Hallo,
"Es gibt sehr viele verschiedene HPV- Viren, davon mehrere sogenannte High-Risk- Viren. Meine Frauenärztin im Uniklinikum hat mich darüber aufgeklärt, dass a) die Impfung nur vor einigen dieser High-Risk- Viren schützt"die Ärztin hat Ihnen gewiss auch erklärt, dass die Impfung gegen die häufigsten Virustypen schützt, siehe unsere ausführlichen Beiträge oben in diesem Themenblock, dort schrieben wir: Der gängige Impfstoff wirkt gegen vier Papillomavirustypen, gegen die Typen HPV 16 und 18, die knapp 70% der Gebärmutterhalsveränderungen verursachen, und die Typen 6 und 11, die ca. 90% der Genitalwarzen auslösen.
Es werden also die in Deutschland besonders relevanten HPV-Typen ausgeschaltet, die Impfung ist dabei sehr effektiv: in Studien zeigten sich bei ca. 98% der Geimpften ein Schutz vor Gebärmutterhalsvorstufen, die durch die im Impfstoff enthaltenen Typen ausgelöst werden (Rambout et al.: "Prophylactic vaccination against human papillomavirus infection and disease in women: a systematic review of randomized controlled trials." CMAJ. 2007 Aug 28;177(5):469–79.).
Wenn Ihnen diese Schutzwirkung nicht ausreicht, ist das Ihre persönliche Einschätzung, aus ärztlicher Sicht ist eine Impfung dagegen unbedingt angeraten, da die Wirksamkeit nachweislich exzellent ist.
" und dass b) eine Impfung nach erfolgter und nachgewiesener Infektion sinnlos ist. "diese Aussage widerspricht der aktuellen Literatur. Sie sagten doch selbst, dass es mehr als einen HPV-Typ gibt. Wenn also eine Frau eine Infektion mit einem Virus-Typ durchgemacht hat, ist sie nach wie vor anfällig für andere HPV-Arten. Der Impfstoff schützt aber mindestens gegen vier unterschiedliche Viren (evt. sogar gegen weitere, das die Antikörper auch auf andere Viren "passen" könnten), d.h. die Patientin kann dann trotzdem noch von der Impfung profitieren. Dementsprechend sagt das Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP) der amerikanischen Regierungsbehörde CDC (Centers for Disease Control): "However, females infected with one or more vaccine HPV types before vaccination would be protected against disease caused by the other vaccine HPV types.", übersetzt: ". Frauen, die vor der Impfung mit einem oder mehreren Impfstoff HPV Typen infiziert waren, wären trotzdem vor Erkrankungen geschützt, die durch die anderen Impfstoff-HPV-Typen ausgelöst werden" (MMWR Recomm Rep. 2007 Mar 23;56(RR-2):1-24. Quadrivalent Human Papillomavirus Vaccine: Recommendations of the Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP)., Markowitz et al.).
Angesichts der Wirkung gegen mehr als einen Virustyp wird mittlerweile von vielen Experten die Meinung vertreten, dass auch ältere Frauen (die bereits die Möglichkeit hatten, mit den Viren in Kontakt zu kommen) geimpft werden sollten (J Obstet Gynaecol Res. 2009 Aug;35(4):712-6.
HPV vaccination in women over 25 years of age: Asian Cervical Cancer Prevention Advisory Board recommendations., Basu et al. und Gynecol Oncol. 2009 Dec;115(3 Suppl):S15-23. Epub 2009 Oct 12. HPV vaccination against cervical cancer in women above 25 years of age: key considerations and current perspectives. Castellsagué et al.)
Nur für eine Frau, die bereits mit allen vier im Impfstoff enthaltenen Viren in Kontakt gekommen ist, dürfte die Impfung sinnlos sein.
"Ausserdem verleitet die Impfung viele junge Frauen zum ungeschützten Verkehr, weil sie durch Foren wie diese irrtümlicherweise glauben, nach einer Impfung vollständig geschützt zu sein."eine völlig unbelegte Behauptung. Bitte stets entsprechende Studien zitieren. Es gibt keine Hinweise auf ein geändertes Sexualverhalten. Im Übrigen: jeder Arzt, der gegen HPV impft, sollte darauf verweisen, dass nach einer Impfung kein Schutz gegen andere HPV Typen oder sonstige sexuell übertragbare Krankheiten, insbesondere AIDS, besteht. Safer Sex ist Pflicht.
Ausserdem möchten wir auf dem Umstand verweisen, dass in der Praxis ohnehin kaum eine junge Frau über HPV Bescheid wusste (anders als bei AIDS, dort gibt es meist ein gewisses Grundwissen), d.h. im Rahmen der Impfung wird zumindest ein gewisses Bewusstsein für diese Erkrankung geschaffen.
" Solche Aussagen sind unverantwortlich"aus ärztlicher Sicht ist es unverantwortlich, jungen Frauen keinen Schutz vor einer potenziell tödlich verlaufenden Erkrankung zu bieten. Jeder Frauenarzt kennt das durch Gebärmutterhalskrebs verursachte Leid, auf die Möglichkeit, Patientinnen diesen schlimme Krankheit zu ersparen, darf man nicht leichtfertig verzichten.
Wir verkaufen weder Impfstoffe, noch wird über das Internet geimpft, das Ärzteteam kann also äusserst neutrale Einschätzungen geben. Wenn es Studien mit negativen Ergebnissen gibt, wird darüber hier sofort berichtet.
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Beste Grüsse
Ihr Cyberdoktor-Team
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