Hallo,
schnelle Antwort, damit wir zumindest noch einen Teil Ihres Wochenendes retten können. Die von Ihnen geschilderten Befunde sind in der Praxis häufig und - da in der Regel keine ernste Erkrankung dahinter steckt - gibt es für für Panik keinen Anlass.
"Ende 2010 Pap2k, danach Pap2,Jan.13 und April 13 Pap3D, HPV negativ Behandlungsvorschlag damals: Kontrolle"kein ungewöhnlicher Verlauf, die Ergebnisse aus Pap-Vorsorgeuntersuchungen können sich verändern, z.B. abhängig von Stress, Infektionen oder Hormonschwankungen. Man kontrolliert dann bei einfach Gelegenheit.
"Juiceplus aus Amerika... sowie Infusionen mit hochdosierten Vitaminen um mein Immunsystem zu stärken. Das habe ich abgelehnt und den Arzt gewechselt"wir dürfen Sie zu diesem Schritt beglückwünschen, leider gibt es eine Anzahl von Ärzten, die mit der Verordnung dieser obskuren Mittel weniger das Wohl des Patienten, als den eigenen Kontostand im Auge haben. Für die Aussage, dass man unser Immunsystem so stärken kann, gibt es keine Belege in seriöse Studien. Typischerweise werden derartige Präparate bevorzugt an Frauen verordnet, die nicht an handfesten Krankheiten leiden. D.h. der Erfolg oder Misserfolg kann anschliessend nicht direkt der Einnahme zugeordnet werden, z.B. bei einem unerfüllten Kinderwunsch oder Pap-Auffälligkeiten (in diesen Situationen kommt es ja auch oft zu einer spontanen Besserung).
"Juni 2013: Pap4a (telefonisch am Freitag mitgeteilt, das WE ist eines der schrecklichsten, das ich je hatte)"keine sensible Vorgehensweise, wenn Pap-Abstriche höherer Stufe nicht in einem ausführlichen Gespräch erläutert werden, sind unnötige Ängste vorprogrammiert, insbesondere, wenn an einem Wochenende die Patientinnen viel Zeit für Internetrecherchen haben, bei denen sich dann viel beunruhigendes Halbwissen finden lässt (
Cyberchondrie
).
"Vorschlag: Dysplasiesprechstunde zeitnah."sinnvoll, im Rahmen einer Dysplasiesprechstunde werden von Experten die Befunde erläutert und auch die weitere Vorgehensweise abgesprochen (z.B. ob zunächst erneut kontrolliert oder ausgeschabt wird).
"Essig und Jodanfärbung wurde gemacht."d.h. es wurde eine Scheidenspiegelung durchgeführt. Wenn sich im Rahmen dieser Untersuchung keine Auffälligkeiten finden lassen, wird je nach Einzelfall im nächsten Schritt eine Ausschabung des Gebärmutterhalses vorgenommen, um Veränderungen, die höher sitzen, zu erkennen. Ausserdem kann man die Zytologie (den Abstrich) wiederholen, würde sich dann erneut ein Pap IV ergeben, wird eine Konisation gemacht, der dann entnommene Gewebekegel erlaubt eine sichere Beurteilung der Verhältnisse (und würde, wenn tatsächlich ernste Veränderungen vorliegen, das Problem in der Regel auch sofort und auf Dauer lösen).
"Aussage des neuen Arztes: Da könnte ein Tumor weiter oben sitzen."derart unbedachte pauschale Aussagen lösen zwangsläufig Ängste aus. In solchen Fällen ist es durchaus sinnvoll, eine Zweitmeinung bei einem Arzt, der bereit ist, die Befunde in Ruhe zu erläutern und auch die (geringe) Wahrscheinlichkeit für einen ernsten Verlauf einzuschätzen. Viele Patienten nehmen derart schief gelaufene Gespräche zum Anlass, einen Mediziner zu suchen, der auch auf dem Bereich der Gesprächsführung fortgebildet ist.
