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Frauenheilkunde

Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs (Häufige Fragen)

von Unbekannt , 08.05.07 16:16
Liebes Ärzte team!
Ich habe eine wichtige Frage:
Ich würde mich gerne gegen Gebärmutterhalskrebs impfen lassen!
Da ich 15 bin übernimmt das die Krankenkasse die kosten!
Jetzt hatte ich allerdings schon Sex (mit pille verhütet)!
Kann ich mich trotzdem noch impfen lassen??
Gibt es irgendwelche Nebenwirkungen?
Und kann ich während der Pause von der einen zur anderen Spritze trotzdem mit meinem Freund schlafen?
Bitte helft mir!
Es ist sehr wichtig!
Danke schon einmal im Vorraus!!!

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Re: Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs (Häufige Fragen)

von Cyberdoktor , 09.05.07 20:02
Hallo,

"Ich würde mich gerne gegen Gebärmutterhalskrebs impfen lassen!"
Sie meinen die Impfung gegen Papillomaviren (HPV). Es ist sehr vernünftig, dass Sie sich zu dieser sehr wichtigen Schutzimpfung entschlossen haben!

Die Impfung schützt zuverlässig gegen durch HPV ausgelöste Genitalwarzen und Gebärmutterhalskrebs, die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut hat daher im Februar 2007 eine Empfehlung zur generellen Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) für Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren verabschiedet.

Selbstverständlich nutzt die Impfung aber auch älteren Frauen, dies bestätigt auch das RKI: "Frauen, die innerhalb des von der STIKO empfohlen Zeitraumes (Alter 12–17 Jahre) keine Impfung gegen HPV erhalten haben, können ebenfalls von einer Impfung gegen HPV profitieren.".

Meist verursachen die Papillomavirus-Untertypen HPV 6 und 11 die sogenannten Condylomata accuminata (Feigwarzen, Feuchwarzen oder Kondylome) im Genital und Analbereich. HPV (Human-Papilloma-Virus) Infektionen des Genitaltraktes gelten heute als die häufigsten, sexuell übertragenen Viruskrankheiten. Statistisch ist etwa ein Prozent der sexuell aktiven Erwachsenen zwischen 15 und 49 Jahren von den warzenartigen Veränderungen im Anogenitalbereich betroffen.


papillomavirus
Papillomavirus: elektronenmikroskopische Aufnahme.
Bild: NCI


HP-Viren gelangen über Mikroverletzungen in die Haut, ihre Übertragung erfolgt insbesondere über Geschlechtsverkehr. Die Inkubationszeit der Infektion (Zeitraum von Infektion bis Auftreten der Krankheit) liegt bei vier Wochen bis zu mehreren Monaten. Entsprechend des Übertragungsmechanismus finden sich Feigwarzen überwiegend in der Anogenitalregion. Vorkommen können durch das Papillomavirus verursachte Veränderungen aber auch in anderen Hautarealen und im Bereich der Atemwege. Das Erscheinungsbild der Hautveränderungen ist vielfältig, wobei die Infektionen auch häufig unsymptomatisch sind. Aus stecknadelkopfgroßen Knötchen können blumenkohl- und/oder hahnenkammartige Wucherungen entstehen.


condylomata acuminata
Condylomata acuminata: Genitalwarzen in der Analregion.
Bild: CDC/Dr. Wiesner


Condylomata acuminata
Feigwarzen (Condylomata acuminata): ansteckend. Bild: Susan Lindsley.


Bedrohlicher als diese unschönen Feigwarzen ist der Zusammenhang einer Infektion insbesondere mit den Virusuntergruppen HPV 16, 18 und dem Auftreten von Krebs des Gebärmutterhalses bzw. des Gebärmuttermundes (Zervix- bzw. Portiokarzinom). Die Schleimhaut in diesem Bereich besteht aus platten Zellen, unter dem Einfluss von Papillomviren können diese Zellen entarten.


muttermund
Muttermund ( Eingang zum Gebärmutterhals): Schleimhaut kann durch HPV-Infektion entarten.


Es wird Viruserbsubstanz in die Chromosomen (Erbkörperchen) der Zellen der Gebärmutterhalsschleimhaut eingebaut, dies führt über die Ausschaltung bestimmter Schutzgene (Tumorsuppressorgene) zu einer zunehmenden Instabilität der Chromosomen und schließlich zur Entartung der Epithelzellen.

Eine Medikament, das direkt gegen die HP-Viren wirkt, existiert nicht, es können aber die durch HPV ausgelösten Genitalwarzen mit lokalen Mitteln behandelt werden, eine Erfolgsgarantie gibt es dafür leider nicht. Es ist daher ein echter medizinischer Durchbruch für die Verhinderung (und möglicherweise auch Behandlung) von Papillomavirusinfektionen, dass ein Impfstoff entwickelt wurde. Der Impfstoff ist ein sogenanntes tretravalentes Mittel, wirkt also gegen vier Papillomavirustypen: gegen die Typen HPV 16 und 18, die knapp 70% der Gebärmutterhalsveränderungen verursachen, und die Typen 6 und 11, die ca. 90% der Genitalwarzen auslösen.

