Hallo,
"Ich würde mich gerne gegen Gebärmutterhalskrebs impfen lassen!"
Sie meinen die Impfung gegen Papillomaviren (HPV). Es ist sehr vernünftig, dass Sie sich zu dieser sehr wichtigen Schutzimpfung entschlossen haben!
Die Impfung schützt zuverlässig gegen durch HPV ausgelöste Genitalwarzen und Gebärmutterhalskrebs, die Ständige Impfkommission am
Robert Koch-Institut hat daher im Februar 2007 eine Empfehlung zur generellen Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) für Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren verabschiedet.
Selbstverständlich nutzt die Impfung aber auch älteren Frauen, dies bestätigt auch das RKI: "Frauen, die innerhalb des von der STIKO empfohlen Zeitraumes (Alter 12–17 Jahre) keine Impfung gegen HPV erhalten haben, können ebenfalls von einer Impfung gegen HPV profitieren.".
Meist verursachen die Papillomavirus-Untertypen HPV 6 und 11 die sogenannten Condylomata accuminata (Feigwarzen, Feuchwarzen oder Kondylome) im Genital und Analbereich. HPV (Human-Papilloma-Virus) Infektionen des Genitaltraktes gelten heute als die häufigsten, sexuell übertragenen Viruskrankheiten. Statistisch ist etwa ein Prozent der sexuell aktiven Erwachsenen zwischen 15 und 49 Jahren von den warzenartigen Veränderungen im Anogenitalbereich betroffen.
Papillomavirus: elektronenmikroskopische Aufnahme.
Bild: NCI
HP-Viren gelangen über Mikroverletzungen in die Haut, ihre Übertragung erfolgt insbesondere über Geschlechtsverkehr. Die Inkubationszeit der Infektion (Zeitraum von Infektion bis Auftreten der Krankheit) liegt bei vier Wochen bis zu mehreren Monaten. Entsprechend des Übertragungsmechanismus finden sich Feigwarzen überwiegend in der Anogenitalregion. Vorkommen können durch das Papillomavirus verursachte Veränderungen aber auch in anderen Hautarealen und im Bereich der Atemwege. Das Erscheinungsbild der Hautveränderungen ist vielfältig, wobei die Infektionen auch häufig unsymptomatisch sind. Aus stecknadelkopfgroßen Knötchen können blumenkohl- und/oder hahnenkammartige Wucherungen entstehen.
Condylomata acuminata: Genitalwarzen in der Analregion.
Bild: CDC/Dr. Wiesner
Feigwarzen (Condylomata acuminata): ansteckend.
Bild: Susan Lindsley.
Bedrohlicher als diese unschönen Feigwarzen ist der Zusammenhang einer Infektion insbesondere mit den Virusuntergruppen HPV 16, 18 und dem Auftreten von Krebs des Gebärmutterhalses bzw. des Gebärmuttermundes (Zervix- bzw. Portiokarzinom). Die Schleimhaut in diesem Bereich besteht aus platten Zellen, unter dem Einfluss von Papillomviren können diese Zellen entarten.
Muttermund ( Eingang zum Gebärmutterhals): Schleimhaut kann durch HPV-Infektion entarten.
Es wird Viruserbsubstanz in die Chromosomen (Erbkörperchen) der Zellen der Gebärmutterhalsschleimhaut eingebaut, dies führt über die Ausschaltung bestimmter Schutzgene (Tumorsuppressorgene) zu einer zunehmenden Instabilität der Chromosomen und schließlich zur Entartung der Epithelzellen.
Eine Medikament, das direkt gegen die HP-Viren wirkt, existiert nicht, es können aber die durch HPV ausgelösten Genitalwarzen mit lokalen Mitteln behandelt werden, eine Erfolgsgarantie gibt es dafür leider nicht. Es ist daher ein echter medizinischer Durchbruch für die Verhinderung (und möglicherweise auch Behandlung) von Papillomavirusinfektionen, dass ein Impfstoff entwickelt wurde. Der Impfstoff ist ein sogenanntes tretravalentes Mittel, wirkt also gegen vier Papillomavirustypen: gegen die Typen HPV 16 und 18, die knapp 70% der Gebärmutterhalsveränderungen verursachen, und die Typen 6 und 11, die ca. 90% der Genitalwarzen auslösen.
Der Impfstoff hat bereits in diversen mehrjährigen Studien bei mehr als 20.000 Frauen seine Wirkung unter Beweis gestellt, siehe z.B. "High sustained efficacy of a prophylactic quadrivalent human papillomavirus types 6/11/16/18 L1 virus-like particle vaccine through 5 years of follow-up.", Br J Cancer. 2006 Dec 4;95(11):1459-66. Epub 2006 Nov 21.
"Da ich 15 bin übernimmt die Krankenkasse die kosten!"
viele Kassen übernehmen in der Tat die Kosten, da der Nutzen der Impfung in Studien so eindeutig belegt ist, daher hat sich z.B. Österreich entschieden, die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs in den nationalen Impfkalender aufzunehmen, ab dem 1. Januar 2007 wird die Impfung für alle Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 15 Jahren sowie für Frauen empfohlen (also durchaus auch in einem höheren Alter als 15 Jahren, man möchte nur möglichst früh impfen, um vor dem ersten Geschlechtsverkehr bereits einen Impfschutz zu haben).
Eine Aktuelle Studie zeigt nach einer speziellen Impfung gegen Papillomaviren sogar einen Rückgang von bereits vorhandenen Zellveränderungen: "Regression of papilloma high-grade lesions (CIN 2 and CIN 3) is stimulated by therapeutic vaccination with MVA E2 recombinant vaccine.", Cancer Gene Ther. 2006 Jun;13(6):592-7. HPV-Impfungen sind also möglicherweise nicht nur vorbeugend sondern auch als Therapie sinnvoll. Dies ist aber nicht die in Deutschland zugelassene Impfung.
"Jetzt hatte ich allerdings schon Sex (mit pille verhütet)!
Kann ich mich trotzdem noch impfen lassen??"
selbstverständlich, die Impfempfehlung gilt unabhängig von der Tatsache, dass eine Frau bereits Geschlechtsverkehr hatte.
"Gibt es irgendwelche Nebenwirkungen?"
In den uns bekannten Studien wurde über keine besonderen Nebenwirkungen berichtet. Es können die üblichen harmlosen Nebenwirkungen auftreten, die auch bei anderen Schutzimpfungen nicht weiter ungewöhnlich sind: leichte Schmerzen, Schwellungen, Jucken und Rötungen an der Injektionsstelle. In einigen Fällen können Fieber, Übelkeit und Benommenheit auftreten (dies sind meist Zeichen dafür, dass sich der Körper mit dem Impfstoff auseinandersetzt, das Immunsystem wird trainiert).
"Und kann ich während der Pause von der einen zur anderen Spritze trotzdem mit meinem Freund schlafen?"
ja, dies hat auf die Wirksamkeit der Impfung keinen Einfluss.
Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden,
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