Hallo,
"ich habe mich vor zwei Wochen das erste Mal gegen HPV impfen lassen."
eine sehr richtige Entscheidung!
"Eine Woche später hatte ich eine sehr starke Schwellung an der Einstichstelle ansonsten hatte ich noch nie Beschwerden nach irgendeiner Impfung) und einen Juckreiz. Ich konnte mich vor Schmerzen nicht mehr auf den Arm legen und das ist bis jetzt nicht besser geworden."
Juckreiz, Schmerzen und Schwellungen wären absolut nicht weiter ungewöhnliche Nebenwirkungen nach Impfungen aller Art (auch wenn das bei Ihnen erstmals auftritt). Eine stärkere Schwellung mit Schmerzen im Injektionsbereich wird oft durch einen Bluterguss nach Spritze verursacht. Bitte das nächste mal mehrere Minuten gut drücken, und diesbezüglich noch mal mit dem Arzt sprechen, ob er hier auch einen Bluterguss als Ursache sieht, evtl. kann der Arzt auch eine Salbe gegen den Juckreiz verschreiben. Bei ausserordentlich starken Schmerzen und einer sehr starken Schwellung ohne Besserung sollte stets der Arzt kontaktiert werden, es gibt ja auch noch die unwahrscheinliche Möglichkeit einer Infektion am Einstichloch in die Haut.
"Außerdem hatte ich Schwindelanfälle und bin oft jetzt noch geschwächt. Dazu kommen Lahmheitsgefühle in den Beinen usw."
Man sollte nicht den Fehler machen, Krankheitssymptome aller Art direkt einer Impfung, die Tage oder Wochen zurückliegt zuzuordnen (den Arzt zu informieren ist aber dennoch sinnvoll). Wenn sehr viele Menschen geimpft werden, ist es wahrscheinlich, das einige dieser Patienten zufällig nach der Impfung an Krankheiten erkranken, die sie auch ohne die Impfung so oder so bekommen hätten. Insbesondere so allgemeine Symptome wie Schwindel, Abgeschlagenheit oder Schwächegefühle sind völlig unspezifisch und allen Hausärzten aus der täglichen Praxis auch bei jungen Frauen wohlbekannt.
Eine Studie hat genau diese komplett zufälligen Zusammentreffen von Impfung und anderen Krankheiten untersucht und erwartet z.B. auf 100.000 HPV Geimpfte ca. 3 Allergiefälle innerhalb von 24h nach der Impfung, wichtig ist es zu verstehen, dass diese Fälle auch
ohne die Impfung aufgetreten wären (
Siegrist CA et al. 2007: "
Human papilloma virus immunization in adolescent and young adults: a cohort study to illustrate what events might be mistaken for adverse reactions."
), die Patienten aber natürlich einen Zusammenhang erwarten.
"Gerade habe ich auch noch Akte 08 gesehen, wo andere Mädchen das gleiche Problem bzw, die gleichen Probleme geschildert haben."
Dies ist eine schulmedizinische Webseite, d.h. hier haben Studien und Empfehlungen von seriösen Wissenschaftlern wie denen am Robert-Koch-Institut, die sich seit Jahrzehnten mit Impfstoffen beschäftigen und mit ihrer Arbeit zahlreichen Menschen Leiden erspart haben, ihren Platz, nicht die oberflächlichen 2-Minuten-Clips aus Boulevardmagazinen.
"Bisher wurden 249 solcher Fälle geschildert."
bitte hier keine Behauptungen aufstellen die nicht durch entsprechende Quellen zu belegen sind. Man kann aber nicht von "solchen Fällen" sprechen, in Studien zeigten sich für die HPV Impfung keine speziellen, ungewöhnlichen Nebenwirkungen, die typisch für diesen Impfstoff wären, siehe z.B. eine Studie mit fast 20.000 Teilnehmern ("Efficacy of a prophylactic adjuvanted bivalent L1 irus-like-particle vaccine against infection with human papillomavirus types 16 and 18 in young women: an interim analysis of a phase III double-blind, randomised controlled trial.", Lancet. 2007 Jun 30;369(9580):2161-70.), die keine ungewöhnlichen Vorkommnisse beobachten konnte. Dubiose Internetwebseiten sollten Sie nie als glaubwürdig ansehen, wenn diese Angebote Behauptungen nicht mit Studien belegen können.
"Ich habe das alles außer die Beschwerden an der Einstichstelle) erst nicht auf die Impfung bezogen, aber jetzt weiß ich, dass doch was dran ist an den - für mich sehr ungewöhnlichen - Beschwerden."
Sie haben zwar Beschwerden, ein Zusammenhang mit der Impfung ist aber nicht zu beweisen und kaum vorstellbar, aus Patientensicht ist es dennoch natürlich verständlich, die Impfung verantwortlich zu machen, es fällt stets schwer an Zufälle zu glauben. Bei der grossen Anzahl von Geimpften muss es aber zwingend zu solchen zufälligen Zusammentreffen kommen, insbesondere die von Ihnen geschilderten völlig unspezifischen Symptome, führen jeden Tag Menschen ganz ohne Impfung in die Arztpraxis. Man sollte sich vom Haus- und Frauenarzt erneut beraten lassen, diese werden Ihnen bestimmt diese Sorgen nehmen.
"Überlegt nochmal Geht lieber regelmäßig zur Kontrolle, das hilft auch."
bitte in unseren Foren keine Behauptungen oder Empfehlungen posten, die Sie nicht durch Studien belegen können. Die Kontrolle kann eine Zell-Entartung im Gebärmutterhals nur frühzeitig
entdecken, die Impfung kann diese Zellveränderungen aber sicher
verhindern (High sustained efficacy of a prophylactic quadrivalent human papillomavirus types 6/11/16/18 L1 virus-like particle vaccine through 5 years of follow-up.", Br J Cancer. 2006 Dec 4;95(11):1459-66. Epub 2006 Nov 21.). Im Frauenheilkundebereich tätige Ärzte werden Ihnen bestätigen, das eine Krebserkrankung im Bereich der Gebärmutter mit grossem Leid einhergehen kann, eine juckende Impfstelle ist da wirklich das kleinere Übel.
"Ich hätte mich nach dieser Erfahrung gegen die Impfung entschieden."
das wäre falsch, wir raten dazu, dass Sie sich erneut durch den Frauenarzt beraten lassen und auch nach Absprache mit dem Arzt auch die restlichen Impfungen machen lassen.
Beste Grüsse
Ihr Cyberdoktor-Team
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