darms vier Tage nach der Geburt operiert und knapp gerettet. Beide Fehler sind meiner Meinung nach "Bauplanfehler", d.h. Fehler im Erbgut. In unseren Familien sind derartige Fehlbildungen unbekannt. Ich bin 63 geboren. Meines Wissens nach sind die Jahre 62/63 die in Europa, mit dem höchsten radioaktiven Fallout (überirdische Atomversuche). Meine Eizellen wurden also grade zu dieser Zeit gebildet. Gibt es statistische Untersuchungen zu Fehlbildungshäufigkeit für Frauen meines Jahrgangs? Wie hoch ist das Risuko, daß ich bei einem weiteren Versuch eingehe?

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Re: Erbschaden

von Cyberdoktor , 30.11.00 18:07
Guten Tag,

uns sind keine statistischen Untersuchungen zur Fehlbildungshäufigkeit von Kindern mit Müttern des Jahrgangs 1963 bekannt. Der Zusammenhang möglicher "Fehlbildungen" Ihres Kindes mit Ihrer vermuteten persönlichen Strahlenbelastung im Jahre 1962/63 dürfte nur sehr schwer zu beweisen sein. vergessen Sie bitte nicht, dass Sie in den Jahren bis zur Geburt Ihres Kindes noch zahlreichen weiteren Belastungen ausgesetzt waren.

Für eine Mutation Ihrer Keimzellen (Eizellen) sind aber ohnehin recht hohe Strahlendosen nötig, im allgemeinen ist es wahrscheinlicher, dass eine Fehlbildung durch direkte Einwirkungen auf den Embryo / Fetus im Mutterleib entsteht, z.B. durch Medikamente (Stichwort "Contagan"), Drogen oder Infektionen.

So wurde bei den Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki zwar beobachtet,
dass Kinder, die selbst direkt strahlenexponiert wurden, ein erhöhtes Leukämierisiko haben, bei den Kindern der Überlebenden wurde jedoch bisher kein Anzeichen für das
Auftreten erblich (also durch Muationen bei den Keimzellen der Eltern) bedingter Krankheiten aufgrund der Strahlenexposition der Eltern gefunden.

Auch im Fall von Tschernobyl hat die Strahlenschutzkommission festgestellt, dass gesundheitliche Effekte (Mißbildungen, Sterberaten bei Frühgeborenen und genetische Effekte, Krebserkrankungen bzw. Krebstodesfälle) bei der Bevölkerung in Deutschland durch die Strahlendosen, die durch die Reaktorkatastrophe verursacht wurden, nicht festzustellen sind.

Eine Mutation Ihrer Eizellen ist also sehr unwahrscheinlich, die Sie behandelnden Ärzte sollten aber prüfen, ob in Ihrem Fall Belastungen (z.B. Umwelt, Medikamente) vorliegen, die bei einer Schwangerschaft den Embryo schädigen können. Wenn Sie sich aber Sorgen machen, dass evtl. doch ein familiär bedingter "Bauplanfehler" Ihrerseits vorliegt, so können Sie sich an einen Humangenetiker wenden.

Beste Grüsse,
Ihr Cyberdoktor-Team

Literatur und Links:

-Die Strahlenschutzkommission zu Berichteten über vermehrtes Auftreten von Mongolismus nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl, Berichte der Strahlenschutzkommission

-Strahlenrisiko während der pränatalen Entwicklung des Menschen, Berichte der Strahlenschutzkommission

-10 Jahre nach Tschernobyl, Berichte der Strahlenschutzkommission

-Homepage der der Strahlenschutzkommission

-Yoshimoto et al (1990):Frequency of malignant tumours during the first two decades of life in the offspring(F1) of atomic bomb survivors. Radiation Effects Research Foundation, Hiroshima, (RERF TR4-90).

-Yoshimoto, Y., Neal, J.V., Schull, W.J., Kato, H., Soda, M., Eto, R., Mabuchi, Y. (1990):
Frequency of malignant tumours during the first two decades of life in the offspring
(F1) of atomic bomb survivors.Radiation Effects Research Foundation, Hiroshima, (RERF TR4-90).

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