"Ich bin in so einer schlechten seelische Verfassung, dass ich eine sofortige Konisation ohne Umweg über die Dysplasiesprechstunde haben möchte."Die Sprechstunde ist aber sinnvoll, da bisher nicht in Ruhe aufgeklärt wurde und Ihnen nur isolierte Befunde um die Ohren gehauen wurden. Wenn die Risiken und Diagnose bzw. Behandlungsschritte gemäss Leitlinien vernünftig erläutert worden wären, gäbe es für Ihre grossen Ängste keine Grundlage und es wäre klar, dass ein Pap IV kein Notfall ist, der ein sofortiges Eingreifen erfordert.
"Bei Pap4a steht ja immer eine OP an?"nein, durchaus nicht immer, siehe unsere ausführlichen Beiträge oben in diesem Themenblock, ein PapIV kann sich sogar auch zurückbilden. Je nach Einzelfall wird eine Biopsie, eine Ausschabung oder erneute Kontrolle vorgenommen (
Leitlinie für die Diagnose und Therapie von Cervikalen Intraepithelialen Neoplasien (CIN)und Mikrokarzinomen der Cervix uteri
).
"Noch lieber wäre mir die sofortige Gebärmutterentfernung, weil sich die Befunde so schnell verschlechtert haben."der geschilderte Befundverlauf ist in der Praxis überhaupt nicht ungewöhnlich und durchaus kein Anlass für eine Gebärmutterentfernung. Das ist keine kleine OP, die man auf die leichte Schulter nehmen kann, diverse Spätfolgen sind möglich, z.B. Schmerzen.
"Ich hatte im Juni 2013 eine schwere Unterleibsentzündung ... 4 Monate später besser wurde."im Rahmen von Infektionen kann es durchaus zu Veränderungen der Pap-Stufe kommen, auf diesen Umstand würde man gewiss auch in einer Dysplasiesprechstunde hinweisen. Auch hier gilt: bei anhaltenden Symptomen wäre eine schnelle zweite Meinung sinnvoll gewesen, Sie hätten nicht monatelang warten müssen.
"Kann sich hinter einem Pap4a schon richiger Krebs verbergen?"unabhängig von der Pap-Stufe kann bei jeder Frau eine bösartige Veränderung vorliegen. Die Pap-Abstriche geben nur Anhaltspunkte und signalisieren den Bedarf für weitere Untersuchungen (bei denen dann in den meisten Fällen kein Krebs gefunden wird).
"Bekommt man bei einem CIS eine Chemotherapie?"Meist spricht man von einer CIN, d.h. eine Cervikale Intraepitheliale Neoplasie. Da dabei die veränderten Zellschichten im Gebärmutterhals nur in der Deckschicht (Epithel) zu finden, ist eine Chemo- oder Strahlentherapie, anders als bei einem Krebs, der in die Tiefe gedrungen ist, nicht notwendig, mit der Konisation ist die Sache in der Regel ausgestanden. Die schwerste CIN Stufe III kann man auch als Carcinoma in situ (CIS) bezeichnen, aber auch dann reicht in der Regel die Konisation (ist ja auf nicht in andere Gewebe eingewachsen). In einer grossen Studie mit mehreren Tausend Patientinnen mit PAP IV vergleichbaren Befunden waren im Anschluss an eine Konisation nach durchschnittlich 18 Jahren noch über 99% rückfallfrei, siehe
Reich O et al. 2001: "
Cervical intraepithelial neoplasia III: long-term outcome after cold-knife conization with clear margins."
).
"Ist Gefahr in Verzug, wenn ich dennoch so lange warte?"nein, das ist die übliche Vorgehensweise. Berichten Sie hier bitte über den weiteren Verlauf, Sie helfen damit auch anderen Betroffenen.
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Ihr Cyberdoktor-Team
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