Der Impfstoff hat bereits in diversen mehrjährigen Studien bei mehr als 20.000 Frauen seine Wirkung unter Beweis gestellt, siehe z.B. "High sustained efficacy of a prophylactic quadrivalent human papillomavirus types 6/11/16/18 L1 virus-like particle vaccine through 5 years of follow-up.", Br J Cancer. 2006 Dec 4;95(11):1459-66. Epub 2006 Nov 21.

"Da ich 15 bin übernimmt die Krankenkasse die kosten!"
viele Kassen übernehmen in der Tat die Kosten, da der Nutzen der Impfung in Studien so eindeutig belegt ist, daher hat sich z.B. Österreich entschieden, die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs in den nationalen Impfkalender aufzunehmen, ab dem 1. Januar 2007 wird die Impfung für alle Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 15 Jahren sowie für Frauen empfohlen (also durchaus auch in einem höheren Alter als 15 Jahren, man möchte nur möglichst früh impfen, um vor dem ersten Geschlechtsverkehr bereits einen Impfschutz zu haben).

Eine Aktuelle Studie zeigt nach einer speziellen Impfung gegen Papillomaviren sogar einen Rückgang von bereits vorhandenen Zellveränderungen: "Regression of papilloma high-grade lesions (CIN 2 and CIN 3) is stimulated by therapeutic vaccination with MVA E2 recombinant vaccine.", Cancer Gene Ther. 2006 Jun;13(6):592-7. HPV-Impfungen sind also möglicherweise nicht nur vorbeugend sondern auch als Therapie sinnvoll. Dies ist aber nicht die in Deutschland zugelassene Impfung.

"Jetzt hatte ich allerdings schon Sex (mit pille verhütet)!
Kann ich mich trotzdem noch impfen lassen??"
selbstverständlich, die Impfempfehlung gilt unabhängig von der Tatsache, dass eine Frau bereits Geschlechtsverkehr hatte.

"Gibt es irgendwelche Nebenwirkungen?"
In den uns bekannten Studien wurde über keine besonderen Nebenwirkungen berichtet. Es können die üblichen harmlosen Nebenwirkungen auftreten, die auch bei anderen Schutzimpfungen nicht weiter ungewöhnlich sind: leichte Schmerzen, Schwellungen, Jucken und Rötungen an der Injektionsstelle. In einigen Fällen können Fieber, Übelkeit und Benommenheit auftreten (dies sind meist Zeichen dafür, dass sich der Körper mit dem Impfstoff auseinandersetzt, das Immunsystem wird trainiert).

"Und kann ich während der Pause von der einen zur anderen Spritze trotzdem mit meinem Freund schlafen?"
ja, dies hat auf die Wirksamkeit der Impfung keinen Einfluss.

Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden,
schreiben Sie uns, ob Sie Impfnebenwirkungen haben

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Re: Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs (Häufige Fragen)

von Unbekannt , 22.05.07 06:59
hallo!!!kann ich mich auch noch nach dem geschlechtsverkehr impfen lassen????

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Re: Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs (Häufige Fragen)

von Cyberdoktor , 28.05.07 06:36
Hallo,

"kann ich mich auch noch nach dem geschlechtsverkehr impfen lassen????"
ja, dies ist auch noch nach dem ersten Geschlechtsverkehr sinnvoll! Siehe oben, die Impfempfehlung gilt unabhängig von der Tatsache, dass eine Frau bereits Geschlechtsverkehr hatte, die Impfung wirkt normalerweise trotzdem. Eine Impfung nach Papillomaviruskontakt oder -Infektion, d.h. wenn bereits mit Partnern Verkehr stattfand, die HPV Träger sind, könnte aber weniger effektiv (aber nicht wirkungslos!) sein. In Zukunft sollten daher möglichst alle jungen Mädchen vor dem ersten Verkehr geimpft werden, dann wird es für die Papillomaviren deutlich schwerer, sich so sehr in der Bevölkerung zu verbreiten, theoretisch könnte man, wenn sich jeder impfen lässt, die Viren dann sogar ausrotten.

Beste Grüsse

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Impfung nur als Jungfrau?

von Rine , 29.05.07 18:26
hallo!!
Sollte ich nur für die erste Spritze Jungfrau sein oder auch für die anderen beiden???
Warum ist das überhaupt so wichtig???
Ich hab die erste Spritze schon bekommen und würde jetzt nämlich gerne mit meinem Freund schlafen.

