Hallo,
"Habe anfang des Jahres eine 3Monats Spritze bekommen und bekomme jetzt seit gut 4 Monaten meine Periode nicht mehr"
das ist nicht sehr ungewöhnlich.
Nach längerer Verhütung mit hormonellen Verhütungsmethoden (ausser der Minipille) kann es nach Absetzen über einige Monate (teils bis zu einem Jahr) zu Zyklen mit Zwischenblutungen, ausbleibenden (wie bei Ihnen), stärkeren oder schwächeren Monatsblutungen und ausbleibenden Eisprüngen kommen.
Der natürliche Zyklus zeigt eine Vielzahl von exakt aufeinander abgestimmten, zu bestimmten Zeitpunkten ablaufenden Vorgängen und komplizierten zyklischen Änderungen der Hormonproduktion, da sind Störungen leicht möglich und es dauert nach Absetzten der Mittel einfach eine gewisse Zeit, bis sich wieder alles eingespielt hat.
Halten die Zyklusstörungen länger an, ist ein kurzer Kontroll- bzw. Beratungstermin beim Frauenarzt aber stets sinnvoll, auch um (meist) unnötige Sorgen zu zerstreuen. Schreiben Sie uns, was der Arzt sagt, wir freuen uns immer über eine Rückmeldung.
"Habe aber einen Kinderwunsch"
warten Sie sicherheitshalber mit ungeschütztem Verkehr (Kondome einsetzen), bis Sie wieder einen oder zwei stabile Zyklen hatten (mit Periode), dann ist sichergestellt, dass eine befruchtete Eizelle optimale Einnistungsbedingungen vorfindet.
Nach Einsatz der Verhütungsspritze müssen Frauen mit Kinderwunsch ca. 3 mal so lange auf die Erfüllung des Kinderwunsches warten, wie Frauen, die zwecks Verhütung nur auf Kondome gesetzt haben (ca. 14 Monate zu 4 Monaten,
Hassan MA et al. 2004: "
Is previous use of hormonal contraception associated with a detrimental effect on subsequent fecundity?"
). Es dauert also, bis sich die hormonellen Regelkreise wieder eingespielt haben.
"und was kann ich tun????"
normalerweise kann man nur abwarten.
Da man aber nie weiss, ob es schon im nächsten Zyklus mit dem Kinderwunsch klappt: Wir empfehlen stets vor Absetzen der Verhütungsmittel bzw. vor ungeschütztem Geschlechtsverkehr ein Beratungsgespräch bei Ihrem Frauenarzt (Ihr Partner kommt mit). Der Arzt wird Sie untersuchen und die nötigen Bluttests machen, z.B. um eine Immunität gegen Röteln und Windpocken festzustellen. Rötelnerkrankungen sind ja in der Frühschwangerschaft für den Embryo sehr gefährlich, falls Sie nicht gegen Röteln immun sind, sollten Sie sich vor Eintritt einer Schwangerschaft gegen Röteln impfen lassen.
Zusätzlich sollte wenn nötig der Impfschutz gegen Keuchhusten nachgeholt bzw. aufgefrischt werden.
Zum Impfschutz bei Erwachsenen gehören aber auch die alle zehn Jahre fälligen Auffrischimpfungen gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) und Diphtherie. Bei Impflücken wird ein Kombinationsimpfstoff (Tetanus/Diphtherie/Pertussis) eingesetzt.
Die Impfungen schützen nicht nur Mutter und Kind während der Schwangerschaft, auch nach der Geburt profitiert das Neugeborene über den sog. Nestschutz von der Immunität der Mutter. Antikörper der Mutter gegen z.B. Masern, Mumps, Röteln und Tetanus gelangen über die Plazenta in das Kind und schützen es noch Monate nach der Geburt.
Familiäre Risiken wie Erbkrankheiten oder Diabetes werden ebenfalls geklärt.
Der Arzt wird Sie auch beraten, welche Medikamente erlaubt sind, und welche Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente wichtig sind. Wichtig ist eine gesunde ausgewogene Ernährung mit sportlicher Betätigung. Über- oder Untergewicht schadet nicht nur der Fruchtbarkeit, sondern verursacht auch während der Schwangerschaft Probleme. Rauchen und Alkoholkonsum sollten eingestellt werden.
Zusätzlich unsere Standardfrage bei Kinderwunsch: Nehmen Sie bereits Folsäure? Dies wäre sehr wichtig!
Bei Kinderwunsch sollte stets mit Absetzen der Verhütungsmittel (d.h. wenn Sie anfangen, ungeschützten Verkehr zu haben) eine Folsäureeinnahme begonnen werden. Denn wenn Sie bei einer Schwangerschaft eine ausbleibende Periode bemerken und erst dann mit Folsäure starten, haben Sie schon wichtige Tage für die Folsäuregabe verpasst. Entscheidend ist besonders der Zeitraum der ersten (meist ja unbemerkten) Schwangerschaftswochen, da sich die gefürchteten Neuralrohrdefekte schon in der zweiten bis dritten Schwangerschaftswoche bilden können.
Die Folsäure verhindert die genannten kindlichen Missbildungen so sicher, dass in anderen Ländern Folsäure dem Mehl beigemischt wird, dies wäre auch für Deutschland wünschenswert.
Beste Grüsse und Alles Gute, halten Sie uns auf dem Laufenden
Ihr Cyberdoktor-Team
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