Gentechnik
Zwischen
Hoffnung und Spekulation
Letztlich
hat noch kein Gericht endgültig entschieden was an der menschlichen
Erbinformation patentierbar sein soll. Doch im Goldrausch der
Biotechnik werden von Biotechunternehmen fortwährend Patente beantragt.
Allein Craig Venter von der Firma Celera hat vorsorglich schon
über 6000 Patentanträge eingereicht.
Die
Börsenkurse der auf dem Gebiet der Biotechnik aktiven Unternehmen
weisen steil nach oben. Niemand aber weiss wer das Rennen, im
doppelten Sinne des Wortes, überleben wird.
Wenn
sich die Erwartungen in die Möglichkeiten der Gentherapie erfüllen,
bedeutet das eine Revolution in der Medizingechichte. Heutige
Therapiemethoden wären dann in die Tradition der mittelalterlichen
Baderchirurgie einzuordnen. Aber abzusehen ist, dass es noch Jahrzehnte
dauern wird, bis die Pharmafirmen wirklich in der Lage sein werden
Medikamente gegen genetisch bedingte Erkankungen zu entwickeln.
Denn noch ist unklar welche genaue Rolle die Gene bei der Krankheitsentstehung
spielen und welche Therapieformen sich aus den gewonnen Erkenntnissen
ableiten lassen.
Nur
1,5 Prozent der Erbinformation trennen den Menschen vom Affen.
Ein deutlicher Beleg für die Komplexität des Gensystems. Andererseits
geht die Entschlüsselung des Gencodes zügig voran. Immer mehr
bedeutende Genorte für die Entstehung von Erbkrankheiten werden
entdeckt. Welche Konsequenz wird sich hieraus ableiten lassen?
Der Erkennung eines Gendefektes folgt keine entsprechende Therapiemöglichkeit.
Sie bietet aber die Möglichkeit zur Selektion des humanen Potentials,
z.B. bei Einstellungsuntersuchungen, oder beim Versicherungsabschluss.
Winzige Bestandteile menschlicher Sekretionen werden zur Analyse
reichen. Genuntersuchungen werden maschinell gesteuert, zuverlässig,
schnell und billig, erfolgen. Die menschlichen Grundrechte werden
hier berührt. Immer essentieller stellt sich die Frage nach der
Menschenwürde, nach Freiheit und Demokratie.
Wem
hilft die Erkenntnis sicher an Morbus Alzheimer oder am Veitstanz
(Chorea Huntington) zu erkranken, wenn keine grundlegenden Therapieoptionen
zur Verfügung stehen. Selbst im Falle einer Heilungsmöglichkeit
- wer finanziert die Therapie, wer die Rentenversicherung. Was
tun gegen Überbevölkerung? Grundlegende Fragen der menschlichen
Ethik, der sich die Politik nur zurückhaltend zu nähern weiss.
Der politische Optimismus wirkt dagegen, nicht zuletzt im Vertrauen
auf die ökonomische Potenz der Biotechunternehmen, ungebrochen.
So erweist sich das amerikanische Patentrecht sehr liberal, im
europäischen Patentamt, so entsteht der Eindruck, irrt man sich
gezielt bei der Patenterteilung (Widerstand
gegen EU-Gen-Richtlinie). In Estland gar lässt sich nach Island
ein ganzes Volk in einer Gendatenbank erfassen. Verkauft werden
soll sie an die Pharmaindustrie.
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