Risiken und Gefahren:
Schnuller - Infektionen
durch Nuckeln?
|
Ein
nicht nur in Elternzeitschriften heiß diskutiertes Thema ist
der Einsatz des Schnullers
bei Säuglingen und Kleinkindern. Unbestrittener Vorteil des
Schnullers ist das Training des Saugreflexes beim Säugling.
Ebenso unbestritten eine positive Eigenschaft, nicht zuletzt
im Hinblick auf die elterliche Gemütsverfassung, ist seine
beruhigende Wirkung.
So konnte in einer Studie britischer Wissenschaftler ein
eindeutig
schmerz-reduzierender Effekt des Schnullereinsatzes bei Neugeborenen
nachgewiesen werden.
|
Auf
welcher Grundlage dieser basiert bleibt
allerdings noch ungeklärt. Vermutet wird, dass
der Saugvorgang des Neugeborenen soviel
Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, daß für den Schmerz kaum noch
Wahrnehmungsreserven
zur
Verfügung stehen. Diese beruhigende Schnullereigenschaft
wird unter anderem auch als Erklärungsmodell für ein signifikant
erniedrigtes Risiko eines Auftretens des plötzlichen Kindstod
(SIDS) herangezogen. Möglich wäre einerseits, dass Schnullerkinder
sich nicht so häufig auf das Gesicht legen, andererseits, dass
durch das Training von Kaumuskulatur und Speichelfluss ein schnelleres
Erwachen aus dem Tiefschlaf resultiert.
Für
eine Beendigung des Schnullergebrauches spätestens zum Ende des
ersten Lebensjahres spricht, neben der Reduktion des statistischen
Risikos für das Auftreten des plötzlichen Kindstodes mit Ablauf
der ersten zwölf Lebensmonate, die Gefahr des Auftretens von Kieferdeformationen
durch Dauernuckeln und ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von
Infektionen.
Allseits
bekannt ist die an die Eltern gerichtete Warnung einen Schnuller
vor Weitergabe an den Säugling, wegen der damit verbundenen Bakterienübertragungs-gefahr
(z.B. Karies, Helicobacter) nicht selber in den Mund zu nehmen.
Unlängst aber wurde von finnischen Wissenschaftlern auch ein Zusammenhang
zwischen Schnullergebrauch und Auftreten von Mittelohrentzündungen
dokumentiert. Verantwortlich für ein erhöhtes Infektionsrisiko
werden, bedingt durch den Saugvorgang, im Hals-Nasen-Rachenraum
veränderte Druckverhältnisse gemacht. Dies insbesondere bei im
Rahmen der kindlichen Entwicklung häufigen Atemwegs-infekten:
So entsteht neben einer verstopften Nase durch den Schnuller ein
weiterer Verschluss des Hals-Nasen-Rachenraums. Hierdurch wiederum
wird eine Vermehrung von Infektionserregern begünstigt. Nicht
zuletzt warnt auch die Zeitschrift Ökotest
vor einem allergisierenden Potential von Silikonschnullern - in
allen getesteten Silikonsaugern wurde das Schwermetall Platin
nachgewiesen.
Literatur:
B.
Trumann, Robert-Koch-Institut, Berlin, et al.; Pädiatrische Praxis,
57. Jg., Heft 4 (2000), S. 544 - 546 MTD 29 / 2000 S. 32
R. Schilke, Poliklinik für Kieferorthopädie, Medizinische Hochschule
Hannover, et al.; Monatsschrift Kinderheilkunde, 145. Band, Heft
7 (1997), S. 693-698
Der Spiegel, Heft 40 (2000), S. 260
British Medical Journal, Vol. 319 (1999), S. 1393 - 1397
www.oekotest.de
[Artikel - Übersicht ]
©
cyberdoktor.d
|