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Re: Impfung nur als Jungfrau?

von Cyberdoktor , 30.05.07 18:20
Hallo,

"Sollte ich nur für die erste Spritze Jungfrau sein oder auch für die anderen beiden?"
es wird empfohlen, dass alle drei Spritzen vor dem ersten Geschlechtsverkehr gegeben werden, da dann mit guter Sicherheit noch kein Kontakt mit den Viren vorlag und vermutet wird, dass die Impfung dann besonders effektiv ist. Die Impfung ist aber ganz klar so oder so sinnvoll, auch wenn die Patientin bereits Geschlechtsverkehr hatte (wenn der Verkehr mit Kondomeinsatz war, bestand ja auch ein guter Schutz vor einem Viruskontakt).

"Warum ist das überhaupt so wichtig???"
wenn Sie vor Abschluss der Immunisierung bereits den ersten Verkehr haben, sind Sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht sicher geschützt. Wenn der Sexualpartner mit Papillomaviren infiziert ist, könnte er Sie also evtl. trotz der ersten Spritze anstecken.

Dies heisst aber wie gesagt nicht, das die Impfung nicht auch älteren Frauen nutzt, die bereits mehrere Jahre Verkehr hatten, Studien deuten auch für diese Gruppe auf einen Schutzeffekt ("An AS04-containing human papillomavirus (HPV) 16/18 vaccine for prevention of cervical cancer is immunogenic and well-tolerated in women 15–55 years old", J Clin Oncol (Meeting Abstracts) 2006 24: 1008.). Es wird aber befürchtet, dass eine die Wirksamkeit der Impfung bei bereits erfolgter Infektion mit Papillomaviren reduziert (aber nicht wirkungslos) ist, optimal ist also die ganz frühe Impfung.

Wenn alle jungen Mädchen vor dem ersten Verkehr geimpft werden, könnte man diese Papillomaviren theoretisch ausrotten.

Beste Grüsse

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Wie steckt man sich an ?

von Unbekannt , 24.06.07 00:12
Mich würde interessieren wie sich Männer anstecken. Kann es sein dass man diesen Virus von Geburt an in sich hat ?
Wenn der Mann noch nie Sex hatte, kann er dann eine Frau mit dem Virus infizieren ?

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Herpes

von Unbekannt , 24.06.07 00:36
Hallo
Stimmt es dass jeder mit Herpes auch den HPV Virus in sich hat ?

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Re: Wie steckt man sich an ?

von Cyberdoktor , 24.06.07 02:25
Hallo,

"Mich würde interessieren wie sich Männer anstecken."
die Viren infizieren die Haut und Schleimhäute, daher findet die Übertragung per Kontaktinfektion Haut auf Haut statt, meist per Geschlechtsverkehr mit infizierten Partnern, bei dem die HP-Viren über Mikroverletzungen in die Haut gelangen.

Da man bei einer Infektion häufig für lange Zeit keine Symptome hat, kann eine Ansteckung übrigens viele Jahre (auch Jahrzehnte) zurückliegen, eine HPV Infektion ist also kein Beweis der Untreue in der aktuellen Beziehung.

"Kann es sein dass man diesen Virus von Geburt an in sich hat ?"
Eine Übertragung des HPV unter der Geburt ist möglich, kommt aber selten vor ("Low risk of perinatal transmission of human papillomavirus: results from a prospective cohort study.", Am J Obstet Gynecol. 1998 Feb;178(2):365-73.).

"Wenn der Mann noch nie Sex hatte, kann er dann eine Frau mit dem Virus infizieren ?"
ja, wenn er sich mit den Viren bei der Geburt angesteckt hat (dies ist aber sehr unwahrscheinlich), ist das möglich.

Andere Ansteckungsmöglichkeiten (Toilettensitze, Sauna) sind komplett unrealistisch und moderne Sagen ( Puranen M et al. 1996: "Transmission of genital human papillomavirus infections is unlikely through the floor and seats of humid dwellings in countries of high-level hygiene." ), die Viren sind empfindlich und können nur im Menschen überleben, ohne den Schutz einer menschlichen Hautzelle ist das Virus schnell zerstört.

Beste Grüsse

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Re: Herpes

von Cyberdoktor , 24.06.07 02:50
Hallo,

"Stimmt es dass jeder mit Herpes auch den HPV Virus in sich hat ?"
nein, das Herpesvirus ist ein völlig anderes Virus und hat mit HPV nichts zu tun, siehe auch Intimherpes, Ansteckungsgefahr?!. Die HPV Impfung kann daher auch nicht gegen Herpes schützen.


herpes viren
Herpesviren: kein Zusammenhang mit HPV. Elektronenmikroskopische Aufnahme.
Bild: CDC/ Dr. John Hierholzer


Beste Grüsse

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