Hallo,
"Ist jetzt - also nach dem Absetzen der Antibiotika - die Pille wirksam, auch wenn ich in der ersten Woche der Pilleneinnahme gleichzeitig Antibiotika genommen habe?"
Wenn Sie Antibiotika und die Antibabypille nehmen, muss stets der Arzt prüfen, ob die Möglichkeit von Wechselwirkungen zwischen dem Antibiotikum und den Pillenhormonen besteht, es gibt eine Antiotika-Wirkstoffgruppe (Rifampicin), bei der eine Abschwächung der Pille auftritt (Abbau der Pillenhormone in der Leber wird beschleunigt). Das gilt dann theoretisch sogar noch für einige Tage nach Ende der Antibiotikaeinnahme.
Rifampicin ist aber eine Ausnahme, eine bedeutsame Abschwächung der Pillenwirkung ist bei den gängigen sonstigen Antibiotika zu verneinen (ausser es kommt zu Durchfall oder Erbrechen). Die aktuelle Fachliteratur sagt dementsprechend klipp und klar: "Frauen, die Antibiotika einnahmen haben keine klinisch [bezüglich der Wirkung] bedeutsam verminderten Blutwerte für Östrogene und Gestagene." (siehe
Robert Anthony Hatcher 2004, Contraceptive technology
).
Die Empfehlungen der angesehenen britischen Frauenärzteorganisation FSRH (Faculty of Sexual & Reproductive Healthcare) stellen ebenfalls fest, dass keine direkte Abschwächung der Pille durch Standard-Antibiotika zu erwarten ist und empfehlen daher auch keine zusätzlichen Schutzmassnahmen. Nur das Auftreten von Erbrechen und Durchfall als Antibiotikanebenwirkung wird als Gefährdung des Schwangerschaftsschutzes bezeichnet (
FSRH: Drug Interactions with hormonal contraception
).
Man kann evt. im Einzelfall leichte Abweichungen der Blutwerte beobachten, die Verhütung ist aber normalerweise trotzdem gegeben. Dementsprechend sehen einige Literaturquellen sogar keinen Bedarf für einen zusätzlichen Schutz: "Breitspektrum Antibiotika...reduzieren nicht die Effektivität oraler Kontrazeptiva...backup Methoden [Kondome] sind nicht nötig, ausser der Gesundheitszustand des Patienten verhindert die Einnahme bzw. Absorption [Aufnahme im Darm, z.B. bei Durchfall oder Erbrechen]." Quelle siehe oben.
Um ganz sicher zu gehen, raten viele ältere Empfehlungen (z.B.
Cerel-Suhl SL et al. 1999: "
Update on oral contraceptive pills."
) noch dazu, während der Antibiotikatherapie mit Kondomen zu verhüten und diese auch nach Beendigung der Antibiotikagabe noch eine Woche lang zu benutzen, d.h. bis nach Absetzen der Antibiotika wieder 7 Antibabypillen nacheinander ohne Einnahmefehler (an sieben aufeinander folgenden Tagen) eingenommen wurden (diese Empfehlung ist im Allgemeinen überholt).
Theoretisch könnte es also in bestimmten Situationen zu einer Wirkungsabschwächung der Pille kommen. Die praktische Gefahr einer Abschwächung der Pille durch Antibiotika ist aber vermutlich extrem gering, die Studie "Oral contraceptive failure rates and oral antibiotics." (
Helms SE et al. 1997: "
Oral contraceptive failure rates and oral antibiotics."
) konnte bei Pilleanwenderinnen nach Einnahme von gängigen Mitteln ( Tetracyclin, Penicillin und Cephalosporin) KEINE signifikante Zunahme von Schwangerschaften beobachten, zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommt auch die Studie "Oral contraceptive efficacy and antibiotic interaction: a myth debunked." (
Archer JS et al. 2002: "
Oral contraceptive efficacy and antibiotic interaction: a myth debunked."
).
Diese Studien legen nahe, dass übertriebene Sorgen fehl am Platze sind, es gilt aber stets, den Einzelfall mit dem Frauenarzt zu besprechen, und den jeweiligen Wirkstoff zu kennen, denn zumindest für den Wirkstoff für Rifampicin (er wird selten eingesetzt, z.B. bei Tuberkulose oder Hirnhautentzündung) besteht nachweislich die Gefahr einer Wirkungsabschwächung der Antibabypille. Bei ungeschütztem Verkehr im Problemzyklus (d.h. bevor nach Ende der Antibiotikatherapie wieder sieben Pillen genommen wurden) ist für eine maximale Sicherheit kurz mit dem Frauenarzt zu sprechen.
Beste Grüsse
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